Dialekt Kurpfalz Heidelberg/Mannheim?
Ich weiß nicht, ob sich da jemand auskennt. Die Frage ist schon sehr speziell.
Ich komme aus NRW und habe eine 95-jährige Tante, die wohnt in der Kurpfalz, genauer zwischen Heidelberg und Mannheim und dort ist sie, obwohl wie ich im Kölner Raum geboren, auch aufgewachsen und hat immer dort gelebt.
Bei einem Telefonat mit ihr ist mir gestern ein Kurpfälzer Dialektausdruck ausgefallen, den ich bisher von ihr noch nie hörte.
Sie sagte nämlich (im Dialekt): "Ich gehe rüber ins andere Zimmer. Hier drinnen ist es mir zu kalt." - Das hörte sich ungefähr so an:
"Isch geh äriwwer ens onnere Zimmer. Do herinne is es mir zu kalt."
Meine Frage betrifft den Ausdruck "do herinne" für "hier drinnen". Ich weiß nämlich noch, wie ich vor vielen Jahren, noch als Schüler, bei meiner Tante und meinem Onkel zu Besuch war und da gab es ein Missverständnis mit viel Gelächter, auf das man bei erinnernden Gesprächen oft zurückkam. Damals hatte sie nämlich - und da trügt mich mein Gedächtnis nicht - nicht "do herinne" gesagt, sondern "dohìnn" mit Betonung auf der 2. Silbe. Dieses "dohínn" für "hier drinnen" hatte ich nämlich damals missverstanden, ich glaubte nämlich, die Katze meiner Tante wäre gestorben. Ich war, wie gesagt, für ein paar Tage zu Besuch. Und ich sagte, als meine Tante in ihrem Fernsehzimmer, wo sie ein Bügelbrett stehen hatte, bügelte:
"Sag mal, wo ist denn der Peter, den hab ich, fällt mir gerade auf, seit gestern oder vorgestern nicht gesehen."
Darauf damals die Tante: "Hah, der is dohínn."
Ich ganz bestürzt, weil ich dachte, der putzige schwarze Kater wäre "dahin", also gestorben, und mich irritierte, dass das Tier tot war und die Tante mir gar nichts gesagt hatte, obwohl ich in den Ferien schon seit 1 Woche bei ihr war und mit dem Tier gerne gespielt hatte.
Das gab dann ein großes Gelächter, weil die Tante natürlich sagte:
"Hah, der ist hier drinnen."
Und mit einem "Do guckemol do nuff" zeigte sie auf eine Vitrine, wo der Peter oben auf dem Schrank lag und grad passend aus der Öffnung zweier barock anmuterender Zierblenden herauslugte, als hätte er die Frage nach seinem Verbleib verstanden und als wollte er wie Mark Twain sagen: "Die Gerüchte über meinen Tod sind völlig übertrieben."
Auf jene Katzenanekdote anspieltend, sagte ich zu meiner Tante gestern am Telefon verblüfft. Früher hast du doch zu "hier drinnen" "dohínn" gesagt und nicht "do herinne".
Sie blieb aber in ihrem Altersstarrsinn, an dem Sie als 95-Jährige schon fünfzig Jahre leidet, steif und fest dabei, im Dialekt der Kurpfalz hieße es "do herinne". Mit meinem "dohínn" hätte ich das Kölner Idiom (ich wohne in Köln) verwendet (da heißt es aber "hier drin" wie im Hochdeutschen).
Daher an alle Kurpfälzer und sonstige Kenner.
Heißt es nun "do herinne" oder "dohínn".
8 Antworten
Heißt es nun "do herinne" oder "dohínn".
Wenn ich es mir aus verwandten Mundarten herleite, hieße das erste "hier drin" ("da herinnen") und das zweite wäre ein betontes "dort".
In "meinem" schwäbischen Dialekt kennt man "dohánna" für ein betontes "da, dort", aber dein "Do guckemol do nuff" mit "do" für ein unbetontes "da, dort" würde fast 1:1 so lauten.
Das könnte auch vom Kontext passen: Die Tante war "hier drin" in dem zu kalten Raum; der Peter war "dort" oben auf dem Schrank.
Spekulation: "dohínn" bzw. "dohánna" ist vielleicht ein *dahinnen, bei dem das Hingehen bereits abgeschlossen ist und *hinnen die dortige Position ausdrückt. Der Bayer nennt das entsprechend "da dorten" :-D
Nachtrag: Ein "dahinnen" findet sich im Grimm (DWB) mit einem Verweis auf ein "hinnen", das allerdings keinen Eintrag zu haben scheint. Ich müsste noch ein anderes, altsprachliches Wörterbuch prüfen, dessen Titel mir aber gerade nicht einfällt.
EDIT, Kommando zurück!:
Diese Wortsammlung aus St. Leon-Rot "in der Nähe von Heidelberg und Speyer" macht meine Theorie zunichte. Dann haben wir bei "do herínne" wohl ein betontes "da herin(nen)" = hier drin(nen) (= in diesem Raum) und bei "dohínn" ein unbetontes "herin(nen)" (= nicht draußen, also im Haus).
("herin" und "herinnen" sind für mich im Süden 'normale' Wörter. Ich hoffe, das verwirrt dich als NRWler nicht noch mehr. "da herin" bedeutet für uns "hier drin", "herin" allein ist "nicht draußen".)
Bin zwar kein Kurpfälzer - aber es 2 unterschiedliche Ortsangaben.
Do herinne. - der Ort/ Raum in welchem sich Tante befindet. Bei mir würde es lauten "dodrinn" :) für hier drinnen.
Der Kater - müsste damals "do hinne" gewesen sein. Für da hinten sitzt er doch.
Wenn er dohinn war - hätte Tante nicht gewusst wo der Kater ist, sondern hätte ihn nur in eine Richtung verschwinden sehen. Bei dem Wort kommt es aber immer auf den Kontext an.
" Warum warst du gestern bei der Nachbarin?" Och ich war dohinn, weil ich für meinen Kuchen nicht genügend Eier hatte" Alles auf platt schreiben - ist mir zu schwierig. :)
Beim Kater - könnte Tante auch dohinn verwendet haben. Will ich dir nicht ausreden.
Meine Antwort kommt zwar etwas später. Ich kann dir aber sagen, dass dieser Begriff dorinne wahrscheinlich ein etwas älterer Begriff ist, den nur noch die älteren Leute benutzen
Das kann ich an einem einfachen Beispiel erklären. Früher hat man Bolle zum Boden gesagt anstatt Bodde wie man es heute sagt. Die Sprache und die Dialekte verändern sich immer wieder. Wahrscheinlich hat sie diesen Begriff einfach mal wieder verwendet, weil er ihr so in den Sinn gekommen ist
Ich hab von meiner Oma auch ab und zu Redewendungen gehört, die sie sonst nicht verwendet hat. Ich hab gemerkt dass Leute, die mit einem Dialekt aufgewachsen sind mit dem Alter immer mehr dem Dialekt verfallen und das Hochdeutsche Wort oder den Begriff dazu vergessen
Es gibt natürlich lokale Unterschiede in der Aussprache der Vokale. Aber „dohinn“ (zweite Silbe betont!) heißt für mich „hier, in diesem Raum“ und auf keinen Fall „dorthin“. Dort hin wäre „do hie“, wobei je nach Kontext das „do“ mehr oder weniger betont und getrennt ausgesprochen wird. Das „n“ am Schluss von „hin“ ist stumm. Dort hinten ist dagegen „do hinne“.
„Ich war dohinn“ bedeutet auf Kurpfälzisch „ich war in diesem Raum“, aber keineswegs bei der Nachbarin. In diesem Fall sagt man wie auf Standarddeutsch „ich war dort“ oder „ich bin do hie“ = ich bin dorthin (gegangen).
Einige der Antworten beziehen sich eher auf die Dialekte der Westpfalz oder des Saarlandes. Und mit Schwäbisch hat das Kurpfälzische überhaupt nichts zu tun, das ist eine ganz andere Dialektfamilie. Kurpfälzisch ist ein fränkischer Dialekt, Schwäbisch ein alemannischer.
Das deckt sich mit meiner Erinnerung, denn gemäß Fragestellung sagte die Tante ursprünglich, die Katze Peter wäre „dohínn“, also hier in diesem Raum.
Ich hab ne Zeit dort in der Gegend gelebt, hatte lange Kontakt zu Pfälzern und Leuten aus BaWü.
Wenn ich mich recht erinnere, kommt es größenteils auf den Satzzusammenhang an, und auf die Kombination eines Satzes. Auf die Perspektive desjenigen der grade Spricht.
Do herrinne, da drinnen/ dort (edit: oder auch "hier / hier drinnen")
do hinn, da hin (er ist da ((Richtung)) hin/ dort hin
Und manchmal vermischt sich das der Dialekt hier und da auch mal mit den Varianten aus anderen Gegenden. Die Leute aus Mannheim sprechen/ betonen etwas anders als beispielsweise die Leute aus Neustadt a d Weinstraße (um den Unterschied mal hervorzuheben).
Und je nach Gegend klingt die Aussprache anders. Ludwigshafener sprechen "anders" als Leute aus Neustadt a. d. Weinstraße. Und die wiederum klingen anders als Leute aus Kaiserslautern. Und wenn man in beide Richtungen jeweils ein Bundesland weiter springt, klingts wieder ganz anders.
In der Pfalz sagen wir "D Mischel is drinn in soiner Stubb( Der Michael ist in seinem Zimmer") D Schorsch is do hieh geloffe( Der Georg ist dorthin gelaufen"