Fliegen - Sollen Kurzstreckenflüge abgeschafft werden?

17 Antworten

Wo es attraktive Alternativen durch gute Bahnverbindungen gibt, verschwinden die Kurzstreckenflüge ganz von alleine, weil sie sich für die Fluggesellschaften nicht mehr rentieren.

So gibt es heute z. B. schon keine Linienflüge mehr zwischen Berlin und Hamburg oder zwischen Köln und Frankfurt.

Die Sache ist halt einfach die: Dinge verbieten oder teurer machen kann man immer, man muss nur mit den Konsequenzen leben, wenn man keine Alternativen anbietet. Und solange die technische Bankrotterklärung der Bahn, der ICE als langsamster Schnellzug der Welt (ICE 4 wieder von 300 auf 250 Spitze runtergesetzt) über desolate und mit anderen Zügen geteilte Gleise bummelt, gibt es keine Alternative.

Beispiel: Ich war die letzten Monate dienstlich viel zwischen Köln und Berlin unterwegs. Zugfahrt etwas mehr als 5 Stunden, Flugzeit 1 Stunde - aber mit Check-In, früher da sein, Warten, längere Wege zwischen Start/Ziel und Flughäfen verglichen zum Bahnhof... werden es ca. 3,5 bis 4 Stunden. Aber: Es ist kürzer, was bei kürzeren Trips, die manchmal auch nötig waren, wertvolle Stunden bedeutet. Auf anderen Strecken kann es noch heftiger werden, in einer anderen Antwort stand ja schon das Beispiel Hamburg-München, um von München aus an ein Ziel zu fliegen, das von Hamburg aus nicht bedient wird.

Wäre dies allerdings kein ICE 2 der aufgrund der Strecke in seiner Höchstgeschwindigkeit kastriert wird oder ein ICE 4 der ohnehin nicht schneller kann, sondern eine dedizierte Schnellfahrtrasse für einen ICE 3 oder besser noch Shinkansen, dann wäre man mit dem Zug auf der Strecke Köln-Berlin schneller unterwegs, als mit dem Flieger mit seinem Overhead an Flughafenzeit. Dann hätte sich diese Flugstrecke, auch für die diversen Regierungsbeamten und Soldaten, die morgens hin und abends zurück pendeln, erledigt, die wäre auf der Schiene.

Neben dem Zug bleibt ja auch noch das Auto, je nach Strecke auch schneller, als der Zug, aber langsamer als der Flieger. Aber: Ein voll besetzter Flieger hat einen Pro-Kopf-Kerosinverbrauch (Kerosin bei CO2 pro Liter vergleichbar mit Diesel) von 3 Litern pro 100km - schaffe das mal alleine in einem PKW. Und auch beim Zug sollte man das CO2 nicht vernachlässigen. Ja, die Bahn wirbt mit ihrem Ökostrom, aber rechne es mal so: Die Energieversorger bauen Ökostrom immer mehr aus, so schnell sie können, weil Atom- und Kohleausstig. Für abgenommenen Ökostrom wird auch Ökostrom eingespeist, was an Ökostrom drüber ist, geht in Energiemixe von Leuten, die nicht explizit Öko bestellt haben. Ich wage zu behaupten, aufgrund des Zeitdrucks aber der limitierten Ausbaumöglichkeiten geht der Ausbau ohne explizite Abnehmer genauso schnell voran, wie mit expliziten Abnehmern. Würde die Bahn also Kohlestrom abnehmen, würden die jetzt von der Bahn abgenommenen Kapazitäten in Strommixe von Firmen und Privathaushalten einfließen, weil sie aufgrund des notwendigen Ausbaus ja eh da sind. Damit hätten die Strommix-Haushalte mehr Ökostrom. Was die Bahn aber jetzt an Ökostrom verbrät, wird in die Strommix-Haushalte mehr Kohlestrom eingespeist. Damit verbraucht die Bahn trotz Ökostrom indirekt Kohlestrom. Und die ICEs verbrauchen so viel Strom, die CO2-Bilanz eines "Kohle-ICEs" ist katastrophal.

Ja, wenn wir mal irgendwann 100% Ökostrom haben, ist die Bahn in Sachen CO2 unschlagbar, aber bis dahin ist de facto das Flugzeug sogar das umweltfreundlichste Transportmittel, wenn es voll ausgelastet ist.

Zudem: Wer nutzt denn Inlandsflüge? Das ist meist dienstlich. Wären diese teurer, ist das wieder eine Mehrbelastung für die Wirtschaft. Und ist ja nicht so, als ginge es der gerade besonders blendend.

Und günstige Flugpreise, egal ob die stark kontingentierten und mit zugebuchtem Gepäck auf einmal gar nicht mehr so günstigen Start-Werbepreise oder das Verramschen von Restkapazitäten Last Minute hilft den Flieger voll und somit effizient zu machen. In sofern ist nicht nur die Kurzstrecken-Debatte sondern auch die Billigflug-Debatte eher kontraproduktiv.

Kurzstreckenflüge im Inland würden meiner Meinung gar nicht so oft in Anspruch genommen werden, wenn es gute Alternativen dafür geben würde. Wenn das Streckennetz der Bahn mal gut ausgebaut wäre, ein gutes Schnellfahrstreckennetz existieren würde und die Bahn dadurch auch um einiges weniger Verspätung hätte, dann würden mehrere Menschen die Bahn nutzen. Ich habe letztens eine Dokumentation über Spanien gesehen und Spanien hat doch tatsächlich neben China das umfangreichste Schnellfahrstreckennetz der Welt! Wer hätte das gedacht??

Um zu deiner Frage zurückzukehren:
Man kann nicht etwas abschaffen, ohne eine gute Alternative zu präsentieren. Und eine Verteuerung hält vielleicht den ein oder anderen zurück, aber den Kunden mehr Geld abzunehmen hilft auch nicht der Umwelt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin sehr am Schutz der Umwelt interessiert

Innerdeutsche Flüge könnte die Bahn besser erledigen !

Man muß nur die immer dagen , in ihre Schranken weisen - dann klappt des auch mit dem Streckenausbau von Oslo bis Pergamo .

Um Alternativen fürs Fliegen zu schaffen, muss nichts an den Flügen geändert werden, sondern vor allem die Bahn muss günstiger, zuverlässiger, moderner und schneller werden.

Viele Kurz- und vor allem Inlandsflüge werden als Zubringerflüge für Interkontinentalflüge genutzt. Jemand aus Hamburg, der über München nach Tokio fliegt, müsste bei der Bahn min. 7,5 Stunden für die Anreise zum Flughafen einplanen. Mit einem Flug von Hamburg sind es weniger als 1,5 Stunden nach MUC.

MUC müsste außerdem erstmal an das Fernverkehrsnetz der Deutschen Bahn angeschlossen werden, damit sich überhaupt mal die Frage Flugzeug oder Bahn stellt.

Von mir aus könnte ein Flug von Düsseldorf nach München auch 1.000 oder 2.000 Euro kosten, und ich würde das Flugzeug immer noch der Bahn vorziehen. Für mich ist nämlich nicht der Preis entscheidend, sondern in erster Linie der Zeitfaktor.

Woher ich das weiß:Hobby – Vielfliegerin & Vielkreuzfahrerin