Frage an Christen: Problem mit dem freien Willen— was denkt ihr?


29.07.2023, 11:27

Wenn jemand mit einem völlig freien Willen in der Zeit etwas tut, schließt das nicht aus, dass jemand, der außerhalb der Zeit ist, dies vorher weiß.

13 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo lieber Tommyleinchen, 💖🙏

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Ja, jeder Mensch hat 100% freien Willen, es ist nur so, dass Gott Dich so gut kennt, dass er im voraus fühlt, wie Du Dich entscheiden wirst.

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Die Wissenschaftler glauben zudem, dass der Mensch keinen freien Willen hat, weil das Gehirn eine Entscheidung kurz vorher trifft, bevor das bewusste Denken des Menschen diese Entscheidung fällt. Das konnte man sogar nachmessen.

Aber auch das ist nicht die letzte Wahrheit, denn in Wirklichkeit dient das Gehirn des Menschen dem Herzen des Menschen.

Eine Entscheidung findet also so statt: Das Herz / Die Emotion entscheidet zuerst -> Das Gehirn verarbeitet diese Entscheidung -> das Bewusste Denken des Menschen entscheidet entsprechend

Was ich hier gerade schreibe ist aber nicht wissenschaftlich erforscht und doch weiß ich, dass es bei wichtigen/relevanten Entscheidungen genau so ist... 🙏

Elementarer  06.08.2023, 09:54
 jeder Mensch hat 100% freien Willen...

Nein. Sonst könntest du entscheiden, dass du ab morgen Atheist bist, dich nächste Woche neu verliebst,übermorgen depressiv und Sonntags immer glücklich ist.

Die Wissenschaftler glauben zudem, dass der Mensch keinen freien Willen hat...

Nein, das glauben "die Wissenschaftler" nicht.

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Ich denke die Bibel zeigt uns, dass der freie Wille und die Allwissenheit Gottes gleichzeitig existieren können.

Jesus wusste, dass sich die Kreuzigung und somit die Prophezeiung erfüllen wird. Er wusste auch, dass Judas ihn verraten und Simon Petrus ihn verleugnen wird.

Die Omniszienz (Allwissenheit) Gottes besteht also auf jeden Fall.

Die Menschen damals hätten die Möglichkeit gehabt, sich anders zu entscheiden, aber sie haben ihre Entscheidungen aufgrund der Umstände und aufgrund ihrer Ansichten frei und bewusst getroffen.

Und genauso ist es auch heutzutage bei den Menschen. Die Rahmenbedingungen für unsere Entscheidungen sind zwar bereits festgelegt, aber die letztendliche Entscheidung kommt immer noch von uns selbst.

Das bedeutet, es besteht ein sogenannter Kompatibilismus:

Man muss verstehen, dass "Freier Wille" nicht absolute Willkür bedeutet.

Freier Wille bedeutet, dass eine Person in der Lage ist, ihre Entscheidungen aufgrund ihrer eigenen Bedürfnisse, Wünsche, Überzeugungen und Charakterzüge zu treffen, auch wenn diese Entscheidungen im Voraus bekannt sind:

  • Wenn ich durstig bin, dann ist mein freier Wille bereits im Vorhinein bekannt, dass ich etwas trinken werde.
  • Wenn ich ein hilfsbereiter Mensch bin und neben mir ein Mensch zu Boden stürzt, dann ist mein freier Wille bereits im Vorhinein bekannt, dass ich dem Menschen wieder auf die Beine helfen werde.
  • Wenn ich mir einen Ferrari wünsche und im Lotto gewinne, dann ist mein freier Wille bereits im Vorhinein bekannt, dass ich mir einen Ferrari kaufen werde.

Gott kennt also bereits die Entscheidungen einer Person, aber das bedeutet nicht, dass diese Person ihre Entscheidungen nicht frei trifft.

Außerdem ist Gott nicht an die lineare Abfolge von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gebunden. Gott kennt daher nicht nur die Vergangenheit und die Gegenwart, sondern auch die Zukunft, die aus unserer menschlichen Perspektive noch nicht existiert. So kann der freie Wille der Menschen immer noch existieren, während Gott dennoch alles weiß.

Lamanini  29.07.2023, 14:52
Freier Wille bedeutet, dass eine Person in der Lage ist, ihre Entscheidungen aufgrund ihrer eigenen Bedürfnisse, Wünsche, Überzeugungen und Charakterzüge zu treffen, auch wenn diese Entscheidungen im Voraus bekannt sind

Nein. Das geht nur, wenn es möglich ist, dass der "Wissende" sich irren kann. Sobald es absolut unmöglich ist, diese Entscheidung nicht frei.

Wenn ich durstig bin, dann ist mein freier Wille bereits im Vorhinein bekannt, dass ich etwas trinken werde

Hast du schonmal nen Hungerstreik gesehen?

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Elementarer  06.08.2023, 10:05

Ein bißchen happert es da meiner Meinung nach mit der Logik:

Wenn ich durstig bin, dann ist mein freier Wille bereits im Vorhinein bekannt, dass ich etwas trinken werde.

Demnach kannst du aus freiem Willen nicht verdursten!

Wenn ich ein hilfsbereiter Mensch bin und neben mir ein Mensch zu Boden stürzt, dann ist mein freier Wille bereits im Vorhinein bekannt, dass ich dem Menschen wieder auf die Beine helfen werde.

Und wer entscheidet, OB du ein hilfsbereiter Mensch bist? DU selber? Und ein nächste Woche entscheidest du, dass du kein hilfsbereiter Mensch bist, sondern Egoist? 

Wenn ich mir einen Ferrari wünsche...

Und du entscheidest auch, was deine Wünsche sind? Dann wünsche dir mal, morgen traurig zu sein und übermorgen fröhlich.

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Das ist kein Paradoxon. Der Grund warum manche denken es wäre eins ist, das sie denken Gott kennt die Zukunft weil er alles Schritt für Schritt vorrausbestimmt hat. Daher wären entscheidungen egal, Gott hat es eh schon so bestimmt.

Aber Gott kennt nur die Zukunft weil er außerhalb von Raum und Zeit ist und daher die ganze Menschheitsgeschichte aufeinmal sieht. Gott leitet die Wege, doch unsere Entscheidungen können gewaltige Folgen auslösen, welche nicht von Gott festgelegt sind, die Entscheidung liegt bei uns.

Grautvornix  29.07.2023, 20:51
Gott leitet die Wege

Jemand der Wege leitet legt sehr wohl was fest.

welche nicht von Gott festgelegt

Das wäre ja so, das im Stellwerk zwar die Weichen gestellt werden, aber der Lokführer entscheiden kann wo er hinfährt.

Und der Weichensteller weiß auch noch das es einen Unfall geben wird.

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Ich sehe da auch kein Problem. Das Wissen Gottes hebt in der Tat den freien Willen des Menschen nicht auf.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Praktizierender Katholik. Lese viel zu Glaubensfragen.

Wenn Gott schon vorher sagt, was ich tun werde, und er sich niemals irren kann, dann ist es für mich physisch unmöglich, eine andere Entscheidung zu treffen, da er sich dann geirrt hätte.

Und dann bestraft er mich dafür, das getan zu haben, was er hervorgesagt hat.

Woher ich das weiß:Hobby – Satanistin
Tommyleinchen59 
Fragesteller
 29.07.2023, 14:15

Falsch.

Wie von mir und von einigen anderen hier bereits angemerkt, ist es ein ganz großer Unterschied, ob ich etwas vorher weiß, wie sich jemand entscheiden wird, oder ob ich es vorher festlege und bestimme!

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Lamanini  29.07.2023, 14:28
@Tommyleinchen59

Hatte ich von dem Zeitpunkt meiner Geburt bis zu meinem Tod in irgendeiner Form jemals die Möglichkeit, mich anders zu entscheiden? Laut deiner Theorie nein.

Ich war noch nicht einmal geboren und mein Leben stand schon komplett fest, und für mich unmöglich zu ändern.

Dann kann man mir das auch nicht vorwerfen. Es gab nie die Möglichkeit einer Chance für mich.

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Tommyleinchen59 
Fragesteller
 29.07.2023, 14:47
@Lamanini
Hatte ich von dem Zeitpunkt meiner Geburt bis zu meinem Tod in irgendeiner Form jemals die Möglichkeit, mich anders zu entscheiden? Laut deiner Theorie nein.

Laut meiner Theorie doch!

Ich war noch nicht einmal geboren und mein Leben stand schon komplett fest, und für mich unmöglich zu ändern.

Es stand lediglich fest, wie du dich frei entscheiden wirst. Es rührt deine freie Entscheidung aber nicht an.

Dann kann man mir das auch nicht vorwerfen. Es gab nie die Möglichkeit einer Chance für mich.

Es gibt jederzeit die Möglichkeit für dich, z.B. auch auf meine Fragen hier zu antworten oder Kommentare abzugeben. Das hat niemand anderes vorher entschieden! Das entscheidest du völlig freiwillig und selbst. Trotzdem wusste Gott vorher, was du schreiben wirst!

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Lamanini  29.07.2023, 15:30
@Tommyleinchen59

An welcher Stelle stimmst du mir denn nicht zu?

  1. Ich bin noch nicht geboren.
  2. Gott weiß, was ich tun werde, und Gott irrt sich niemals. Er sieht jetzt voraus, dass ich in der Hölle gefoltert werde, weil ich nicht gläubig bin.
  3. Die Chance ist exakt 0% das ich jemals gläubig werde.
  4. Ich werde geboren.

An welcher Stelle irrt sich mein Ansatz denn, das ich niemals gläubig werden kann?

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Lamanini  29.07.2023, 17:13
@Tommyleinchen59

Wenn Gott mir jetzt sagt, das ich X tun werde, ist es dann für mich möglich, X nicht zu tun? Nein.

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Lamanini  29.07.2023, 19:07
@Tommyleinchen59

"Vorher" ist ein zeitliches Konzept, wenn Zeit auf Gott nicht zutrifft, kann er es nicht vorher wissen, weil er kein vorher kennt.

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Lamanini  29.07.2023, 20:42
@Tommyleinchen59

Stattdessen verbringst du deine Zeit lieber damit auf Gutefrage Leuten mit deinem Gott zu drohen und psychisch instabilen Leuten angst zu machen.

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frustfreileben  30.07.2023, 00:33

Gott sagt nicht vorher, wie du dich entscheiden wirst, sondern weiß es. Du kannst deine Entscheidung frei treffen und Gott weiß es vorher schon, ohne dich dabei in deiner Entscheidung zu beeinflussen, da das Konzept Zeit für ihn nicht existiert bzw. von ihm geschaffen wurde.

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Lamanini  30.07.2023, 00:57
@frustfreileben

Es ist, bevor ich jemals gelebt habe, bereits festgelegt, wie ich mich in jeder möglichen Situation verhalten werde, und es ist unmöglich, dass ich eine andere Entscheidung treffe.

Das ist kein freier Wille.

Es besteht niemals auch nur der Ansatz einer Chance, das ich mich anders verhalten kann. Es geht nicht nur darum, dass ich mich wahrscheinlich so verhalten werde. Jegliche Abweichung ist mir physisch unmöglich. Und das bereits ab der Sekunde meiner Geburt.

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frustfreileben  30.07.2023, 12:03
@Lamanini

Es wird nicht vorher festgelegt, das wäre nur der Fall wenn Gott in unserem Konzept von Zeit existiert. Für Gott gibt es kein vorher und kein nachher. Du kannst deine Entscheidung frei treffen und Gott weiß, wie du dich entscheiden wirst. Das heißt nicht, dass er dich dabei beeinflusst. Er könnte genauso gut gewartet haben, bis du dich frei entschieden hast, diese "Information dann haben" und dann die Vergangenheit "verändern".

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Lamanini  30.07.2023, 12:20
@frustfreileben

Wenn es für Gott keine Zeit gibt, dann kann er nicht warten, verändern, und auch nicht handeln. Alles davon erfordert Veränderung, und Veränderung ist ein rein zeitliches Konzept.

Wenn irgendwer vor meiner Geburt schon exakt wusste, wie mein ganzes Leben ablaufen wird, habe ich nie eine Wahl gehabt, ich muss immer das tun, was der schon wusste.

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frustfreileben  30.07.2023, 12:25
@Lamanini

Natürlich wartet Gott in dem Sinne nicht, das war einfach nur eine Verdeutlichung aus Sicht des Menschen.

Aber selbst wenn wir davon ausgehen, dass Gott unserem zeitlichen Konzept folgt, beeinträchtigt sein Wissen über uns und unsere Zukunft nicht unsere freie Entscheidungsfindung. Gäbe es keinen freien Willen, würde es keine Ungläubigen geben. Gott möchte die Nähe zu jedem Menschen suchen, außer denen, die sich ihm freiwillig entsagt haben.

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Lamanini  30.07.2023, 12:41
@frustfreileben
Gäbe es keinen freien Willen, würde es keine Ungläubigen geben

Nach der Bibel wurden viele Menschen einfach nur erschaffen um in die Hölle zu kommen, damit es sich für die Gläubigen besser anfühlt, zu den wenigen zu gehören, die in den Himmel dürfen.

Göttliches Ego streicheln sozusagen.

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Lamanini  30.07.2023, 14:49
@frustfreileben

Guck mal Römer 9, 19ff:

Nun sagst du zu mir: Was beschuldigt er uns dann noch? Wer kann seinem Willen widerstehen

Es geht also um Gott, der angeklagt wird, weil keiner anders handeln kann, als Gott es will.

Ja, lieber Mensch, wer bist du denn, dass du mit Gott rechten willst? Spricht etwa ein Werk zu seinem Meister: Warum hast du mich so gemacht?

Hier sagt dann die Bibel, dass man sich als Mensch niemals über seinen Schöpfer beschweren darf, er hat immer recht, und ist nicht zu hinterfragen.

Hat nicht der Töpfer Macht über den Ton, aus demselben Klumpen ein Gefäß zu ehrenvollem und ein anderes zu nicht ehrenvollem Gebrauch zu machen?

Gott hat manche Menschen dazu gemacht, "ehrenvoll" zu sein, und manche zu "nicht ehrenvollen" Gebrach gemacht. Beachte auch, dass Gott Menschen mit Gegenständen vergleicht, die ja keinen eigenen Willen haben.

Da Gott seinen Zorn erzeigen und seine Macht kundtun wollte

Gott will wütend sein. Er will, das andere vor seiner Macht zusammenzucken. Nix mit muss, will.

hat er mit großer Geduld ertragen die Gefäße des Zorns, die zum Verderben bestimmt waren

Zum Verderben bestimmt. Geplant, und auch bestimmt. Nix mit "zufällig ungläubig". Der Töpfer, der dich zum verderben bestimmt hat.

 auf dass er den Reichtum seiner Herrlichkeit kundtue an den Gefäßen der Barmherzigkeit, die er zuvor bereitet hatte zur Herrlichkeit

Die, die gläubig sind, sind es auch nicht freiwillig, sondern weil er sie vorbereitet hatte.

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frustfreileben  30.07.2023, 15:26
@Lamanini

"Hier sagt dann die Bibel, dass man sich als Mensch niemals über seinen Schöpfer beschweren darf, er hat immer recht, und ist nicht zu hinterfragen."

Selbstverständlich. Man kann ihn auch nicht hinterfragen, da der menschliche Verstand Gott niemals in seiner Gänze erfassen kann. Somit erübrigt sich menschliche Kritik an Gott.

"Gott hat manche Menschen dazu gemacht, "ehrenvoll" zu sein, und manche zu "nicht ehrenvollen" Gebrach gemacht. Beachte auch, dass Gott Menschen mit Gegenständen vergleicht, die ja keinen eigenen Willen haben."

Jeder Mensch trägt die Veranlagung zur Sünde in sich, spätestens seit dem Sündenfall. Der Vergleich mit Gegenständen hier bezieht sich aber nicht auf einen Mangel des freien Willens des Menschen, der ist in der Bibel belegt, siehe hierzu Deuteronomium 30, 15-18:

"Ich habe euch heute das Leben und das Glück, den Tod und das Unglück vorgelegt. Wenn du auf den Herrn, deinen Gott, hörst, indem du seine Gebote und Vorschriften, die ich dir heute gebe, hältst und befolgst, dann wirst du leben und zahlreich werden, und der Herr, dein Gott, wird dich in dem Land, in das du hineinziehst, um es in Besitz zu nehmen, segnen. Wenn du aber dein Herz abwendest und nicht hörst, sondern dich verführen lässt, dich vor anderen Göttern niederwirfst und ihnen dienst, dann verkünde ich euch heute: Gewiss werdet ihr zugrunde gehen." Dies zeigt, dass jeder Mensch frei entscheiden kann, ob er sich nun Gott zu- oder abwendet.

"Gott will wütend sein. Er will, das andere vor seiner Macht zusammenzucken. Nix mit muss, will."

Hier würde mich die von dir gewählte Übersetzung interessieren, da in der Einheitsübersetzung Folgendes steht: "Wie aber, wenn Gott in der Absicht, seinen Zorn zu zeigen und seine Macht zu erweisen, die zur Vernichtung bereiteten Gefäße des Zorns mit großer Langmut ertragen hat, ". Gott möchte, dass sich der Mensch freiwillig ihm zuwendet, gibt uns aber auch die Möglichkeiten anders zu handeln. Und obwohl ihn das zornig macht, erträgt er die Sünde der Ungläubigen doch mit Geduld um ihnen die Möglichkeit zum Umdenken zu geben. Das ist nicht das Verhalten eines grausamen, zornigen Gottes.

"Die, die gläubig sind, sind es auch nicht freiwillig, sondern weil er sie vorbereitet hatte."

Gott hat jedes Lebewesen auf Erden vorbereitet und dazu aufgerufen, ihm zu folgen. Nicht jeder folgt diesem Ruf. In Gen 9, 17 steht geschrieben: "Und Gott sprach zu Noach: Dies ist das Zeichen des Bundes, den ich zwischen mir und allen Wesen aus Fleisch auf der Erde aufgerichtet habe.". Das zeigt doch schon, dass Gott jedem Lebewesen eine Chance gibt.

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Lamanini  30.07.2023, 16:28
@frustfreileben
Das zeigt doch schon, dass Gott jedem Lebewesen eine Chance gibt.

Die Stelle liegt kurz nach einem riesen Genozid, wo Gott jeden einzelnen Menschen außer eine Familie grauenhaft ermordet hat...

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