Ich bin es leid, "Ausländer" zu sein!

Support

Liebe/r massendelirium8,

gutefrage.net ist eine Ratgeber-Plattform, aber um einen Rat scheint es Dir nicht zu gehen? Wenn Du allgemein über ein Thema plaudern und Dich mit anderen Communitymitgliedern austauschen möchtest, kannst Du solche Themen gerne im Forum unter http://www.gutefrage.net/forum diskutieren.

Hier im Fragenbereich dürfen nur solche Fragen gestellt werden, die eine konkrete, ratsuchende Fragestellung enthalten. Bitte arbeite Deine Fragestellung beim nächsten Mal deutlicher heraus, sodass die Community sofort weiß, worum es Dir genau geht.

Vielen Dank für Dein Verständnis!

Herzliche Grüsse

Emma vom gutefrage.net-Support

67 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Zuerst einmal: Es gibt durchaus Menschen, für die die Nationalität ihrer Mitmenschen keine Rolle spielt, die lediglich nach Charakter und Intellekt gehen. Um ehrlich zu sein finde ich "niemand seine Gedanken frei von solchem fremdenfeindlichen Gedankengut machen kann" schon beleidigend.

Zugegebenermaßen sind die Vorurteilsfreien sicherlich nicht in der Mehrheit, auch weil Schubladendenken für die breite Masse eine wichtige soziale Funktion erfüllt, nicht nur im Umgang mit anderen, sondern auch mit sich selbst.

Letzten Endes bleibt dir nichts anderes übrig, als dir ein dickeres Fell zuzulegen. Natürlich sind die Sprüche, die du kassierst nicht okay, aber du wirst die Menschheit nicht ändern. Im Übrigen finde ich "Woher kommst du?" nicht im geringsten ausländerfeindlich oder rassistisch, für mich bedeutet diese Frage Interesse am Gegenüber. Bin ich als Deutsche im Ausland unterwegs, ist das auch die erste Frage, die mir gestellt wird. Daß du nur optisch in die Kategorie "Ausländer" fällst, merken die Leute doch wahrscheinlich, wenn du dich eine Weile mit ihnen unterhältst.

Bei vielen der Kommentare, die du nennst habe ich außerdem den Verdacht, daß viele deiner Probleme durch dein soziales Umfeld bedingt sind. Was die Sache mit Kontrollen durch die Obrigkeiten betrifft, könntest du mal überlegen, ob nicht ein Teil davon auf sich selbst erfüllende Prophezeiungen zurückzuführen sein könnte. Beispiel: Du hast schlechte Erfahrungen mit Kontrolleuren. Ein Kontrolleur kommt, du denkst dir: "Super, der wird mich gleich wieder kontrollieren, nur weil ich Türke bin." Entsprechend verändert sich deine Mimik. Der Kontrolleur denkt sich: "Öha, warum schaut der plötzlich so, wenn ich reinkomme? Da lohnt es sich vielleicht, zu kontrollieren." Verstehst du, worauf ich hinaus möchte?

Natürlich kann man nicht von heute auf morgen seine Einstellung ändern, aber an der kannst du leichter arbeiten als am Rest der Welt. Du wirst wohl lernen müssen, einen Teil zu schlucken, einen Teil nicht so ernst zu nehmen. Wenn du dann noch schaust, daß du vielleicht ein bißchen ein anderes Umfeld für dich finden kannst, sollte sich dein Leben doch ein Stück weit zum Besseren entwickeln können.

Es liegt einfach in der Natur des menschlichen Gehirns in Kategorien zu denken. Nennt sich soziale Kategorisierung. Der Mensch kann gar nicht anders, als anhand von Vorurteilen und bereits gemachter Erfahrungen eine Gruppe zu beurteilen. Das ist ein völlig normaler Prozess.

Jedoch kann der Mensch selbst entscheiden, wie er mit dieser Kategorisierung umgeht. Lässt er es sein Verhalten negativ beeinflussen oder geht er auf eine persönliche Ebene und beschäftigt sich mit dem Individuum näher? Je persönlicher der Kontakt ausfällt, desto schwächer werden Vorurteile.

Ich selbst bin leicht übergewichtig (6 Kilo). Schon hier darf ich mich den unterschiedlichsten Vorurteilen aussetzen: Faulheit, mangelnde Intelligenz, Krankheitsanfälligkeit etc.

Es gibt keinen Menschen, der nicht mit irgendwelchen Vorurteilen zu kämpfen hat. Du als "Ausländer" bist eben nur eine weitere Kategorie.


HerrVonRibbeck  03.09.2014, 08:19

Hallo Mewchen,

das ist eine tolle Antwort! Wie sehr wir in Kategorien gefangen sind, habe ich selbst erst vergangenes Wochenende festgestellt, als ich einen Menschen (Transgender) kennenlernte.

Mein erster Impuls: geht doch nicht, was denn nun, mehr Mann oder mehr Frau?

Doch, es geht! Klare Antwort: Mensch!

Dieser Mensch hat mir durch seine Natürlichkeit sehr geholfen, die bis dahin für mich bestehende Kategorie zu durchbrechen. Dieser wunderbare Mensch hat meinen Horizont erweitert, meine Welt bereichert und bunter gemacht.

Lieber Fragesteller, anstatt Dich beim negativen aufzuhalten, lass Dich auch positiv ein, bereichere andere und werde bereichert. Alles gute.

Mewchen  03.09.2014, 21:37
@HerrVonRibbeck

herzlichen Glückwunsch, bei dir hat das Prinzip der Dekategorisierung nach Brewer gegriffen ;) Ein persönlicher Kontakt zu einem Individuum dieser Gruppe hat dich auf die persönliche Ebene im Umgang mit dieser Person gebracht. Teilweise wirst du in Zukunft diese positive Erfahrung auch auf andere mitglieder der Kategorie Transgender übertragen.

Die beste Antwort könnte in den restlichen 65 Antworten stecken - registriere Dich jetzt!