Erfahrungen mit Amitriptylin in Bezug auf "Insomnia"?

Das Ergebnis basiert auf 4 Abstimmungen

Habe eine S und nehme AD 50%
Habe keine S und nehme keine AD 25%
Habe eine S, aber nehme keine AD 25%
Habe keine S, nehme aber AD 0%
Sonstiges 0%

4 Antworten

Meine Schlafstörungen sind ein Nebensymptom meiner Depression. Früher hatte ich nie Probleme diesbezüglich, weder mit dem Einschlafen noch mit dem Durchschlafen. Doch seit ich an der Depression erkrankt bin dauert es eine halbe Ewigkeit bis ich endlich einschlafen kann und dann wache ich Nachts mind. 2x wieder auf und liege erneut wach im Bett.

Ich habe einige Schlafmittel durchprobiert. Sowohl sedierende Antidepressiva als auch Benzodiazepine, Z-Drugs, Neuroleptika und H1-Antihistaminika. Aber der Reihe nach...

Benzodiazepine (in meinem Fall Lorazepam) und Z-Drugs (Zolpidem und Zopiclon) wirkten bei mir sehr gut. Allerdings dürfen diese Medikamente nur kurzzeitig eingesetzt werden. Bei Schlafstörungen sollte die Anwendung max. 10 Tage betragen. Ansonsten kommt es zu einem Rebound bzw. zu einer verstärkten Rückkehr der ursprünglichen Symptome (also der Schlafstörungen). Zudem machen sowohl Benzodiazepine als auch Z-Drugs bei zu häufiger Verwendung schwer abhängig, sowohl körperlich als auch psychisch. Ein weiteres Problem ist die Toleranzentwicklung. Zuerst wirken die Tabletten hervorragend, doch bereits nach wenigen Tagen ist ein nachlassen der Wirkung festzustellen (Gewöhnungseffekt). Man braucht immer höhere Dosen was noch schneller in die Abhängigkeit führt. Im schlimmsten Fall ist man schlussendlich völlig süchtig und hat keinen positiven Effekt mehr davon bzw. immer noch Schlafstörungen. Die Tabletten braucht man nur noch um keine Entzugssymptome zu entwickeln. Lange Rede kuzer Sinn: Benzodiazepine und Z-Drugs sind ein Segen wenn es darum geht einfach wieder einmal richtig schlafen zu können. Zur langfristigen Medikation sind sie jedoch kontraproduktiv.

Bei den sedierenden Antidepressiva habe ich sehr unterschiedlich darauf reagiert. Einen antidepressiven Effekt hatte keines. Von Mirtazapin wurde ich enorm müde und konnte sehr gut schlafen, allerdings hatte ich auch starke Nebenwirkungen. Dazu gehörte auch eine Gewichtszunahme von über 20kg in gerade mal 3-4 Monaten. Agomelatin wirkte bei mir überhaupt nicht. Trazodon wirkt schlafanstossend aber nockte mich nicht völlig aus wie Mirtazapin. Dafür hat es fast keine Nebenwirkungen.

Bei den sedierenden Neuroleptika habe ich Quetiapin (stark schlaffördernd), Promethazin (mittlstark schlaffördernd) und Levomepromazin (totaler nock out) durch. Alle hatten starke Nebenwirkungen. Dazu gehörte auch eine massive Gewichtszunahme und Bewegungsstörungen.

Bei den H1-Antihistaminika versuchte ich es mit Diphenhydramin, welches in niedrigen Dosen ohne Rezept zu bekommen ist. Ich bemerkte weder Wirkung noch Nebenwirkungen.

Amitriptylin an sich hatte ich nie. Es handet sich dabei um ein sedierendes trizyklisches Antidepressivum welches die für Trizyklika typischen Nebenwirkungen (Gewichtszunahme, Mundtrockenheit, Zittern, sexuelle Funktionsstörungen, Herz-Kreislauf-Beschwerden, Magen-Darm-Beschwerden etc.) haben kann.

Fazit: Ein Wundermittel gibt es nicht. Ich nehme heute noch 50mg Trazodon zum Schlafen. Bei mir hatte das Medikament das beste Kosten (Nebenwirkungen) Nutzen (Wirksamkeit) Verhältnis.

Dr4g0nBaLL 
Fragesteller
 13.07.2020, 23:43

Verstehe. Vielen Dank für deine ausführliche Antwort.

Geht es dir inzwischen "gut" bzw. kommst du mit deiner Depression zurecht?

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samm1917  14.07.2020, 00:16
@Dr4g0nBaLL

Jein. Nach 8 Jahren Depression bin ich auf ein Medikament gestossen, welches mich immerhin so weit stabilisiert, dass ich wieder selbst etwas zu einer Verbesserung meines Gesundheitszustandes beitragen kann (Sport, Teilzeit-Arbeit etc.).

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Dr4g0nBaLL 
Fragesteller
 14.07.2020, 01:08
@samm1917

Na ja, immer hin etwas. Wünsche dir weiterhin alles Gute.

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Habe eine S und nehme AD

Ich hatte eine Schlafstörung und hatte Amitriptylin genommen. Gegen meine Einschlafstörung hat es sehr gut gewirkt, da es sedierend wirkt. Allerdings habe ich davon Herzschmerzen bekommen. Aus Angst, dass ich ein QT-Syndrom bekomme, habe ich das Medikament abgesetzt.

Was allerdings den antidepressiven Effekt betrifft, hatte ich mit Antidepressiva grundsätzlich keine guten Erfahrungen gemacht (SSRI, tri- und tetrazyklische Antidepressiva). Kein AD hat geholfen.

Sehr gut geholfen hat die Aminosäure 5-HTP, die Vorstufe des Serotonin. Allerdings habe ich davon zu intensiv geträumt und musste es auch absetzen.

Am besten geholfen hat Magnesiumcitrat. Innerhalb von drei Wochen hat es die Symptome meiner mittelschweren Depression sehr gelindert. Bei anderen Magnesiumverbindungen (Magnesiumoxid, Magnesiumcarbonat) war dies nicht der Fall.

Gut geholfen hat die Kombination aus Johanniskraut und Passionsblume. In einer Studie konnte nachgewiesen werden, dass Passionsblume die Wirkung von Johanniskraut verstärkt. Man muss in diesem Fall dann keine so hohe Dosis des Johanniskrautes nehmen.

Dr4g0nBaLL 
Fragesteller
 13.07.2020, 14:39

Vielen Dank für deine Antwort; sehr hilfreich.

Geht es dir soweit gut?

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UW1969  13.07.2020, 18:45
@Dr4g0nBaLL

Danke. Ich habe das Schlimmste hinter mir.

Was die Einschlafstörung betrifft, praktiziere ich immer noch die paradoxe Intention, die Viktor Emil Frankl (1905 - 1997), der Begründer der Logotherapie, entwickelt hat: "Ich möchte gar nicht einschlafen!" Viele Menschen, die nicht einschlafen können, machen nämlich genau diesen Fehler und sagen: "Ich möchte jetzt einschlafen" und erreichen damit genau das Gegenteil.

Diese paradoxe Intention kombiniere ich mit Gebet und gebe meine Sorgen und Ängste an Gott ab: "Alle Sorgen werft auf ihn, denn er sorgt für euch." (1 Petr 5,7). Hilft sehr gut.

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Dr4g0nBaLL 
Fragesteller
 13.07.2020, 19:22
@UW1969

Sehr schön gesagt und freut mich das zu hören. Ich hoffe, dass sich deine Lage nur bessert und nicht verschlechtert. Gott wacht über dich.

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Gegen Schlafstörung ist gut ,ist ein älteres Medikament ,und hat viel NB.

ich vertage nur 10 mg ,Ich nehme es als Schmerz Distanzierung .

es ist so das jeder vertag anders ein Medikament.

so muss das selber ausprobieren was für Dich besser ist...und vielleicht erträgliche NB akzeptieren

ich bekommen von alle Médicamente NB.

Dr4g0nBaLL 
Fragesteller
 13.07.2020, 23:41

Ja, das stimmt. Vielen Dank dir!

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Nach einem Arztwechsel wurde ich von Opipramol auf Amitriptylin umgestellt, mit der Anmerkung der Ärztin, dass sie mir lieber was aktivierendes verschrieben hätte, aber man es jetzt mal damit versuchen solle und dem Hinweis, dass es müde macht und ich wahrscheinlich öfter Heißhunger haben werde. Vom Heißhunger spüre ich gar nichts, eigentlich habe ich seit knapp einer Woche auch fast nichts mehr gegessen, weil ich inzwischen nicht einmal mehr ein Magenknurren habe. Von der sedierenden Wirkung habe ich bei 25mg/Tag gar nichts gespürt, bei 75mg/Tag war ich am ersten Abend leicht müde, aber halt nicht wirklich, und am zweiten Abend nicht mehr. Am Tag darauf war ich dafür (trotz ca. 3 Stunden weniger Schlaf als sonst – kein Wecker) unnatürlich wach und energiegeladen.

Ich habe das wegen einer Angststörung/Depression bekommen. Bei mir gibt es Probleme mit dem Einschlafen, aber halt nur als Symptom, nicht als eigenständige Erkrankung.

Hab das ganze jetzt eine Woche versucht, und werde den Versuch beenden, weil mein Puls schon bei 25mg um die Hälfte des Normalwerts zugenommen hat und ich bei wirksamen Dosierungen (also 75mg) so einen papptrockenen Mund habe, dass ich eigentlich nur den ganzen Tag Wasser trinke (~8l(!)/Tag).

Dr4g0nBaLL 
Fragesteller
 14.07.2020, 21:05

Ouh, das hört sich nicht so gut an. Weißt du schon, was du dann nehmen wirst oder musst du erst zum Arzt?

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spmuc  15.07.2020, 00:08
@Dr4g0nBaLL

Bei mir gehts erst Ende des Monats wieder zum Arzt, was dann kommt, weiß ich auch noch nicht. Das Problem ist, dass mich SSRI/SNRI schon in geringer Dosis sexuell tot machen und ich davon unfassbar reale, gewalthaltige Albträume bekomme und zwar in fast jeder Nacht (versucht mit Sertralin, Paroxetin, Duloxetin). Sonst - also ohne Medikamente - habe ich eigentlich gar keine Träume, an die ich mich erinnern kann und unter Opipramol und Tianeptin eher positive Klarträume. Oh, und von Sertralin habe ich Zähneknirschen bekommen. Daher kommt die ganze Wirkstoffgruppe für mich -nicht- in Frage.

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Dr4g0nBaLL 
Fragesteller
 15.07.2020, 00:17
@spmuc

Das ist unschön, aber kann ich gut nachvollziehen. Ich hoffe es findet sich etwas geeignetes für dich und dass deine Gesundheit sich verbessert.

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