Inwiefern greift die palliativmedizin in gottes schöpfung ein?

14 Antworten

Von Experte EinAlexander bestätigt

Hallo,

da ist die Vorstellung von dir etwas falsch. In der Palliativmedizin geht es nicht darum, terminal erkrankte Personen am Leben zu erhalten. Es geht eher darum, Symptome zu kontrollieren und auch das psychosoziale Wohlbefinden zu beachten, wo auch Spiritualität durchaus eine Rolle spielen kann. Symptomkontrolle ist in der Palliativmedizin ein ganz zentrales Thema, zum Beispiel werden Schmerzen, Atemnot oder Übelkeit gelindert. Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern dem Tag mehr Leben. So kannst du dir die Palliativmedizin vorstellen.

LG

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Bevor geklärt werden kann, inwiefern das geschieht, wäre zu klären, ob es geschieht. Es geht bei Palliativ nicht ums Verlängern oder Erhalten von etwas, sondern ums Aushalten. Palliativ setzt ein, wenn erhaltende oder verlängerndes Maßnahmen von was auch immer, schulmedizinisch ausgeschöpft sind.

Gruß Matti

beamer05  16.02.2023, 11:20
wenn erhaltende oder verlängerndes Maßnahmen von was auch immer, schulmedizinisch ausgeschöpft sind.

Nicht so ganz:

Selbstverständlich kommen "schulmedizinische*" Maßnahmen auch in der Palliativmedizin zum Einsatz - und das ist sehr gut so (z.B. Schmerzmittel, Medikamente gegen Atemnot, Bestrahlung -etwa zur Blutstillung oder Schmerzreduktion) etc.

Und häufig führen diese Maßnahmen "sogar" zu einer Verlängerung des Lebens (in verbesserter Lebensqualität (z.B. weniger Schmerzen, weniger Atemnot), auch wenn das gar nicht die primäre Absicht der Behandlung ist.

*dieser Begriff wird häufig abwertend verwendet, wenn, sollte es vll. eher "evidenzbasierte" Medizin heißen - sieht aber natürlich nicht jede(r) so!

2
Kuhlmann26  16.02.2023, 12:08
@beamer05
Selbstverständlich kommen "schulmedizinische*" Maßnahmen auch in der Palliativmedizin zum Einsatz

Das entspricht dann aber im engeren Sinne nicht mehr dem Begriff «Palliativ»

*dieser Begriff wird häufig abwertend verwendet,

Nicht so von mir. Und dass er abwertend verwendet wird, bedeutet nicht, dass er es ist. Es gibt Behandlungsmethoden, die außerhalb dessen liegen, was wir Schulmedizin nennen. Richtigerweise muss man fragen, warum es eine Trennung zwischen Apparatemedizin und den vielen anderen Behandlungsmöglichkeiten gibt? Menschen, die tatsächlich die Fähigkeit des Heilens haben, dürfen keine Heilversprechen abgeben.

Angesehen davon, halte ich den Begriff «evidenzbasiert» nicht für treffend. Schaue ich ins Lexikon, wird evidentia mit Klarheit oder Eindeutigkeit übersetzt. Klar und eindeutig sind nur gemessene Werte. Die Interpretation derselben lässt oft Spielräume zu und damit auch die Möglichkeiten der Behandlung.

1
Rapunzel324  16.02.2023, 13:26
@Kuhlmann26

Du verwechselst eventuell Palliativmedizin mit einer ITS. Wie soll man in der Palliativmedizin denn Schmerzen, Atemnot, Ängste etc., ohne die entsprechenden Medikamente beheben oder zumindest gut lindern? Zur Therapie von Schmerzen kann Morphin eingesetzt werden, unter Kombination des Stufenschemas 1 - 3, das bei Schmerzen gilt. Morphin ist auch das probate Medikament gegen Dyspnoe. Ängste werden mit Benzodiazepinen gelindert, z.b. Tavor - Lorazepam, oral oder sublingual. Benzodiazepine haben eine hohe Abhängigkeitspotentiale. Das spielt in der Palliativmedizin keine Rolle mehr, da die Linderung/Behebung der Symptomatik oberste Priorität hat. Wenn ein Glioblastom auf das Gehirn drückt, gibt man zusätzlich ein Glucokortikoid.

3
Inwiefern greift die palliativmedizin in gottes schöpfung ein?

Nein. Denn Krankheiten entstehen nicht durch Gottes Schöpfung sondern durch Krankheitserreger.

Alex

Kuhlmann26  16.02.2023, 11:00

Nun stellt sich die Frage, wo die Krankheitserreger herkommen?

0
EinAlexander  16.02.2023, 11:01
@Kuhlmann26
Nun stellt sich die Frage, wo die Krankheitserreger herkommen?

Die haben sich im Laufe der Evolution entwickelt, ebenso wie Plankton, Elefanten oder Mohrrüben.

2
Kuhlmann26  16.02.2023, 11:11
@EinAlexander
Die haben sich im Laufe der Evolution entwickelt, …

Aber es muss ja einen Grund dafür geben. Oder nicht?

0
EinAlexander  16.02.2023, 11:12
@Kuhlmann26
Aber es muss ja einen Grund dafür geben.

Nein, muss es nicht. Wieso denn auch?

2
Kuhlmann26  16.02.2023, 11:17
@EinAlexander
Nein, muss es nicht.

Der Grund unseres Hierseins ist also die Existenz um unserer selbst willen? Daran habe ich Zweifel.

0
EinAlexander  16.02.2023, 11:23
@Kuhlmann26
Der Grund unseres Hierseins ist also die Existenz um unserer selbst willen?

Nein. Der Grund unseres Hierseins ist eine Aneinanderreihung von Zufällen. Schnapp' dir einen Würfel, würfle 6-mal hintereinander und schreib das Ergebnis auf. Danach wirfst du erneut 6-mal hintereinander.

Beim zweiten Versuch wirst du nicht dieselben Zahlen in derselben Reihenfolge werfen wie beim ersten Versuch. Der Grund dafür? Es gibt keinen Grund. Wie Würfel fallen, ist einfach Zufall.

So wie es Zufall ist, dass und wie Krankheitserreger oder Menschen entstanden sind. Das hat keinen Sinn oder Grund oder Zweck.

1

Zunächst kann man ja mal das Konzept "Gottes Schöpfung" in Frage stellen.

Und dann - wenn man deiner Vorstellung mal für einen Moment folgt, dahinter steht ja wohl die Ansicht, z.B. die Lebenszeit eines Menschen sei vorbestimmt(?)

Fast jede medizinische Tätigkeit ist geeignet, diese "Vorbestimmung" zu stören.

Der entzündete "Blinddarm", der -weil rechtzeitig operiert- nicht zum Tod führt, der Herzinfarkt, der wg. moderner Medizin überlebt wird etc. pp.

Hallo neleask,

wir können davon ausgehen, dass die "Schöpfung Gottes" ein Glaubensinhalt ist, dem ein Wahrheitsanspruch unterstellt wird, den er aber nicht notwendigerweise hat. Somit mag eine "Schöpfung Gottes" in einer Betrachtung allenfalls ein religionistisches Maß darstellen.

Wir suchen im Umfeld von Gott daher nach einem anderen Maß - und finden eines über den Ansatz der Liebe Gottes als universale Liebe. Dem zu Grunde liegt, die Liebe als Aussagen über ein raumzeitloses Sein zu formulieren, wobei Gott als ein solches Sein zunächst noch postuliert wird.

Um nicht an dem Postulat zu "hängen" fokusiert sich die Betrachtung in Richtung universale Liebe, die Einheit, sowie dass von der Liebe nur etwas ausgehen kann, etwas die Liebe erreichen darf, bedeutet (der Kürze wegen hier ohne die Herleitung). Abgebildet auf die Menschen bedeutet das Einheit sowie gleichermaßen für alle Fülle und größtmöglichen Freiraum. Dies bedeutet ein absolutes Maß, da es von keiner natürlichen Wahrnehmung abhängt.

In Bezug auf die Medizin betrachten wie den größtmöglichen Freiraum, den sie mit ihren Mitteln - abstrakt gesprochen - darstellen will. Dazu gehört auch, das Leben zu bewahren und zu erhalten bzw. weiterhin "lebenswert" zu gestalten. Möglicherweise kann die Medizin (noch) nicht immer Situationen auflösen, die wiederum Freiraum nehmen.

Damit lässt sich die Medizin in einen Ausdruck der universalen Liebe einordnen. Kehren wir wieder zu dem Postulat zurück, wäre die Medizin im Sinne Gottes. Sie greift in das Leben der Menschen in dem genannten Sinne ein.

Bemerkung: Wie wir mit dem Postulat weiter umgehen, bleibt eine andere Frage, die sich aber auflösen lässt (auch hier ohne die Auflösung der Kürze wegen darzustellen).

Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – früherer Glaube - heutige Plausibilität vieler Dinge