Gab es wechselwarme Dinosaurier?
Hallo allerseits. Man geht davon aus, dass Dinosaurier in der Regel endotherm (warmblütig) waren. Sind Dinosauriergattungen bekannt von denen man annimmt, dass sie wahrscheinlich eher poikilotherm (kaltblütig) waren? Beispielsweise würde doch die Theorie, dass das Segel des Spinosaurus zur Temperaturregulierung diente vorraussetzen, dass Spinosaurier zumindest teilweise poikilotherm waren, oder?
2 Antworten
Die Dinosaurier waren wohl grundsätzlich endotherm, haben also ihre Körperwärme durch ihren eigenen Stoffwechsel selbst produziert.
Ich mag die Einteilung in wechselwarme (poikilotherme) und gleichwarme (homoiotherme) Tiere nicht so, weil sie irreführend ist. Die Homoiothermie betrifft nämlich im Grunde genommen nur den Körperkern (nimm nur mal die Temperatur in unseren Händen - die kann je nach Tages- und Jahreszeit extrem unterschiedlich sein) und streng genommen sind sogar homoiotherme Tiere niemals völlig gleichwarm. Unsere Körpertemperatur schwankt im Tagesverlauf, nachts kühlt sie um etwa ein Grad ab. Bei anderen homoiothermen Tieren kann dieser tageszeitliche Unterschied noch viel größer ausfallen, nämlich bei Tieren, die nachts in einen Torpor verfallen, z. B. Kolibris oder einige Makis. Und auch Tiere, die in eine Winterruhe fallen oder Winterschlaf halten, halten ihre Körpertemperatur nicht konstant. Manche Wüstentiere lassen zu, dass sich ihr Körper im Tagesverlauf um mehrere Grad aufheizt usw. Trotzdem unterscheidet sich der Stoffwechsel aller dieser Tiere grundlegend von dem "echter" wechselwarmer Tiere. Und wenn wir mal an die Tiefsee denken und an die dort lebenden Fische, dann kann im umgekehrten Fall auch ein wechselwarmes Tier zeitlebens eine nahezu konstante Körpertemperatur haben, also "homoiotherm" sein.
Viel entscheidender ist doch die Frage, woher die Körperwärme kommt - kommt sie von innen oder von außen (exotherme Tiere)? Hier zeigen die Studien, dass die Dinosaurier mehrheitlich hohe Stoffwechselraten aufwießen, also endotherm waren. Der Stoffwechsel insbesondere der Theropoden und der der Sauropoden ist durchaus vergleichbar mit dem der heutigen Vögel, die ja letztlich auch nur eine Teilgruppe der theropoden Dinosaurier sind. Studien zur Stoffwechselrate bei einigen Vogelbeckensauriern, z. B. Stegosauriern und Ceratopsiern deuten auf eher niedrige Stoffwrchselraten hin, was darauf hindeutet, dass sie ihre Körpertemperatur womöglich nicht so gut selbst regulieren konnten und ihr Stoffwechsel eher dem von Krokodilen geähnelt haben könnte. Diese Dinosauriergruppen könnten dann z. B. eher auf wärmere Regionen beschränkt gewesen sein oder hätten jahreszeitliche Wanderungen unternehmen müssen, vergleichbar dem, was Zugvögel oder Gnus in der Serengeti heute tun (wenngleich in diesen Fällen natürlich nicht die Temperatur, sondern das Nahrungsangebot der treibende Faktor ist).