"Früher war alles besser" hört man oft. Was war denn deiner Meinung nach früher (scheinbar) besser?

Wir haben noch Zeit gehabt, sich langweilen zu müssen und waren nicht mit tausend Scheinverpflichtungen beladen.

Lesen in Büchern führte zu nachhaltiger Bildung und besseren Rechtschreibkenntnissen.

Es gab deutlich mehr Vielfalt und nicht an jeder Autobahnausfahrt ein Gewerbegebiet mit den ewig gleichen KIK, Edeka, OBI und anderen Ketten.

Wir konnten stundenlang draußen spielen ohne dass gleich die ganze Stadt in Aufruhr versetzt wurde, weil man ganz sicher entführt worden war.

Lehrer konnten sich durchsetzen, weil die Eltern nicht wegen jedem Summs zum Anwalt gingen.

Wir konnten selbständig etwas erkunden und bekamen nicht jeden Handgriff auf YT in Bild und Ton erklärt.

Kommunikation mussten wir durch Versuch und Irrtum lernen.

Wir fanden den Weg durch andere Länder unter Nutzung von Straßenkarten und konnten uns auch mal ohne Karten helfen.

Und: Wir hatten noch nicht die Folgen des Klimawandels so deutlich vor Augen und konnten dahingehend ohne Ängste aufwachsen.

Das Leben war früher weniger hektisch. Die Aussage alles sei besser gewesen ist aber schlichtweg an den Haaren herbeigezogen.

Die Erinnerungen sind's die einen sagen lassen "früher war alles besser" obwohl es früher nicht alles besser war.

Klar einige Dinge schon, aber wenn man rückblickend auf alles schaut, dann wird einem schnell klar das es nicht besser war. Politik war damals, vor wenigen Jahren vielleicht besser (damit meine ich nicht die NS Zeit) unter anderen Politikern, gut möglich, aber die Industrialisierung hat uns so viel weiter gebracht, medizinisch, technisch und wirtschaftlich, geringere Arbeitslosigkeit, Kommunikation über die ganze Welt, vereinfachter Transport von Organen, weltweiter Transport von Mikrochips und eine generell viel weitere Technologie mit der man so viele mehr leben Retten kann, jedoch aber auf Kosten der Umwelt und der Erde, ist halt dann die Frage ob es das ganze wert ist oder nicht? Später werden wir auf diese Zeit hier zurück blicken und sagen: "Früher war alles besser" während wir möglicherweise vom Mars runter auf die Erde gucken in Gedanken schwelgend auf die alte Zeit.

Es liegt immer alles an der Erinnerung wenn man es so sehen möchte.

Dieser Satz ist von Nostalgieschmerz durchtränkt und spiegelt nur die subjektive Meinung wider, die aber den objektiven Fakten nicht standhalten kann.

Objektiv gesehen leben wir in einer Welt, die noch nie so "gut" war.

• Weltweit gibt es immer weniger Morde, weniger Hunger, weniger tödliche Krankheiten und eine weitaus bessere Bildung.

Der Grund, warum man seiner subjektiven Empfindung auf den Leim geht, liegt mitunter an der sofortigen Informationsverfügbarkeit, so dass alle schlechten Nachrichten uns sofort erreichen und allgegenwärtig scheinen.

Als ich jung war waren wir Jugendlichen nicht halb so verweichlicht. Wir haben als Kinder draußen gespielt, bei Wind und Wetter, bei Schnee und Regen. Es gab kein Internet und keine Handys, wir erlebten unsere echten Abenteuer in der Realität. Mit 14/15 begann unsere Lehre und wir standen im Arbeitsleben. Wir waren weitaus selbstständiger, selbstverantwortlicher als Vergleichbare heute. Ich war bei den Ersten die mit 18 volljährig wurden, mit 18 hatte ich meinen Gesellenbrief bestanden und war seit einem Jahr bereits Freiwilliger Soldat, Obergefreiter.

Wenn ich wählen könnte würde ich nicht heute wieder jung sein wollen sondern wieder in den Fünfziger und Sechzigern.