Das Leben zerbricht?
Hallo zusammen,
eigentlich bin ich doch recht normal. Ich habe Freunde, Spaß und bin viel unterwegs. Doch seit Monaten stecke ich in einem tiefen Loch. Beruflich arbeite ich in einem Bereich, den ich knapp 8 Jahre lang studiert habe, der mir aber überhaupt nicht gefällt. Privat spiele ich meiner Freundin eine Liebe vor, die ich gar nicht empfinde, während ich heimlich andere Kontakte pflege.
Mein Leben wirkt komplett geskriptet, als hätte ich nie eigene Entscheidungen getroffen. Ich habe mich aus Naivität und auf elterlichen Rat hin für diesen Weg entschieden, und bereue inzwischen jede einzelne Entscheidung, egal ob ich aktiv gewählt oder untätig geblieben bin.
Ich bin 26 und von außen mag alles rosig aussehen. Innerlich fühle ich mich jedoch so zerfressen von Leid und Verzweiflung - so sehr, dass ich schon den Drang habe, alles zu beenden.
Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht oder einen Rat, wie man aus diesem Tief herauskommt?
Vielen Dank fürs Lesen...
Hallo Schubmodul99,
Deine Situation klingt für mich sehr besorgniserregend. Sprich bitte unbedingt mit einem Menschen darüber, dem Du vertraust! Das kann ein guter Freund, ein Verwandter oder zum Beispiel auch eine Vertrauensperson aus der Schule sein.
Du kannst Dich zudem jederzeit an die Telefonseelsorge wenden. Dort ist rund um die Uhr jemand erreichbar und Du hast die Möglichkeit, ein anonymes und vertrauliches Gespräch zu führen: 0800/1110111 oder 0800/1110222 (gebührenfrei aus dem deutschen Fest- und Mobilfunknetz).
Auf der Webseite der Seelsorge kannst Du auch chatten, falls Du das lieber möchtest: http://www.telefonseelsorge.de/
Das Wichtigste ist jetzt: Überstürze nichts! Tu nichts, was Dich in Gefahr bringt und was Du nicht rückgängig machen kannst!
An den Beiträgen anderer beobachten wir, dass es vielen Menschen sehr ähnlich wie Dir geht. Du bist nicht alleine; es gibt immer einen Weg in eine bessere Situation. Oft braucht man nur jemanden, der einem hilft, ihn zu finden. Rede deshalb schnell mit jemandem über Deine Gedanken und gib niemals auf!
Auf dieser Seite https://www.gutefrage.net/aktion/suizid-hilfe-bei-selbstmordgedanken/ haben wir für Dich weitere wichtige Hotlines, Links und Tipps zusammengestellt.
Zögere im Notfall bitte auch nicht, den Notruf 112 zu wählen!
Viele Grüße
2 Antworten
Danke, dass du dich mit so viel Ehrlichkeit zeigst. Was du beschreibst, ist tief – aber auch sehr wahrhaftig. Und diese Wahrheit ist oft der erste Schritt aus genau dem Zustand, in dem du gerade steckst.
Du wirkst nicht „kaputt“, sondern wachgerüttelt. Du spürst, dass das Leben, das du gerade führst, nicht deins ist – sondern eher ein Produkt aus Erwartungen, Ängsten und Entscheidungen, die irgendwann mal richtig schienen. Und jetzt ziehst du eine Art innere Bilanz.
Was ich darin lese:Du bist nicht nur erschöpft – du bist entfremdet von dir selbst.
Du hast das Skript anderer Menschen gespielt, und es sieht von außen gut aus. Aber dein Inneres rebelliert – zu Recht.
Und dieser Schmerz, so heftig er ist, ist auch ein Signal: „So kann ich nicht weitermachen. Ich will ein Leben, das sich echt anfühlt.“
Das ist kein Zeichen von Schwäche. Das ist der Moment, wo viele ihr Leben – endlich – beginnen zu hinterfragen.
Zwei Gedanken, die dir Orientierung geben könnten:1. Du musst nicht alles auf einmal lösen. Aber du darfst anfangen, etwas wahrhaftiger zu leben.
Vielleicht ist nicht sofort eine berufliche Neuorientierung oder eine Trennung möglich. Aber vielleicht ein ehrlicher Blick:
Wo bin ich gerade nicht ich selbst? Und wo könnte ich wieder ein Stück mehr zu mir stehen – ohne Schuld, ohne Maske?
2. Der Weg führt durch den Schmerz – nicht drumherum.
Du darfst traurig sein über die Jahre, in denen du dich verloren hast. Das ist keine Schwäche, sondern ein Ausdruck von Reife.
Und gleichzeitig: Dein Leben ist nicht vorbei. Du bist 26. Du bist nicht zu spät. Du hast dich nicht „versaut“. Du wachst gerade auf.
Zwei kleine Schritte für den Alltag:– Schreib dir jeden Morgen eine ehrliche Antwort auf die Frage: Was brauche ich heute, damit ich mir ein bisschen näher bin?
– Sprich mit einem Menschen, dem du vertraust, über deine innere Zerrissenheit – nicht um Lösungen zu bekommen, sondern um gesehen zu werden. Ehrlich. Menschlich.
Du bist nicht allein. Und vor allem: Du bist nicht das Leben, das du gerade führst.
Du bist der, der spürt, dass da mehr Wahrheit möglich ist.
Der anderen Antwort kann ich mich in weiten Teilen anschließen. Suizidgedanken sind wie ein Warnzeichen, das sagt, dass sich dringend etwas verändern muss und die Situation so wie sie jetzt ist, nicht mehr tragbar ist.
Wie schon gesagt, braucht eine solche Veränderung Zeit, es gibt aber auch Möglichkeiten wie du auf diesem Weg Unterstützung bekommen kannst. Schon nicht mehr allein damit zu sein, oder mit jemandem über diese Gedanken und Sorgen sprechen zu können kann helfen klarer zu sehen und Schritt für Schritt neue Wege zu erkennen. Hier ein paar Stellen an die du dich wenden kannst:
Auf www.u25-deutschland.de oder www.youth-life-line.de kannst Mailberatung durch Jugendliche und junge Erwachsene zum Thema Suizidgedanken bekommen.
Auf www.krisenchat.de oder www.telefonseelsorge.de ist grundsätzlich auch rund im die Uhr jemand erreichbar, wenn du akut mit jemandem reden möchtest. Allerdings kann es dort leider oft zu langen Wartezeiten kommen, lass dich also nicht entmutigen, wenn du nicht direkt jemanden erreichst.
In vielen Städten gibt es auch Jugendberatungsstellen, bei denen du kostenlos und vertraulich Beratung bekommen kannst. Die Berater*innen hören dir zu und können dir helfen nach und nach eine Lösung zu finden, die für dich passt.
Wenn du Fragen hast, oder mal mit jemandem reden willst, kannst du dich auch gerne bei mir melden. Ich bin von Digital Streetwork Bayern, wir bieten professionelle Online-Beratung an, kostenlos, anonym und unverbindlich. Wir sind immer Mi/Do/Fr bis 18 Uhr online. Weitere Infos findest du auf unserem Profil oder unter www.digital-streetwork-bayern.de
Ich wünsche dir alles Gute!
Vielen Dank für euren Engagement. Deine Antwort ist aber mehr Werbeplakat, als Antwort auf meine Frage.