Geht ihr wählen und wenn ja warum oder warum nicht?

7 Antworten

"Ich persönlich halte nichts vom Wählen gehen,"

Und damit hast du vollkommen Recht.

Ich werde mich hüten, zu versuchen, dich gegen deinen Willen vom Gegenteil zu überzeugen. Du hast die Wahl für dich getroffen, das entspricht voll der demokratischen Gepflogenheit, seine Meinung zu vertreten.

Ich war schon wählen im Bürgeramt. Ich betrachte Nationalstaaten in Europa als ein Auslaufmodell, deswegen finde ich die Europa-Wahl mindestens ebenso wichtig wie eine Bundestagswahl.

Selbstverständlich gehe ich wählen. Es ist mir wichtig die politische Richtung mitbestimmen zu können.

Deine Ansichten zu dem Thema teile ich nicht.
Eine direkte Demokratie wo das Volk selbst  über alles wichtige abstimmt, wäre aus vielerlei Gründen eine Katastrophe. Politik ist so komplex, dass der durchschnittliche Bürger weder die Zeit noch das Hintergrundwissen hat, um sich so tief in die einzelnen Themen hineinzuarbeiten, dass er eine fundierte Wahl treffen kann und oftmals auch gar nicht das Interesse sich näher damit zu befassen.

Dazu kommt das von dir angesprochene Problem, dass die meisten Menschen erstmal an sich denken. Das käme bei einer direkten Demokratie viel stärker zum Tragen als bei unserer repräsentativen Demokratie. Damit eine Gesellschaft funktioniert, müssen im Sinne der Allgemeinheit aber oftmals auch für einzelne Bürger unangenehme Entscheidungen getroffen werden.

Deshalb ist ein System sinnvoller bei dem Berufspolitiker Entscheidungen treffen die genügend Zeit und Ressourcen haben um sich auch wirklich entsprechend tiefgehend mit einem Thema zu befassen und die auch die Gesellschaft im Ganzen berücksichtigen und nicht nur Einzelinteressen, sowie auch weitreichendere Folgen einer Entscheidung im Blick haben. Der Bürger gibt durch seine Wahl die politische Richtung vor. Man entscheidet sich für eine Partei, deren Wahlprogramm und deren Kandidaten und spricht ihnen somit das Vertrauen aus, in der nächsten Legislaturperiode Entscheidungen zu treffen die den eigenen Vorstellungen am nächsten kommen. Natürlich kann man nicht erwarten, dass das Wahlprogramm 1:1 umgesetzt wird, weil bei uns normalerweise keine Partei die alleinige Mehrheit hat und man somit immer Kompromisse mit den Koalitionspartnern eingehen muss. Wer deswegen der Meinung ist, vorab angelogen worden zu sein, versteht das System nicht. Außerdem muss man auch auf unvorhergesehene Situationen reagieren und seine Ansichten ggf. korrigieren um sich daran anzupassen. Wie überall gibt es natürlich auch bei Politikern fähigere und unfähigere Leute und in der Praxis werden auch mal unglückliche Entscheidungen getroffen. Dies wäre bei Volksabstimmungen aber viel häufiger der Fall. Und nach der Legislaturperiode hat man ja wieder die Gelegenheit die Arbeit der Regierung zu bewerten und sich ggf. für eine andere Partei zu entscheiden. 

Das Problem bei vielen Menschen die sich für mehr direkte Demokratie aussprechen ist, dass sie durch ihr persönliches Umfeld eine verzerrte Wahrnehmung haben was der überwiegende Wille der Bevölkerung ist und oftmals davon ausgehen, dass die meisten Menschen so denken wie sie selbst, was aber häufig nicht zutrifft. Dadurch kommt dann auch der falsche Eindruck, die Politik würde am Willen des Volkes vorbei agieren. Falls sie selbst direkt über die entsprechenden Themen abstimmen könnten, wäre das Ergebnis aufgrund dieser Fehleinschätzung aber oft genausowenig in ihrem Sinne wie wenn Politiker entscheiden.

Es ist Deine Option. Nichtwählen ist auch eine Option, und ja, in höheren Positionen verwahrlosen manche Politiker zum Egomanen, was auch langweilig wird.

Trotzdem muss man schauen, daß man die Wahlfreiheit, die es hier im Gegensatz zu anderen Ländern gibt, auch wahrnimmt.

Ich antworte jetzt einfach mal nur auf die Überschrift der Frage. Natürlich sollte man wählen, denn es gibt immer Parteien, die einem lieber sind als andere und wenn man keine davon wählt stärkt man die, die man nicht möchte.