Ist das Ziel im Buddhismus sein Leben ohne Leid zu leben?

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Man muss unterscheiden zwischen körperlichem und geistigem Leiden. Wenn du dir einen Knochen gebrochen hast, tut es weh. Dieses Leiden erlebt auch ein Erwachter. Das ist nicht zu überwinden. Aber es ist möglich, nicht am Leiden zu leiden. Wenn du z. B. von deinem liebsten Menschen getrennt wurdest, erlebst du Verlustschmerz. Manche Leute setzen diesem Leiden noch ein weiteres selbstgemachtes drauf, indem sie sich z. B. einreden: "Warum hat mich Gott (oder etwas anderes) so bestraft? Ich werde nie wieder einen so guten Menschen finden. Das Leben ist doch sinnlos wenn einem immer alles genommen wird. usw. usw." Das ist das zweite unnötige Leiden, das überwindbar ist. Aber solches und anderes psychisches Leiden erleben viele Menschen. Deshalb befasst man sich heutzutage bei buddhistischen Veranstaltungen hauptsächlich mit buddhistischer Psychologie. Das wird auch "moderner Buddhismus" oder "westlicher Buddhismus" genannt. Jeder kann bei solchen Veranstaltungen teilnehmen. Dafür muss man nicht Nonne oder Mönch sein, und es auch nicht werden.
In einer Lehrrede des Buddha ist von 2 Pfeilen die Rede. Wenn mich 1 Pfeil trifft, z. B. der Verlust eines guten Freundes, dann ist das schmerzhaft. (Theoretisch ist auch das überwindbar. Aber selbst der Dalai Lama war traurig nachdem ein guter Freund von ihm starb. Also, so einfach scheint es nicht zu sein.) Aber wenn in meinem Geist dann auch noch negative Kommentare dazu ablaufen (siehe oben), dann ist es wie wenn ich mir einen zweiten Pfeil in die selbe Wunde steche. Das tut noch mehr weh als der erste Pfeil. Und tatsächlich ist es so. Das schlimmste Leiden, das viele trauernde Menschen empfinden ist nicht wegen dem Verlust an sich, sondern wegen der inneren negativen Kommentare, die dazu (bewusst oder unbewusst) im Geist ablaufen.
Das ist nur 1 Beispiel für die Anwendung von buddhistischer Psychologie. Anwendungen für den Alltag gibt es viele, z. B. wenn dir ein Missgeschick passiert. Du kannst dich dafür selber "runterziehen" oder wütend werden und aus Wut Schaden anrichten, oder man könnte buddhistisch praktizieren und das auflodernde emotionale Feuer schnell wieder löschen. Das ist mit der Überwindung von Leiden gemeint, von der du gehört hast.

Fladenbrot77 
Fragesteller
 08.02.2024, 17:34

Sehr interessant. Vielen Dank für deinen Beitrag.

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Nein, das geht nicht - und deshalb ist das auch nicht das Ziel!

Auch wenn Buddhismus eine Religion ist, will er nicht "weltfremd", sondern "lebensnah" sein.

Es geht darum, vermeidbares Leid zu vermeiden und mit unvermeidbarem besser zurecht zu kommen.

Fladenbrot77 
Fragesteller
 07.02.2024, 22:19

Ah, okay. Das macht Sinn.

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Der Kern der Lehre - ja.

Ist das überhaupt möglich?

Ja. Es liegt an der eigenen Einstellung. Wie begegne ich dem Leid, wie reagiere ich auf das Leid, inwieweit lasse ich Leid in meinem Leben zu?

Wenn man zB Leid als eine Lebensprüfung und als einen Lernprozess betrachtet und weniger als Leid, ist das schon ein erster Schritt...

Sehr häufig fallen Menschen in eine Opferrolle - und schon leiden sie...

Gruß Fantho

Von Experte Buddhismus bestätigt

Streng genommen: Nein. Leben ist zwar nicht gleichbedeutend mit Leiden - es gibt ja auch angenehme Zeiten - aber es ist "letztendlich immer mit Leiden verbunden". Zudem dürfen wir bei dieser Frage nicht immer nur von "uns verwöhnten und selbstgefälligen" "Westmenschen" ausgehen, mal ganz von anderen Existenzebenen abgesehen.

Auch der Ausdruck ''mein Leben" weiß níchts von den Streitigkeiten um "Anatta".

Selbst wenn man "mein" als egobezogene Bezeichnung akzeptiert: Buddhas Ziel war nicht nur das eigene Wohl, sondern er lehrte zum Wohl aller Wesen.

Das ist wirklich das Ziel. Laut dieser Lehre ist es möglich. Denn demnach soll die Ursache des Leidens das Wollen sein. Der Buddhismus lehrt nun, wie man angeblich das Wollen überwinden und ablegen kann. Wer danach nichts mehr will, leidet auch nicht mehr. Wie gesagt, angeblich.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Praktizierender Katholik. Lese viel zu Glaubensfragen.
Reigel  08.02.2024, 16:11

Okay, du hast wohl mal etwas über Buddhismus gehört, - aber nur ein bisschen. Diese Antwort enthält einen Teil der Lehre über "Leiden", aber so wie geschrieben ist es missverständlich. Wenn ich gar nichts mehr will, ist mir alles Sch... egal. Das ist kein buddhistisches Ziel.

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