[freier] Wille oder doch Determinismus?

6 Antworten

Beides...natürlich können wir aktiv Entscheidungen treffen, allerdings sind diese begrenzt auf die Umstände in denen wir leben.

Ist dir das gerade in dem Moment im Kopf aufgegangen?

Der nächste spannende Punkt ist, ob es überhaupt ein Ich gibt.

Was macht dich zu Codac901? Also ich konnte keinen freien Willen finden. Selbst unsere Gedanken sind determiniert. Ein Gedanke löst den nächsten ab. Du nimmst etwas wahr ein Gedanke entsteht. Du nimmst einen Gedanken wahr, ein neuer Gedanke entsteht - Das konnte ich beobachten.

Ich wüsste nicht, wie ich oder man einen Gedanken erzeugen kann ...

Also wenn alles determiniert ist, fliest einfach die ganze Welt seit dem Urknall dahin und wir können es uns anschauen. Das ist eigentlich so ziemlich das, was ich erkennen kann.

Einen freien Willen kann ich nicht erkennen, also das wäre ja ein Wille der den Rahmen von Ursache und Wirkung sprengt.


OlliBjoern  30.04.2025, 00:28

Die Physik hat sich vom strengen Determinismus verabschiedet. Siehe auch radioaktiver Zerfall. Der strenge Determinismus war in der alten Physik noch "state of the art", ist aber seit der Quantenmechanik und den Erkenntnissen im Bereich subatomarer Prozesse nicht mehr wirklich haltbar (nur noch als "makroskopischer" Determinismus).

Das Problem liegt schon darin, dass der Begriff "freier Wille" nicht exakt genug definiert ist. Von was ist der Wille denn frei?

Man kann ihn definieren wie folgt: frei ist er dann, wenn er ohne Zwang von außen zustande kommt. Eine Person entscheidet also dann "freiwillig", wenn keine andere Person sie gezwungen hat. Das ist die in der Umgangssprache übliche Definition eines Freiwilligen: er handelt aus sich heraus (hat aber sehr wohl einen Grund für seine freiwillige Entscheidung).

Ein Bankangestellter, der unter Waffenandrohung Geld rausrückt, handelt offensichtlich nicht freiwillig.

Oder so: frei ist er nur dann, wenn er ohne Bedingung (ohne Grund) zustande kam.
Das ist aber was anderes. Zudem ist das nicht das übliche Verständnis, das wir von einem Freiwilligen haben.

Da aber fast nie über diesen wichtigen Unterschied nachgedacht wird, kommt bei dieser Frage auch nur das raus, was man selber haben möchte. Die meisten Leute, die den freien Willen abstreiten, nutzen Definition 2 (und ignorieren den sprachlichen Gebrauch, der eher Definition 1 nahelegt, dennoch sind Definitionen nun mal Definitionen, man muss sie mit berücksichtigen, und man muss beschreiben, was man unter einem "freien Willen" versteht).

Auch interessant: wenn es keinen "freien" Willen gäbe:
gäbe es dann überhaupt einen "Willen"? Wozu gibt es denn dann das Verb?

Und was wäre das für ein Freiwilliger, der etwas völlig grundlos (also rein zufällig?) tut? Was für einen Sinn ergäbe denn so ein "freier Wille"?

Und warum würfeln selbst solche Leute nicht im Restaurant, die den freien Willen abstreiten? (Nö, die schauen in die Karte und entscheiden selber, würfeln tun die auch nicht).

Oder so: Feuerbach sagte, dass alleine der Begriff "freier Wille" eine Tautologie sei. Was ein Wille ist, ist immer frei. Und was nicht frei ist, kann kein Wille sein.
"Freier Wille" ist ein "weißer Schimmel", und diese Pferde sind immer weiß.

Zusammengefasst: nach Definition 1 gibt es den FW, nach Definition 2 nicht.
Und da alles an der Philosophie Sprache ist (siehe Wittgenstein) kommen wir nicht drum herum, den Sprachgebrauch zu erforschen, und die Existenz des Verbs "wollen" anzuerkennen und diese zu analysieren. Und ohne ausführliche sprachliche Umschreibungen geht es in der Philosophie leider nicht.

Das alles erklärt auch, warum verschiedene Philosophen zu verschiedenen Ergebnissen gekommen sind.

Determinismus in klassisch mechanischer Sichtweise ist schon für die reine Physik durch Quanten- und Chaostheorie überholt.

Für unsere motorischen Entscheidungen gilt er offensichtlich auch nicht, denn wie sollte z.B. eine Unterhaltung möglich sein, wenn unsere Moleküle einfach nur einem Billard von physikalischen Ursache-Wirkungs-Ketten folgen, die seit dem Urknall feststehen?

Ebenso kann sich kein Serienmörder damit herausreden, dass seine Finger schließlich nur "geschubst" wurden, und wird zurecht eingebuchtet.

Eine Art Determinismus gilt allerdings auf der gesellschaftlichen Ebene, weil wir in unseren Entscheidungen durch alles Mögliche beeinflusst werden; Bedürfnisse, Regeln, Prägungen, Erfahrungen. Das meint Schopenhauer mit dem Satz "Der Mensch kann zwar tun, was er will, aber er kann nicht wollen, was er will."

Gott schuf den Menschen mit einem freien Willen. Er wählte dann im Paradies das eine Gebot zu übertreten. Keiner hat ihn dazu gezwungen, nicht einmal die Erbsünde.

Wenn man den freien Willen grundsätzlich leugnet, dann kann ja der arme Mörder auch nichts dafür, wir mussten ihn dann frei lassen, da er gesteuert war.

Gottes Botschaft an die Menschen auf der letzten Seite der Bibel: "Wer da will - nehme das Wasser des Lebens kostenlos." Auch dazu wird keiner gezwungen.

Das Gott im Voraus alles wusste, steht auf einem ganz anderen Blatt.

Woher ich das weiß:Hobby – Nachfolger Jesu seit Jahrzehnten, bibeltreu