Fändet ihr es gut wenn in unseren Wäldern Wildbestände nicht durch Jäger sondern natürlich durch Bären, Wölfe und Lüchse reguliert werden können?

5 Antworten

Fändet ihr es gut wenn in unseren Wäldern Wildbestände nicht durch Jäger sondern natürlich durch Bären, Wölfe und Lüchse reguliert werden können?

Es geht leider nicht darum, was wir so postfaktisch „schön finden würden“.

Wir haben in Deutschland keine "echte" Natur mehr, die sich selber regelt. Wir leben in einer vom Mensch gemachten Kulturlandschaft, die schon lange viele der "natürlichen Regelungskreise" außer Kraft gesetzt hat. Und wir können das nicht "zurückdrehen", dazu müsste die Menge der Menschen auf der Welt extrem verringert werden und wir müssten wieder in kleinen, vereinzelten Siedlungen leben in denen wir uns nur von dem, was vor Ort wächst, komplett selber versorgen.

Dann wäre rings herum noch genug "unberührte Natur", in der die Tiere "weit weg vom Menschen" frei leben und sich selber regulieren könnten ohne dass dadurch ein Mensch gefährdet würde.

Wenn das so wäre, dann könnte uns ja egal sein was da draußen passiert. Denn dann hätten wir auch keine Probleme mit:

  • Der Übertragung von Krankheiten vom Tier auf den Menschen (Zoonosen)
  • Dem Parasitenbefall der Tiere von denen wir genauso befallen werden könnten
  • Den Schäden an Dingen, die der Mensch selber zum Überleben benötigt (angebaute Nahrungsmittel und auch das Holz)
  • Gefährdung der Nutztiere (durch Raubtiere aber auch durch deren Krankheiten/Parasiten)
  • Sach- und Personenschäden durch Wild im Verkehr

So ist es aber nun einmal nicht (mehr) in Deutschland.

Es kann uns leider nicht egal sein, denn das ist hier kein riesiger, unberührter Nationalpark (wie z.b. der Yellowstone in den USA) sondern, wie gesagt, Kulturlandschaft die wir für unser Aller (auch Dein!) Essen, Bauholz etc. benötigen..

Wenn wir als Mensch da in unserer heutigen Situation (die wir uns ja nun einmal nicht aussuchen können, da es eben so viele Menschen gibt, die alle versorgt werden wollen) nicht eingreifen würden, dann würde "die Natur" das auf ihre Weise regeln.

Aber die würden wir so als Gesellschaft nicht wollen:

  • Gefährdete Arten wie z.B. bestimmte Vögel würden komplett aussterben, da die Menge der natürlichen Feinde wie Füchse, Waschbären, Marderhunde, Marder etc. zu groß würde. - Teilweise also auch Raubtiere, die eigentlich gar nicht hier her gehören und vom Menschen eingeschleppt wurden. Die haben hier keine natürlichen Feinde und müssen zum schutz der einheimischen Arten reguliert werden.
  • Tiere die sich an unsere Kulturlandschaft angepasst haben und sich dadurch zu stark vermehren würden sich gegenseitig mit Krankheiten und Parasiten anstecken, weil sie "zu dicht auf einander leben" und dadurch geschwächt würden (Nahrungskonkurrenz, Revierkämpfe etc.). Dadurch wären sie ein leichtes Opfer für Parasiten und Krankheiten, die sich auf solcherart gestressten und geschwächten Tieren prima vermehren könnten und dank der Dichte der Tiere besser von einem Tier auf das nächste überspringen könnten.
  • Tiere würden in großen Mengen an den Krankheiten und an Altersschwäche vor sich hin siechen und leiden bis sie endlich daran sterben, was zwar "natürlich" wäre, aber eben auch mehr Leid für die Tiere bedeutet und wir hätten dann in Wald, Feld und Flur die ganzen toten Tiere liegen, von deren Verwesung ja auch wieder Gefahren für Menschen ausgehen würden, wenn wir z.B. beim Spaziergang oder der "Hunde-Gassi-Runde" aber auch bei der Arbeit auf Felder und im Wald damit in Berührung kommen würden.
  • Der Populationsdruck der Tiere würde dafür sorgen, dass speziell die anpassungsfähigeren Arten sich immer dichter an die menschlichen Wohngegenden und auch an die menschliche Tierhaltung annähern. Es würden also immense Schäden entstehen, da z.B. die von Menschen gehaltenen Tiere sich mit den Krankheiten und Parasiten der Wildtiere anstecken würden. Das ist ja jetzt schon ein großes Problem z.B. mit der Afrikanischen Schweinepest, die Deutschland inzwischen erreicht hat. Kommt daovn ein krankes Wildschein einem Tierzuchtbetrieb zu nahe, dann war es das. Alle Tier müssen vorsorglich egetötet werden, Quanrantänezonen werden eingerichtet, der Export des Fleisches bricht zusammen. - Immenser wirschaftlicher Schaden.
  • Rehe und Hirsche sorgen in den heimischen Wäldern (die ja auch alle keine "sich selber überlassene Natur" mehr sind sondern wirschaftlich genutzte Kulturlandschaften) für Schäden durch Verbiss von Trieben an jungen Bäumen und Schälschäden. Das sorgt dafür, dass die Bäume da, wo die Triebe abgebissen werden verzweigen und dadurch keine langen, brauchbaren Stämme mehr entwickeln, die die Holzwirtschaft aber benötigt. Geschälte Bäume (also Bäume bei denen Hirsche die Rinde "einmal in die Runde abfressen") sterben dadurch.
  • Und, ganz generell: Tiere vermehren sich. Der Lebensraum wächst aber eben nicht mit, der wird eher noch kleiner (mit jedem neu gebauten Siedlungsgebiet, jedem Industriegebiet und durch das Wachstum der Städte).
  • usw...

Das sind alles Gründe, warum wir die wild lebenden Tiere auf eine der jeweiligen Situation angepasste und auch für sie selber gesunde Menge begrenzen müssen.

Da hilft übrigens auch die Rückkehr von einigen Großraubtieren wie Luchs, Wolf oder gar Bär nicht weiter. Denn die halten sich nicht an "für die jetzige Kulturlandschaft sinnvolle" Regeln, die dezimieren nicht speziell die Tiere bei denen es nötig wäre und verschonen nicht die Tiere, bei denen es sinnvoll wäre. Die nehmen, was sie kriegen können und was ins Beutschema passt. - Das bedeutet, die Rückkehr der großen Raubtiere macht mehr zusätzliche Arbeit um das zu regeln anstatt weniger.

Denn das Ziel der heutigen Jagd ist es ja nicht nur, dass man das eine oder andere Tier erlegt und sinnvoll nutzt, sondern vor allem auch, das deshalb alle anderen Tiere in einer gesunden Menge und Zusammensetzung trotz all' der Einschränkungen durch die menschliche Zivilisation noch gut leben (und teilweise: überleben) können.

Der Jäger ist nicht nur "der, der das eine Reh schiesst, damit er es essen kann". Seine Hauptaufgabe heutzutage ist auch das Wild zu hegen. Und das bedeutet, er ist gesetzlich verpflichtet zur …

… Erhaltung eines den landschaftlichen und landeskulturellen Verhältnissen angepaßten artenreichen und gesunden Wildbestandes sowie die Pflege und Sicherung seiner Lebensgrundlagen.

(Zitat §1 des Bundesjagdgesetzes)

Deshalb ist die Jagd auch weiterhin notwendig, wenn hier wieder Großraubtiere heimisch werden.

Und das umso mehr, je mehr Menschen es gibt und desto mehr die Menschheit die Landschaft nach seinen Bedürfnissen gestaltet und damit in den Lebensraum der Tiere eingreift.

Da benötigt es Leute, die dafür sorgen, dass das Wild trotzdem eine entsprechende Chance hat und genau dafür sorgt der Jäger.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin Jäger
Pomophilus  28.03.2024, 16:22
...dazu müsste die Menge der Menschen auf der Welt extrem verringert werden und wir müssten wieder in kleinen, vereinzelten Siedlungen leben in denen wir uns nur von dem, was vor Ort wächst, komplett selber versorgen.
Dann wäre rings herum noch genug "unberührte Natur", in der die Tiere "weit weg vom Menschen" frei leben und sich selber regulieren könnten ohne dass dadurch ein Mensch gefährdet würde.

Gerade dann wäre die Jagd trotzdem notwendig! Nicht umsonst waren unsere frúhen, sich selbst in der Umgebung versorgenden Vorfahren Jäger und Sammler! Und mit dem Übergsng auf Landwirtschaft entstand auch sofort die Notwendigkeit, die Äcker und Wiesen vor den Pflanzenfresserm zu verteidigen. Diese haben nämlich dieses zusätzliche hochwertige Nahrungsangebot dankend angenommen und, nach allem, was ich über Ökologie weiß, in eine erhöhte Vermehrungsrate umgesetzt. Ebenso ist es mit den Nutztieren, die ja bekanntlich, das merken auch die Beutegreifer, leichter zu erbeuten sind als Wildtiere. Also, ob es große oder kleine Ansiedlungen und Rodungen sind, sie sind für die Wildtiere in der umliegenden "unberührten Natur" interessant. Deswegen werden sie immer dort hineindrängen und müssen daher bejagt werden. Meiner Meinung nach geht es dann nur um den notwendigen Umfang der Jagd, der würde sicher geringer sein, wenn es nur wenige Menschen in kleinen Siedlungen gäbe.

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Waldmensch70  28.03.2024, 17:22
@Pomophilus

Stimmt, da hast Du recht!

Gejagt würde trotzdem um die jeweiligen Siedlungen herum.

Mir ging es eher um die quasi flächendeckende Jagd wie sie heute in DE zur Regulierung stattfindet. Habe das vielleicht nicht genau genug ausgedrückt.

Danke für die Ergänzung! 👍

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..... werde mal eine kleine Geschichte dazu erzählen, den Versuch gab es schon in großem Maßstab.

Im Yellowstone-Nationalpark wurden die Wölfe komplett ausgerottet, die Folgen für die Natur waren erheblich, sie wurden wieder angesiedelt und jetzt ist die Natur mit all ihrer Diversität wieder hergestellt.

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Was passierte als die Wölfe weg waren:

Ein starker Anstieg der Hirsch- und Elchpopulationen.
Ohne ihre natürlichen Raubtiere vermehrten sich diese Tiere stark. Dies führte zu übermäßigem Weidegang und der Degradierung der Vegetation.

Die übermäßige Beweidung durch Hirsche und Elche führte zu einem Rückgang der Vegetationsvielfalt. Bestimmte Baumarten wie Weiden und Pappeln waren stark betroffen.

alles mit erheblichen Auswirkungen auf andere Tierarten: Die Veränderung der Vegetation und die Veränderung der Struktur der Wasserläufe beeinflussten auch andere Tierarten. Beispielsweise waren Biber betroffen, die von diesen Bäumen abhängig sind, und die Populationen anderer kleinerer Tiere und Vögel änderten sich, viele, auch Insekten, verschwanden komplett.

Bären und andere Räuber konnten die Natur nicht erhalten, zu klein ist ihr Einfluss.

Als die Wölfe wieder angesiedelt wurden, geschah wunderbares.

Bild zum Beitrag

Die natürliche Regulierung der Hirsch- und Elchpopulationen war wieder da.
Die Wölfe hielten die Populationen dieser Tiere in Schach, was zu einer Erholung der Vegetation führte.

Trophic Cascade: Dieser Begriff beschreibt indirekte Effekte in der Nahrungskette. Die Rückkehr der Wölfe führte zu einer Kaskade von ökologischen Veränderungen, einschließlich der Erholung von Baumpopulationen und der Zunahme von Vegetationsdichte und -Vielfalt.

es gab eine starke Verhaltensänderungen bei Beutetieren.
Die Anwesenheit von Wölfen veränderte das Verhalten von Hirschen und Elchen, die nun bestimmte Gebiete mieden, was zur natürlichen Regeneration der Vegetation in diesen Gebieten beitrug.

In Summe eine sehr Positive Auswirkungen auf andere Tierarten.
Die Verbesserung der Habitatbedingungen unterstützte auch andere Arten, einschließlich Biber, Vögel und verschiedene Kleintiere und Insekten.

Die Wiederansiedlung der Wölfe im Yellowstone-Nationalpark ist ein klassisches Beispiel für die Bedeutung von Raubtieren in Ökosystemen und zeigt, wie ein einzelner Eingriff tiefgreifende ökologische Folgen haben kann.

Heißt jetzt nicht das es vernünftig wäre das in der nähe von Siedlungen machen sollte, in großen Nationalparks sehr wohl, wird ja auch europaweit gemacht.
Unsere "Nahnatur" hat nicht mehr viel ihrer ursprünglichen Artenvielfalt, da wäre ein solcher Neubesatz wohl nicht so erfolgreich.

Die Bestände müssen reguliert werden, außer der Jägerschaft fällt mir dabei nichts vernünftiges ein, es ist eine schlechte Lösung, ob es dafür eine bessere gäbe kann ich nicht entscheiden.

mfe

Woher ich das weiß:Recherche
 - (Tierschutz, Wildtiere, Jäger)  - (Tierschutz, Wildtiere, Jäger)

Nein! Dann ist im wahrsten Sinne des Wortes der Bär los im Wald. Wohl keine so gute Idee für alle die im Wald spazieren gehen. Die Natürlichen Jäger bleiben nicht im Wald sondern ziehen ständig umher, da ist man außer Haus nicht mehr sicher. Wie soll das gemanagt werden? Alle Wälder einzeunen??

So eine Idee ist absurd und unmöglich! Ohne Jäger würde bei uns zu Hause kein einziger Jungbaum durchkommen. Der Jäger schießt gezielt nach seinem Abschluss Plan sowie kranke und schwache Tiere und beachtet die schonzeit. Ein Raubtier jagt alles wenn es Hunger hat. Ein Raubtier betäubt auch nicht sie zerfleischen bei lebendig Leib. Auch nicht so fein von ihnen.

Dafür sind die Wälder zu klein. Selbst wenn sich Raubtiere in großem Stil ansiedeln würden, gäbe es nicht genug Platz.

Ja, aber das ist nicht möglich.