Indizien für die Evolutionstheorie?

6 Antworten

Mal eine etwas unterhaltsame Gegenfrage: Warum hat der Schöpfer die Vögel mit einer effizienteren Lunge (Lunge wird durchlüftet, während bei Säugetieren ein ineffezienter Hub stattfindet, bei dem ständig verbrauchte Luft wieder eingeatmet wird) ausgestattet als die Säugetiere?

Ein Schöpfer würde doch wenigstens ein paar Säugetiere mit dem besseren System ausstatten. Ein paar Vögel würden vielleicht mit dem besseren Gehör der Säugetiere ausgestattet.

Die Evolution lässt derartige Revolutionen nicht zu.

Rudolf36  13.10.2018, 12:24

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Hallo 1921x,

letztendlich ist die ET in der Lage, jede einzelne Beobachtung, die wir in der Biologie machen, in ein großes und stimmiges Gesamtbild einzuordnen. Darin liegt ihre eigentliche Bedeutung und Stärke. Und dass sie das für die Fülle an Beobachtungsbefunden kann, die wir über die gesamte Biologie nun einmal haben (von der Molekularbiologie über die Genetik zur Zoologie zur Botanik und Paläontologie...), darin liegt das Stärkste Argument für ihre Gültigkeit.

In der Naturwissenschaft gilt die Theorie als am besten die Natur beschreibend, die am öftesten an Beobachtungsdaten getestet wurde und die somit die meisten Tests an der Natur bestanden hat.

Entsprechend finden wir Hinweise auf den in der Natur ablaufenden Prozess der Evolution einfach überall:

1) Paläontologie

Das gesamte Fossilienmuster aller gefundenen Fossilien ist ein Beleg für die Evolution. Wir finden systematisch in älteren Gesteinsschichten auch ältere, rudimentärere Merkmalausprägungen und keine modernen Formen und Spezies. Die Merkmalausprägungen werden also mit zunehmend jüngeren Gesteinen komplexer und divergenter. Alle gefundenen Fossilien lassen sich entsprechend in Stammbäumen ordnen, die die allmähliche Veränderung der Merkmale aufzeigen.

2) Embryologie

Alle höheren Wirbeltiere durchlaufen im Embryonalstadium ähnliche Formen; die Ursache ist, dass dieses Stadium bei allen höheren Lebewesen durch die selben, bereits früh in der Geschichte des Lebens entstandenen Gensequenzen gesteuert wird. Diese Sequenzen haben sich zum Teil im Laufe der Zeit insgesamt gedoppelt, sind aber in charakteristischer Weise allen höheren Lebewesen gemein und verweisen so auf die gemeinsame Abstammung.

3) Rudimente und Atavismen

Auch der einzelne Körper heute lebender Individuen gibt Hinweise auf die Evolution; so findet man auch bei modernen Spezies noch rudimentär ausgebildete Merkmale - Reste von Organen oder Merkmalen, die ihre ursprüngliche Bedeutung für den Träger verloren haben und deshalb verkümmert sind, aber eben noch nicht ganz verschwunden, weil die Zeiträume der Evolution dafür noch nicht ausreichten oder/und auch kein Selektionsdruck das Verschwinden letzter, nicht störender Reste fördert. So haben z.B. Wale Reste von Beckenknochen ihrer auf dem Land lebenden Vorfahren mit Beinen. Unser Steißbein ist ein weiteres Beispiel für ein Rudiment. Wir haben hier den allerletzten Rest des Schwanzes unserer Vorfahren.
Ein Atavismus liegt vor, wenn ein einzelnes Individuum einer Spezies mit Merkmalen seiner Vorfahren geboren wird, die eigentlich in der Mehrheit der Individuen dieser Spezies nicht mehr ausgeprägt sind. Es kommen dann quasi Gene zum Tragen, die zwar schon einmal im Stammbaum des Lebewesens eine Rolle spielten, heute in der Art aber nicht mehr das Aussehen prägen. Ein Atavismus wäre z.B., wenn ein Mensch mit Fell geboren wird. Oder mit einem zum sichtbaren "Schwänzlein" verlängertem Steißbein.

4) Molekularbiologie

Auch auf Zellebene und in Laborexperimenten lassen sich viele Hinweise auf die Evolution finden. In dieses Fach fällt dann auch die gesamte Genetik, die die Verwandtschaft der Lebewesen bestätigt. Bakterien, die Resistenzen gegen Antibiotika entwickeln, wären ein anderes Beispiel, bei dem man "der Evolution praktisch beim Arbeiten zusehen" kann.

5) Brückentiere

Eine Vorhersage der Evolution ist die Existenz von Tieren mit Merkmalen, die aus verschiedenen Stammbaumästen stammen. Solche Spezies heißen auch "Mosaikformen", ein eigentlich besserer Name als "Brückentier". Denn "Brückentier" suggeriert, dass genau dieses Tier an der Grenze beider Reiche stehen würde. Das muss es aber gar nicht, um ein Brückentier bzw. eine Mosaikform zu sein. Es muss nur Merkmale verschiedener Stammbaumäste in sich vereinen. Ein berühmtes Beispiel ist der Archaeopteryx. Ichthyiostega bilden den Übergang zu den Landtieren, ihr bekanntester Vertreter ist Tiktaalik. Und noch heute lebt das Schnabeltier.

6) Lebende Fossilien

Dort, wo der Selektionsdruck sich nicht groß mit der Zeit ändert, können sich gut angepasste Spezies auch über sehr lange Zeiträume halten. Es ist deshalb auch eine Vorhersage der ET, dass man eben dort, wo sich die Umweltbedingungen nicht großartig geändert haben, also in stabilen ökologischen Nischen, auch sehr alte Formen noch unter den bis heute lebenden Arten findet.

Einen wirklich sehr guten Überblick über die Hinweise auf die Evolution, die wir in unserem eigenen Körper mit uns herumtragen, gibt Neill Shubin in seiner 3-teiligen Miniserie "Unsere geheimen Vorfahren", die man in der ZDF-Mediathek anschauen kann. Wenn Du Dir die 3 Folgen ("Der Fisch in uns", "Das Reptil in uns" und "Der Affe in uns") angeschaut hast, weißt Du recht gut über Evolution Bescheid. =)

http://www.zdf.de/zdfinfo/unsere-geheimen-vorfahren-37421730.html

Grüße

Christian3684  15.09.2016, 11:51

Zu 1: Die Paläontologie beweist mirokoevolutionistische aber keine makroevolutionistische Entwicklungen.

Zu 2: Embryonale Prozesse sind kein Beweis für eine Verwandtschaft, sondern dass sie nur  gleiche Prozesse durchlaufen. Z.B. die angebliche Kiementheorie hat sich schon längst als falsch erwiesen.

Zu 3: Auch das sind wiederum nur ein sekundäres Merkmal, die kein Beweis für eine Makroevolution sind.

Zu 4: Die Genetik zeigt auf, dass die Lebewesen auf dieselben Stukturen und Funktionen aufgebaut sind. Aber beweisen nicht, dass  alle Lebewesen voneinander abstammen würden.

Zu 5: Auch das ist wiederum nur eine Annahme, dass diese Verwandtschaft bestehen würde. Man hat z.B. schön längst andere Saurierarten mit Federn gefunden. Darum ist  der Archeopterix kein Beweis daf[r, dass er der Vorfahre aller Vgel w''re.


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Hyperhaes  15.09.2016, 21:29
@Christian3684
Zu 1: Die Paläontologie beweist mirokoevolutionistische aber keine makroevolutionistische Entwicklungen. 

Das ist falsch. Entwicklungen lassen sich auch über sehr viele morphologische Anpassungen, die weit über die kreationistische Definition von Mikroevolution hinausgehen nachweisen. Siehe: Tiktaalik, Acanthostega, Ichthyostega etc.

Zu 2: Embryonale Prozesse sind kein Beweis für eine Verwandtschaft, sondern dass sie nur  gleiche Prozesse durchlaufen. Z.B. die angebliche Kiementheorie hat sich schon längst als falsch erwiesen.

Spielst du auf Häckel an? Sowohl Kiemenbögen, als auch Kiemengruben mit passenden nervalem Verlauf lassen sich de facto sehr gut nachweisen.

Zu 3: Auch das sind wiederum nur ein sekundäres Merkmal, die kein Beweis für eine Makroevolution sind. 

Beckenknochen und Beinansätze bei Walen und Schlangen sind nur "Mikroevolution"? Was wäre denn dann genau Makro?

Zu 4: Die Genetik zeigt auf, dass die Lebewesen auf dieselben Stukturen und Funktionen aufgebaut sind. Aber beweisen nicht, dass  alle Lebewesen voneinander abstammen würden. 

Nein, weit mehr. Sie zeigt sehr wohl, die Verwandtheitsgrade, über die sich eben sehr genau -und in Deckung mit Fossilien- die Stammbäume erkennen lassen. Wenn du willst. kann ich da mit jeder Menge Literatur versorgen, damit du nicht auf haltlose Kreationistenbehauptungen angewiesen bist.

Zu 5: Auch das ist wiederum nur eine Annahme, dass diese Verwandtschaft bestehen würde. Man hat z.B. schön längst andere Saurierarten mit Federn gefunden. Darum ist  der Archeopterix kein Beweis daf[r, dass er der Vorfahre aller Vgel w''re.

Der Archäopteryx ist bei weitem nicht nur ein sehr interessante Fossil wegen seiner Federn, sondern eben weil
er jede Menge Reptilienmerkmale (bezahnter Kiefer, lange Schwanzwirbelsäule, Bauchrippen, unverschmolzene
Beckenwirbel, Mittelhand- und Fußknochen, drei "Finger" etc.)als auch sehr typische Vogelmerkmale (Schädelform, Federn,
reverse Zehe, verschmolzenes Gabelbein etc.) aufweist. Aber auch hier sei nochmals die Frage gestattet, wie genau denn
ein Fossil aussehen müsste, damit es dich auch überzeugen würde? Oder geht es einfach nur um das "Contra"?

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uteausmuenchen  15.09.2016, 21:54
@Christian3684

Christian,

ich mache mir hier gar nicht die Mühe, die übliche Falschdarstellung biologischer Aussagen durch den Kreationismus in Deinem Kommentar herauszuarbeiten.

Machen wir es kompakter: Dein Kommentar übersieht einen wichtigen Fakt:

Du nimmst jeden einzelnen meiner Punkte her, betrachtest ihn isoliert - und nennst ihn nicht endgültigen Beweis. Was Du - und der gesamte Kreationismus - dabei übersiehst, ist, dass alle diese Punkte (1-6) VORHERSAGEN ein und derselben Theorie sind. Ihr GEMEINSAMES Vorliegen und ZUTREFFEN ergibt sich unmittelbar und zwanglos aus der Deszendenztheorie.

Genau das macht aber eine gute naturwissenschaftliche Theorie: Sie stellt eine ganze Reihe von Beobachtungsdaten in ein und denselben logischen Kontext. Sie erklärt uns, WARUM wir alle diese Dinge so beobachten, wie ich es beschrieben habe.

Und das übersieht der einfach nur die Abstammung ideologisch negierende Kreationismus.

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Es gibt "ARTEN", also eine Gesamtheit von Individuen, die miteinander fruchtbare Nachkommen zeugen können.

Die E.-Theorie gibt Antwort auf die Frage: "Woher kommen neue Arten, wenn doch das Erbgut nur innerhalb der Art weitergegeben wird?" Sie besagt, daß neue Arten sich aus bestehenden entwickeln und, wie das geht.

Die Erkenntnisse der E.-lehre sind nicht nur erwiesen, sie sind DENKNOTWENDIG, d.h., es gibt gar keine wissenschaftliche Alternative zu dieser Theorie.

Es gibt als Alternative den "Kreationismus". Der nimmt an, neue Arten wurden im Laufe der Jahrmilliarden ständig neu aus dem Nichts geschaffen, und es sei nur ein Zufall, daß manche Arten einander ähnlich sähen (Beispiel Pferd und Esel).

Oder der Kreationist nimmt an, alle, alle Millionen von Arten wären am Anfang des Auftretens des Lebens auf der Erde erschaffen worden, alle ausgestorbenen, alle rezenten.

Eine ulkige Idee.

Am Beginn der Entstehung des Lebens wären Vormenschen, Frühmenschen, Australopithecinen und Neandertaler zusammen mit Jetztzeitmenschen beim Grillen unter Riesenschachtelhalmen, Mammutbäumen und Eichen gesessen, in der Luft Flugechsen, Archaeopterix und Papageien, im Wasser Fische, Ammoniten, Dinoaurier und Meeressäuger.

"Indizien" bedeutet lediglich "Hinweise", die vielleicht eine Hypothese (Vermutung) stützen, aber nicht für eine Theorie ausreichen. Das Wort "Theorie" hat in der Wissenschaft nicht die Bedeutung, dass etwas "theroretisch" so sein KÖNNTE, sondern die, dass eine Sache nunmal so IST und auch empirische Belege dafür gibt - auch wenn sich irgendwelche kreationistischen Unholde immer noch vehement weigern, diesen einfachen semantischen Bedeutungsunterschied zu begreifen.

Du suchst in deiner Frage also nicht nach Hinweisen, sondern nach Belegen. Und die gibt es bei der Evolutionstheorie reichlich. Es ist sogar so, dass die Evolutionstheorie eine der am besten belegten Theorien in der gesamten Wissenschaft ist, sie ist sogar besser belegt als die Atomtheorie oder die Gravitationstheorie.

Die wichtigsten Belege für die Evolutionstheorie liefert uns die Paläontologie, die Wissenschaft, die sich mit dem urzeitlichen Leben auseinandersetzt. Paläontologen haben Unmengen an Fossilien gefunden, die uns aus vielen Urzeitlichen Ökosystem mittlerweile ein sehr anschauliches Bild liefert. Fossilien belegen, wie sich die Tiere und Pflanzen in unterschiedlichen Zeiten an ihre Umwelt angepasst haben, und welche Veränderungen ihre Nachfahren durchgemacht haben, damit sie so aussehen, wie sie es heute tun.

Fossilien sind aber nicht die einzigen Belege für die Richtigkeit der Ecolutionstheorie: Heute kann man durch Untersuchungen an der molekularen DNS sehr gut erforschen, welche Spezies auf dem Planeten mit welchen anderen verwandt sind. Verwandtschaft bedeutet hier das Gleiche wie in der Genealogie (Ahnenforschung): Dass die Spezies einen gemeinsamen Vorfahren hatten, und wann dieser gelebt haben muss.

Die Evolutionstheorie ist in der heutigen Zeit längst über jeden Zweifel erhaben. Sie steht noch nicht einmal mehr in Konflikt mit der Religion, denn auch die Kirche hat ihre Richtigkeit inzwischen eingestanden. Alle Päpste seit bereits Pius XII (1939 - 1958) haben die Evolution bekräftigt und mit dem christlichen Glauben für vereinbar erklärt. Die, die sich stringent weigern, die Evolutionstheorie anzuerkennen und die wissenschaftlichen Erkenntnisse nach wie vor leugnen und als Lüge abtun, kann man heutzutage nur noch als religiöse Fundamentalisten (um nicht zu sagen Spinner) bezeichnen.