Erste Beichte seit langem. Wie läuft es ab?
Diese Frage richtet sich an alle Katholiken. Ich würde seit sehr langer Zeit einen Termin für die erste Beichte nach meiner erneuten Bekehrung ausmachen. Ich habe es leider sehr lange aufgeschoben, aus verschiedenen Gründen, aber vor allem, weil ich Angst habe. Das soll keine Rechtfertigung sein, aber ich habe sehr große Probleme, sozial zu interagieren und ein Anruf oder sogar ein persönliches Zugehen auf Leute fällt mir extrem schwer und kostet mich sehr viel Überwindung.
Ich habe es mir fest vorgenommen, es in diesem Jahr ganz sicher zu machen und ich würde es gerne noch vor Ostern hinter mich bringen.
Wo muss man überhaupt anrufen, um einen Termin für eine Beichte auszumachen? Beim Pfarrer persönlich oder soll man im Pfarrbüro anrufen? Auf der Internetseite von unserer Gemeinde steht leider keine persönliche Nummer vom Pfarrer.
Ist es in Ordnung, wenn die Beichte weniger formell abläuft? Ich weiß nämlich nicht, wie es genau abläuft und mir wäre es sowieso lieber, wenn es etwas persönlicher ist, denn von starren Formeln halte ich ehrlich gesagt nichts.
Ist es in Ordnung, wenn man danach noch Fragen stellt oder generell gewisse Themen im eigenen Leben ansprechen will? Oder passt das eher nicht mit dazu?
Und sagt der Pfarrer eigentlich irgendetwas nach der Beichte zu den Sünden?
4 Antworten
Es gibt praktisch zwei Formen der Beichte:
- die sehr formelle Version im sogenannten "Beichtstuhl". Sowohl vom Äußeren her als auch vom Ablauf ist es bewusst recht anonym gehalten.
- das sogenannte Beichtgespräch, das eher losgelöst ist vom Formelhaften, mit Ausnahme der Lossprechung am Ende der Beichte; die ist zur Wirksamkeit und Gültigkeit vorgeschrieben.
Das Beichtgespräch ist, wie der Name schon sagt, ein Gespräch, wo nicht nur einzelne Sünden aufgesagt werden, sondern wo man auch über die Situation und Umstände sowie mögliche Veränderungen reden kann. Es hat also einen deutlich seelsorgerlichen Charakter.
Für ein Beichtgespräch macht man gewöhnlich einen Termin mit dem Priester aus und du kannst locker mal 30 bis 60 min dafür einplanen; das ist nichts Ungewöhnliches (Für das erste Mal nach langer Zeit und der Bekehrung als Erwachsener evtl. noch mehr Zeit. Bei mir waren es damals drei Stunden. Ich hatte allerdings auch einiges auf dem Kerbholz und wusste zu allen 10 Geboten was zu beichten 😁). Diese Form des Beichtgesprächs war in größeren Abständen von 2 bis 3 Monaten über viele Jahre bei mir die normale Form der Beichte, übrigens auch immer beim gleichen Priester. Das hatte den Vorteil, dass der einen dann schon ein wenig kennt und hilfreichere Ratschläge oder Übungen (= Buße) geben kann.
Jede dieser beiden Formen hat ihre Berechtigung sowie ihre Vorteile und Begrenzungen.
Danke für deine Antwort! Ich denke, das Beichtgespräch passt tatsächlich mehr zu meiner Situation und zu meinem Redebedarf. Danke für deine schöne Schilderung, das hat mir wirklich sehr geholfen!
Den Termin macht man in der Regel mit dem Pfarrer persönlich aus, per Mail oder Telefon. Weil nur er selber Zugriff auf seinen Kalender hat, das Pfarrbüro in der Regel nicht. Kontakdaten stehen eigentlich auf der Website, im Pfarrbrief oder im Schaukasten vor der Kirche, vielleich etwas versteckt. Wenn es keine gibt, eben doch im Büro nachfragen. Das kann auch eher unformell ablaufen, hängt immer vom Pfarrer ab. Es ist sogar die beste Gelegenheit, um einige Dinge mit dem Pfarrer besprechen, eine sehr gute Idee! Ja, normalerweise sagt er etwas dazu. Sind aber immer hilfreiche Dinge, zumindest nach meiner Erfahrung. Aber nicht im Sinne von Vorwürfen, denn das ist gar nicht nötig, weil man ja schon in der Beichte ist, man hat also den Fehler schon eingesehen. Mein Beichtvater sagt immer ganz konstruktive, hilfreiche Dinge, um meine Fahler zu verbessern.
Hier wird erklärt, wie man sich vorbereitet, wie man Fehler vermeidet und wie das abläuft.
In der Gottesdienstordnung stehen die auch die Beichttermine, da kannst du einfach hingehen. Kontakt zu einem bestimmten Pfarrer kannst du über das Pfarrbüro herstellen oder gleich nach der Messe in die Sakristei gehen und den Pfarrer ansprechen, wann er Zeit hat.
Das ist je nach Gemeinde oder Prieser unterschiedlich. Es gibt auch immer wieder feste Termine, vor allem vor Ostern, aber da wollen vielleicht mehrere und es gibt nur begrenzte Zeit. Du kannst aber auch einen Termin vereinbaren.
Die Vergebung der Sünden ist eine Sache zwischen dir und Gott, denn schließlich soll Gott die Sünden vergeben. Und ihm bekennst du auch die Sünden. Bei der katholischen Beichte sitzt halt noch ein Priester da und hört zu und sagt die starren Formeln. Wenn du jemandem zum Reden willst, solltest du dir lieber extra was suchen. Vielleicht ist eine andere Person auch besser geeignet und spezialisiert, über die Themen zu reden. Eventuell kann das dann noch zusätzlich mit einer Beichte verbunden werden. Aber frag ruhig im Pfarrbüro oder den Pfarrer nach einem Gottesdienst. Die werden dir sicher weiterhelfen.
Vielen Dank für deine ausführliche Antwort! Hat mir wirklich sehr geholfen.