hat die DDR wirklich eine eigene Küche gehabt?
gibt es wirklich essens gerichte die in der DDR zubereitet wurden?
9 Antworten
Die Menschen in der DDR haben natürlich nicht gehungert! Meine Mutter besaß aus ihren ersten Jahren als Hausfrau und Mutter (sie war 1934 geboren worden und hatte in der Schule das sehr sinnvolle Fach Hauswirtschaft, was ihr viele Dinge später erleichterten: sie wurde eine ausgezeichnete Köchin, sie hat toll gebacken, es gab natürlich auch Küchenmöbel, so arm war man also nicht!) Rezeptbücher, nach denen wurde eben das gekocht, was möglich war. Ja, bei all dem Zeugs, was man heute so hat, was es (zugegeben!) in der DDR nicht gab, höchstens ausnahmsweise: sie ließ ihre Familie eben nicht hungern! Und wenn man eben schreibt: DDR war eine Diktatur: ja, stimmt: was man dabei vergisst hinzuzusetzen: eine der Arbeitern und Bauern! Das man die Intelligenz dabei oft schäbig vernachlässigte: unverzeihlich! Man hätte ganz oben an der Spitze eben Spitzenleute gebraucht, die knallhart hätten durchrechnen sollen und müssen: was ist machbar, was nicht? Welche Bündnisse benötigt man usw.
Und, was noch vergessen wird (?) unsere Familie (kann nur von uns schreiben, andere lebten ja anders..) hatte auch einen Garten, da wurde eben angebaut, was man in der Küche verwerten konnte: man machte selbst Saft aus Äpfeln, man weckte ein, man frostete ein für die kalte Jahreszeit! Etwas Phantasie benötigte man als Hausfrau schon, wenn man aus wenig was Tolles zubereiten wollte, aber es funktionierte! Hab in Dokus gesehen: andere sozialistische Länder, wo es auch nicht ständig alles gab, da wurde ja auch nicht gehungert, da wurde das genutzt, was da war! Kann mich nicht erinnern, dass in unserer Familie Lebensmittel weg geworfen wurden. Was Mutti kochte, wurde aufgegessen! Nicht wegen Hunger, sondern aus Respekt vor der Mutter und weil es schmeckte. Fast food? Unbekannt! Und Mutti war eben Hausfrau und Mutti, mag sie nicht immer erfreut haben, aber Vater verdiente als Wissenschaftler an einer Uni genug Geld, das er festlegte: ich verdiene das Geld und wir leben von dem, was man damit machen kann. Das er als Mann also das Sagen hatte: das mag daran liegen, das er eben 1927 geboren wurde, es nie anders kennengelernt hatte! Finde es immer etwas bedauerlich, dass man über die DDR Fragen stellt, die bei mir den Eindruck erwecken: die armen Leute! Ganz so war es nun auch nicht, obwohl: ich hätte auch damals wenigstens mal kurz das Leben der BRD-Menschen kennengelernt, wsl.kochte man da ganz anders...
Ja, es gibt schon Gerichte, die sehr typisch für die neuen Bundesländer sind. Manche haben vermutlich schon einen direkten Zusammenhang zur DDR-Zeit, andere sind durchaus auch ältere, regionale Spezialitäten.
Das "Leipziger Allerlei" in der traditionellen Form mit einer Soße aus Flusskrebsen geht zum Beispiel deutlich weiter zurück als die DDR-Zeit. Das "Jägerschnitzel" in Form panierter, gebratener Jagdwurst mit Tomatensoße und Nudeln scheint hingegen dann recht typisch für DDR-Zeiten zu sein. Grilletta war die DDR-Variante des Hamburgers - Frikadelle im (knusprigen) Brötchen, die Kettwurst die Variante des Hotdogs.
Bei Buchteln und Quarkkeulchen tippe ich eher auf regionale Spezialitäten, bin aber nicht ganz sicher.
Das Leipziger Allerlei (was ich immer mochte und es ja auch im Westen gab) eigentlich mit einer Sauce aus Flusskrebsen zubereitet wird, wusste ich nicht. Das klingt interessant. Ich kenne wohl nur den Abklatsch davon. Im Restaurant habe ich das nie gegessen. In der alten BRD gab es das aus der Dose - ohne Flusskrebs.
Ja, das, was da heutzutage oft unter dem Namen serviert wird, ist wirklich eine äußerst abgespeckte Variante des ursprünglichen Rezepts :).
Das glaube ich sofort. Sonst wäre es wohl nicht so berühmt geworden, auch wenn mir schon die abgespeckte Variante immer schon geschmeckt hat.
Das ist echt eine Idee mal das Original selbst zu kochen.
Das war vermutlich kein Abklatsch … da aber in Leipzig, das Allerlei mit frischen Flusskrebsen zubereitet wurde, gab es dies meist nur im Mai. Deshalb kam es dann in abgewandelter Version.
Ich finde den Ausdruck "eigene Küche in der DDR" irgendwie komisch …
Jede Stadt hat ihre eigenen Rezepturen und Gerichte gehabt. Typisch für die DDR Zeiten war halt das einfache, meist selbst gesammelte, regionale, was man verarbeitet hatte. Selbst komme ich aus der DDR. Es war bei den meisten so, dass es Sonntag in die Gaststätte ging. Da kamen dann allgemeine Dinge auf den Tisch. Jägerschnitzel, Bratwurst, Sauerbraten, neben Flecke, Soljanka, Brühen und regionalen Geschmäckern. Wer kennt nicht die Thüringer Klöße, Thüringer Bratwurst? Das Leipziger Allerlei, die Leipziger Lärche oder Quarkkeulchen. Bei den Getränken war es ähnlich, Bier vom Fass, Fassbrause, rot in Leipzig, gelb in Berlin. Was auch viel verbreitet war, ist das Würzfleisch, das je nach Restaurant oder Imbissbude seinen Namen wechselte und das es auch heute fast überall gibt. Das Essen war schon auch russisch, oder bulgarisch geprägt. Was aber allen voraus war, dass viele selbst gesammelt haben oder regionales eingekocht haben und daraus dann vielfältige einfache Gerichte gekocht werden konnten. Na gut, das Schulessen, kam aus einer Großküche und schmeckte meist auch so. ;-)
Um deine Antwort zu beantworten, Ja, die DDR hatte eine eigene, sogar spezielle Küche. Vieles von denen kommt heute wieder auf den Markt und in Mode oder in die Rezepte des ganzen Landes. ;-)
Ja, das gab es. In der DDR gab es in Gaststätten oft Soljanka. Das ist so eine Suppe, da stammte das Rezept aus der Sowjetunion.
Ich bin in der DDR aufgewachsen. Mein Lieblingsessen als Kind war so ein typisches DDR-Gericht. Das waren gebratene Nudeln mit gebratener Jagdwurst (in kleine Stücke geschnitten). Wenn es mal Ketchup zu kaufen gab, den gab es nur ganz selten, dann wurde da auch Ketchup rüber gegossen.
In der DDR wurde die Leber in Mehl gewälzt und dann gebacken. Sowas kannte man im Westen nicht . Meiner Meinung nach schmeckt diese panierte Leber viel besser als die Leber aus dem Westen, die schmeckt dagegen total labrig.
Es mag Sie erstaunen, aber auch hier wurde Leber durchaus auch paniert zubereitet... Wie man gerade wollte - da gab es keine Vorschriften.
Das kann ich Dir als Wessi, der die DDR nur 2 Wochen 1990 als 13jähriger erlebt hat, natürlich nicht wirklich beantworten.
Aber immerhin war ich in diesen 2 Wochen jeden Abend mit meinem Vater in verschiedenen DDR-Restaurants essen. Bis hin zum Hotel Neptun (damals Interhotel) in Warnemünde. Da gab es 6 verschiedene Restaurants mit unterschiedlichen Küchen und es galt mit als das Beste, was die DDR zu bieten hatte.
Aber wir waren auch in vielen anderen Restaurants in Rostock, wo mein Vater beruflich zu tun hatte damals.
Eine Soljanka war als Vorsuppe sehr verbreitet, aber die ist bekanntlich russisch.
Auf manches Fleisch war ein gebratenes Wachtelei gelegt, das kannte ich aus dem Westen gar nicht.
Brathähnchen hieß "Broiler", das gab es aber eher an Imbissen als im gehobenen Restaurant.
Und natürlich gab es Balkan-Küche und die Küche war generell mehr von Osteuropa und Südost-Europa beeinflusst, soweit ich mich erinnere.
Besonders war, neben der Küche, auch der Empfang in besseren Restaurants. "Sie werden platziert". Übrigens wie oft auch in den USA. Es gab eine Rezeption und einem wurde ein Tisch zugewiesen. Aussuchen konnte man sich den nicht frei.
Wir gingen zuhause im Westen auch häufiger in Restaurants, aber nicht täglich wie alleine mit meinem Vater in Rostock, daher konnte ich das schon mit 13 ganz gut vergleichen.
Aber vermutlich werden ehemalige DDR-Bürger mich in einigen Punkten berichtigen, wie so oft bei DDR-Fragen auf gf, und auch noch mehr beizutragen haben. Wie gesagt sind das die Erinnerungen eines 13jährigen Wessi-Kids in Rostock 1990.
Club-Cola schmeckte übrigens furchtbar für einen Gaumen, der an Coca-Cola gewöhnt war. Die hatte einen kaffeeartigen Abgang. Da ist jede Discounter-Cola heutzutage um Längen besser.
Buchteln stammen wohl am ehesten aus der böhmischen Küche ("buchty") und sind in vielen anderen Regionen - teils unter anderem Namen - ebenso geläufig.