Erlebt ihr das auch so, dass die Beichte heute einen geringeren Stellenwert in der Kirche hat?
Ich war eigentlich noch nie wirklich bei einer Beichte und hab eigentlich auch gar nicht gelernt, wie das geht.
Ich habe Chat gpt dazu gefragt und der hat das gesagt:
Das ist eine gute Beobachtung! In vielen Gemeinden scheint die Beichte heutzutage weniger betont zu werden als früher. Während sie früher eine zentrale Rolle im Glaubensleben spielte (z. B. die "Samstagsbeichte" als feste Tradition), wird sie heute oft als freiwilliges, persönliches Gespräch angeboten.
Warum ist das so?- Verändertes Sündenverständnis: Viele Menschen sehen Sünde nicht mehr als etwas, das unbedingt gebeichtet werden muss, sondern eher als persönliche Schwäche oder Fehler, die man selbst mit Gott ausmacht.
- Rückgang der Praxis: Viele Gläubige gehen nur noch selten zur Beichte – manche, weil sie sich nicht schuldig fühlen, andere, weil sie Hemmungen haben oder nicht genau wissen, wie die Beichte funktioniert.
- Moderner pastoraler Ansatz: Viele Priester legen den Schwerpunkt eher auf ein Gespräch über Glauben und Leben, um Menschen nicht abzuschrecken. Deshalb hört man oft Formulierungen wie: „Wenn dich etwas belastet, komm und rede darüber“, statt einer klaren Aufforderung zur Beichte.
Die katholische Lehre hat sich nicht geändert:
- Schwere Sünden müssen gebeichtet werden, bevor man die Kommunion empfängt.
- Regelmäßige Beichte wird empfohlen, auch wenn man nur lässliche Sünden hat.
- Die Beichte ist ein Sakrament der Heilung und Versöhnung, nicht nur eine "Therapiestunde".
Es gibt durchaus Orte, wo die Beichte noch sehr ernst genommen wird – z. B. in Wallfahrtskirchen, traditionellen Gemeinden oder bei geistlichen Gemeinschaften. Manche Priester bieten auch klassische Beichtzeiten an, während in anderen Gemeinden eher ein offenes Gesprächsangebot existiert.
FazitDein Eindruck ist nicht falsch: In manchen Gemeinden wird die Beichte heute weniger als verpflichtendes Sakrament, sondern mehr als freiwillige Seelsorge gesehen. Aber nach katholischer Lehre bleibt sie eine wichtige und ernste Praxis, besonders für schwere Sünden.
Wenn du Wert auf eine ernsthafte Beichte legst, kannst du auch gezielt eine Gemeinde oder einen Priester suchen, der diese Tradition hochhält. 😊
6 Antworten
Mir geht es da genauso - ich dachte bisher das läge daran, dass ich erst mit Ende 30 von der evangelischen zur katholischen Kirche übergetreten bin. Bis auf die Beichte bin ich sicher in allen Bereichen. Feiere problemlos die heilige Messe mit (schon viele Jahre vor dem offiziellen Übertritt) kann vier verschiedene Rosenkranzgebete auswendig und auch ansonsten bin ich mit allem vertraut.
Nur gebeichtet habe ich noch nie - dürfte strenggenommen also gar keine Kommunion empfangen.
Aber wo soll ich da anfangen? Evangelische Christen machen ihre Sünden allein mit Gott aus, aber auch das habe ich kaum getan als ich noch evangelisch war.
Ich kann einem Priester doch nicht alle Sünden aus 48 Lebensjahren beichten und ich war nun echt kein Unschuldslamm. Wie lange soll das dauern? Da kämen wir wochenlang nicht mehr aus dem Beichtstuhl heraus. Daher scheue ich davor zurück, auch weil ich nicht recht weiß wie ich da anfangen soll.
Ich vertröste mich momentan damit, dass den Gläubigen die live dem Segen Urbi et Orbi des Papstes beiwohnen alle Sünden vergeben sind, aber das ist natürlich nicht dasselbe und ziemlich halbherzig.
Und erstmal den richtigen Beichtvater finden. Leute die das wirklich ernst nehmen beichten nicht unbedingt beim nächstbesten Priester. Das ist ja in etwa vergleichbar wie die Wahl eines Psychotherapeuten.
Ein Ordensbruder den ich kannte fuhr dazu immer extra in ein anderes Kloster ins nahe Holland, weil er nicht bei deren Hauspriester beichten wollte. Und selbst die Brüder taten das nicht mehr an jedem Samstag.
Ich habe vor drei Tagen als ich in der Pfarrkanzlei war und wieder eingetreten bin, gefragt, ob ich nicht auch beichten soll oder wie ich das machen soll, weil ich bin 2017 ausgetreten und die Antwort war "Wenn dich was bedrückt, kannst du gerne zu einem Gespräch kommen". Soll ich das jetzt einfach so stehen lassen? Mich macht das schon fast wütend, weil die Beichte ja ein Sakrament ist.
Naja, er wollte dich wohl nicht unter Druck setzen, indem er dir sagt, dass du jetzt unbedingt beichten musst.
Er hätte mir doch irgendwas sagen können. Also ich finde das schon komisch, dass ich da so einen Druck machen muss. Ich weiß nicht, was da los ist ...
Das hat mein Gemeindepfarrer selbst beim Übertritt nicht von mir verlangt oder angesprochen. Obwohl dem ja klar gewesen sein muss, dass ich noch nie gebeichtet habe.
Nur zwei Ordensbrüder (hatte mal engen Kontakt zu einem Orden) haben mir die Beichte mehrfach nahegelegt. Aber die waren beide keine Priester, war hauptsächlich ein Laienorden.
Ich bin eineinhalb Jahre (eigentlich ein Jahr) auf meine erwachsenen Taufe vorbereitet worden. Den Aspekt der Beichte habe ich da auch nicht gelernt. Und das muss man ja eigentlich schon lernen. Und den Pfarrer der mich damals begleitet hat, hab ich auch auf die Beichte angesprochen und der hat das auch irgendwie so abgetan "Ja, wenn dich was bedrückt, können wir da gerne mal reden".
Vielleicht möchte man sich kirchenintern von dem Sakrament der Beichte lösen. Ich habe den Eindruck das viele sich die katholische Kirche evangelischer wünschen ...
Ist das zu persönlich, wenn ich dich frage, welcher Orden das war?
Die evangelische Taufe gilt auch für Katholiken, daher musste ich nicht erneut getauft werden. Ich wurde als Baby getauft.
Das waren die Alexianer, ein ziemlich kleiner Orden.
"Im Jahr 2016 gab es etwa 70 Ordensbrüder in sieben Ländern, im Juni 2020 waren es noch 53 Brüder, davon 10 in Deutschland. Im Jahr 2023 sind es noch fünf Brüder in Deutschland."
Irgendwie schrumpft die katholische Kirche unaufhaltsam. Und es bleiben unglaubliche Bauwerke, die nur zu einem Drittel oder einem Viertel gefüllt sind.
Mich zieht es zum dritten Orden der Franziskaner. OFS - der Dritte Orden - Franziskaner
Ja, sehr traurig. 2014 waren es noch 12 Brüder im Kloster in Münster, dazu ein paar wenige in Aachen und Neuss und einer in Berlin.
Orden sterben aus in Deutschland.
Hast du dir überlegt irgendwas ehrenamtlich in der Kirche zu machen? Es wird ja z. B. die Ausbildung zum ständigen Diakon angeboten u.ä. ...
Momentan nicht. Wie gesagt hatte ich von Anfang 2011-2016 intensiven Kontakt mit den Alexianern, als es sie noch wirklich gab. Und auch einmal ein paar Wochen im Kloster in Aachen und ein paar Jahre später in Münster verbracht und da ehrenamtlich caritativ mitgearbeitet und natürlich immer die Messe besucht und an Stundengebeten und Vesper teilgenommen.
Aber ein Ehrenamt in der Kirche hatte ich nie.
Momentan habe ich dazu auch keine Energie.
Ich bin vor drei Tagen wieder in die katholische Kirche eingetreten. War glaube ich seit 15 Jahren nicht mehr bei der Kommunion. Ich bin mit 23 getauft worden, komm aus einem atheistischen Elternhaus.
Ich war auch noch nie wirklich bei der Beichte. Das ist immer abgetan worden und es war irgendwie nie ein Interesse da. Einmal bin ich extra zu einer (anderen) Kirche gegangen um dort zu beichten und wir sind im Beichtstuhl gesessen und es war überhaupt keine Struktur da. Es war halt so ein seelsorgerisches Gespräch. Ich werde das jetzt aber machen!
Ich werde mir die 43 Jahre zusammenschreiben und mich an den Todsünden orientieren und runter schreiben was mir einfällt!
Liste der Todsünden (schweren Sünden)1. Gegen Gott (1.-3. Gebot)- Gotteslästerung (bewusst Gott, die Kirche oder Heiliges verspotten oder verfluchen)
- Abwendung vom Glauben (bewusste und volle Ablehnung Gottes = Apostasie)
- Satanismus, Hexerei, Okkultismus (bewusster Kontakt mit Dämonen, Teufelsanbetung)
- Schwerer Götzendienst (z. B. Geld, Macht oder Menschen wichtiger als Gott machen)
- Bewusst die Sonntagsmesse ohne guten Grund versäumen
- Mord oder Beihilfe dazu
- Abtreibung oder aktive Unterstützung davon
- Euthanasie (aktive Sterbehilfe)
- Schwere Körperverletzung oder Misshandlung aus Hass oder Rache
- Selbstmord (wenn aus vollem freien Willen und Bewusstsein begangen)
- Schwerwiegender Hass oder Verachtung gegenüber anderen Menschen
- Ehebruch (bewusste Untreue in der Ehe)
- Unzucht (sexuelle Beziehungen außerhalb der Ehe)
- Pornografie, Masturbation oder Prostitution in schwerer Form
- Vergewaltigung oder sexueller Missbrauch
- Homosexuelle Handlungen (nach katholischer Lehre schwere Sünde, nicht die Neigung selbst!)
- Schwerer Diebstahl oder Betrug (besonders wenn er Existenzen zerstört)
- Ausbeutung anderer (z. B. bewusst anderen unfair niedrigen Lohn zahlen)
- Schwere Korruption oder Steuerhinterziehung
- Falschaussagen, die anderen schwer schaden (z. B. vor Gericht lügen)
- Verleumdung oder Rufmord, der das Leben anderer zerstört
- Absichtliche und schwerwiegende Manipulation oder Täuschung anderer
Ist in der evangelischen Kirche die Beichte kein Thema? Und warum bist du von der evangelischen in die katholische gewechselt?
Beichte gab es nie in der evangelischen Kirche. Luther lehnte die Beichte ebenso ab wie Reliquien, Heiligen- und Marienverehrung.
Das mit meinem Übertritt ist eine sehr lange Geschichte. Die habe ich hier auch schon einmal ausführlich geschrieben und gerade keine Lust auf Wiederholung und auf gf findet man schwer eigene Antworten wieder, gerade wenn man über 13.000 hat, wie ich.
Vielleicht ein anderes Mal.
Nicht sakramentale Vergebung und Ablass verwechseln (ein beliebter Fehler!)
"Urbi et orbi" bewirkt einen vollkommenen Ablass, aber nur für Sünden, die bereits sakramental vergeben sind. (Und mit weiteren Bedingungen, wie Abkehr auch von lässlichen Sünden, zeitnaher Kommunion und *törö* Beichte.)
Weiß ja nicht, was Du so angestellt hast, aber kannst ja ein bisschen zusammenfassen. Und alles nicht genannte, was Du nicht vorsätzlich verschwiegen hast, ist eh mitvergeben.
Das sollte wirklich nicht das Problem sein.
Vor der Erstkommunion und Firmung war die Beichte verpflichtend. Da gab es Heftchen mit Punkten, die man aufsagen musste, falls diese zutreffend waren, und dann auswendig gelernte Formeln. Hier gibt es zwar Beichtmöglichkeiten, zumindest zentral in der größeren Kirche, aber ein großes Thema ist das nicht. In den Dorfkirchen höre ich nichts davon. Filialkirchen werden geschlossen, sodass insbesondere ältere Menschen Schwierigkeiten haben, zum nächsten Kirchort zu kommen. Ich finde, dass die Kirche zu wenig auf die Menschen zu geht und auf deren Probleme eingeht. Erst durch eigene Recherche finde ich auch heraus, was die Kirche als Sünde sieht, oder was schwere Sünden sein sollen. In dem Religionsbuch habe ich zwar etwas über die Haltung der Kirche zu Sexualität und Selbstbefriedigung gelesen, aber im Unterricht selber wurde das Thema einfach übersprungen. Und auch Sonstiges, was laut Katechismus eine Sünde sein soll, interessiert hier niemanden, z.B. am Sonntag die Messe nicht zu besuchen. Der Besuch der Messe wird auch schwerer gemacht, indem Kirchen schließen und nicht auf die Personen zugegangen wird, oder nicht für Barrierefreiheit gesorgt wird. Ich empfinde es deshalb schon so, dass wenig Interesse seitens der Kirche da ist.
Kommt m.E. stark auf die Priester an.
In meiner Gemeinde in einer Großstadt, eigentlich in einem traditionellen Arbeiterbezirk, wo man es nicht unbedingt erwarten würde, muß man vor den großen Feiertagen vor den Beichtstühlen erstmal warten.
Während in meiner Heimatgemeinde in einem bürgerlichen "Speckgürtel" schon vor einem Jahrzehnt oder länger die feste Beichtzeit abgeschafft wurde, weil keiner kam - aber das auch nicht beworben wurde.
Ich selbst bin nicht gläubig, wurde aber damals vor der Kommunion indirekt dazu gezwungen, beichten zu gehen.
Wenn es einen Gott gibt, dann beichte ich vor Gott und nicht vor einem alten Mann, der mit mir in einem Häuschen sitzt. Das war so unangenehm.
Ich verstehe also total, dass das Beichten in einem Beichtstuhl keinen hohen Stellenwert mehr hat.
In der Beichte wird ja vor Gott gebeichtet. Der Priester ist nur dabei, damit er einen zwecks Heiligung beraten und die Lossprechung erteilen kann.
Der hl. Pater Pio sagte mal zu jemanden: "Du schämst dich? Als du deine Sünden begangen haft, hast du dich nicht geschämt?"
Außerdem sind die Priester nicht weltfremd. Sie selbst sündigen und beichten.
"Ich selbst bin nicht gläubig, wurde aber damals vor der Kommunion indirekt dazu gezwungen, beichten zu gehen."
Nicht nur indirekt, ich mein das sollst du machen, also wurde dir das wohl als Kind klar gesagt.
"Wenn es einen Gott gibt, dann beichte ich vor Gott und nicht vor einem alten Mann, der mit mir in einem Häuschen sitzt. Das war so unangenehm."
Na ja, der "alte Mann" steht ja im Dienste Gottes und die Antworten Gottes auf deine Beichte sind nicht immer so leicht zu verstehen.
Warum war das so unangenehm?
Ich persönlich fände es logischer, zu Gott zu sprechen anstatt zu einem Menschen, der zwischen Gott und den Menschen vermittelt. Das ist wie ein Umweg.
Es war unangenehm, weil es so einstudiert sein muss. Man muss vorher auswendig lernen, was man vor und nach der Beichte sagen muss. Der Pfarrer hat auch nicht wirklich geholfen, sondern nur gesagt, ich soll das und das nicht mehr machen.
Bei der Kommunion schätze ich so 8 Jahre alt. Bei der Firmung musste ich auch beichten, da war ich so 14 Jahre alt.
Dann wäre vielleicht die evangelische Kirche was für dich?
In der evangelischen Tradition steht die Vergebung durch Gott im Mittelpunkt. Es geht weniger um die formelle Beichte vor einem Priester und mehr um das persönliche Bekenntnis vor Gott. Ein ganz persönliches Gespräch mit Gott oder die Vergebung im Gebet sind dabei zentral.
Das stimmt so. Diese Einstellung ist aber ein sehr schwerer Fehler. Die Beichte ist in Wahrheit ein Geschenk.
Gott hat keinen Menschen befugt, anderen Sünden zu vergeben, die sie gegen ihn begehen; das behält er sich selbst vor. Wie kann also ein Mensch mir Absolution erteilen?
Jesus sprach zu Menschen (den ersten Priestern) "Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben".
Einfach irgendwo anfangen und dann Pause machen. Später das erzählen, was man noch vergessen hat, oder worüber man besonders ungern spricht, weil man sich schämt.