Ich 21 frage mich ob ich Trans bin?
Hallo zusammen,
ich bin aktuell in einer Selbstfindungsphase und beschäftige mich intensiv mit meiner Geschlechtsidentität. Ich habe schon einige Schritte gemacht, wie das Tragen von femininer Kleidung wenn ich alleine bin und das Ändern meiner Pronomen online, aber trotzdem plagen mich viele Zweifel und Unsicherheiten, die ich gerne besser verstehen würde.
Hier sind einige der Dinge, die mich beschäftigen:
- Wie kann ich mir sicherer werden, ob ich wirklich Trans bin oder ob ich mir das nur einbilde?
- Ich habe Momente, in denen ich mich klar als Frau fühle, aber diese werden oft von Zweifeln überschattet. Ist das normal?
- Wie gehe ich mit der Angst um, dass andere mich verurteilen könnten, wenn ich mich mehr zeige?
- Wie kann ich lernen, meine Identität anzunehmen, auch wenn die Zweifel stärker sind als die Klarheit?
- Ich habe angefangen, kleine Schritte zu machen, wie das Tragen von femininer Kleidung und das Ändern meiner Pronomen online. Wie kann ich mutiger werden, das auch im echten Leben zu zeigen?
- Ich habe darüber nachgedacht, mir professionelle Unterstützung zu suchen, z. B. durch einen Psychologen oder eine Therapeutin. Aber ich habe Angst davor, diesen Schritt zu gehen – vor allem, weil ich unsicher bin, wie ein Gespräch ablaufen würde.
Ich weiß, dass jede Reise unterschiedlich ist, aber ich würde mich sehr freuen, wenn ihr eure Erfahrungen oder Ratschläge mit mir teilen könntet. Wie seid ihr mit Zweifeln umgegangen? Was hat euch geholfen, euch sicherer in eurer Identität zu fühlen? Und wie war es für euch, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen?
Vielen Dank! :)
2 Antworten
- Trans sein hat immer eine Geschlechterdisphorie im Kern. Das gehts Hand in Hand beim Trans sein. Wenn du das nicht hast, dann ist es eine reine Identitätssache und nichts körperliches.
- Viele fühlen sich nicht komplett als Mann oder Frau. Viele sagen von sich selbst das sie Menschen sind mit entsprechenden Geschlechtsmerkmalen und das ist halt so. Für viele ist das sehr normal.
- Das kann und wird passieren. Manchen ist es egal, manche akzeptieren das, manche wollen solche Menschen nicht in ihrem Umfeld haben. Aber das ist in jedem Lebensbereich so. In deinem ganzen Leben wirst du auf viel wiederstand, aber auch auf viel akzeptanz treffen. Das darf dich aber nicht hindern der zu sein der du sein willst.
- Finde heraus wo die Zweifel her kommen. Wenn man die Ursache herausfindet, dann erklärt das vieles in der heutigen Lebenssituation (habe ich selbst gestern erlebt). Die Suche wird nicht einfach, aber es lohnt sich.
- Indem du es immer weiter für dich normalisierst. Für jeden ist etwas anderes normal. Wenn es irgendwann für dich normal ist, dann hast du dabei keinen Probleme mehr das zu zeigen. Es kann sehr viele kleine Schritte bis dahin benötigen, aber nimm dir die Zeit.
- Er fragt und du antwortest. Es ist wie unser Gespräch. Du stellst ne Fragt und ich antworte draus. Eine Therapie ist an sich ein Gespräch das dir helfen soll. Das ist der beste Schritt den du tatsächlich machen kannst.
Das freut mich sehr das ich helfen konnte. Falls noch Fragen auftauchen, kannst du mich gerne anschreiben.
Falls du Englisch kannst, hilft es dir vielleicht Erfahrungen einer trans Frau zu Dysphorie, die sie selbst in der Selbstfindungsphase nicht so zuordnen konnte, zu lesen.
Die S3-Leitlinie zu Genderinkongruenz und Genderdysphorie empfiehlt sich an Therapeut*innen zu wenden, die Erfahrung in dem Bereich haben.
Transgeschlechtlichkeit gehört nicht zu den Ausbildungsinhalten der Psychotherapeut*innen Ausbildung. Du willst vor niemandem sitzen, dem du erstmal Transgeschlechtlichkeit erklären musst.
Entsprechende Therapeut*innen findest du z.B. bei https://queermed-deutschland.de/ oder https://translist.de/
Lokale Beratungsangebote bzw. Beratungsstellen haben auch Adressen. Aber da kannst du auch erstmal in einem entspannten Setting darüber reden wie es dir geht und was dich beschäftigt.
Alles Gute auf deinem Weg!
Danke für die ganzen Tipps und Links! Die Artikel klingen echt spannend, vor allem das mit der indirekten Dysphorie – das könnte vielleicht sogar auf mich zutreffen. Ich schau mir das auf jeden Fall mal an, da ich manchmal Schwierigkeiten habe, meine Gefühle richtig einzuordnen.
Die Hinweise zu Therapeut*innen und Beratungsstellen sind auch super hilfreich. Ich hatte bisher ein bisschen Angst davor, diesen Schritt zu gehen, aber zu wissen, dass es spezialisierte Leute gibt, macht das Ganze irgendwie weniger einschüchternd. Die Seiten werde ich mir auf jeden Fall genauer anschauen!
Danke nochmal, dass du dir die Zeit genommen hast, so ausführlich zu antworten. Das hilft mir wirklich sehr! :)
ich bin aktuell in einer Selbstfindungsphase und beschäftige mich intensiv mit meiner Geschlechtsidentität.
Da liegt schon das erste Problem, warum muss man das?
Nur weil du feminine Anteile hast, heisst das nicht dass du automatisch Trans sein musst. Es gibt auch feminine Männer und das ist ganz normal und okay so. Gibts ganz oft, insbesondere unter Gays... Ich lese hier in keinem einzigen Absatz, dass du irgendwie mit deinem Körper, insbesondere deinem Geschlechtsteil unglücklich wärst oder ihn abstoßend findest, also wie kommst du auf die Idee du wärst trans? Kein Mensch fühlt sich klar als Frau oder Mann, es gibt keine rosanen oder blauen Gehirne. Jeder hat mal Momente wo man sich mehr weiblich und mehr männlich fühlt. Jeder hat mal Momente, wo er sich in seinem Körper nicht wohl fühlt (insbesondere in der Pubertät). Leb einfach dein Leben, sei so wie du bist und hör auf dich in diesen Trans-Trend reinzusteigern.
Danke für deine Meinung! Allerdings betrifft mich dieses unglücklich sein mit meinen Geschlechtsmerkmal auch in einer Art, vielleicht nicht so extrem wie bei anderen aber ich denke oft darüber nach. Es gibt Momente, in denen ich mich in meinem Körper nicht wohlfühle, aber diese Empfindungen sind nicht immer gleich stark.
Ich möchte aber klarstellen, dass Transidentität nichts Neues ist. Schon in der Geschichte gab es immer wieder Menschen, die sich nicht mit dem Geschlecht identifiziert haben, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Dass geschlechtliche Vielfalt tief in der Menschheitsgeschichte verwurzelt ist kein Zweifel.
Für mich ist es ein persönlicher Prozess, herauszufinden, wer ich bin, und das hat nichts mit einem Trend zu tun. Es ist eine ernsthafte Auseinandersetzung mit mir selbst, und ich hoffe, dass das hilft, meine Perspektive ein wenig besser nachzuvollziehen.
Es gibt Momente, in denen ich mich in meinem Körper nicht wohlfühle, aber diese Empfindungen sind nicht immer gleich stark.
Wie gesagt, das hat jeder mal. Das muss nichts mit Trans zu tun haben, sondern kann auch einfach eine generelle Unzufriedenheit mit deinem Körper sein und der Gedanke dass du als das andere Geschlecht attraktiver wärst. Stell dir eher mal die Frage warum du genau das Gefühl hast, dass du als Junge/Mann nicht so sein kannst, wie du willst? Und was sich dann plötzlich dran ändern soll, wenn du Trans bist. Du wirst ja dadurch nicht durch Zauberhand zu einem anderen Menschen oder attraktiver. Also was genau erwartest du?
Ich möchte aber klarstellen, dass Transidentität nichts Neues ist. Schon in der Geschichte gab es immer wieder Menschen, die sich nicht mit dem Geschlecht identifiziert haben, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde.
Darüber gibt es heute höchstens wilde Spekulationen. Aber selbst wenn, hat deswegen keinem gefährliche Hormonblocker verabreicht oder die Geschlechtorgane deswegen unwiederbringlich verstümmelt.
Für mich ist es ein persönlicher Prozess, herauszufinden, wer ich bin, und das hat nichts mit einem Trend zu tun. Es ist eine ernsthafte Auseinandersetzung mit mir selbst...
Alleine dass du dich in Momentszustände so reinsteigerst, dass du deine gesamte Persönlichkeit in Frage stellst und dadurch deine Transidentität jetzt für dich schon feststeht, beweist eher das Gegenteil.
Ich verstehe deine Sichtweise und die Punkte, die du ansprichst! Es ist mir wichtig zu sagen, dass ich mir sehr bewusst bin, dass Transidentität nichts ist, was man von heute auf morgen feststellt oder worüber man leichtfertig entscheidet. Mein Prozess hat schon vor längerer Zeit angefangen. Nur diese "Selbstfindungsphase" die ich erwähnt habe hat alles nur intensivieret, und es ist kein Momentzustand, sondern etwas, das immer wieder in meinem Leben aufgetaucht ist. Ich habe mir das nicht aus einer Laune heraus überlegt, sondern es basiert auf vielen Gefühlen, Erfahrungen und Beobachtungen, die ich über Jahre gesammelt habe.
Was die Frage angeht, warum ich mich so fühle und was ich mir von einer Transition erhoffe: Es geht für mich nicht darum, plötzlich ein 'neuer Mensch' zu sein, sondern darum, endlich authentischer mit mir selbst zu leben. Ich verstehe, dass ich äußerlich nicht „magisch“ alles ändern kann, aber es geht darum, wie ich mich innerlich fühle und wie ich mich selbst wahrnehme. Und genau das ist der Punkt – diese innere Diskrepanz belastet mich, und ich will daran arbeiten, um mich wohler zu fühlen.
Ich weiß, dass eine Transition – sei es sozial oder medizinisch – kein leichter Weg ist. Mir ist bewusst, welche Herausforderungen und Konsequenzen damit verbunden sind, und ich gehe das Thema sehr vorsichtig und reflektiert an. Es geht für mich nicht um Perfektion oder Attraktivität, sondern um ein Gefühl von Richtigkeit in meinem Leben.
Ich schätze, dass du dir die Zeit genommen hast, deine Perspektive zu teilen. Es hilft, die Dinge von verschiedenen Seiten zu betrachten, auch wenn ich weiß, dass dieser Weg für mich ernsthaft und notwendig ist. Ich danke trozdem dafür! :)
Du hast wirklich viele Punkte angesprochen, die mir gerade durch den Kopf gehen.
Vielen Dank nochmal für deine Worte – sie helfen mir sehr, meine Gedanken ein bisschen besser zu ordnen und zu reflektieren! :)