Ein Fehler Gottes?

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Hallo jwoebking,

Nein, das ist kein Fehler Gottes, wohl aber eine Herausforderung für jeden, dem an einem richtigen Verständnis biblischer Ereignisse gelegen ist. Und insofern ist Deine Frage ein lobenswerter Beitrag, um der Bibel  einmal mehr Gelegenheit zu geben, sich selbst zu erklären. Danke dafür.

Um  vorab den Stellenwert der hinterfragten Ereignisse realistisch einordnen zu können, sollte man folgendes berücksichtigen:  

Zum einen gibt es  mehrere  Bibelpassagen, in denen  davon berichtet wird, dass Gott von sich sagte, er habe ‘Bedauern empfunden’ über etwas, was er getan oder zu tun beabsichtigt hatte. Zum Beispiel sagte er einmal,  „er  bedauerte  [von dem hebräischen Wort nachám], dass er Saul zum König über Israel gemacht hatte“  (siehe dazu auch 1. Samuel 15:11, 35 und vergleiche bitte mit Jeremia 18:7-10; Jona 3:10).  Dennoch wird über ihn in 5. Mose 32:4  zu Recht gesagt:  „Der FELS, vollkommen ist sein Tun, Denn Gerechtigkeit sind alle seine Wege. Ein Gott der Treue, bei dem es kein Unrecht gibt; Gerecht und gerade ist er.“   (In den folgenden Zeilen wird sich das bestätigen).

Zweitens  sollte man biblische Ereignisse jeweils vor dem dazugehörigen Hintergrund betrachten. Mache Dir also bitte bewusst,  dass die Schöpfung
in ihrer Gesamtheit
eine derart gewaltige Fülle an Macht, Weisheit,
Präzision und Ordnungsliebe offenbart,  dass sie unser aller Begriffsvermögen  weit übersteigt. Riesengalaxien mit Milliarden von Sternen sind nur ‘das Werk seiner Finger’ (Psalm  8:1, 3, 4; 19:1), und der Reichtum der Weisheit, die er entfaltet hat, ist so groß, dass unsre Kenntnisse über die physische Schöpfung selbst nach Jahrhunderten  emsigen Forschens bloß wie ein „Geflüster“ sind im Vergleich zum mächtigen Donner (Hiob 26:14). Nicht zuletzt ist unser Schöpfer  Jehova der Quell allen Lebens, ihm verdankt die gesamte belebte Schöpfung — sowohl die sichtbare als auch die unsichtbare — ihr Dasein  (Psalm 36:9;  103:21).

Und vor dieser  „Hintergrundskizze“  sind die Ereignisse um die Sintflut relativ
winzig;  und es ist kaum vorstellbar, dass ausgerechnet dort ein Fehler passiert sein soll. Aber gerade deshalb   bedürfen sie einer Erklärung.

Und damit drittens,  ist es von besonderer Bedeutung, welchen Sinn oder Gedanken der entsprechende Begriff im hebräischen Quelltext vermittelt.  Dein Zitat aus 1.Mose 6:6  ist der Bibelübersetzung von Luther entnommen
und wird (wie von Dir zitiert) mit  „es reute Gott, dass er die Menschen gemacht hatte“ wiedergegeben.  

In der Interpreter’s Bible  (Band 1, Seite 225) ist darüber zu lesen: „Dieses hebräische Wort wird allgemein mit ,gereuen‘ (in der Leideform) und ,trösten‘ (in der Intensivform) wiedergegeben. Eigentlich bedeutet das Wort ,einen erleichternden Atemzug tun‘. . . . Es hat darum  (in diesem Kontext) die Bedeutung von ,Änderung der Einstellung‘, ,Sinnesänderung‘;  jede andere Verbindung  ist zufällig. . . . Wenn das Wort mit ,gereuen‘ wiedergegeben wird, wie dies häufig in Verbindung mit Gott geschieht, bedeutet es Sinnesänderung oder die Absicht ändern‘.“

Was also meinte Jehova Gott, als er sagte: „Ich werde die Menschen, die ich erschaffen habe, von der Oberfläche des Erdbodens wegwischen . . ., denn ich bedaure in der Tat  [ändere meine Absicht darüber], dass ich sie gemacht habe.“? (1. Mose 6:7, NW)

Wollte er damit sagen, er bedaure, dass er  „den Menschen“  im allgemeinen erschaffen habe, und es sei ein großer Fehler gewesen?  

Das kann nicht sein, denn hätte er das gemeint, dann hätte er die  gesamte   Menschheit aus dem Dasein ausgelöscht. Sein Bedauern bezog sich also ganz offensichtlich  „nur“ auf die böse Generation, die vor der
Flut lebte, denn unmittelbar nach den oben angeführten Worten lesen wir: „Noah aber fand Gunst in den Augen Jehovas.“ — 1. Mose 6:8, NW.

Um dieses Verständnis mit weiteren biblischen Aussagen zu bestätigen,
 möchte ich Dich daran erinnern, dass es vor der Flut weitere gottergebenen Menschen wir Abel oder Henoch  gab  (Hebräer 11:4, 5 und Judas 14). 
Nach der Flut sind Dir sicher Namen wie Abraham, Hiob, Mose,  Josua, 
Elia, Nehemia  und hunderte weitere bekannt.  In Hebräer 11 und 12:1-3
wird auf sie  Bezug genommen, wenn es dort heißt:  „Da wir denn von einer so
großen Wolke von Zeugen umgeben sind, so lasst uns  . .  in dem vor uns liegenden Wettlauf mit Ausharren laufen, während wir unseren Blick
auf den Hauptvermittler [des Lebens] und Vervollkommner unseres Glaubens,
Jesus, gerichtet halten.“

Sie alle sind zwar verstorben, haben aber Dank  dieses „Hauptvermittlers des Lebens“ die Aussicht auf eine Auferstehung (Johannes 5:28, 29)  Außerdem sichert er  Dir und mir,  bspw. in Matthäus 5:5, unmissverständlich zu  „Glücklich sind die Mildgesinnten, da sie die Erde erben werden“.

Hört sich das  . . .

Abundumzu  02.04.2016, 22:38

Hört sich das so an, als habe Gott mit der Erschaffung des Menschen einen Fehler gemacht? 

Oder kann man daraus nicht vielmehr entnehmen,  dass der Vater ebenso wie der Sohn die absolute Gewissheit haben, dass es unter den vielen Bösen stets Menschen geben wird, deren Gottergebenheit belohnt zu werden verdient?

Wo in Wirklichkeit der eigentliche Fehler zu suchen ist, wird uns klar,  wenn wir uns Jesu weitere Worte genauer  anschauen: 

„Nicht jeder“,  sagt er dort,  „der zu mir [Christus]: ‚Herr, Herr´  sagt, wird in das Königreich der Himmel eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist.   Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: ‚Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen prophezeit  . . . und in deinem Namen viele Machttaten
vollbracht?‘ Und doch will ich ihnen dann bekennen: Ich habe euch nie gekannt! Weicht von mir, ihr Täter der Gesetzlosigkeit“ .  (Matthäus 7:21-23) 21 

Kannst Du Dir also vorstellen, dass unser Gott und Vater im Himmel traurig darüber ist, dass viele Menschen keinerlei Wertschätzung für all das entwickeln,  was ihnen von ihrem Schöpfer  in Aussicht gestellt wird?  Eine wunderschöne Erde und die Möglichkeit dank des „Hauptvermittlers des Lebens“  endlos in Glück und Frieden darauf wohnen zu dürfen?

Und daher schließt sich der Kreis unserer Überlegungen, wenn wir uns die Sintflut-Ereignisse noch einmal in Erinnerung rufen und uns  ihre Bedeutung  von Jesus selbst erläutern lassen.  In Matthäus 24:37-40 wird er mit den Worten  zitiert: 
„Denn geradeso wie die Tage Noahs waren, so wird die Gegenwart des Menschensohnes [Jesus] sein. Denn so, wie sie in jenen Tagen vor der Sintflut waren: sie aßen und tranken, Männer heirateten und Frauen wurden verheiratet bis zu dem Tag, an dem Noah in die Arche hineinging, und sie nahmen keine Kenntnis davon, bis die Sintflut kam und sie alle wegraffte: so wird die Gegenwart des
Menschensohnes sein“. 

Resümee:  Nicht weil unser Schöpfer einen Fehler gemacht hat, sondern weil jene Menschen  - ebenso wie viele Zeitgenossen  heute -  nur mit ihren eigenen Interessen beschäftigt sind, und dabei „den Geber aller guten Gaben“  undankbarer Weise nicht beachten.(Jakobus 1:17)

Vielleicht helfen Dir diese Denkanstöße weiter.

Alles Gute.

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earnest  03.04.2016, 15:36
@Abundumzu

Schön, daß die Bibel sich selbst erklärt. Und wo das nicht reicht, erklärt Abundumzu die Bibel - zirkuläre Logik in Reinform.

Wieso sprichst du von dir eigentlich gegen Ende im majestätischen Plural?

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Abundumzu  03.04.2016, 23:40
@earnest

. . . um wenigstens einen Themenbereich zu streifen, von dem Du etwas verstehst  . . .

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earnest  04.04.2016, 18:52
@Abundumzu

Nöh, vom majestätischen Plural verstehe ich nur, dass ich ihn anmaßend finde.

(Deine Konterversuche waren ab und zu auch schon mal besser.)

1
Abundumzu  03.06.2016, 10:14
@earnest

Lieber jwoebking,

es freut mich, dass Du meine Antwort als hilfreich wertest und dafür bedanke ich mich.

Allerdings liegt mir sehr daran, darauf hinzuweisen, dass es nicht mein Verdienst ist, wenn wir über all diese hilfreichen und klärenden Informationen verfügen, denn allein unser Schöpfer hat dafür gesorgt, dass alles aufgeschrieben und dann auch noch über die Jahrtausende und über alle Sprachenschranken hinweg bis zu uns gelangt ist.

Ihm gebührt also die Ehre und der Dank dafür.


Dir weiterhin alles Gute

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Hier kommt das Phänomen der Erinnerung aller Völker an dieses Urereignis eines Einbruchs aus dem All zum Tragen: mitsamt derÜberschwemmung der ganzen Erde und mit der Zerstörung allen Lebens.
Wir können hier natürlich nicht alles nachweisen und genau belegen. Wasjedoch wirklich ist, ist die Frage, welche Moral man aus dieser Geschichte folgern kann.
Nachweisen können wir diese Ereignisse mit Hilfe derNaturwissenschaften heute schon. Das scheint schon alles zu stimmen.
Dennoch ist die Moral der Geschichte dabei das Wichtige. :
Wir sollten  in die Vorgeschichte des Noach zurückgehen.
Bei uns im Deutschen ist die Sintflut irrtümlich zur Sündflut geworden . Aber in der Vorgeschichte von Noach
und der Sintflut steht doch der Zorn und der Ärger Gottes.
Die Menschen haben nicht gegen Gott gesündigt, nicht deswegen ist diese Katastrophe geschehen, wie man häufig meint. Nein, und diese Erkenntnis ist für uns heute noch wichtig, die Katastrophe kam aufgrund des schlechten Umgangs der Menschen miteinander. Dies ist im 20.Jahrhundert so aktuell wie anno dazumal.

Das ist ein liebevoller Gott, denn dieser Gott sagt: "Du kannst deinen Gott nicht am Menschen vorbei lieben!" Das heißt, es geht nicht so, wie es z. B. im Mittelalter häufig geschehen ist, als sichMenschen dachten: "Ich bin ein anständiger Priester, ich lebe auf dem Berg Athos, male ein Bild und mir ist es egal, was die Menschen dort unten machen." Nein, die entscheidende Frage ist die Frage, wie der Mensch mit seinen Mitmenschen umgeht: Das zählt! Liebe deinen Nächsten!
Die Bibel lässt Gott ziemlich hart sagen: "Mich reut,dass ich den Menschen geschaffen habe, diese Brut dort unten! Was habe
ich nur getan! Am liebsten wäre es mir, ich hätte sie nicht geschaffen!"
Er ist empört. Aber er ist empört darüber, wie sie miteinander umgehen. Das ist das Entscheidende, das ist das, was zählt. Man kann als gläubiger Mensch einfach nicht sagen: "Mir ist egal, wie es meinen Nachbarn geht. Ich gehe in die Kirche und stifte und feiere Fronleichnam usw.!" Das Entscheidende ist
immer, wie die Menschen mit ihren Mitmenschen umgehen.
Das ist das, was seit Kain und Abel zählt und das ist die Lektion, die wir
lernen müssen. Deswegen gibt es für die Menschen die zweiteGelegenheit bei Noach.
wenn man das auf diese Weise begreift das Das Tröstliche nämlich, dass wir alle nicht die Kinder von Kain und nicht
von Abel sind. Denn sonst würden wir uns doch, so wie wir als
Menschen sind, bis zum heutigen Tag gegenseitig vorwerfen:

"Du bist ein Kind des Täters!" bzw. "Du bist ein Kind des Opfers!" Das würde bis ans Ende der Zeiten so weitergehen. Nein, wir sind weder Kinder des Ur-Täters noch des Ur-Opfers, sondern es ist uns eine neue Chance gegeben:
Wir sind Kinder des Set, des dritten Sohnes. Der Noach geht also direkt
zurück auf Set, auf den dritten Sohn von Adam und Eva, sodass uns Gott in
jeder Beziehung eine neue Chance gibt. Dies ist der Neubeginn, der uns möglich ist.

Diese strafenden Götter sind auch in der Sintflut-Geschichte
anderer Völker aufgetaucht. Die Götter wollen mit diesem gewaltigenEreignis die Menschen zur Räson bringen. Der Gott der Bibel sagt immerhin: "Jetzt vertilge ich sie von der Erde. Es soll nichts mehr übrigbleiben von dem, was ich geschaffen habe!" Das heißt doch letztlich, dasser auch seiner eigenen Schöpfung gegenüber böse ist.
Er gibt ihnen aber die Chance eines Neubeginns. Das ist für mich wichtig.
Nehmen Sie nämlich als Gegenbeispiel nur mal den Zeus. Dort in seinem Himmel zählen die Menschen überhaupt nicht. Das sind irgendwelche kleinen Arbeitstiere, die noch nicht einmal einen Sabbat, also einen
bestimmten Wochentag haben, an dem sie ruhen dürfen. In diesen
Geschichten sind die Menschen nur Tiere oder Nummern. Demgegenüber,
und so sehe ich diese Geschichte , nimmt hier in der Bibel Gott
die Menschen sehr ernst. Er gibt ihnen die Chance auf einen Neubeginn.

Dann würde es im vielleicht reuen, dass er dem Menschen eine bestimmte Freiheit gelassen hat, tun und zu lassen was er will.

Es war eher so zu sehen, dass die Menschheit ihre Chance auf Existenz vertan hatte. Gott selbst hatte weniger die Entscheidung bereut, dass er die Menschen schuf, sondern bereute dass sie noch existieren, aber auch was sie taten.

Nö.......er gab ja den Menschen die Erde mit den Worten:

....und machet Euch die Erde untertan....

Damit gab er dem Menschen Eigenverantwortung. Wenn nun der Mensch diese Eigenverantwortung missbraucht hatte, dann war das ja nun nicht von Gott gewollt oder gemacht.

Abundumzu  03.04.2016, 10:11

Hallo Ritter,

Du zitierst völlig richtig aus 1.Mose 1:26, wo es u.a. heißt:

"Sie [die Menschen] sollen herrschen über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels, über das Vieh, über die ganze Erde und über alle Kriechtiere auf dem Land . . ."

Zu keiner Zeit aber wurde dem Menschen die Herrschaft über seinesgleichen  übertragen.

Ganz im Gegenteil erfährst Du aus Prediger 8:9  dass "der  Mensch über den Menschen zu seinem Schaden geherrscht hat. . ."

. . . nur so . . .

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