Fukushima?

7 Antworten

Über Fukushima wurde ausführlich berichtet, und gerade gibt es wieder Meldungen dazu, weil der Betreiber das bisher gesammelte Wasser, das zur Kühlung der zerstörten Reaktoren verwendet wurde, ins Meer verklappen will. Das Wasser wurde zwar gereinigt und die Halbwertszeit einiger Isotope ist auch nicht allzulang, dennoch ist das Wasser noch immer belastet.

Ich kann eigentlich nicht erkennen, dass da etwas verharmlost wurde oder wird.

Hallo!

Nun, ich denke das Täuscht!

Es wird sehr wohl und sehr viel über die Lage in Fukushima berichtet. Vor allem über die Probleme mit dem versuchten Kühlwasser.

Aber ein Hauptunterschied ist, das Fukushima wirklich sehr weit weg liegt und das Tschernobyl mitten in Europa liegt!

Es ist normal das man über Sachen die einem direkt betreffen intensiver und ausführlicher schreibt als über Dinge die weit weit weg sind.

Zu deiner Frage zu den Folgen:

  1. In Fukushima sind zwar gleich drei Reaktoren durchgegangen, aber es handelte sich um einfache Siedewasserreaktoren amerikanischer Bauart. Es kam zwar zu einer Explosion oder Verpuffung bei der Radioaktivität frei gesetzt worden ist, aber um keinen klassischen Brand mit Feuer. Also auch nur begrenzt Rauchentwicklung. Noch dazu stand der Wind sehr günstig und hat die Wolke raus auf See verteilt und nicht über Land.
  2. In Tschernobyl hat es sich um einen grafitmoderierenden Druckröhrenreaktor gehandelt, das ist etwas ganz anderes. Problem bei diesen Reaktoren ist, das sagt der Name schon - Grafitmoderierend - das der Block wo die Brennstäbe drin sitzen halt aus Grafit besteht! Und Grafit ist Kohlenstoff und kann brennen. Und genau das ist in Tschernobyl passiert: Der riesen Grafitblock hat angefangen zu brennen und der Rauch hat die Radioaktivität dann über halb Europa verteilt mit schlimmen Folgen bis rauf nach Schweden.
  3. Das heißt: Aufgrund der Wetterumstände und des bauartbedingten Feuers war das Unglück in Tschernobyl für die Menschen und die Umwelt viel schlimmer als die 3 in Unglücke in Japan zusammen.

Hoffe konnte dir ein wenig helfen. Schau sonst mal hier:

Nuklearkatastrophe von Tschernobyl – Wikipedia

Nuklearkatastrophe von Fukushima – Wikipedia

Grüße

Woher ich das weiß:Recherche

Hallo, 6packboy!

Bild zum Beitrag

Fukushima heute

Es ist schön, dass Du dich für das Thema Kernenergie interessierst und zu Fukushima kritische Fragen stellst. 2011 brach über Südostasien ein verheerender Tsunami herein, der ganze Landstriche verwüstete und mindestens 15.000 Menschen das Leben kostete. Die Zerstörungen waren wirklich gewaltig und in Folge dieser Naturkatastrophe kam es in Fukushima zu dem berühmten GAU, immerhin der zweitschlimmste Unfall in einem AKW nach Tschernobyl.

Dein Eindruck täuscht jedoch, denn tatsächlich wurde unglaublich viel über den GAU berichtet. Es gab tausende Sondersendungen, Berichte, Dokumentationen und Medienberichte, welche die Politik in Deutschland nachhaltig beeinflusst hatten. Die studierte Physikerin und amtierende Bundeskanzlerin Merkel wusste natürlich um die hohe Sicherheit von AKW, hatte aber in ihrer populistischen Art sofort eine 180-Grad-Wende in der Energiepolitik hingelegt und den Atomaustieg beschlossen.

Doch wenn man sich das Unglück von Fukushima einmal genau anschaut, so ist dieser GAU Lichtjahre vom verheerenden Unglück in Tschernobyl entfernt. Dort brannte der ganze Reaktorblock lichterloh, die radioaktiven Rauchwolken verteilten sich letztlich um den ganzen Globus und man geht von einer Todeszahl von 100 bis 4000 Toten aus (inklusive Langzeitschäden wie Krebs). Die Gegend um Tschernobyl wurde Sperrgebiet und die Ruine musste aufwändig mit einem speziellen Betongerüst verschlossen werden. Nun ist die Gegend um Tschernobyl keine Todeshölle mehr, die Natur hat sich ausgezeichnet vom Unglück erholt und dennoch würde ich in der direkten Umgebung kein Ferienhäuschen bauen. Trotzdem leben und arbeiten dort wieder Menschen, produzierte das AKW noch lange Jahre Strom.

Im Falle Fukushima ist die Lage jedoch völlig anders. Dort kam es aufgrund der Flut zu einer Kernschmelze, nicht zu einem offenen Brand. Es gelangte viel weniger Radioaktivität nach außen. In Fukushima starb kein einziger Mensch durch Radioaktivität (!), zwei Arbeiter starben allerdings bei einer Wasserstoffexplosion in der angrenzenden Halle. Die Gegend um und in Fukushima ist schon lange wieder vollständig bewohnt, Fukushima produziert seit vielen Jahren wieder Strom – das Leben dort geht normal weiter.

Letztlich kann man sagen, dass die Sicherheit eines modernen AKW enorm hoch ist und selbst ein Jahrhunderttsunami es nicht geschafft hat, eine Katastrophe wie in Tschernobyl zu verursachen. Fukushima ist, so könnte man sagen, der Beweis, wie sicher Kernenergie heutzutage bereits ist.

 - (Atomkraftwerk, Atomkraft, Fukushima)
spelman  07.02.2023, 14:37

Wenn nicht zufällig der Wind in Richtung offene See geweht hätte, wäre die Geschichte aber nicht so vergleichsweise glimpflich abgegangen. Alleine bei der Evakuierung des Großraumes Tokio hätte es ganz sicher Tote gegeben. Vielleicht hätte man auf die Evakuierung aber auch verzichtet, und die Langzeitfolgen in Kauf genommen.

Weiß man eigentlich inzwischen, was mit den geschmolzenen Bestandteilen der Reaktoren im Boden passiert?

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Eisenklinge  07.02.2023, 16:03
@spelman

Moin.

Die Strahlung war insgesamt nicht allzu hoch und bestand auch in der Wolke zum großen Teil aus radioaktivem Jod mit einer Halbwertszeit von nur 8 Tagen.

Der andere Rest, Cäsium, hat immerhin eine Halbwertszeit von 30 Jahren.

Alles nicht schön, aber auch kein Armagedon. Die Folgen bei einem schweren Unfall in einer Chemiefabrik sind durchaus vergleichbar.

bei der Evakuierung des Großraumes Tokio hätte es ganz sicher Tote gegeben.

Es hat leider auch bei der Evakuierung, weil panisch und hastig durchgeführt, Tote gegeben, etwa 1500 schätzt man, die aufgrund der Panik umkamen.

Vielleicht hätte man auf die Evakuierung aber auch verzichtet, und die Langzeitfolgen in Kauf genommen.

Wäre möglicherweise besser.

Weiß man eigentlich inzwischen, was mit den geschmolzenen Bestandteilen der Reaktoren im Boden passiert?

Die sind noch da und hoch radioaktiv.

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spelman  07.02.2023, 16:12
@Eisenklinge

Gerade das Jod hätte in der Folge sicher zu vielen Erkrankungen geführt, Schilddrüse und so.

Das das Zeug noch im Boden ist, ist schon klar, aber: wie stark sind die Zerfallsprozesse noch? Wie stark muß das noch gekühlt werden? Und vor allem: in der ersten Zeit wurde öfter die Befürchtung geäußert, dass Kühlwasser durch Felsspalten unterirdisch ins Meer laufen könnte, und dabei eben auch Bestandteile der Kernschmelze ausgewaschen werden könnten. Ich habe dann später aber nie gehört, ob das bestätigt oder widerlegt wurde.

Gibt es eine Prognose, wie lange es dauern wird, bis man das Zeug einigermaßen sich selbst überlassen kann?

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Eisenklinge  07.02.2023, 17:07
@spelman

Wir reden hier ja immer von könnte und hätte. Passiert ist zumindest nicht allzuviel.

Gegen Schilddrüsenkrebs infolge eines GAUs, reicht es Jodtabletten einzunehmen. Ansonsten ist das radioaktive Jod ungefährlich, da die Strahlung die Hautschichten nicht durchdringen kann (alphastrahlung).

Gekühlt werden muss mMn gar nicht, wozu sollte das gut sein, die Kernschmelze ist ja schon passiert. Es wird vermutlich sehr lange da liegen müssen oder dann in ein Endlager verbracht werden. Sollte das geschehen, wird die Strahlung verschwinden.Das wird vermutlich auch irgendwann passieren, aber es drängt ja nicht gerade.

Meines Wissens haben sich die Befürchtungen fast alle als unbegründet oder übertrieben herausgestellt. Es ist auch kein dekontaminiertes Kühlwasser ausgetreten - da ist alles dicht. Die Anlagen hatten ja so einige Sicherheitssysteme, unter anderem eine Versiegelung. Ausgewaschen kann da gar nichts werden.

Wie aber jetzt genau die weitere Vorgehensweise in 20 oder 100 Jahren sein wird, weiß ich nicht.

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Ich habe das nicht so wahr genommen wie Du!

In Tschernobyl geschah der erste tatsächliche Super-Gau nachdem in all den Jahren zuvor nur gefährliche Pannen bekannt wurden, bei denen man einfach nur Glück hatte.

Bei Tschernobyl argumentierten viele mit den schlechteren Sicherheitsstandards in veralteten sowjetischen Kernkraftwerken. Bei uns könnte das nicht passieren....

Mit der Kernschmelze in Fukishima war dieses Argument erledigt. Die Sicherheitsstandards in Japan sind vergleichbar mit den unsrigen, wenn nicht sogar höher. Selbst die Merkel-Regierung beschloss daraufhin den Ausstieg aus der Kernenergie. Daran kannst Du erkennen, dass Fukishima auf die deutsche Politik und Bevölkerung letztlich nachhaltiger wirkte als Tschernobyl.

Was anderes waren die unmittelbaren Folgen der beiden Ereignisse: Während Japan am anderen Ende der Welt liegt, haben Winde radioaktive Wolken von Tschernobyl auch nach Deutschland getrieben. Hohe radioaktive Rückstände wurden lange Zeit in Pilzen und in der Milch von Kühen nachgewiesen, die im Freien Gras fraßen.

gonzo1233  19.08.2023, 23:30

Tschernobyl war ein militärischer Reaktor zur Atombombenproduktion, dieser grafitmoderierte Reaktor läuft im Falle einer Undichtigkeit mit über 100% Leistung weiter, genau das ist pasiert. Leider hat uns das die Presse verschwiegen, ebenso wie die Tatsache, dass der erfahrene Schichtleiter sämtliche Kühlmittelpumpen und Notkühlmittelpumpen hart abschalten ließ um gegen den halbautomatischen Reaktorschutz anzukämpfen und die Leistung zu steigern. Das ist streng verboten, ein Reaktor darf niemals vollständig ohne Kühlung betrieben werden, niemals!!

In Fukushima ist nicht ein Mensch durch den Reaktorausfall oder die Strahlung gestorben. Die gigantische Flutwelle hat hingegen 20000 Tote gefordert. Die deutsche Presse hat sich vehement bemüht die Toten den Reaktorproblemen zuzuordnen und die meisten sind darauf hereingefallen.

Der Druck der öffentlichen Meinung durch diese Falschinformationen der Presse hat die Regierung bewogen aus der sicheren Kernenergie auszusteigen und die absolut klimaschädlichen Kohlekraftwerke hochzufahren. Durch den erhöhten Feinstaubausstoß sind in D seitdem einige 10000 Menschen zusätzlich verstorben.

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Der Unfall im japanischen Kernkraftwerk Fukushima Daiichi im Jahr 2011 war aufgrund der hohen Anzahl an betroffenen Menschen und den langfristigen Auswirkungen auf die Umwelt verheerender als der Unfall im Kernkraftwerk Tschernobyl im Jahr 1986. Allerdings war der Unfall in Tschernobyl aufgrund der höheren Freisetzung radioaktiver Stoffe in die Umwelt schwerwiegender und hatte größere Auswirkungen auf die Gesundheit und die Umwelt in Europa.

Es war einfach näher an uns dran und wir waren von den Auswirkungen direkt betroffen als bei dem Unfall im weit entfernten Japan.

Das ist ja bei Kriegen auch oft so. Je näher er an unserer Haustüre ist, desto mehr ist der Krieg in den Medien präsent. Z. B. Jemen und Ukraine.

Eisenklinge  07.02.2023, 11:44

Irrtümer

hohen Anzahl an betroffenen Menschen

Das ist falsch. In und durch Fukushima kam kein einziger Mensch ums Leben. In Gegensatz zu Tschernobyl mit etwa 500 Toten.

Zudem wurde dort die Stadt sowie eine 30km große Sperrzone geräumt. Fukushima ist normal bewohnt.

Auswirkungen auf die Umwelt verheerender .... als Tschernobyl

Auch das ist falsch.

höheren Freisetzung radioaktiver Stoffe in die Umwelt schwerwiegender [in Tschernobyl]

Daher auch die schlimmeren Umweltschäden 😉

Es war einfach näher an uns dran

Das hatte nichts damit zu tun, zumal das Thema extrem präsent war.

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