Eltern erwarten Hilfe und machen mir ein schlechtes Gewissen?
Hallo,
ich (w, 20) bin vor einem Monat in meine erste Wohnung nahe der Uni ausgezogen. (Ich bin bis auf die Krankenversicherung von meinen Eltern finanziell unabhängig)
Die drei Monate vorher habe ich noch bei meinem Freund gelebt, da ich wegen des Auszugs richtig Streit mit meinen Eltern hatte. Auch bei meinem Umzug hat nur mein Freund mir geholfen, da meine Eltern angeblich keine Zeit hatten und sowieso von Anfang an nicht wollten, dass ich ausziehe. Sie meinten immer, dass ich nicht in der Lage sei, mich um mich selbst zu kümmern.
Danach hat sich das Verhältnis wieder etwas gebessert. Kürzlich haben sie aus irgendeinem Grund beschlossen, selbst mit meinem älteren Bruder (23) in ein neues Haus umzuziehen. Da sie unser Haus vorher verkaufen müssen, um sich das neue leisten zu können, haben sie schon nen Termin beim Notar und machen jetzt richtig Stress wegen der ganzen Arbeit, die ansteht, bis das Haus verkauft ist.
Am Mittwoch haben sie noch in die Familiengruppe geschrieben, was alles gemacht werden muss und dass unsere Hilfe erforderlich ist. Da ich da noch nicht wusste, wie ich diese Woche arbeiten soll, habe ich zu dem Zeitpunkt noch nichts geschrieben. Diese Woche ist bei mir leider auch echt vollgepackt, weswegen ich meinen Eltern gesagt habe, dass ich nur an einem Tag Zeit habe (Feiertag und Wochenende sind für meinen Freund reserviert), aber die nächste Woche sicher besser klappt.
Sie haben sich richtig über meine Antwort aufgeregt und meinten, dass sie meine Hilfe wirklich brauchen und "ich meine Freizeitaktivitäten dann eben für ein paar Wochen runterschrauben muss". Außer Sport und die Zeit mit meinem Freund habe ich neben der Uni und Arbeit kaum Freizeit.
In den letzten Jahren ist mir öfters aufgefallen, dass meine Eltern sehr anders mit meinem älteren Bruder umgehen, als mit mir. Irgendwie liebevoller.
Bei meinem letzten Besuch, wo ich ihnen geholfen habe, habe ich sie mit dem Thema "Lieblingskind" konfrontiert. Mittlerweile streiten sie es gar nicht mehr ab und meinen, dass mein Bruder bereitwilliger überall mithilft. Auch ihm ist es schon aufgefallen, er findet es aber auch fair. Mit meinem Bruder habe ich also auch kein besonders tolles Verhältnis.
Sie haben mich also mal wieder mit ihm verglichen und meinten, dass er sich extra zwei Tage Urlaub für die Hilfe Zuhause genommen hat. Ich finde allerdings auch, dass es dadurch gerechtfertigt ist, dass er im neuen Haus zwei bis drei Räume für sich alleine bekommt. Über die Jahre hat er mit meinem Vater auch die Wohnung nebenan und die Garage + Keller vollgemüllt.
Ich helfe Ihnen ja auch gerne, aber sie fangen immer Streit an, wenn ich bei Ihnen bin und machen beispielsweise meine Wohnung schlecht (weil sie klein ist) oder meinen Freund (weil er meine Eltern mit mir weniger besucht). Schon vor meinem Auszug litt ich jahrelang unter schweren Depressionen, was sich langsam bessert, aber durch solche Situationen wieder schlechter wird.
Auch mein Freund ist mittlerweile richtig genervt von meinen Eltern und möchte mir helfen. Ich habe nur das Problem, dass ich sehr schnell ein schlechtes Gewissen bekomme und mich deswegen immer weichklopfen lasse. Das findet er wiederum nicht so toll.
Lange Rede, kurzer Sinn. Sie sind mal wieder beleidigt und meinen, dass ich doch machen soll, was ich will. Sie bekommen es auch alleine hin und brauchen mich nicht.
Nur, weil ich diese Woche nicht so viel Zeit habe, machen sie mir wieder ein schlechtes Gewissen und tun so, als würde ich überhaupt nichts mithelfen, obwohl ich Ihnen praktisch schon mehr Hilfe für die nächste Woche versprochen habe. Ich finde es nicht selbstverständlich, dass man seine Freizeit für ein paar Wochen runterschraubt, um bei etwas mitzuhelfen, was einen nicht wirklich betrifft, mal abgesehen davon, wie undankbar meine Eltern sind und wie wenig Unterstützung sie mir bei meinem Umzug geboten haben.
Sie verstehen einfach nicht, dass ich mittlerweile mein eigenes Leben führe und mich um meinen eigenen Haushalt, Arbeit und mein Studium kümmern muss. Außerdem war es jetzt nicht so, dass man unbedingt umziehen muss. Ich verstehe selbst nicht, warum sie das wollen und jetzt wird es auch zu meinem Problem.
Was sagt ihr dazu? Übertreibe ich?
Danke!!!
5 Antworten
Sie haben mich also mal wieder mit ihm verglichen und meinten, dass er sich extra zwei Tage Urlaub für die Hilfe Zuhause genommen hat.
Geh zu deinem Arbeitgeber und red mit ihm, erklär ihm die Situation, er soll dir eine Bestätigung ausstellen, dass er dich bis auf weiteres nicht freistellen kann, damit ist die Geschichte mit dem Urlaub beseitigt.
Was den Umzug angeht, gibt es 2 Optionen, du hilfst oder nicht.
Für erstere Option, würde ich ihnen ganz klar eine Kante aufzeigen.
Du bist gerne bereit zu helfen, aber genauso wie sie es getan haben, entscheidest du selbst, wann du dir dafür die Zeit nehmen möchtest.
Es ist schließlich deren Entscheidung gewesen, ob sie für dich Zeit nehmen, daher können sie nun nicht erwarten, dass du springst.
Hätten sie das früher gesagt, keine Ahnung 2, 3 Wochen (?) dann hättest du dir die Zeit entsprechend genommen aber so ist nun bereits alles verplant.
Sie sind mal wieder beleidigt und meinen, dass ich doch machen soll, was ich will. Sie bekommen es auch alleine hin und brauchen mich nicht.
Lass sie beleidigt sein, deine Gesundheit ist wichtiger als deine Eltern.
Klingt hart, aber eventuell solltest du dich da mal komplett ausklinken, sprich den Chat auf stumm schalten und nicht weiter reagieren, bis es dir besser geht.
Und du solltest dich nicht immer breit schlagen lassen.
Du lebst dein Leben, für Eltern da sein ist wichtig, aber man muss nicht springen wenn sie den Finger heben, ein gewisser Respekt sollte schon da sein, auf beiden Seiten.
Naja meine Reaktion wäre, die Hilfe für die nächste Woche und den einen Tag zu cancellen. So sinngemäß "dann sagen sie wenigstens zu recht, ich würde nicht helfen". Das wäre eine gewaltige Eskalation und ungefähr da fängt vermutlich übertreiben an.
Ist dir eigentlich schon aufgefallen, dass deine Eltern Zuneigung als Belohnung für gehorsam verteilen? Und entsprechend auch für Unabhängigkeit entziehen? Und hast du in dem Kontext mal hinterfragt, dass dein Bruder mit 27 einen Teil des Hauses der Eltern bewohnt anstatt einen eigenen Haushalt zu gründen?
Mein Bruder ist "erst" 23
Oh verlesen. Sorry 😕
und hat kein Problem damit, bei meinen Eltern zu wohnen, da er gut behandelt wird.
Du würdest auch gut behandelt werden, wenn du zu Hause wohnen würdest. Trotzdem hattest du ein Problem damit, bei deinen Eltern zu wohnen, und wolltest ausziehen. Was sie versuchen ist, zu verhindern, dass ihre Kinder eigenständige Menschen werden. Bei dir hat es nicht geklappt. Bei ihm scheint das zu klappen. Die Wortwahl lieblingskind deutet darauf hin, dass du dir wünschen würdest, dein Verhältnis zu deinen Eltern wäre ähnlich zu seinem. Worauf ich hinaus will, ist: natürlich ist es normal für ein Kind, sich ein gutes Verhältnis zu den Eltern zu wünschen. Dein Bruder bezahlt einen Preis dafür. Auch ein goldener Käfig ist ein Käfig.
Ja, er hilft weitaus mehr, allerdings wird er dafür auch "belohnt". Er hat neben der Arbeit ein relativ teures Hobby, was sich dadurch ja besser finanzieren lässt...
Finanzielle Abhängigkeit nennt sich das. Sein Hobby ist jetzt daran gebunden, dass er das wohlwollen seiner Eltern hat.
Ich denke das es hier warscheinlich nur zwei Möglichkeiten gibt.
- Du lässt das mit dir machen und hilfst deinen Eltern
- Du weigerst dich und dann wird das Verhältnis vermutlich wieder schlechter
Achte auf dich, aber bedenke, dass du nur eine Familie hast.
Liebe Grüße.
Nein,du übertreibst nicht...eigentlich sollten sie froh sein,dass du deine Angelegenheiten alleine auf die Kette kriegst. Nichts,rein gar nichts hast du mit deren Wohnplänen und Aufwendungen zu tun und davon hast du auch nichts = deren Sache, und von dir sowas verlangen ist ziemlich unverschämt...bist du Aschenputtel? Nee.
Ein schlechtes Gewissen sollten die haben
Danke für deine Antwort! Es ist mir schon öfters aufgefallen, dass meine Eltern so handeln, vor allem, seit mein Freund mich darauf hinweist und die Situationen mit mir "aufarbeitet".
Mein Bruder ist "erst" 23 und hat kein Problem damit, bei meinen Eltern zu wohnen, da er gut behandelt wird. Ja, er hilft weitaus mehr, allerdings wird er dafür auch "belohnt". Er hat neben der Arbeit ein relativ teures Hobby, was sich dadurch ja besser finanzieren lässt...