Ist Deutschland wirklich so schlecht wie alle immer sagen?

13 Antworten

Nein, so schlecht kann Deutschland nicht sein, wenn so viele hierher kommen wollen. Nach der dunklen Zeit 33-45 können wir darauf zu Recht auch ein wenig Stolz sein.

In der Schweiz ist es definitiv nicht besser als hier, und in Skandinavien ist das Wetter auch nicht besser, im Gegenteil. Also, ich wohne gerne hier und fühle mich auch wohl.

Es ist irgendwie schwer auf die Frage zu antworten, weil die Formulierung "wie viele über Deutschland denken und nur Schlechtes in diesem Land sehen" so allgemein gehalten ist, dass vermutlich jede:r an etwas anderes denkt.

Man könnte damit einerseits die Leute meinen, die sich bspw. während der Pandemie radikalisiert haben und glauben, D. wäre eine Diktatur, es gäbe keine Meinungsfreiheit und das Volk würde unterdrückt.

Andererseits fühle ich mich auch selbst angesprochen, da ich vieles an Deutschland kritisiere (bevor jetzt kommt, dass ich dann gefälligst gehen soll: Bin ich schon. Aber in Österreich ist es auch nicht viel besser).

Dementsprechend kann die Alternative auch entweder in einem überhöhten Patriotismus oder Nationalismus bestehen, während man glaubt, dass die Regierenden das schöne Land kaputt machen, oder auch darin, bestimmte Errungenschaften hervorzuheben (Demokratie, Sozialstaat, Wohlstand). Das kann aber auch dazu führen, dass man Kritik im Keim erstickt. Ich bin beispielsweise im Gegensatz zu dir nicht der Meinung, dass niemand unfreiwillig obdachlos sein muss. Das kann ich auch gerne weiter ausführen, aber das führt hier zu weit. Jetzt kann man mir entgegnen, dass es bei uns doch viel besser ist als beispielsweise in den USA und man deswegen keine weiteren Verbesserungen anstreben sollte, weil es anderswo ja noch viel schlimmer ist. Das untergräbt leider jede Diskussionsgrundlage.

Ich persönlich bin dafür, das Ganze differenziert zu betrachten, obwohl ich vieles radikal kritisiere. Ich nenne hier mal ein paar Punkte, um zu verdeutlichen was ich meine:

Deutschland ist eine funktionierende Demokratie mit freien und fairen Wahlen, Rede- und Pressefreiheit und unabhängiger Justiz.

Andererseits ist ein erheblicher Teil der Bevölkerung mangels Staatsbürgerschaft von den Wahlen ausgeschlossen (auch wenn die Personen seit Jahren/Jahrzehnten in D. wohnen). Dennoch wird viel zu viel Top Down entschieden, was die Menschen wütend macht.

Deutschland ist ein wohlhabendes Land mit einem hohen Lohnniveau und guter sozialer Absicherung (im internationalen Vergleich)

Der Sozialstaat wird jedoch seit über 20 Jahren kontinuierlich abgebaut (Agenda 2010) und Menschen, die von staatlichen Leistungen abhängig sind, werden von der Politik als Sündenböcke missbraucht, obwohl es nur wenige Menschen langzeitarbeitslos sind und von diesen eine Minderheit Sanktionen bekommt und von denen, die sanktioniert werden, handelt es sich in den meisten Fällen um versäumte Termine und nur selten um das Ablehnen einer zumutbaren Arbeit. Gewisse Politiker:innen zeigen aber mit dem Finger auf (alle) Arbeitslosen und lenken damit von realen Problemen ab. Das Schlimme ist, dass es funktioniert und es eine große Zustimmung für noch weniger Leistungen und noch härtere Sanktionen und somit zum weiteren Abbau des Sozialstaats gibt.

In Deutschland sind Männer und Frauen vor dem Gesetz gleichgestellt und es gibt Gesetze und andere Initiativen, um den Abbau von noch bestehenden Barrieren für Frauen voranzutreiben.

Trotzdem gibt es noch immer das Ehegattensplitting, wodurch es sich für den/die Partner:in mit dem geringeren Einkommen oft nicht lohnt, Vollzeit oder überhaupt zu arbeiten, was zu einer größeren Abhängigkeit von der/die Partner:in führt und sich negativ auf die Rente auswirkt (Frauen sind von Altersarmut besonders stark betroffen).

Ich habe jetzt halt nur ein paar Punkte ausgewählt, um zu veranschaulichen, was ich oben gesagt habe. Es kommt meiner Meinung nach darauf an, was man als Vergleich wählt. Beim Sozialstaat steht Deutschland bei einem Vergleich mit den USA hervorragend da, bei einem Vergleich mit Schweden eher weniger. Auch bei Themen, bei denen Deutschland zu den besten Ländern der Welt zählt (z.B. Pressefreiheit) sollte man sich meiner Meinung nach nicht auf den Lorbeeren ausruhen, sondern darauf achten, dass es sich nicht verschlechtert und man kann trotzdem noch Kritik üben und darauf eingehen, da es trotz allem immer noch besser geht.

Anonym109824 
Fragesteller
 07.04.2024, 12:27

Kritik ist natürlich wichtig habe ja auch einiges zu bemängeln

Mit geht es nur darum das viele dieses Land so schlecht reden und so tuen als wäre es das schlimmste Land der Welt

Und dann halt noch das ständige schönreden anderer Länder

Schweden ist auch nicht das Paradies auf Erden

Wollen viele aber nicht sehen

Es wird sich ständig drauf beharrt wie toll dies und jenes Land sei und wie scheiße Deutschland sei

Das find ich traurig

Wie gesagt hab auch so meine Probleme aber finde dieses Land trotzdem alles andere als schlecht

2
Wie sieht ihr das?

Genau wie Du.

Vielleicht ist es eine - aus einem übertriebenen Perfektionismus geborene - deutsche Volksmentalität, immer das Haar in der Suppe zu finden.

Sicher spielt aber auch eine Rolle, dass politisch interessierte Kreise mit Stimmungsmache, Halbwahrheiten, Verdrehungen und Lügen eine Unzufriedenheit in unserer Bevölkerung schüren, damit unser Land ihnen wie eine reife Frucht für ihre üblen Interessen in den Schoß fällt. Deshalb sollte man immer kritisch hinterfragen, WER etwas sagt, WEM das Gesagte nützt, welches Interesse er damit verfolgt, d.h. welche Folgerung oder Wirkung er damit erzielen wollen könnte, und dann prüfen, ob das Gesagte wirklich stimmt und ob seine Aussage wirklich relevant ist.

Nein, das sagen Ich nicht alle sondern einige wenige, allerdings lautstark.

Woher ich das weiß:Hobby – Aktiv in der Lokalpolitik. Lange politisch Interessiert

Dieses Land hat gewiß viele Baustellen. Trotzdem ist es immer noch ein Privileg, hier wohnen und arbeiten zu dürfen.