Hättet ihr in schwierigen Situationen gerne einen christlichen Seelsorger?
Oder würde euch das eher auf die Nerven gehen? Also ich hab den Film Dead Man Walking angeschaut und er gesteht ihr halt am Schluss seine Verbrechen und sie sagt ihm, dass er jetzt seine Würde zurück hat und deshalb ein Sohn Gottes ist.
https://www.youtube.com/watch?v=6wyRTKGY2Tw
Würde euch sowas auf die Nerven gehen oder wäre euch das eine Hilfe?
Also auch im Krankenhaus. Sagen wir ihr hättet einen geliebten Menschen verloren und ein christlicher Seelsorger kommt dann zu euch und erzählt euch halt Dinge wie, dass diese Person jetzt bei Gott ist und Gottes Wege unergründlich sind.
Ich denk mir auch, dass das heute irgendwie extrem ungut sein müsste mit einem Collar collar priest - Bing images auf der Straße zu gehen und sich als Priester zu erkennen zu geben, weil die Kirche einfach schon so einen schlechten Ruf hat, hab ich den Eindruck.
Oder würdet ihr das als angenehm empfinden und sagen es gibt euch Kraft, wenn in schwierigen Momenten ein Christ als Seelsorger auftaucht?
12 Stimmen
8 Antworten
Ich bin Buddhist. Ich mache mir nichts aus christlicher Trostlehre.
Ich empfinde den Buddhismus nicht so lebensfeindlich, wie du ihn wahrnimmst. Gerade weil man nicht an solchen Konzepten hängt, ist man viel freier und daher nicht von Versprechen "jenseitiger Belohnung" abhängig.
Ist die Belohnung nicht aus dem Samsara rauszukommen? Und das ist auch das Ziel. Darum geht es. Was ist das Samsara - der Kreislauf der Wiedergeburten. Gleichzeitig natürlich damit auch das Leben an sich.
Ich sehe das Samsara oder die Wiedergeburt nicht als "Jenseitsvorstellung", sondern folge der Erklärung des japanischen Priesters Shohaku Okumura, der die traditionellen sechs Formen der Wiedergeburt als psychologisches Modell erklärt.
Tatsächlich glaube ich nicht an eine Existenz des Individuums, die über die jetzige Existenz hinausgeht. Somit ist das Samsara auch einfach unser tägliches Hamsterrad der Anhaftungen und Bewertungen, das sich dreht.
Gerade wenn man etwas Erfahrung damit hat, sich nicht mehr mit seinem ganzen persönlichen Ballast zu identifizieren, ist man emotional weniger belastet.
Deshalb habe ich auch nicht das Bedürfnis nach einer Lehre, die etwas über den Tod hinaus verspricht.
"Ich sehe das Samsara oder die Wiedergeburt nicht als "Jenseitsvorstellung""
Ich hab das eh nicht so gemeint. Ich denke der Buddha wird eigentlich gesagt haben, dass Samsara das Leben ist oder das Sein. Wir kommen nicht durchs Sterben aus diesem Samsara heraus, da dann (nach dem Sterben) ja Wiedergeburt auf uns wartet. Somit zeigt der Buddha einen Weg auf, aus diesem Samsara raus zu kommen bzw. zu erlöschen.
Samsara=Leben.
"Ich sehe das Samsara oder die Wiedergeburt nicht als "Jenseitsvorstellung", sondern folge der Erklärung des japanischen Priesters Shohaku Okumura, der die traditionellen sechs Formen der Wiedergeburt als psychologisches Modell erklärt."
Der Buddha hat das ganz sicher nicht so gesehen, sondern wirklich geglaubt - ich geh jetzt vom historischen Buddha aus.
"Tatsächlich glaube ich nicht an eine Existenz des Individuums, die über die jetzige Existenz hinausgeht."
Glaube ich auch nicht, sowas lehrt der Buddha ja auch nicht. "Handlung geschieht, doch es gibt keinen Handelnden."
Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass die Seelsorger im Krankenhaus relativ "neutral" sind was Religion angeht. Ich habe nicht die Erfahrung gemacht, dass sie Leute kurz vor ihrem Tod noch auf die "richtige Seite" ziehen wollen. Die schauen eher wie sie diesem Menschen individuell helfen können.
Wenn mir jemand in schwierigen Situationen mit Gott, Jesus oder idk Allah kommt dann kann ich für nichts mehr garantieren, das würde mich einfach all meine Emotionen in Wut abändern.
Wie gehts dir mit dem Buddhismus in der Hinsicht?
Ich denke auch, dass viele so reagieren würden. Weil man mit der Kirche oder Religiosität auch so viel in puncto Dogma verbindet - eigentlich war die Kirche gegen die Pille und gegen Kondome, gegen Abtreibung sowieso und verkappt oder offen auch gegen Schwule. Gleichzeitig die ganzen Skandale im Bezug auf Kindesmissbrauch. Ich habe auch den Eindruck, dass ein Priester heute mehr Anfeindung erlebt als irgendwie Zuneigung. Ich würde auch nicht als Priester mit einem Collar durch die Straßen gehen wollen - denke, man würde viel Verachtung erfahren.
da gibt es keine allgemein gültige antwort. so ein treffen kann daneben gehen - oder aber sehr hilfreich sein
Nein, mir ist das nicht passiert. Danke, für deine Nachricht. Für mich ist eher die Frage, wie z.B. ein christlicher Seelsorger wahrgenommen wird. Mir würde es, denke ich auch auf die Nerven gehen, wenn mich jemand mit Gott vollquatscht. Die Antworten hier zeigen eh, dass es viele wütend machen würde.
Ob du gerne sowas hättest. Sagen wir du bist in einer schwierigen Situation - ein lieber Mensch ist gestorben - würdest du dich über einen Priester freuen, der zu dir kommt und anfängt dir das Thema Gott näher zu bringen?
Ich bin ein lösungsorientierter Mensch. Religion ist keine Lösung.
Ein christlicher Seelsorger würde in einer schwierigen Situation besonders eins hervorrufen: Wut.
Manchmal erscheint mir der Buddhismus trost- und hoffnungslos. Dem Buddha wird es wohl wirklich darum gegangen sein, wie man möglichst schnell aus dem Samsara raus kommt und nicht darum, wie man ein glückliches Leben führt ...