[Geschichte] Scheitern von Weimar?


06.12.2023, 21:24

Wenn ihr mir antworten möchtet, am besten in wenigen kurzen Sätzen zusammengefasst :-)

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Was zeichnete die konservativen und die national-gesinnte Bevölkerungsschichten und „alte“ Eliten aus und was haben sie damals gemacht?

Die Konservativen sahen in der progressiven SPD ihren Hauptfeind, der alles umstürzen wollte. Gleichzeitig wurde die SPD als Hauptvertreter der Demokratie angesehen und so waren die Konservativen, die sich im Kaiserreich wohlfühlten, keine überzeugten Demokraten.

Die national-gesinnten gaben entsprechend der Dolchstoßlegende die Hauptschuld am Versailler Vertrag und damit der deutlichen Verkleinerung des Deutschen Reiches der neuen demokratoschen Reichsregierung. Unter dem Kaiser war Deutschland fast eine Weltmacht und nun war die Weimarer Republik ein gedemütigtes Land. Diese Kräfte sehnten sich nach den alten Zeiten zurück und wünschten sich eine Wiederherstelung deutscher Macht, die Hitler dann ja auch versprach.

Die alten Eliten waren die Kreise, denen es im Kaiserreich sehr gut ging. Das war der Adel, der ja in der Weimarer Republik abgeschafft wurde, das waren die Großindustriellen, die den Turbokapitalismus praktizieren konnten, da es noch kaum Arbeiterrechte gab, für die die SPD stand und es waren die Großgrundbesitzer auf ihren Herrengütern (oft auch Adel), die sich nach den alten Zeiten sehnten, in denen sie Herren und die Landarbeiter ihre Knechte ohne Rechte waren.

Die Reichsverfassung von 1919 hatte ein dualistisches System der Staatsgewalt und der politischen Willensbildung geschaffen. Es gab ein Parlamentarisches Regierungssystem insofern, als Reichskanzler und Reichsminister des Vertrauens des Reichstages bedurften. Sie mussten bei einem Misstrauensvotum zurücktreten. Die Abgeordneten des Reichstages gingen aus allgemeinen demokratischen Wahlen hervor. Demokratisch legitimiert wie sie war jedoch auch der Reichspräsident. Auch er wurde vom ganzen deutschen Volk gewählt. Seine Amtszeit betrug 7 Jahre. Er ernannte und entließ den Reichskanzler und die Reichsminister (Art.53 RV), hatte den Oberbefehl über die gesamte Wehrmacht (Art.47 RV) und konnte den Reichstag auflösen (Art. 25 RV). Verfassungsrechtlich verflochten waren Reichstag und Reichspräsident nicht nur in Bezug auf den Reichskanzler und die Reichsregierung, sondern vor allem noch dadurch, dass alle Anordnungen und Verfügungen des Reichspräsidenten der Gegenzeichnung durch den Reichskanzler oder den zuständigen Reichsminister bedurften. Da diese vom Vertrauen des Reichstages abhängig waren, schien die Verfassung ausreichende Vorsorge für eine Dominanz, aber keineswegs ein Alleinentscheidungsrecht des von den Parteien beherrschten Reichstages gesorgt zu haben.

Seit 1928/29, also schon vor Beginn der zunächst kaum wahrgenommenen Krise existiert im autoritär-konservativen und nationalliberalen Lager (bis zur DVP und zu Teilen des Zentrums) zwar kein Konzept, aber die feste Grundeinstellung, dass der Hauptfehler der Entwicklung seit 1918 im parlamentarischen System und insbesondere in der Partizipation von Sozialdemokratie und Gewerkschaften an der Ausgestaltung der politisch- sozialen Ordnung eines Volksstaates bestehe. Seit dem Präsidialkabinett Brüning wirkt Artikel 48 der Weimarer Reichsverfassung "stimulierend auf die Phantasie und Aktivität der großen Spitzenverbände".

Ein internationaler Vergleich zeigt, dass die Wendung zum Politikvertrag zwischen NS-Oligarchie und Machteliten eher als Ausnahme zu begreifen ist. Traditionelle Deutungsmuster, verfassungsrechtliche Einbruchstellen (Artikel 48, Wahlrecht), Schwächen des Parteiensystems und die revisionistischen Verfassungsmodelle der Machteliten spielen bezüglich der nationalsozialistischen Krisenlösung eine bedeutendere Rolle als die ökonomischen Krisenfaktoren Arbeitslosigkeit und Kostendruck. Die Krise existiert eben nicht per se, sondern in dem vorab ausdefinierten Wahrnehmungsraster des autoritären Staates und der autoritären Persönlichkeiten.

Die extreme Zersplitterung der Weimarer Politik und die tiefen politischen und ideologischen Gräben, die jede Hoffnung auf eine Einheit und Integration innerhalb des Weimarer Systems zunichte machten, hielten nicht nur die Visionen der nationalistischen und völkischen Rechten am Leben, sondern förderten auch die wachsende Zustimmung zu den vernichtenden Angriffen in rechtsgerichteten Schriftstücken der dieser ideenarmen Zeit den Stempel der geistigen und politischen Dauerkrise aufdrückte.

Die Nationalsozialisten nutzen diese Unfähigkeit der Weimarer "Kompromiss-Politiker" umgehend für sich, man gelobte, das im scharfem Gegensatz zu den farblosen und elenden Politikern der Weimarer Republik der künftige Führer ein Mann mit außerordentlichen Fähigkeiten und politischer Stärke sein würde, kühn und entschlossen, zu dem seine Anhänger mit Bewunderung und Hingabe aufsehen könnten.

In dieser extremen Form stellte der Glaube an ein heroisches Führertum im Deutschland der frühen zwanziger Jahre natürlich eine Randposition der äußersten Rechten des politischen Spektrums dar, aber Elemente dieser Sehnsucht reichten zweifellos weit in die Reihen derer hinein, die hinter den bürgerlich-konservativen Parteien und Bewegungen standen. Ende der zwanziger Jahre, vor allem in der sich verschärfenden Weltwirtschafts und Regierungskrise, wurde in weiten Kreisen ein vollständiges Scheitern der Weimarer Demokratie und eine tödliche Krise des ge¬ samten politischen Systems diagnostiziert, so daß die Idee des heroischen Führertums vom Rand des politischen Spektrums ins Zentrum rückte.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Geschichte Schwerpunkt Deutsches Reich / Nationalsozialismus

Die KPD versuchte den Sozialismus nach sowjetischem Vorbild herbeizuführen.

https://www.k-p-d.org/

Auf dieser Webseite der KPD gibt es ihre Geschichte und das Parteiprogramm nachzulesen.

Woher ich das weiß:Hobby – Anhänger und Student des Marxismus/Leninismus