Buddhismus in Deutschland?

8 Antworten

Der Buddhismus unterteilt sich in verschiedene Richtungen. Das sind die sogenannten Schulen. Je nach Schule ist das ein bisschen anders. Daher würde ich mich mal umsehen, was zu mir passt:

http://www.faszination-asien.de/Buddhismus/buddhismusrichtungen.htm

Denn wenn Du z.B. sagen kannst: "Wie wird man Buddhist in der Soundso-Richtung", dann kann man Dir das viel detailierter beantworten.

Bei GuteFrage,net gibt es z.B. Zen-Buddhisten, Theravada-Buddhisten, Nichren-Buddhisten und Vajrayana-Buddhisten und andere die hier immer wieder mal reinschauen.


Ich bin Buddhist und wohne in Deutschland.

Buddhismus in Deutschland

Die buddhistische Praxis ist nicht an ein bestimmtes Land gebunden - man muss schließlich nicht einmal Buddhist sein, um buddhistische Meditation zu üben.

Natürlich gibt es aber auch unterschiedliche buddhistische Gemeinschaften hier, so dass man auch gemeinsam mit Anderen üben kann.

Rechtlicher Status

Der Buddhismus ist in Deutschland immer noch nicht als Religionsgemeinschaft im Sinne einer "Körperschaft des öffentlichen Rechts" anerkannt - es gibt also zB keinen Anspruch auf steuerliche Vergünstigungen für Gemeinden.

Auch in offiziellen Dokumenten wird als "Bekenntnis" daher wenn überhaupt nur "Sonstige" angegeben. So etwas wie "amtlich Buddhist werden" geht in Deutschland also bislang noch nicht.

Buddhist werden

Letztlich kann jeder Buddhist werden, der "Zuflucht nimmt", sich also ,zu Buddha (Erwachter), Dharma (Lehre) und Sangha (Gemeinschaft) bekennt, die vier edle Wahrheiten anerkennt, den edlen achtfachen Pfad befolgt und die fünf Sittlichkeitsregeln einhält.

Das ist so ziemlich das gemeinsame Minimum der meisten Buddhisten.

Buddhist sein ist damit vor allem eine Sache des Geistes und der eigenen Praxis und nicht von irgendwelchen Ritualen oder  Papieren abhängig.

Formell Buddhist werden

Natürlich haben sich in den asiatischen Ländern auch Zeremonien und Rituale entwickelt, mit denen man auch formell Buddhist werden kann, indem sie eine rituelle "Zufluchtnahme" in einer Gemeinschaft bzw. bei einem Lehrer absolvieren.

Die Voraussetzungen für eine solche Zeremonie zur Zufluchtnahme ist unterschiedlich. Es macht also wenig Sinn, einfach bei irgendeiner Gruppe als Wildfremder aufzutauchen und um die Durchführung des Rituals zu bitten.

Stattdessen wird häufig eine gewisse Zeit der gemeinsamen Praxis und der Schulung unter einem Lehrer vorausgesetzt, um Charakter, Kenntnisse und Ernsthaftigkeit beurteilen zu können.

Wie die Zeremonie der Zufluchtnahme genau abläuft, unterscheidet sich je nach buddhistischer Tradition. Auch im Westen ist die Vergabe eines so genannten "Dharma-Namens" in einer asiatischen Sprache häufig üblich.

Gerade deshalb sollte man sich selbst ernsthaft fragen, ob man die Schulung wirklich aus echtem Interesse absolviert, oder nur weil man es "cool" findet, an so etwas "exotischem" Teil zu haben.

Missverständnisse über den Buddhismus

Es gibt zahlreiche Missverständnisse über den Buddhismus, die oft nicht erkannt werden und deshalb mit falschen Erwartungen verbunden sind.

So gibt es im Buddhismus keinen allmächtigen Schöpfergott, keinen Propheten als Gesandten Gottes, keine göttlichen Gebote und daher auch keine Sünden, die gegen diese Gebote verstoßen.

Das bedeutet aber auch, dass es keine Barmherzigkeit durch einen solchen Gott gibt. Stattdessen gibt es im Buddhismus das Konzept des Karma.

Alle Handlungen des Geistes, des Wortes und der Tat haben eine Auswirkung, die sich auf irgendeine Weise auch wieder auf uns selbst auswirkt. Niemand kann diesem Konzept entgehen.

Wenn man also das Gefühl hat, sich moralisch falsch verhalten zu haben, dann gibt es keinen Gott, den man um Gnade bitten kann - die Auswirkungen des Handelns werden dich so oder so treffen - du kannst sie durch dein weiteres Handeln lediglich ändern.

Man ist also immer zu 100% für sich selbst verantwortlich und hat keine Ausreden - "das war eine Einflüsterung des Teufels" oder "das war halt Gottes Wille", sondern ist ganz alleine damit konfrontiert.

Im Amitabha-Buddhismus gibt es zwar mit dem Buddha Amitabha eine Art Erlösergestalt, aber auch hier legt es in erster Linie an uns selbst, unser Leben gemäß den fünf Sittlichkeitsgelübden zu führen.

Ich weiß, dass das jetzt womöglich sehr hart klingt, aber angesichts des positiven Image des Buddhismus muss man meiner Meinung nach auch konkret auf jene Dinge eingehen, die dabei oft nicht bedacht werden.

Buddhismus hat Schattenseiten

Wie in jeder Gemeinschaft auch, hat es im Laufe der buddhistischen Geschichte auch immer wieder negative Ereignisse gegeben.

Auch scheinbar "erleuchtete" Lehrer haben moralisch zweifelhaft gehandelt und wurden sogar Straftaten beschuldigt. Diese Dinge sollte man nicht unterschlagen.

So soll der Zen-Meister Taisen Deshimaru ein Alkoholproblem gehabt und Schüler selbst zum Trinken aufgefordert haben.

Vom tibetischen Lehrer Chögyam Trungpa wird behauptet, er sei Alkoholiker, Kokain-Konsument und sexsüchtig gewesen.

Gegen Thich Thien Son, den früheren Abt der Pagoda Phat Hue wurde wegen sexuellen Missbrauchs ermittelt.

Eido Tai Shimano wird jahrzehntelanger sexueller Missbrauch von Schülerinnen vorgeworfen. Auch seine Legitimation als Lehrer ist fraglich.

Sotetsu Yuzen wird illegitime Nutzung seines Meistertitels, Machtmissbrauch, Manipulation und sexuelles Fehlverhalten vorgeworfen.

Relativ aktuell ist der Fall von Dorin Genpo Osho, der im Oktober 2016 wegen sexuellen Missbrauchs in den Jahren 2014 und 2015 in Untersuchungshaft genommen wurde.

Ich will damit keine schmutzige Wäsche waschen, aber ich denke es ist notwendig, dass man nicht zu idealisiert von buddhistischen Lehrern denkt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit etwa 40 Jahren praktizierender Buddhist

Ja natürlich kannste es.
Suche Dir ein Kloster, gehe dort hin und lasse Dich beraten.

Ich selbst habe in München vor vielen Jahren angefangen, ging dann in das Kloster Bad Aibling (als es noch existierte) und anschließend in ein Shinto-Kloster nach Japan, wo dann meine Ausbildung nach drei Jahren abgeschlossen war.

Du hast hier ja schon viele richtige Antworten bekommen, lieber Juliko5,

Viele Buddh. Richtungen hier in D sind als gemeinnützige Vereine eingetragen, bei denen Du natürlich Mitglied werden kannst (aber nicht musst).

Meine Empfehlung:
Schau bei verschiedenen buddh. Gruppierungen "rein" und sieh` Dir deren Praxis an - Bei den meisten (so bspw. auch den Nichiren-Buddhisten, denen ich angehöre) ist es ganz leicht, einfach mal zur Probem "mitzumachen" und dann - sollte es Dir nicht zusagen - wieder Deiner Wege zu ziehen.

Kannst Dich ja erkundigen, welche Gruppierungen es bei Dir in der Nähe gibt und Dich dort mal "einladen" - Die meisten  freuen sich über "Neue" da der Zustrom zu den Buddhisten jetzt nicht gerade so "überbordend" ist.