Ich(19,w) kann meinen Vater nicht umarmen
Ich weiß nicht, wieso, es ist einfach seltsam. Wir hatten nie die engste Beziehung, er ist früh weggegangen, um zu arbeiten, und war am Wochenende, wenn er zuhause war, sehr müde und in sich gekehrt. Trotzdem war er immer mein großes Vorbild, ich lerne auch heute einen ähnlichen Beruf wie seinen und bin ein Ass, weil mir die Fähigkeiten von ihm in die Wiege gelegt wurden und ich immer daran gearbeitet habe, so gut wie er zu sein.
Irgendwann kam die Trennung meiner Eltern und er zog aus, ich hab ihn nur noch selten gesehen, hatte zu der Zeit allerdings auch nicht das Bedürfnis nach seiner Gesellschaft, wieso auch immer. Auf die Art und Weise haben wir uns im Jahr, wenn es hoch kommt, 6-7 mal getroffen.
Vor knapp zwei Jahren hat mich meine Mutter rausgeschmissen und mein Vater hat mich mit meinen Kartons und meinen Koffern von der Straße aufgesammelt. Er brachte mich zu seinen Eltern, wo ich ein paar Wochen lebte, bis ich was Eigenes gefunden hatte. Dadurch hatten wir wieder mehr miteinander zu tun und heute sehen wir uns mindestens einmal die Woche. Wir haben Spaß, sind aber auch mal ernst, zB. wenn wir über sein Leben, mein Leben oder die Schwierigkeiten mit meiner Mutter, meinen Schwestern oder dem Rest der Familie sprechen.
Allerdings hat er mir nie gesagt, dass er mich lieb hat, oder mich umarmt. Das ist nicht seine Stärke, meine aber auch nicht. Das ist so aufgesetzt und unnatürlich für mich, ich weiß auch nicht. Ich kann diese Distanz zwischen uns einfach psychisch nicht überbrücken. Neulich hat meine ältere Schwester mal zu uns gesagt, wir sollen uns mal umarmen, und das haben wir dann auch getan, aber das war absolut seltsam und unangenehm, für ihn auch, schätze ich.
Mein Problem ist, dass ich das blöd finde. Ich möchte nicht so verschlossen und ernst sein, sondern auch mal Gefühle ausdrücken, immerhin hab ich ihn ja wirklich gern. Nur leider weiß ich nicht, wie ich mich mitteilen soll, ohne dass es komisch wird.
Könnt ihr mir weiterhelfen?
8 Antworten
Du schreibst schon selbst von der Distanz, die sich da über die Jahre gebildet hat. Und weil dein Vater auch nicht körperlich auf dich zugeht, wird es für dich noch schwieriger.
Setz dich mit ihm mal zusammen, denn ihr beide habt das gleiche Problem. Vielleicht denkt er sogar auch darüber nach.
Wie ist denn dein Gefühl bei Nähe zu anderen Personen (Freunde, Partner, Kinder etc.)?
ich kann fast niemanden umarmen, nur 2 aus meinem freundeskreis und das auch nich immer ganz freiwillig. und meine familie erst recht nich..
wenn dein charakter ebne so ist dasnn ist er eben so.
Hallo , mach dir doch nicht so viele Gedanken ob es komisch wirkt wenn du deinem Vater gegenüber Gefühle zeigst. Es ist dein Vater und damit bist du auch dessen Fleisch und Blut, wenn du auch meinst es wäre nicht seine Stärke Gefühle zu zeigen , Wette ich mit dir das es sich sehr freut wenn du ihn einfach mal umarmst und ihm sagst das du ihn lieb hast. Männer haben mit dem Gefühle zeigen so ihre Schwierigkeiten , gerade wenn die Töchter erwachsen sind,, solche Gedanken wie z.B." wer weiss was die jetzzt denkt wenn ich sie umarme , gehe ich damit zu weit ? "sind deinem Vater auch vielleicht schon mal durch den Kopf gegangen so das er sich solche Gefühle lieber unterdrückt hat, oder sich davon aber auch peinlich berührt fühlte,weil er ein Mann ist und er es zu keinen Missverständnissen kommen lassen wollte. Ergreife die Initiative und du wirst es bestimmt nicht bereuen. Stell dir vor, wenn dein Vater eines Tages nicht mehr da ist und du es versäumt hast ihm zu sagen das du ihn liebst dann könntest du es bereuen , bzw. es könnte dir Leid tun, doch dann wäre es leider zu spät . LG
Nun wir alle sind Opfer unserer Umgebung.
oft heist es das das Gegenteil von liebe Hass sein, das Gegenteil ist aber Ablehnung.
Unweigerlich verletzen wir uns durch Egoismus und fehlender Emphatie.
Ergebnis wir werden hart, bauen Schutzmauern auf...
Wenn wir aber sehen das unser Gegenüber auch nur ein Opfer ist, man Gemeinsamkeiten findet und diese unterschtreicht ist man oft schon einen Schritt weiter.
Ihr habt eine Distanz und doch verstehst du deinen Vater ihr tickt beide gleich.
Denkst du nicht das er dann nicht auch die gleichen Dinge vermisst.
Mach einen Anfang sagt ihm wenn ich dich in dieser Situation nicht gehabt hätte (rausschmiss). Drück ihm deine Dankbarkeit aus, auch das ist eine form von Annahme/Liebe und so könnt ih euch nähern.
Denk nicht das er nicht auch darüber nachdenkt was er falsch gemacht hat.
Meist liegt aber genau das zwischen den Menschen und trennt.
Wenn dein Vater dich nicht lieben würde, hätte er dich nicht von der Straße aufgesammelt. Die Distanz zwischen euch habt ihr selbst geschaffen. So wie sie entstanden ist, kann sie auch wieder verschwinden. Trefft euch öfter, redet miteinander, lernt euch neu kennen. Ich könnte mir vorstellen, dass dein Vater nur darauf wartet ein Zeichen von dir zu bekommen, dass du das auch möchtest...