Inwieweit gab es Arroganz von WestDeutschland gegen OstDeutschland?

8 Antworten

Nehmen wir mal Fakten:

1,6 Billionen Euro öffentliche Gelder sind von 1990 bis heute in den Osten transferiert worden: Das Geld floss in Infrastrukturprojekte, in die Wirtschaft, wurde für Sanierungen und Soziales ausgegeben. 
https://www.mdr.de/geschichte/zeitgeschichte-gegenwart/wirtschaft/wer-bezahlt-den-osten-das-projekt-102.htm

Der Westen am Pranger. Ohne ihn hätte es der Osten geschafft. Die Firmen währen zum blühen gekommen. Das ist, siehe Zahlen oben, ein Märchen.

Hat der Westen alles richtig gemacht? Gesunde Firmen "zu Boden geritten"? Zu wenig Rücksicht auf das Potential der Leute im Osten genommen. Von mir aus ein klares Ja.

Die Wachstumszahlen der DDR-Firmen waren einfach nicht echt. In Dokumentationen haben ehemalige Wirtschaftsleute der DDR klar gesagt, zu viele Unternehmen hat man künstlich am Leben erhalten. Doch es gab auch Firmen, die hätten es nach der Wende geschafft, auch unter kapitalistischen Bedingungen.

Einerseits :

Es stimmt, dass der Westen den Osten geplündert hat. Investoren kauften reihenweise sanierungsbedürftige Immobilien zum Schnäppchenpreis. Auch Produktionsstätten mit gutem Potential wurden platt gemacht. Fast alle wichtigen politischen Ämter wurden von westlichen Politgrößen besetzt. Politgrößen, die in ihrer eigenen Partei konkurrierten landeten im Osten z.B. Kurt Biedenkopf. Das in einer Zeit, die der Osten in seiner Euphorie über die gelungene Wiedervereinigung zunächst komplett verpennt hatte. Im Westen herrschte die Arroganz dem Osten Demokratieunterricht zu erteilen, in der Praxis ging es dagegen um Kapitalismus in seiner übelsten Form

Die zügige Wiedervereinigung war ein großer Fehler. Man kann zwei konträr verschiedene Systeme nicht einfach über Nacht in einen Staat aufgehen lassen.

Andererseits:

wurden mir die Ossis fremd durch ihren Hass auf Ausländer, die schon zur DDR Zeit ins Land kamen - häufig Vietnamesen. In Rostock-Lichtenhagen wurden tagelang Vietnamesen durch die Straßen gejagt. Die Polizei schaute zu oder weg. Die Vietnamesen waren letztlich auch Opfer des untergegangenen Systems. Die zunehmende Orientierung im Osten nach Rechts hat mich persönlich den Osten komplett entfremdet als ob gerade eine Partei wie die AFD die schlimmen kapitalistischen Auswüchse der Wiedervereinigung verhindert hätte (hätte sie damals schon existiert).

Auch die NSDAP ist vor 1933 als "Kümmerer" für die ärmeren Deutschen groß geworden.

Ich arbeite in meinem letzten Berufsjahr im Osten (wohne aber über der Grenze in Bayern). Im Alltag sind die Menschen nett, hilfsbereit. Aber ich überlege mir sehr genau worüber ich mit ihnen rede. Offen rassistische Bemerkungen lasse ich inzwischen zu meinem Leidwesen besser unkommentiert, weil sie beim Gegenüber nur zu Bluthochdruck führen. Ein normaler sachlicher Austausch ist nicht mehr möglich, es geht sofort ins Persönliche.

Das hat also nichts mit Arroganz zu tun sondern mit einer Kommunikationsbarriere ähnlich wie bei Reichsbürgern oder Verschwörungstheoretikern.

Der Osten ist mir unheimlich geworden.


lizoaae403 
Fragesteller
 20.08.2023, 08:22

Millionen gingen nach Westdeutschland und haben da Jobs gefunden. also ausgeglichen.

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cybersenior  20.08.2023, 08:26
@lizoaae403

Eigentlich nicht (ausgeglichen). Sie mussten, weil es im Osten irgendwann keine Perspektiven mehr gab.

Zum Verständnis: bin selbst nicht in der klassischen Wirtschaft gelandet sondern in einem Ableger der stationären Jugendhilfe mit Sitz im Westen.

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mesieleinchen  20.08.2023, 09:44

allgemein? Ossis-Hass auf Ausländer? DAS ist mal Unsinn! Und so hab ich nur überflogen, wenn mir auch nur ein DING missfällt. Allgemein kann ich auch behaupten: Im Westen nix Neues? Nun zufrieden? Unheimlicher Osten? Man, ich fühle mich im Auto auch nicht wohl, wenn man über die vielen West-straßen fährt: viel mehr Spuren, ich als ängstlicher Mitautofahrer...DAS ist mir zu unheimlich, ich lebe gern da, wo ich jetzt lebe..ICH hasse meine ausländischen Nachbarn nämlich gar nicht: die Frau und Mutti ist meine Freundin geworden, eher so was wie Ersatzschwester! Vorgänger: Deutsche, man hat nie ein nettes Wort wechseln wollen.Auffällig in meinem Aufgang (Mietshaus) wurden in letzter Zeit vorwiegend Deutsche, die auch Ausländerhass zu verbreiten suchen, die interessiert gar nicht ob man RUHE haben will. Und komme mir niemand: gibt Ausnahmen! Hat sich auch nur ein Deutscher HIER aus gutefrage mit einem echten neuen Deutschen, oder der es werden will unterhalten? Oder soll das auch nur wieder irgendwas andeuten, was nicht stimmt?

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cybersenior  20.08.2023, 12:04
@mesieleinchen

Und nun? Jeder macht so seine eigene Erfahrungen. Unsere frühere Putzfrau hat sich krank schreiben lassen, um auf Pegida-Demos zu gehen. Ein anderer Kollege spricht hartnäckig von "Bimbos" obwohl ich ihm bedeute wie abfällig ich den Begriff empfinde. Und das waren die eher harmosen Beispiele.

Im Osten erlebe ich eher offenen Rassismus, im Westen gibt es mehr versteckten/kaschierten Rasssismus, weil er offiziell immer noch als Tabu gilt. Sätze beginnen meist mit: Ich hab ja nichts gegen Ausländer, aber....Immerhin hab ich hier kein Problem damit, dazu offen meinen Senf zu kommentieren...

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mesieleinchen  20.08.2023, 09:47

ich leide schon unter Bluthochdruck, aber nett, das zu erwähnen..

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Bodesurry  20.08.2023, 10:20

Das mit der Ausplünderung stimmt nur teilweise. Die Wirtschaft der DDR war nur künstlich am Leben. Vor der Wende dann auch noch durch das Geld des Westens. Es gab Unternehmen der DDR die hätten sich auch nach der Wende behauptet. Doch die Mehrzahl der Firmen wäre über Kurz oder Land am Ende gewesen. Ob das die bessere Variante gewesen wäre, wage ich zu bezweifeln.

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cybersenior  20.08.2023, 12:17
@Bodesurry

Klar musste ein Großteil der (unrentablen) Industrie abgewickelt werden. Aber z.B. die ostdeutschen Werften hatten einen guten Ruf und gutes Potential. Also auch die wenigen guten Teile der ostdeutschen Produktion wurden mit kapitalistischen Methoden bewußt an die Wand gefahren.

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Es gab Westarroganz, aber das war nicht der Standardfall, vielfach wurde das aber so empfunden, weil nach dem Zusammenbruch der DDR viele Betriebe von Westlern abgewickelt wurden, bei vielen war das alternativlos, andere hätten vielleicht erhalten werden können, aber das Empfinden der Betroffenen schob die Schuld immer der Treuhand und den Westlern zu, weil die Einsicht, dass das Folgen sozialistischer Misswirtschaft waren, nur selten griff.

Aus diesem Grundstein hat sich eine Tendenz entwickelt, von der sich viele bis heute haben nicht trennen können, man empfindet vieles als vom Wesen aufoktroyiert, weil man nicht wahrhaben will, dass es westlichen Wohlstand eben auch nur zu westlichen Regeln gibt - und deshalb fühlt man sich oft nicht wertgeschätzt.

Westarroganz und Verarschung:

Ostdeutschland - wo auch ich zur Welt kam - hat ja nun eine andere Geschichte als Westdeutschland. Und es dürfte langweilen, das alles ausführlich nieder zu schreiben, kann alles woanders nachgelesen werden!

Künstler in der DDR - nur so als Beispiel! - man konnte sie noch für ihre tolle Arbeit achten und verehren, bis über den Tod hinaus. Schauspieler waren wohl immer auch tolle Synchronsprecher, was auch auf Youtube schon zu Vergleichen geführt hat.

Gibt es etwa Gründe, Filme und Serien aus den ehemaligen Ostblockstaaten nie mehr im TV zu bringen? Wenn ja: welche? Das der Sieger das Sagen hat etwa? Menschen wollen mehr als nur ewig die selben Serien gucken. Kleine Kinder wollen schon lieber spielen - auch draußen! - als nur TV sehen. Das mit den Teletubbies vergesse ich mal ganz schnell. DDR-Kinderfilme waren lehrreich, was man von BRD-Sachen nicht immer so behaupten kann!

Gibt es noch sehr günstige Aufenthalte für Kinder in Ferienlagern? Und zwar für alle? Man kann auch da gern eigene Nachforschungen anstellen!

Politik wird nie vom kleinen Mann aus dem Volk gemacht, oder der kleinen Frau, wird auch jetzt nicht passieren. Also sollte man Fragen lassen wie:"Und wieso musste dann Staat XYZ die DDR unterstützen?!"

Schon damals, als man noch als Jugendlicher reisen durfte: nach Bulgarien, jetzige Tschechei, Polen usw.: klang irgendwie durch: DDR-Bürger, wurde man schief angesehen, da man ja anderes Geld hatte, was nicht so wertvoll war. Punkt 1 wäre das für mich.

Arroganz: diverse Sachen halten sich immer noch: ein Arbeiter-und Bauernstaat? Was kann da großartig zustande gebracht werden?

Mein Vater lehrte an einer Uni, ob nun Arbeiter und Bauern besser gelebt haben als Akademiker: weiß ich nicht. Ach, nur dies: mein Freund, wo die Eltern beschäftigt waren als: Hilfe in einer Kindertagesstätte und Mann arbeitete auf dem Güterboden der ehemaligen Güterabfertigung, Bahnhof: Wohnung mit Zentralheizung?! Meine Eltern durften Kachelöfen beheizen, aber meine Eltern zogen wsl.sehr viel früher ein als die Eltern meines 1.richtigen Freundes. Und auch das:

Kinder von Akademikern, da wurde sehr genau drauf gesehen, welcher Notendurchschnitt war, bis Kind eben EOS besuchen durfte, andere Kinder: da wurde nicht genau drauf gesehen? Es wurde studiert und gearbeitet! Und welchen Einfluß die Staatssicherheit hatte, merkte man!

Mauerbau, Stasi, Mauerfall: auf diese drei Dinge wird sich doch spezialisiert, oder nicht?! Das das gesamte Volk der DDR das auch nicht so wollte, wird natürlich ausgeblendet, mit Ausnahmen: viele wollten reisen, sie wollten auch woandershin, hatten sich aber in der kleinen DDR eingerichtet.

Und ich habe mir schon oft den Mund verbrannt, wenn ich in einem kleinen Kreis daran erinnerte: WIR in der DDR hatten auch was! Welche Schicksale da ehemalige DDR-Geschäftsführer, Gastronomen, Anwälte usw. hatten: sollte mich das ab Wende noch interessieren? Ich habe mich bei der Deutschen Reichsbahn wohl gefühlt, ab Wende nicht mehr, wie die Bahn NICHT funktioniert, dürfte auch bekannt sein?! Man könnte mehr Vergleiche anstellen, will ich nicht. Auf beiden Seiten der Grenze wurde was geleistet, sollte dauerhaft gewürdigt werden und nicht versucht werden: Ostdeutsche irgendwas bei bringen zu wollen! Was den Kapitalismus auszeichnet, wurde in der DDR-Schule ausführlich behandelt, Pech, wer da nix mitnehmen konnte fürs Leben. Wer um das goldenen Kalb herum rennen musste: bitte sehr..( wer hier unsinnige Kommentare ablassen muss: nicht gelernt, zwischen den Zeilen zu lesen? Sollte auch jeder beherrschen!)

"Kommt die D-Mark nicht zu uns - kommen wir zu ihr!" Sind nun alle Brüder und Schwestern glücklich? Mal bitte beide Augen aufmachen, ganz in der Nähe, wo mein Bekannter lebt, verrottet etwas hinter Gestrüpp und Zaun , was früher mal ...war?! Wem das Grundstück gehört: der Stadt nicht? Aber wem? DER kümmert sich nicht. Und ein Biotop will der hier sicher nicht schaffen..Und was wo noch alles im Argen liegt, keine Ahnung, da dürfte es mehr als eine "Baustelle" geben. Man hört: angeblich zu wenig Geld? Arbeiten denn alle, die es können müssten? "Wir" (wer ist denn wir? "Wir schaffen das?!" MICH hat auch da keiner befragt, es gab keine Volksabstimmung, wie es sie damals kurz vor Mauerbau auch nie geben konnte: wurde festgelegt und FERTIG!) haben doch genug Facharbeiter oder etwa nicht?

Gibt mehr Dinge als nur viel Geld haben! Denn ins Grab kann man das auch nicht mitnehmen: tolle Grabstätte lässt sich aber immerhin noch errichten!

Mit dem möglichen Wohlstand: kleiner Garten, Garage, schöne Wohnung und wenn man Verwandtschaft hatte, die überall hin reisen durfte: Extras! In der BRD gab es angeblich alles, in der DDR zu wenig bis gar nichts? Unsinn: man ist in der DDR nicht verhungert, hatte Arbeit usw. Geschichte usw.: deutsch-deutsche Geschichte: wer da nicht hinter steigt, kann natürlich auch dieses Bild toll finden: "blühende Landschaften", versprach jemand, und als die Mauer noch stand: war alles grau?! So gesehen - Tatsache! - in einem Lehrbuch für die neuen deutschen Bürger. Denen man auch dies beibringt: Zwang für DDR-Kinder, in den Ferien zu arbeiten?! Unsinn, wenn es diesen Zwang gab, muss sich das in den 50-iger Jahren abgespielt haben, als es mich noch nicht gab.

"Was hat IHR schon großartig geleistet!" Arroganz usw.Und genau deshalb gährt in vielen Köpfen jener Frust, die in der DDR gearbeitet hatten.

Mich hätte dies Leben in der alten BRD interessiert, aber ich hätte mein ruhiges Leben in der DDR nicht auf Dauer eintauschen mögen.Neugierde auf das Leben in der DDR - damals - klingt sogar in Kommentaren auf Youtube durch: nur für einen Tag das Leben in der DDR erleben. Man hat gelebt, gearbeitet, geliebt, man durfte (begrenzt!) reisen, und? In der DDR lebten auch nur Menschen , also von daher ist Arroganz unangebracht.

Diverse Dinge wurden in anderen Ländern hergestellt, in der BRD nur verfeinert, aber eben so, dass sie schnell kaputt gehen, da hielt keine Waschmaschine so ca.40 Jahre! Gerät, mit dem man aus Trinkwasser Selters machen kann: in der Tschechei wsl.hergestellt?! Befreundete Tschechen bedauerten, ab Wende nicht mehr in die günstige DDR reisen zu können, und das waren ÄRZTE! Also Intelligenz natürlich auch vorhanden. Baden an der Ostsee also: dahin!

Waren nur wenige Beispiele, wo man sich fragt: Arroganz? Wofür? Wieso? Fließt nicht in jedem Menschen Blut und das ist rot? In der alten BRD lebte es sich anders, nicht mehr, nicht weniger.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Typisch ostdeutsche Undankbarkeit und Anspruchsverwahrlosung. Da sind über Jahrzehnte Billionen an Sozialtransfers geflossen und die bekommen den Hals einfach nicht voll...:-/


Photon123  20.08.2023, 08:04

Ich wäre dankbarer. Vielleicht sollte man mir das Geld geben. Irgendwie hab ichs auch verdient.

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