(ISS) Weltraum Ausstieg bei ca. 28.000 km/h?

12 Antworten

Wo ist denn das Problem?

Es geht ja um relative Geschwindigkeiten und in Relation zur Raumstation ist ein Astronaut lediglich wenige cm/s schneller oder langsamer - wenn er sich draußen bewegt. Ansonsten hat er die gleiche Geschwindigkeit.

Die Höhe der ISS wird zwar allgemein dem (interplanetaren) Weltraum zugerechnet, aber das ist nicht korrekt, denn die ISS bewegt sich im oberen Bereich der Ionosphäre der Erde. Die Atmosphäre ist dort zwar sehr dünn, aber sie reicht, um die ISS kontinuierlich abzubremsen - sie benötigt regelmäßige Beschleunigungsschübe, um die Bahn wieder anzuheben.

Die Ionosphäre bremst natürlich auch einen Astronauten außerhalb der ISS, aber mit dem gleichen Effekt, wodurch sich beides (relativ zueinander) aufhebt.

Während der Beschleunigungsphasen muß der Astronaut natürlich innerhalb der ISS sein.

Was Fotos betrifft, so wurde dir das mit einleuchtenden Beispielen, wie Foto eines Bahnsteiges und demgegenüber einem entfernten Gegenstand beantwortet.

Es gibt aber noch andere Verfahren, wie die richtige Wahl der Verschlußzeit, oder die Mitführung einer Kamera - letzteres macht man in der Astronomie bei Langzeitbelichtungen.

Kannst du selber ausprobieren, wenn du eine Kamera mit sehr langen Verschlußzeiten hast: auf einem Stativ (nachts) gen Himmel richten und du bekommst statt Sternen (bogenförmige) Streifen auf das Bild. Das kannst du nur umgehen, wenn die Kamera (entsprechend der Erdrotation) mitgeführt wird, aber das geht nicht per Hand. Auf einem Stativ und mit kürzerer Verschlußzeit (2 bis 1/4 s), weit offener Blende und sehr hoher Empfindlichkeit hast du auch wieder punktförmige Sterne.

Hallo Live1996,

wieder auf der Suche nach einer Verschwörung?

Wird leider wieder nichts...

Richtig ist, dass die ISS eine Bahngeschwindigkeit von knapp 28 000 km/h hat. Das spürt man aber nicht, weil in einer Höhe von 400 km eben fast keine Atmosphäre mehr da ist. Es rumpelt also nicht, wie in einem Flugzeug, das mit ein paar hundert km/h durch die Luft fliegt. Die ISS gleitet fast widerstandsfrei durch den nahezu leeren Raum.

Deswegen haben die Astronauten auch keine Probleme beim Ausstieg: Sie kriegen eben keinen Fahrtwind ab. Die Gefahren liegen woanders: Bei den Arbeiten darf der Schutzanzug nicht beschädigt werden; man darf sich keinen Impuls relativ zur Raumstation einfangen, um nicht abzudriften; und auch Weltraumschrott kann den Astronauten gefährlich werden.

Der Ausstieg erfolgt bei der ISS i.a. durch eine spezielle Luftschleuse. So schaut das aus:

http://www.spiegel.de/pics/51/0,1020,120851,00.jpg

Dafür betritt der Astronaut eine kleine Kammer, die man dann zunächst auf der Innenseite luftdicht verschließt. Dann wird sie luftleer gepumpt... und dann erst auf der Außenseite geöffnet. Reinwärts umgekehrt: zuerst steigt der Astronaut wieder ein und verschließt die Außentür, dann wird die Kammer unter Normaldruck gesetzt und erst dann die Innentür geöffnet und der Astronaut "ausgepackt".

Bei all dem spielt die Geschwindigkeit keine Rolle. Du darfst nicht vergessen, dass es absolute Geschwindigkeiten eh nicht gibt. Für den Astronauten ist nur wichtig, wie schnell er relativ zur ISS unterwegs ist... nicht wie schnell er sich relativ zu einem ein 400 km entferntenObjekt bewegt, zu dem es keine Verbindung gibt... eben auch nicht über die Luft.

Ebenso könnte ich Dich fragen, wie Du morgens aus Deinem Bett kommst, wo sich doch die Erde mit 30 km/s ( (108 000 km/h) relativ zur Sonne bewegt...

Und dass man derartig schnelle Objekte gut fotografieren kann, das beweist jedes je gemachte Foto eines schönen Sonnenuntergangs: Denn hier ist eben nicht die Relativgeschwindigkeit entscheidend, sondern die __Winkelgeschwindigkeit__, also wie schnell sich der Winkel zu dem Objekt verändert, das Du fotografieren möchtest.

Und diese Winkelgeschwindigkeit hängt eben nicht nur von der Relativgeschwindigkeit ab, sondern auch vom Abstand der Objekte. Wenn Du in diesen Livestream von der ISS schaust:

https://www.youtube.com/watch?v=4993sBLAzGA

... dann wird klar, dass man zwar deutlich sieht, wie sich das Ding bewegt, aber bei den typischen Belichtungszeiten einer Kamera reicht es locker für ein scharfes Bild.

Grüße

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Diplom in Physik, Schwerpunkt Geo-/Astrophysik, FAU
SlowPhil  30.12.2018, 08:29
wieder auf der Suche nach einer Verschwörung?
Wird leider wieder nichts...

Inwiefern?

0
uteausmuenchen  30.12.2018, 13:21
@SlowPhil

Der FS fragte bereits vor ein paar Tagen, ob Gerst nur Lügen erzählt, weil er immer so lächelt in den Interviews...

0
SlowPhil  31.12.2018, 08:45
@uteausmuenchen

Stimmt, ich erinnere mich. Allerdings bedeutet das nicht zwangsläufig, dass er definitiv daran glaubt.

0

Erste Frage: Du stellst Dir den Ausstieg aus einer Raumkapsel vermutlich so vor wie den Ausstieg aus dem rasenden Sportwagen auf der Autobahn. Da stößt Du auf entgegen kommende Körper, v.a. auf die Straße, die Dir mit vielleicht 200 km/h entgegenkommt. Dabei zertrümmert Dich die Straße beim Aufprall, vom Gegenwind erst gar nicht zu reden.

Wenn Du dagegen im Sportwagen sitzt mit einem Korb, aus dem Deine Katze aussteigt, dann kommt der Katze nichts entgegen, die prallt dabei nirgends auf. Dabei spielt die Fahrzeuggeschwindigkeit gegenüber der Straße so wenig eine Rolle wie die Geschwindigkeit der Straße um die Erdachse, die Erdbahngeschwindigkeit um die Sonne oder die Sonnenbahngeschwindigkeit um die Achse der Milchstraße. Wogegen sollte der Astronaut stoßen beim Ausstieg? Der steigt so sanft aus wie die Katze aus dem Korb. Und sollte ausnahmsweise ein Brocken Weltraumschrott oder ein Meteorit unglücklich entgegen fliegen, dann zertrümmert der die Kapsel ohnehin, ob mit oder ohne Ausstiegsmanöver.

Zweite Frage: Wenn Du am Erdboden die Sonne fotografierst, hast Du ein Objekt vor Dir, das sich gegenüber Dir weitaus schneller bewegt als die Raumkapsel gegenüber der Erde. Wegen der großen Entfernung macht sich dabei aber die Winkelgeschwindigkeit samt Bildverzerrung gar nicht bemerkbar. Wenn Du z.B. ein Flugzeug in 10 km Entfernung fotografierst, wird Dir das fast so verzerrungsfrei gelingen wie den Astronauten beim Objekt Erde. Direkt an der Startbahn dagegen wirst Du bei weitaus kleinerer Geschwindigkeit mit Verzerrungen zu rechnen haben.

Alles klar, noch Fragen dazu?

mit diesem räumlichen und dynamischen Vorstellungsvermögen sollte man besser nicht Auto fahren.

Auf der Erde ist ein Ausstieg bei 28.000 km/h nicht möglich, weil dich die Luft in Stücke reißen würde. Nur - im Weltraum ist keine Luft. Da kannst Du bei jeder Geschwindigkeit aussteigen und fliegst einfach neben dem Raumschiff her. Weil Dich ja nichts bremst.

Das mit den Fotos ist schon beantwortet: Die Entfernung machts. Wir können ja auch scharfe Fotos vom Mond oder der Sonne oder den anderen Planeten machen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Physikstudium