Hat jede Religion die aussergewöhnliche Pflicht, ihren Gläubigen darauf hinzuweisen, sich als Organspender registrieren zu lassen?

5 Antworten

Nein! Religionen haben mit einer Organspende nichts zu tun.

Jeder Mensch, egal ob Christ, Agnostiker, Atheist etc. entscheidet selber, ob er seine Organe spendet oder nicht.

Ich besitze seit Jahrzehnten einen Organspendeausweis. Nach meinem Hirntod spende ich meine Organe, weil ich damit einem anderen Menschen das Leben retten kann! Für mich ist das selbstverständlich. Hätte vor vielen Jahren ein Spenderherz zur Verfügung gestanden, hätte mein Vater überlebt.

Der Hirntod bedeutet der unumkehrbare, irreversible Ausfall der gesamten Hirnfunktionen > Groß/Kleinhirn und Hirnstamm. Die Vitalfunktionen des Organspenders werden auf ITS apparativ am Leben erhalten, weil man keine toten Organe transplantieren kann. Ein Hirntoter kann nicht atmen, sprechen, schlucken, husten, zeigt keinerlei Reflexe.

Die Hirntoddiagnostik wird von zwei Fachärzten, unabhängig voneinander, durchgeführt.

In Deutschland ist diese mehr als streng und von der BKA > Bundesärztekammer festgelegt.

Der Hirntod muß nicht nur richtig diagnostiziert, sondern auch bewiesen werden.

Apparative Diagnostik:

EEG,

transkranielle Doppler - Sono,

arterielle Angiographie.

Klinische Diagnostik:

Ausfall aller Hirnstammreflexe:

Ausfall Pupillenreflex,

Cornealreflex erloschen,

Fehlen von Reaktionen auf Schmerz,

fehlender Tracheal/Pharyngealreflex,

Ausfall des okulozephalen Reflex,

Apnoe Test mit BGA > Blutgasanalyse.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
PESHEVA 
Fragesteller
 21.09.2023, 20:40

Fragte ich nicht danach, wann tatsächlich der Tod eintrifft, wenngleich deine Argumente aus wissenschaft- medizinscher Sicht unangefochten richtig sein sollten. Doch eines steht fest: Der Bedarf an Spenderorganen steigt stetig und die Spenderbereitschaft in der Bevölkerung sinkt dagegen. Warum und weshalb eigentlich? Oder hat es damit was zu tun, dass die meisten Menschen ihr eigenes Ableben einfach nicht akzeptieren wollen oder können?

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Rapunzel324  21.09.2023, 21:28
@PESHEVA

Ich würde sagen, daß die Spenderbereitschaft auf Grund von mangelnder Aufklärung sinkt.

Viele Menschen haben Angst, dass sie nach diagnostizierten und bewiesenenen Hirntod nicht tot sind. Das ist ein Ammenmärchen. Auf Grund dessen bedarf es bei der Organentnahme keiner Narkose und/oder Analgetikum.

Wenn Menschen im TV etc. sehen, daß ein Hirntoter sich bei der Organentnahme noch bewegt, sind diese verunsichert. Verständlich! Dazu bedarf es einer richtigen Aufklärung, die nicht immer gegeben ist.

Die Bewegungen sind völlig normal und basieren auf unwillkürlichen Bewegungen, vom Rückenmark ausgehend. Um diese zu unterbinden, gibt man während der Organentnahme Muskelrelaxantien.

Zu Deiner anderen Frage, etwas off topic in diesem Thread!

Warum sollte man seinen Tod nicht akzeptieren?

Vor dem Tod braucht niemand Angst zu haben, allerdings kann ich jeden verstehen, der Angst vor dem Sterbeprozess hat. Nicht jeder stirbt schnell oder friedlich im Schlaf.

Auf Grund dessen sehe ich eine PV schon in jungen Jahren als sehr sinnvoll an, wo man seine Wünsche detailliert äußern kann, mit Beratung eines Arztes. Am besten der Hausarzt > FA für Allgemeinmedizin, da dieser im Normfall seine Patienten am besten kennt. Eine PV gilt ab dem Zeitpunkt, wenn man sich selber nicht mehr verbal äußern kann.

Es stellt sich die Frage, was möchte ich im Fall einer kurativ nicht mehr therapierbaren Erkrankung, z.b. ein Glioblastom, metastasiertes, Pankreas/Oesophaguskarzinom etc.? Eine Reanimation, eventuell eine Dialyse, eine enterale Ernährung über eine PEG, eine parenterale Ernährung über den Portkatheder etc., oder doch lieber eine exzellente, palliative Begleitung mit Linderung jeglicher Symptomatik, wie Schmerzen, Dyspnoe, Ängste usw., mittels der richtigen Medikation?

In ganz seltenen Fällen reichen diese Maßnahmen nicht aus. Dann steht als Ultima Ratio, für die Finalphase eine tiefe, palliative Sedierung zur Verfügung. Der Patient spürt nichts mehr und schläft ohne jegliche Symptomatik in den Tod hinein.

Darüber sollte sich jeder einmal Gedanken machen. Wenn man seine Angelegenheiten rechtzeitig geregelt hat, wirkt sich das positiv auf das Leben aus.

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PESHEVA 
Fragesteller
 22.09.2023, 17:50
@Rapunzel324

Patientenverfügungen sind mir nichts Neues. Habe selbst eine geschrieben - sogar handschriftlich und mir den Notar damit erspart

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Hat jede Religion die aussergewöhnliche Pflicht, ihren Gläubigen darauf hinzuweisen, sich als Organspender registrieren zu lassen?

Nein, absolut gar nicht.

Es kann völlig verschiedene religiöse Vorstellungen geben und die können auch mit dem Körper nach dem Tod zu tun haben.

Selbstverständlich sind religiöse Vorstellungen denkbar, die Organspende ablehnen.

Es gibt etliche gute Gründe gegen Organspende.

Meine Religion hat eher die Pflicht, davon abzuraten.

Ich kann dieser Frankensteinmedizin echt nix positives abgewinnen. Wenn die eigene Zeit gekommen ist sollte man auch einfach in Würde abtreten statt auf das Ableben anderer zu bauen...

warehouse14

beamer05  22.09.2023, 14:18

Und z.B. einem Blinden das Sehvermögen (durch Hornhauttransplantat) zurückzugeben ist also "Frankensteinmedizin"...

Nun ja, sagt einiges über Dich aus... und deine Empathie...

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warehouse14, UserMod Light  22.09.2023, 14:21
@beamer05

Ist das Leben des Blinden bedroht wenn er keine Transplantation bekommt?

Irgendwie vergleichst Du hier Äpfel mit Backsteinen.

Abgesehen davon, daß Du wohl keinerlei Empathie gegenüber den nicht unbedingt freiwilligen Spendern hast. Die sind für Dich wohl nur Materiallager?

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beamer05  22.09.2023, 14:23
@warehouse14, UserMod Light

Wer sollte ein NICHT freiwilliger Spender sein?

Organspende ist freiwilig!

Und ich habe seit Jahrzehnten einen Spenderausweis...

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warehouse14, UserMod Light  22.09.2023, 14:27
@beamer05

jaja...Organspende ist freiwillig. In der Theorie! Aber Geldgier hat schon immer aus Menschen in Not "Freiwillige" für irgendwas gemacht.

Du hast ein äußerst naives Vertrauen in die Menschen, die solche Aktionen durchführen...

Je älter jemand wird, desto unbrauchbarer sind seine Organe für andere. Weil eben altersgemäße Krankheiten auftreten, die man nicht einfach ignorieren kann.

Die "Moral der Geschicht": werd besser erwachsen nicht. Weil sonst man kann Deine Organe brauchen nicht. 🙃

Daß Du sowas offenbar gut heißt ist sehr aussagekräftig über Dich und Deine Moral.

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beamer05  22.09.2023, 14:33
@warehouse14, UserMod Light
Du hast ein äußerst naives Vertrauen in die Menschen, die solche Aktionen durchführen...

Vertrauen ja, naiv nein, weil ich lange genug und häufig genug Organspender und auch Empfänger "kennengelernt" und z.T. auch betreut habe.

Und Geld hat da zu keiner Zeit eine relevante Rolle gespielt (mein Gehalt war und ist völlig unabhängig davon)

Passt halt vll. nicht in deine Vorstellungen...

Aber du hast ja sicher umfangreiche eigene Erfahrungen - oder doch nur "web-"wissen"??

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Hat jede Religion die aussergewöhnliche Pflicht

Nein, hat sie nicht.

Eine solche Entscheidung sollte immer den Betroffenen überlassen sein. Gewalttätige Bevormundung hat keinen Platz wo freier Wille entscheidet.