Wieso gibt es so viele "variationen" vom Christentum?

15 Antworten

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Meines Wissens gibt es doch die Bibel wo alles drin steht, wie kann dann so eine Uneinigkeit herrschen?

Es sind manche Stellen nicht eindeutig, gerade wenn sie übersetzt werden, geht vieles an Informationen verloren. Die katholische Kirche sieht daher die Notwendigkeit des Lehramtes des Papstes, der Bischöfe und der Priester, welche diese schwierigen Stellen mit der Kraft des Heiligen Geistes auslegen. Weiterhin setzt die katholische Kirche auch noch auf die Tradition als Quelle der Auslegung.

Man muss sich auch klar werden, dass - anders als im Islam der Koran - die Bibel im Christentum nicht die eigentliche Offenbarung ist, sondern Jesus Christus, das Wort Gottes selbst. Die Bibel hält das Wort Gottes fest.

Wenn man die Bibel einfach so liest, irgendeine Übersetzung, ist die Gefahr nicht unbeachtlich, manches falsch zu verstehen. Es bedarf daher tiefen Verständnisses und Hilfestellung, ansonsten überlagen persönliche Vorstellungen und individuelle Präferenzen das Wort Gottes, was dann in Widersprüchen und Unsinn mündet. Die Heilige Schrift muss man lesen und verstehen können, um ihren Inhalt zu erschließen.

Weil die Bibel als Gesamtwerk in sich nicht schlüssig ist. Es gibt einfach zu viele Widersprüche und jeder Gläubige darf sich das ihm Genehme rauspicken.

Wegen der mangelnden Eindeutigkeit ist die Bibel beliebig interpretierbar und jede christliche Strömung besteht darauf, die einzig korrekte Interpretation formuliert zu haben - es geht dabei auch um Abgrenzung von der Mehrheit. Man möchte als Gruppe etwas Besonderes sein und die allerwahrste Wahrheit für sich selbst beanspruchen.

Eine gläubige Person ist kein "Halb-Gott in Weiss", sondern eben ein Mensch.

Ein Mensch mit Gefühlen und Meinungen. Mit viel oder wenig Bibelwissen. In einer Umgebung mit mehr oder weniger gläubigen Menschen.

Nehmen wir einmal Jesus. Der sagt, mein wichtigstes Gebot heisst: "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst". Er sagt auch "Liebet eure Feinde". Doch es gibt auch das Weltgericht oder die Offenbarung. Da kann man, wenn man will, eben auch einen anderen Jesus sehen.

Manche möchten auch das Alte vom Neuen Testament trennen. Im Alten Testament gibt es Stellen mit viel Gewalt. Doch sie kennen nicht die Stellen, in denen Gott immer wieder dazu aufruft, sich für die Armen, Fremden und Benachteiligten einzusetzen.

Du siehst, nur schon die paar Hinweise, können "spalten".

Die Bibel ist ein Buch mit Texten die 2.000 und mehr Jahre alt sind. Wer den zeitlichen Kontext nicht kennt oder wer nur Bibelzitate kennt, der kann zu einem anderen Urteil kommen als andere Gläubige. Dann berufen sich nicht alle auf die gleichen Bibelübersetzungen. Die historisch-kritische Denkweise hat einiges aufgewirbelt.

Ist es da nicht verständlich, dass es ganz viele abweichende Meinungen gibt? Ganz abgesehen von Fragen des Abendmalverständnisses, der Baby- oder Erwachsenentaufe.

Weil Religionen Geschichten sind, die vom Menschen erfunden wurden, und der Islam kennt ebenso viele Unterarten.

Der Text wird unterschiedlich ausgelegt: zB wörtlich oder in einem bestimmten Kontext interpretiert. Auch die wörtliche (literale) Auslegungung ist schwierig, da die damalige Bedeutung eines Wortes heute unklar sein kann.

Dieses Problem hatten Christen bereits vor 2000 Jahren:

Schon innerhalb der ersten Generation des Christentums wurden anscheinend manche neutestamentliche Texte als schwer verständlich empfunden.
So bescheinigt der 2. Petrusbrief den Briefen des Paulus, dass in ihnen „manche Dinge schwer zu verstehen“ seien

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Biblische_Exegese

Unterschiedliche Auslegungen führen zu unterschiedlichen Gottesvorstellungen.