Kannte Platon den Buddhismus?

4 Antworten

Das halte ich für sehr unwahrscheinlich, auch wenn mir diese Vermutung auch schon einmal gekommen ist, und ich möchte dir auch erklären warum:

  1. Buddha lebte offiziell 564-484v.Chr. während Platon von 428-448v.Chr. lebte. Von dem her wäre es zeitlich tatsächlich möglich gewesen. Jedoch wird die Lebenszeit von Buddha heute sehr stark angezweifelt. Die meisten modernen Forscher gehen davon aus, dass er viel später gelebt hat. Dabei wird vermutet, dass er von 440-360n.Chr. lebte, was erst nach Platon wäre. Dies ist natürlich nicht bestätigt, aber sollte im Bezug auf deine Frage nicht unerwähnt bleiben.
  2. Der Buddhismus wurde bis 80v.Chr. mündlich tradiert. Die Sprachen der Tradierung waren Sprachen die in Indien anzutreffen sind z.B. Magada oder Sanskrit. Zwar kam mit Alexander dem Großen der Hellenismus nach Indien und es gab dort tatsächlich eine Synthese zwischen griechischer Philosophie und Buddhismus, aber dies passierte auch erst in den Jahrzehnten nach Platon. Platon hatte also gar nicht die Chance ein buddhistisches Dokument zu lesen, weil es dies noch gar nicht verschriftlicht gab und schon gar nicht in Altgriechisch.
  3. Eine weltweite buddhistische Mission, welche über den indischen Kontinent hinaus ging, gab es erst unter dem indischen König Ashoka, welcher von 264-232v.Chr. regierte.
  4. Ich gehe davon aus, dass du dich auf den Dialog Phaidon von Platon beziehst. Allerdings erörtert in diesem Dialog Sokrates das Konzept der Wiedergeburt. Jedoch unterscheidet sich das Zustandekommen der Wiedergeburt bei Platon/Sokrates von der des Buddha & dessen Lehre des bedingten Entstehens (pratītya-samutpāda). Zudem bewertet Buddha den Kreislauf der Wiedergeburten (Samsara) als negativ, während Sokrates auf eine Wiedergeburt hofft. Zudem scheint sich Buddha in seiner Ansicht über die Wiedergeburten sehr sicher zu sein, während Sokrates seine Unsicherheit bekundet. Ich möchte hier beides nicht bewerten, aber die Unterschiede liegen auf der Hand.
  5. Platon hat neben seinen Dialogen auch Briefe geschrieben, wobei man ehrlicherweise sagen muss, dass nur drei davon als echt gelten. Aber auch die anderen neun Briefe wurden höchstwahrscheinlich von seinen seinen Schülern "gefälscht", die Platon kannten und deshalb nicht unbedingt Lügen aufgeschrieben haben. In keinem dieser Briefe wird der Buddhismus, Buddha oder Indien erwähnt.
Woher ich das weiß:Hobby – aktiv praktizierender Buddhist & belesen

Ich finde nicht, dass sich die Theorien sehr ähnlich sind.

Sie unterscheiden sich schon in der Grundlage. Laut Platon gibt es eine unsterbliche Seele und eine Seelenwanderung nach dem Tod. Das gibt es im Buddhismus nicht; dort gibt es keine Seele die in irgendeiner Weise wandert, und man ist nach der Wiedergeburt eben nicht die selbe Person, man ist aber auch nicht eine völlig andere Person.

Dafür, dass der Buddhismus Platons Lehre beeinflusst hat, gibt es jedenfalls keine Belege und ist auch schwer vorstellbar.

Die Theorie der Wiedergeburt gab es ja auch schon lange vor Platon und Buddha.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – 7 Jahre praktizierender Buddhist

Sowohl der Hellenismus mit der Philosophie Platons wie auch der Buddhismus und vorherder Hinduismus sind im indogermanischen Kulturkreis entstanden. Deshalb gibt es viele Gemeinsamkeiten, ohne dass es direkte Kontakte gab.

Zu den Gemeinsamkeiten gehören ein zyklisches Zeitverständnis, ein Dualismus von materiellem und geistigem Dasein, wobei das Materielle abgewertet wird, Prädestinationsvorstellungen (Schicksal/Karma).

Auch in der Sachkultur gibt es Gemeisamkeiten: die Gewänder buddhistischer Mönche (auch die Sari in Indien) und das griechische Himation haben die gleichen Wurzeln. ;-)

Bodhgaya  26.01.2021, 13:04

Ich bin mir da etwas unsicher... in der Tat stammen die Leute aus Indien, genau wie die in Griechenland von dem Volk der Indogermanen ab. Jedoch zweifle ich in zweierlei Hinsicht:

1. Andere indogermanische Völker aus Europa kennen das Konzept der Wiedergeburt auch nicht. Für die Germanen gab es nach dem Tod nur Hell und Walhalla, um nur mal ein Beispiel zu nennen.

2. Platon beruft sich in seinem Konzept der Wiedergeburt auf die Logik und nicht auf Tradition. Da gäbe es auch nicht viel worauf er sich da berufen könnte, denn auch wenn ich es nicht im Original gelesen habe, ist mir nicht bekannt, dass in den Werken Homers oder Hesiods etwas zu diesem Thema steht.

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Aleqasina  26.01.2021, 13:22
@Bodhgaya

" Für die Germanen gab es nach dem Tod nur Hell und Walhalla,"

Aber es gab ein zyklisches Zeitverständnis von vergehenden und sich erneuernden Welten.

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Bodhgaya  26.01.2021, 13:27
@Aleqasina

Ich selber habe die Edda gelesen und soweit ich mich erinnern kann, kommen nur zwei Weltzeitalter darin vor: unsere jetzige Welt und die nach Ragnarök also der Apokalypse. Aufgrund dessen auf ein zyklisches Zeitverständnis zu schließen finde ich persönlich doch etwas weit hergeholt. Im Buddhismus hingegen und auch im Hinduismus wird davon ausgegangen, dass es mindestens tausende, wenn nicht gar unendlich viele Zeitalter gab und geben wird.

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Platonundco 
Fragesteller
 26.01.2021, 13:33

Inwiefern ist Karma mit Prädestination vergleichbar?

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Aleqasina  28.01.2021, 11:32
@Platonundco

Nach der Karma-Lehre bestimmt das Leben in der Vergangenheit über die Lebenssituation heute.

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es gab Überschneidungen, zum beispiel wurden buddistische Statuen im grieschichen Still gefunden. Meines Wissens aber erst später

Bodhgaya  26.01.2021, 13:06

Ja, das war im indisch hellenistischen Königreich Bakterien im heutigen Pakistan. Jedoch kann diese Mischkultur erst auf das Jahr 200v.Chr. zurückgeführt werden.

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