Gibs bei der Fluglandung (hart o. weich) technisch bedingte Unterschiede oder liegts am Piloten?

7 Antworten

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Bei trockener und ausreichend langer Landebahn sollte ein weiches Aufsetzen das angestrebte Ziel sein, unabhängig vom Flugzeugtyp. Allerdings führt ein längeres "Flare", d.h. das Ausleiten des Sinkfluges von meist 3 Grad bis quasi zum Horizontalflug über die Landebahn, zum vermehrten Aufbrauchen der endlich langen Landebahn. Das Flugzeug schwebt im Bodeneffekt länger über der Landebahn, bevor es endgültig aufsetzt.

Bei nasser Bahn kann es sinnvoll sein, etwas härter aufzusetzen, da dabei sofort der Wasserfilm durchschlagen wird und ein Aquaplaning verhindert wird. Will man möglichst viel "Bahnreserve" haben und deshalb früh in der "Touchdown-Zone" aufsetzen, kann man sich ein langes "Flare" auch nicht erlauben und setzt somit meist etwas härter auf. Mit auftriebreduzierenden Hilfsmitteln (Spoiler), die unmittelbar nach dem Touchdown aktiviert werden, wird verhindert, dass das Flugzeug wieder in die Luft springt. Letztere sind bei allen großen Flugzeugen vorhanden. Kleinfugzeuge (ohne Spoiler) machen nach einer harten Landung schon eher mal noch einen oder mehrere „Luftsprünge“. Das hängt natürlich auch noch von der Landegeschwindigkeit unmittelbar vor dem Aufsetzen ab. Die Landegeschwindigkeit muss einerseits groß genug sein, damit eine Böe nicht zum vorzeitigen Strömungsabriss (Auftriebsverlust) führt. Andererseits muss die Geschwindigkeit niedrig genug sein, so dass das Flugzeug nicht noch „ewig“ über der Landebahn schwebt, bevor es sich nach ausreichendem Fahrt- und Auftriebsverlust „hinsetzt“.

Ob man lieber etwas härter oder weicher aufsetzt, kann somit von vielen Aspekten aber auch vom Einzelfall abhängen. Dazu zählen: Sicherheitsbetrachtungen (speziell bei Landungen im Regen mit Wasser auf der Bahn), die tatsächliche Landegeschwindigkeit und die benötigte Bahnlänge mit Sicherheitsreserven (abhängig u.a. vom Luftfahrzeugtyp, dessen Gesamtgewicht und den Windverhältnissen), eine Reduzierung des Brems- und Reifenverschleißes (durch vermeidbares, heftiges Bremsen) und natürlich auch „Passagierkomfort“. Die zugehörige "Philosophie" kann bei jeder Airline etwas anders aussehen. Die Fahrwerke sind jedenfalls so ausgelegt, dass sie auch bei einem 3° Anflug ohne Abfangmanöver ihren „Geist“ nicht aufgeben.

Übrigens, die Bordelektronik wird sicher mehr geschont, wenn sie keine harten Stöße abbekommt. Ob ein Flieger am Boden ist oder nicht wird durch Sensoren an den Fahrwerken festgestellt. Die Fahrwerksbeine federn deutlich ein, wenn sie die Last des Flugzeuges nach dem Aufsetzen (und dem Wegfall des Auftriebes der Tragflächen) aufnehmen müssen.

Anmerkung zur vorherigen Antwort:  Ein Durchrütteln der Bordelektronik wäre als Sensor wenig geeignet und sinnvoll. Im Gegenteil, das sollte vermieden werden – wer will schon gerne durchgerüttelt werden?

hbensheim  13.04.2011, 10:12

...dem ist nichts hinzuzufügen.

Verfasser ist offenbar Profi....

kollegiale grüße!

 

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drucker8211  04.05.2011, 15:45
@Halmos

Ich hatte 2 Wochen lang Praktikum am Frankfurter Flughafen udn habe gelernt : Desto größer ein Flugzeug ist, desto sanfter das Aufsetzen :D

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das liegt teils am Piloten aber auch an der Landebahn. Bei einer Zwischenladung in Izmir hatte ich mal eine dermaßen harte Landung dass ich dachte da säße ein Anfänger im Cockpit. Nachher hab ich erfahren, dass die Landebahn da verhältnismäßig kurz ist und man deswegen recht hart und heftig runter kommt.

Eine Bekannte (Pilotin) hat mir aber auch erklärt, dass härtere Landungen besser sind weil dann die Bordelektronik ein deutlicheres Signal bekommt, dass man unten ist (frag mich nicht nach Details dazu)

So gesehen lässt eine härtere Landung dann auf einen besseren Piloten oder eine kürzere Landebahn schließen!

Eine härtere Landung ist sicherer und besser gegen den Verschleiss der Reifen. Im Winter oder bei nasser Landebahn wird auch oft härter als sonst aufgesetzt. Ab und zu liegts auch einfach am Wind oder halt am Piloten. :) Aber am Flugzeugtyp liegts ganz sicher nicht.

Der Pilot ist manchmal faul und lässt die Maschine automatisch landen, das heißt, der Flieger folgt dem ILS Pfad und wenn die Landebahn kommt, dann kommt sie. Dann rummst es eben etwas. Landet er von Hand, fängt er das Flugzeug ab d.h. er reduziert vor dem Aufsetzen die sinkrate. Dann wirds leichter.

Lustig ist es, wenn der Pilot beim Abfangen eine Bö von vorn kriegt und das Flugzeug sich für den Passagier dabei anfühlt, als sei es gerade gelandet - ist aber noch in der Luft. Dann klatschen alle. Und dann rummst es meistens richtig, weil der Pilot dann doch irgendwie die Kiste runterkriegen muss. Selbst erlebt in Dalaman/Türkei. Sehr gelacht :-)

Und als deutscher Dipl.-Ing. der Luft- und Raumfahrttechnik muss ich zugeben: Airbus ist auch VIEEL COOLER als Boeing.