Duales Studium kurz vorm Ende abbrechen?
Hey Community,
ich muss mich jetzt mal bei euch ausheulen:
Ich mache ein duales Studium und bin in einem Jahr (voraussichtlich) fertig. Seitdem ich das Studium angefangen habe, habe ich kaum noch ein Privatleben.
Während der Theoriephasen bin ich monatelang weg. Ich sitze dann wirklich von morgens bis abends am Schreibtisch und lerne (natürlich mit Pausen). Meine Kommilitonen lernen nur halb so viel wie ich und haben doppelt so gute Klausuren. Zwar bestehe ich die Klausuren, aber meine Noten sind wirklich sehr schlecht. Das ist sehr frustrierend. Dann kommt noch der Konkurrenzkampf untereinander, wo jeder besser sein will als der andere und man sich nicht einmal traut zu sagen, wie schlecht die Klausuren liefen. An sich verstehe ich mich mit meinen Kommilitonen sehr gut, aber ich fühle mich immer sehr alleine, wenn ich da bin. Auch wenn ich daran denke, wie viel ich Zuhause bei meiner Familie und meinen Freunden verpasse.. In der Uni ist man irgendwie in einer Blase, wo man nichts mehr aus der "Außenwelt" also seinem wirklichen Leben mitbekommt.
Während der Praxisphasen ist es auch nicht viel besser. Neben der 40 Stunden Woche muss ich natürlich noch weiter lernen, um am Ball zu bleiben. Außerdem muss man sehr viele umfangreiche Projekte machen und Vorträge halten, die natürlich außerhalb der Arbeitszeit geplant und vorbereitet werden müssen. Dazu kommen die Bewertungen. Während der Praxisphasen durchläuft man alle Abteilungen und wird von jeder Abteilung innerhalb kürzester Zeit bewertet. Die Betreuer saugen sich sehr oft einfach irgendwas aus den Fingern oder klammern sich an Kleinigkeiten fest. Die Bewertungen sind daher immer ziemlich schlecht (finde ich zumindest). Es wird erwartet, dass man von vorneherein sofort alles kann. Dass man da ist, um zu lernen und Erfahrungen zu sammeln, verstehen die glaube ich nicht. Auch, dass man von manchen Betreuern für seine Fehler ausgelacht wird, geht echt gar nicht (aber das hat wohl eher was mit Sympathie und Respekt zutun).
Mittlerweile liege ich abends im Bett und bekomme schlechte Laune, weil ich am nächsten Tag wieder zur Arbeit muss.
Am liebsten würde ich jetzt sofort kündigen und ein ganz normales Studium beginnen. In die Vorlesungen gehen, wo keiner auf die mündliche Mitarbeit achtet und man nur nach den Klausuren bewertet wird. Ich würde gerne freier und selbständiger sein, ohne jemanden der mir unfreundlich sagt, was ich zutun habe.
Was meint ihr?
P.S. Ich darf leider nicht sagen, um welche Art duales Studium es sich handelt bzw um welches Unternehmen.
Das Ergebnis basiert auf 8 Abstimmungen
3 Antworten
Die von dir beschriebene Situation habe schon von sehr vielen (Dualen-) Studenten gehört und eine richtige Antwort gibt es leider nicht. Das wichtigste ist, dass du dich für etwas entscheidest, mit drm du zufrieden bist.
Die wichtigste Frage ist, ob dir das Studium an sich Spaß macht und ob du dir später vorstellen kannst in der Firma zu arbeiten. Denn wenn du jetzt auf biegen und brechen dein Studium beendest, aber danach eh z. B. eine Ausbildung in einem ganz anderen Bereich machst, dann hat dir der Abschluss rein gar nichts gebracht.
Ein guter Freund von mir hat Chemie studiert, aber ab der Hälfte hat er festgestellt, dass ihm das nicht wirklich Spaß macht und das er später viel lieber als Journalist arbeiten würde. Seine Eltern haben aber verlangt, dass er zuerst seinen Bachelor beenden muss, bevor er etwas anderes studiert. Das hat er dann auch gemacht, allerdings litt seine mentale Gesundheit darunter sehr stark. Ende vom Lied ist jetzt, dass er als Journalist arbeitet und ihm der Bachelor in Chemie absolut gar nicht gebracht hat bis auf starke Depressionen.
Ein anderer Freund von mir hat Lehramt studiert und war sehr unzufrieden mit seinem Studium. Er war mehrfach kurz davor das Studium abzubrechen. Sein Traum war es aber, dass er später einmal Lehrer ist, und so hat er sein Studium durchgezogen. Heute ist er die glücklichste Person die ich kenne und ist sehr beliebt bei seinen Schülern.
Was ich damit sagen möchte ist, dass du selbst wissen musst, ob du mit dem Studium und deinen Karriere-Perspektiven glücklich bist. Im Zweifelsfall würde ich aber erstmal die Zähne zusammenbeißen und weiter machen.
Wenn dir das duale Studium schon schwer fällt dann wird es beim „freien Studium“ noch schwieriger für dich. Du bist halt so gebaut, dass du viel üben musst um beim Stoff mitzukommen. Das ist im freien Studium auch so, aber da ist niemand der dich dauernd anstresst oder abschubst um doch eine notwendige Leistung zu erbringen. Somit wirst du beim anderen Weg wohl scheitern. Also mach weiter und freu dich das dir jemand hilft und sei es auch nur mit Druck.
Klar machen die teils großen Druck. Das ist dein Arbeitgeber, der deine Leistung einfordert. Da hat er auch ein Recht drauf. Er bezahlt dich dafür. Wenn du die Leistung nicht bringst, dann macht er Druck. So funktioniert das bei der Arbeit eben. Das ist nicht immer ein Zuckerschlecken, zumindest wenn man wirklich überfordert ist.
und wenn man überfordert ist oder sollte man eine andere Möglichkeit wählen.
Dann muss man sich fragen ob es für einen selber gut ist ein Studium anzustreben und ob man die Möglichkeiten hat es auch ordentlich durchzuziehen. Wenn man immer am unteren Limit da gerade so mitkommt, dann ist es oft auch im weiteren Arbeitsleben eine Quälerei. Vielleicht sollte man dann erst einmal eine Ausbildung machen und vielleicht später eine Fortbildung ins Auge fassen. Burnout und solche Krankheiten treten aus meiner Erfahrung meistens bei überforderten Menschen auf. Das Arbeiten soll ja auch Spass machen. Spass hat viel mit Erfolg und Anerkennung zu tun. Man arbeitet doch so viele Jahre….
ordentlich durchziehen würde ich einen Joint ein Studium ist doch ein bisschen etwas anderes
Das Ende ist absehbar. Sonst war bis jetzt alles für die Katz.
Am Ende wirst du froh sein, das du es durchgezogen hast.
du unterschätzt massiv den Druck den die Firmen bei ihren dualen Studenten aufbauen.