Freund ist bipolar und ich weiß nicht mehr, wie ich damit umgehen soll?
Hallo Community,
Wie gesagt, mein Freund ist bipolar und ich weiß langsam nicht mehr, wie ich damit umgehen soll. Ich sage das auch nicht einfach so, er ist wirklich bipolar. Er hatte diese Woche eine manische Episode, ist für 3 Tage nach Berlin gefahren (wir wohnen in Frankfurt) in ein sehr teures Hotel und hat irgendwelche Fußballwetten gemacht. Er hat sich nur ab und zu gemeldet und seit Mittwoch ist er wieder da. Jetzt ist er wieder "normal" und will nicht darüber reden.
Mich belastet das so sehr. Ich mache mir die ganze Zeit Sorgen um ihm und es ist ein einziges Chaos. Hat irgendwer ähnliche Erfahrungen? Wie soll ich damit umgehen?
11 Antworten
Persönliche Erfahrungen hab ich nicht. ABer das ist wirklich eine der härtesten Krankheiten, die manchmal die existentiellen Grundlagen des Erkrankten bedroht oder auch seine Gesundheit durch Selbstschädigung.
Er könnte rechtlich was festlegen, dass jemand anderes in manischen Episoden über ihn bestimmen darf (oder grundsätzlich?), aber das wird er nicht wollen.
Ganz grundsätzlich ist es in den meisten Fällen möglich ein halbwegs normales Leben mit der Erkrankung zu führen. Vorausgesetzt man lässt sich medikamentös richtig einstellen, und nimmt auch ein paar Anpassungen an der Lebensführung vor.
Allerdings: ohne medikamentöse Phasenprophylaxe ist die Erkrankung wirklich verheerend und kann jeden Bereich des Lebens beeinträchtigen und die Lebensqualität rapide herabsetzen. Das Führen eines geregelten Alltags und Lebens im Allgemeinen, privat wie beruflich, ist unbehandelt in diesem absoluten emotionalen Chaos nahezu unmöglich.
In diesem Sinne solltest du unbedingt folgendes wissen: wenn dein Freund sich nicht behandeln lassen will, die verordneten Medikamente nicht regelmäßig einnimmt, dann kannst du gegenwärtig leider rein gar nichts für ihn tun. Unabhängig davon ist es sehr wichtig, dass du auch auf dich selbst achtest. Bipolare Störungen können auch das Umfeld des Betroffenen stark belasten, wie ich selbst erleben musste. Speziell wenn die Krankheit nicht behandelt wird.Hey!
Ich beschäftige mich gerade auch viel mit dem Thema (aus Interesse) und hab da neulich eine gute Podcast Folge zu gefunden. Da spricht ein Mädchen, das bipolar ist, darüber, wie sich das anfühlt. Das coole ist, dass zwei Psychologinnen auch im Gespräch sind und da ganz spannend zusammen diskutieren. Vielleicht hilft die Podcast Folge ja, das besser zu verstehen ohne so viel wissenschaftlichen Schnick Schnack. Da geht es nämlich auch um das Thema wie das für Angehörige ist! Ich zumindest hab viel gelernt! Der Podcast heißt "More than Gossip" auf Spotify, hier der Link:
https://open.spotify.com/episode/6C5G6iBr25eK4R7NJcyKNu?si=d906518365d24cd9
Noch zur Ergänzung: sehr viele Erkrankte realisieren erst nach mehreren Episoden mit richtig negativen Auswirkungen, dass es tatsächlich eine chronische Störung ist und Medikamente notwendig sind.
Darauf kann man sich nicht verlassen, aber falls er noch jung ist, und es noch nicht sehr viele Episoden gab, stehen die Chancen gut, dass die Einsicht noch kommt.
Ich finde, du solltest dir unbedingt selbst unterstützung holen, in Form von Selbsthilfegruppen für Angehörige Psychisch Erkrankter. Der regelmäßige Austausch mit anderen kann sehr entlastend sein, ansonsten wird das für dich eine Zerreißprobe.
Ansonsten solltest du klare Grenzen setzen. Getrennte Konten, Klare Regeln für Krisen, Klare Kommunikationsregeln mit der Klinik/den behandelnden Ärzten, mach ihm Klar dass du erwartest, dass er sich drum kümmert wenn die Beziehung funktionieren soll. Übernimm nicht zu viel Verantwortung für seine Entscheidungen, sondern klärt das sehr sehr gut. Kommunikation ist hier alles!
Ich wünsche dir viel Kraft.
Nein das würde er wirklich nicht wollen. Er sieht es oftmals auch gar nicht ein, bipolar zu sein, nimmt seine Medikamente nicht usw