Hat die Einladung nach Hause in der russischen Kultur einen höheren Stellenwert als in der deutschen?
Wenn man samt Familie in Russland direkt nach Hause eingeladen wird (normaler Anlass), ist das dann schon etwas Besonderes und definiert die Beziehung zwischen beiden Familien oder ist es, wie ich es zumindest in Deutschland empfinde, eher eine nette Geste, aber nichts Außergewöhnliches. Es sei denn, man wird auf eine Familienfeier, den Geburtstag o.ä. eingeladen, dann ist es auch hierzulande eine Art von Wertschätzung.
4 Antworten
Ich bin 26 Jahre alt und komme ursprünglich aus Russland, lebe aber seit dreieinhalb Jahren nicht mehr dort.
Insgesamt habe ich den Eindruck, dass es mindestens davon abhängig ist, aus welchem Teil Russlands jemand kommt, und höchstens davon, ob man eher introvertiert oder extrovertiert ist –, ob man jemanden zu sich nach Hause einlädt oder nicht.
Zum Beispiel bin ich mir sicher, dass eine Einladung nach Hause in Regionen wie Dagestan oder Jakutien ganz anders wahrgenommen wird als in Moskau, wo ich geboren und aufgewachsen bin.
Es ist schwer zu sagen, ob das als besonders wertvoll angesehen wird.
Ich zum Beispiel kann auch Menschen zu mir einladen, die ich persönlich noch gar nicht kenne, wenn sie Teil einer gemeinsamen Gruppe oder eines Freundeskreises sind.
Das kommt einfach auf viele verschiedene Sachen an. Also gibt's keine klare Antwort.
Ich kenne das von Russlanddeutschen, mit denen ich in den 90ern und 2000ern viel zu tun hatte, sehr gut - da war das tatsächlich immer etwas Besonderes und kam immer von ganzem Herzen. Es wurde auch immer durchaus "zelebriert", selbst wenn es gar kein "Anlass" im eigentlichen Sinne gewesen ist. Andere Osteuropäer, etwa Jugoslawen oder Polen, sind da ähnlich und handhaben es genauso, Familie und Freundschaft sind dort edle Werte und werden zumeist viel persönlicher und höher bewertet als in "westlichen" Kulturen.
Es gab aber insofern gelegentliche Probleme, dass Deutsche mit der geschilderten Feier- und Einladungskultur Russlanddeutscher nicht richtig klargekommen sind und es für überzogen und überzeichnet hielten, in einem Fall wurde sogar von "ältlichen Umgangsformen" und "überfreundlichem Verhalten" gesprochen.
Nein. Imgekehrt. Bis man in Deutschland ins fremde Haus reinkommt, muss eine tiefe Freundschaft entstehen. Sonst trifft man sich immer in der Öffentlichkeit: Café, Restaurant, Biergarten und so weiter.
In Russland wird jeder dahergelaufene direkt nach Hause gebracht. Dann wird zusammen getrunken und eventuell auch gestritten. Mord unter solchen Umständen ist ein fester Bestandteil der russischen Kriminalstatistik.
In Russland ist es sehr üblich jemanden nach Hause einzuladen. Dann werden auch immer 15 verschiedene Gerichte gekocht. Es gehört einfach zur Kultur 🇷🇺❤️