Homosexualität. Spätes Outing. Gibt es auch in umgekehrt?
Ich habe schon einige Male erlebt, dass man im Erwachsenenalter (30+) sich als homosexuell geoutet hat. Die mir persönlichen Fälle waren so, dass diese Personen in einer hetero Ehe waren und Kinder haben.
Also das zur Erklärung, was ich mit späte (Zumindest öffentliche) Outing meine.
Aber gibt das auch in umgekehrt? Also dass ein homosexueller Mensch im Erwachsenenalter bemerkt, doch noch hetero (nicht bi) zu sein? Persönlich habe ich sowas noch nie gehört oder darüber je was gelesen.
Ich frage rein aus Interesse.
11 Antworten
Der Grund dafür, dass die sich erst spät outen ist ja meistens, dass sie in einer Umgebung leben/groß geworden/sozialisiert worden sind, in der sie es sich und anderen nicht eingestehen konnten oder wollten.
Bei Heterosexualität ist sowas vermutlich so gut wie nie nötig - da schaut keiner komisch, wenn du das einfach bist.
Bei Erwachsenen gibt es auch höchstens noch Verdrängung, weswegen sie das nicht wissen, worauf sie stehen, nicht mehr die Verwirrung die die Hormone in der Jugendzeit anrichten. Auch verdrängen muss ein Hetero das in aller Regel nicht.
Was ich mir als Einzelfall vorstellen kann: jemand war in der Pubertät nicht sicher, worauf er eigentlich steht, hat dann für sich beschlossen "Ich bin homosexuell" und stellt dann irgendwann sehr viel später fest, das seine Gefühle nicht zu dieser Aussage passen.
Vorab, ich bin hetero und das ist nur meine eigene These zu dem Thema. Ich kann also nur spekulieren, da ich es nie selbst erlebt habe. Und ich toleriere jede Form der Sexualität, nur falls ich hier im Text von "normal" spreche!!!
Ich persönlich denke, dass deine Neigung, zu welchem Geschlecht du dich hingezogen fühlst oder wie du generell sexuell tickst, dir schon bei der Geburt mit in die Wiege gelegt wird. Bei Aufwachsen wirst du aber erst einmal in das "normale" gesellschaftliche Bild gedrängt und danach erzogen. Kein Elternteil wird auch erstmal von einer homosexuellen Neigung bei seinem Kind ausgehen. Bis DU aber anfängst selbstständig darüber nachzudenken (meist ab der Pupertät), bist du schon so in die Rolle der "normalen" Frau oder Mann gepresst, dass es den meisten mit Sicherheit sehr schwer fallen wird sich zu outen und damit aus dem klassischen Gesellschaftbild raus zu fallen.
Deshalb denke ich, dass ein "Outing" zum "Normalen" nie groß stattfindet oder breit getreten wird, weil es eh normal ist und keinen interessiert und weil du das ja eh schon seit deiner Geburt normal leben könntest. Für die Homoseualität bedarf es in unserer Gesellschaft aber leider immer noch ein Outing, deshalb werden die meist erst viel später bekannt gegeben. Sag doch mal jemand "Du ich bin jetzt hetero". Jeder würde dich anschauen und sagen "Ja und - was ist jetzt so krass daran?" Deshalb wird es diese "Outings" auch nie geben oder nie groß bekannt werden.
Sexualität ist nichts festes, sie ist ein Konstrukt, und dieses kann sich verändern.
Man kann sie sich zwar nicht aussuchen, aber dennoch entwickelt sie sich mit der Zeit. Es gibt keinen logischen Grund, warum jemand homosexuelles nicht wieder heterosexuell werden kann. Das geschieht aber, wenn es denn geschirht, von innen heraus. Solche "Heilungen" von Homosexualität sind Schwachsinn und zum Glück seit einiger Zeit auch illegal.
Nein, man kann es sich nicht aussuchen.
Etwas ähnliches,um es vielleicht besser erklären zu können...
Bisexuelle sind ja oft auch nicht 50/50, es gibt bei den Einzelpersonen in der Regel gewisse Tendenzen, Vorlieben.
Und diese können sich ja auch verändern, da hab ich alleine in meinem Bekanntenkreis schon mehrere, bei denen das so ist. Dieser Wechsel der Tendenzen ist aber nicht selbstbestimmt, es... passiert einfach.
Ja, das diente ja auch nur der Veranschaulichung.
Noch besser geht es, wenn man kurz von der Sexualität zur Geschlechter Identität wechselt, Stichwort "Genderfluid".
Homosexualität und Heterosexualität lassen sich prinzipiell ja ebenfalls als 100-0 oder 0-100 Bisexualität beschreiben (auch wenn das erst mal sinnlos erscheint, es funktioniert).
Es hat mir einfach noch niemand sinnvoll erklären können, wieso sich sexuelle Tendenzen und Geschlechter Identitäten verändern können, aber Homosexualität nicht veränderbar sein soll. Das widerspricht der Logik.
Die beiden soziokulturellen Konstrukte "Sexualität" und "Geschlechteridentität" funktionieren ähnlich, da lassen sich Parallelen ziehen. Ich hab bis jetzt nur versucht mit Beispielen nochmal zu erläutern, was ich meine.
Aber okay, fangen wir am Anfang an:
Menschen werden nicht mit einer gewissen Sexualität geboren, sie emtwickelt sich mit der Zeit. Richtig?
Judith Butler und die kritische Queer-Theorie stellen das zum Beispiel in Frage (Gender Trouble: Feminism and the Subversion of Identity; 1990).
Ja, es gibt dutzende genetische Einflüsse. Aber es gibt eben auch verschiedene andersartige Einflüsse. Insgesamt ist das Feld der Einflüsse einfach so groß, dass es sich nicht gezielt steuern lässt, was sämtliche Konversionstherapien ad absurdum führt.
Dadurch, dass es so viele unterschiedliche Einflüsse gibt, ist aber nicht mehr auszuschließen, dass Veränderungen im Ursachen-/Einflussgefüge möglich sind.
Also, es kann sich eventuell verändern. Nur lässt sich diese Veränderung weder gezielt hervorrufen, noch aktiv steuern.
Judith Butler und die kritische Queer-Theorie [,,,]
Es ist nur eine Theorie. Und jede Theorie wird kritisiert. Judith Butler ist nicht Gott. Wo ist bitte der Zusammenhang zwischen Geschlechtsidentität und Sexualität? Wenn eine lesbische Frau ein Mann wird, dann wird sie hetero. Ansonsten kann ich keinen Zusammenhang oder keine Ähnlichkeit erkennen.
Du verstehst mich falsch, es gibt keinen direkten Kausalzusammenhang zwischen Sex und Gender. Nur Parallelen.
Judith Butler ist kein Gott, aber die von ihr angewendete dekonstrukierende Methode eine der wenigen bei korrekter Anwendung zwingend wahre Ergebnisse hervorbringenden Methoden, da sie einzig und allein auf logischen Grundsätzen fundiert.
Lass mich es dir zeigen, indem ich deine These dekonstruiere:
Deine These lautet: "Homosexualität ist angeboren und unveränderlich".
Daraus ergibt sich die Folgerung: "Es gibt Gene, die die Sexualität bestimmen." Diese Folgerung scheint auch der Realität zu entsprechen, immerhin hat die Wissenschaft solche Gene entdeckt https://www.google.com/amp/s/www.zeit.de/amp/wissen/2019-08/sexualitaet-genforschung-erbgut-homosexualitaet-schwul-lesbisch).
Wenn jetzt bestimmte Gene (Gengruppe "S", dann wird der Text lesbarer, gemeint ist damit die Gesamtheit aller für die Sexualität entscheidenden Gene, auch eventuell noch unbekannte Gene) die Sexualität bestimmen, entscheiden ein und die selben Gene über Homosexualität, Heterosexualität, Bisexualität, etc., je nach den jeweiligen Anteilen, der Aktivität der jeweiligen Gene, et cetera.
Die Gengruppe S ist also eindeutig für fluide Sexualitäten (z.B. Bisexualität) verantwortlich.
Die Gengruppe S ist ebenso für Heterosexualität und Homosexualität zuständig.
Wenn die Gengruppe S aber nachweislich fluide Sexualitäten erzeugen kann, ergibt das eine zwingend notwendige Möglichkeit, dass Heterosexualität und Homosexualität ebenfalls fluid sein können.
In deiner These befindet sich ein versteckter innerer Widerspruch.
Nein, dann sind Monosexualitäten, Bisexualität und Polysexualitäten allesamt Unterkategorien der Kategorie "Sexualität".
zu den unbekannten Genen: Diese sind für das Modell irrelevant, da wir wissen wie Gene allgemein funktionieren und diese Gene daher bereits in die Gengruppe S integrieren können.
Du behauptest, es gäbe eine Gengruppe S, die für die verschiedenen Sexualitäten zuständig ist. Deshalb schlussfolgerst du (warum eigentlich?), dass homo/heterosexualität eigentlich bisexualität sind. Warum ist das nicht umgekehrt? Warum ist bisexualität nicht eigentlich homo/hetero? Ich erkenne deine Logik nicht und kann deine Gedanken nicht nachvollziehen. Und ich habe keine Lust mehr, zu diskutieren.
Ich zitiere aus deinem vierten Kommentar unter meiner Antwort:
Sexualität ist angeboren.
Aber das widerspricht sich ja auch nicht. Dann ist eine Person, wenn man deiner Linie folgt, eben bereits schwul, weiß es nur noch nicht.
Gut, dann sind es zwei Thesen.
Die, die uch dekonstruierte, und die die du eben noch genannt hast.
Ich behaupte es nicht, es ist logisch notwendig:
Wenn viele verschiedene Gene die Sexualität bestimmen, ist eine Gruppe von Genen, in der man alle diese Gene zusammenfasst, logischerweise verantwortlich für die Sexualität.
Homosexualität ist nicht Bisexualität, Schmarrn. Es sind nur allesamt Ausprägungen der Sexualität.
Nichts ist in Stein gemeißelt. Selbstverständlich können sich die Vorlieben und Abneigungen immer ändern.
Ich habe selbst erst in einer lesbischen Beziehung gelebt und bin jetzt mit einem Mann verheiratet
Im bekannten und Freundeskreis habe ich noch zwei weitere Frauen bei denen es genauso ist
Hattest du vor deiner lesbischen Beziehung schon mal was mit einem Mann? (Wenn ich fragen darf)
Ok, aber hast du dich vorher als homosexuell gefühlt/bezeichnet oder als bi?
Homo !
Die Beziehung ging auch mehr als 10 Jahre (also nicht so eine kurze „Stimmungsschwankungen“) und damals hàtte ich definitiv nie was mit nem Mann haben wollen - und heute finde ich auch den Gedanken an lesbischen sex fur mich absolut nicht mehr machbar
Naja, ich halte nichts von dieser Behauptung, da man sich demnach seine Sexualität ja aussuchen kann, wenn sie nicht angeboren ist. ich würde eher sagen, man merkt nicht immer sofort, ob man homo, bi oder was auch immer ist.