In welchem Jahr ging das Gendern los?

3 Antworten

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Hallo,

In welchem Jahr ging das Gendern los?

Das Gendern entwickelte sich mit der Entwicklung der deutschen Sprache.

Deutsch ist heute mit über 100 Millionen Sprechenden die größte Sprache der EU.

Wann exakt das Gendern, also in Form von "sehr geehrte Damen und Herren" entstand, lässt sich nur abschätzen. Die ersten Formen lassen sich etwa auf 600 n. Chr. datieren.

Sollte jedoch von Dir die Entstehung des Genderwahns gemeint sein, empfehle ich die Antwort von SchakKlusoh.

Bevor von Deutsch auch nur die Rede sein konnte, spaltete sich irgendwann zwischen 1000 und 450 v. Chr. durch die Erste Lautverschiebung eine urgermanische Sprache von der indoeuropäischen Ursprache ab. (Als Lautverschiebung beschreibt man einen Wandelprozess, bei dem sich gewisse Laute mit der Zeit verändern.) Wie dieses Ur- oder Protogermanisch im Detail aufgebaut war, kann heute nur rekonstruiert werden, denn Schriftzeugnisse aus dieser Zeit sind rar. Die frühen Germanen hinterließen allenfalls ein paar Runeninschriften auf Gräbern und Kultgegenständen, Erzählungen und Gesänge wurden mündlich überliefert. Dennoch haben einige germanische Begriffe wie brauda („Brot“) oder grīpan („greifen“) in abgewandelter Form bis heute überlebt.

Zur Zeit der germanischen Völkerwanderung und der Ausbreitung des Christentums begann um 600 n. Chr. die eigentliche Geschichte der deutschen Sprache. Eine Gruppe westgermanischer Sprachen spaltete sich mit der sogenannten Zweiten Lautverschiebung von den anderen germanischen Mundarten ab und es entstand, was wir heute Althochdeutsch nennen. Die Zweite Lautverschiebung ist ein wichtiger Wendepunkt in der Geschichte des Deutschen: Sie ist der Grund dafür, warum wir heute „Pfanne“, „Zeit“ und „Tochter“ sagen, wohingegen es im Niederländischen und Englischen pan, tijd/time und dochter/daughter heißt.

Quelle: Babbel

Hier sollte stets differenziert werden, zwischen gendern und dem Genderwahn. Ich gendere jeden Tag. Oft ist jedoch der Genderwahn gemeint.

Was den Genderwahn betrifft, der hilft niemandem. Er ist beleidigend, diskriminierend und diffamierend. Es grenzt aus, schafft Ungleichheit und Spaltung.

Hier versucht eine kleine, aber sehr laute und radikale Gruppe, der Gesellschaft etwas aufzuzwingen. Es ist eine Ideologie. Argumente sind vorgeschoben und werden grundsätzlich einseitig behandelt. Das wird wieder verschwinden, aber es dauert seine Zeit. Je energischer die Gesellschaft sich dagegen ausspricht, desto schneller ist der Unsinn wieder verschwunden.

Alles Gute Dir... und bleib gesund.

Gruß, RayAnderson  😉

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 - (Politik, Deutsch, Deutschland)
RayAnderson  30.08.2022, 20:55

Danke für das Sternchen.

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Interessante Frage. Das feminine Suffix -in gibt es schon relativ lange, zunächst allerdings erst nur zur Bezeichnung der Frau eines Mannes - "Frau Doktorin" war also die Gattin des Herrn Doktors. Mit der Zeit wurde das Suffix dann aber auch genutzt, um die Rolle der Frau selbst zu bezeichnen - die Doktorin war dann also tatsächlich Doktorin. Ja, auch das ist Gendern.

Sollte es dir allerdings um das Gendern gehen, bei dem mehr als ein Geschlecht berücksichtigt wird, dann sollte dies wohl auch etwa dann entstanden sein, als das -in zur Beschreibung der Frauen selbst genutzt wurde. Schließlich sind hier dann erstmalig Beidnennungen aufgetreten: Ärztinnen und Ärzte, etc.

Meinst du hingegen Formen wie das Binnen-I (wohl 1981), den Gendergap (ca. 2003) oder Sternchenformen und Co. (ca. ab 2009), dann sind diese Formen im Vergleich zum "althergebrachten" Gendern noch relativ jung.

Seit jeher gibt es allerdings neutrale Formen: Lehrkraft zum Beispiel.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – ich forsche als Linguist zum Thema "Gender(n)"
SchakKlusoh  23.08.2022, 18:15
Das feminine Suffix -in

Ich glaube nicht, daß der Frager das meinte.

die Doktorin war dann also tatsächlich Doktorin

Auch das ist so nicht korrekt. Der Bürgermeister war derjenige der das Amt innehatte und die Bürgermeisterin war die Frau des Bürgermeisters. Entsprechend Professorin usw.

Die Frau Bürgermeister war die Frau, die das Amt innehatte. Dies wurde ab den 1980er Jahren umgedeutet, damit es zur Gender-Ideologie paßte.

Meinst du hingegen Formen wie das Binnen-I (wohl 1981)

Das ist faktisch falsch - siehe meine Antwort. Das läßt sich mit einer Wikipedia-Suche zeigen.

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Adomox  23.08.2022, 19:41
@SchakKlusoh

Ach?

Die gegenderte Schreibweise mit Binnen-I entstand 1981 aus der Verschmelzung des Schrägstrichs mit dem kleinen „i“ der femininen Endung -in.

Frisch aus Wikipedia.

Für den Rest gilt: Gerne nochmal lesen.

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SchakKlusoh  23.08.2022, 19:42
@Adomox

Es gab 1981 das erste Aufkommen in Form des /, aber das wurde noch nicht ideologisch untermauert.

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1984 (merkwürdiges Zusammentreffen mit Neusprech [George Orwell])

Luise Pusch (geboren als Fromuth Pusch), eine extremistische, lesbische Feministin, begründete 1979 die "feministische Literaturkritik".

Zuerst versucht sie zu beweisen, daß alle Dominanz-Begriffe im Deutschen männlich-patriarchisch sind. Dies scheiterte, weil es a) mehr weibliche Substantive als männliche gibt und b) die allermeisten Begriffe, die in den Dominanzbereich fallen (Macht, Regierung, Kraft, Stärke, Gewalt ...), weiblich sind.

Danach erklärte sie das generische Maskulinum entgegen dem allgemeinen Sprachgebrauch zur "männlichen Form". Daraus leitete sie ab, daß Frauen ungenannt sind und deshalb Männer bei allen Ämtern, Berufen usw. sich angesprochen fühlen und bevorzugt werden. Deshalb sei es nötig das generische Maskulinum zu verändern. Dazu machte sie verschiedene Vorschläge.