Darf man "jedem das Seine" wirklich nicht benutzen? Wie sagt man das dann am besten anders?
Ich habe vor Kurzem erst erfahren (peinlich so spät), dass diese Redewendung als problematisch gilt. Ich denke, dass ich sie sogar einige Male benutzt habe im Sinne von - "soll jeder tun, was er möchte/mag". Ich erfuhr, dass sie problematisch ist, weil sie ein Schriftzug auf dem Tor des Konzentrationslagers Buchenwald ist. Eigentlich ist sie doch ursprünglich aber aus dem Altgriechischen, oder?
8 Antworten
Hallo,
Arbeit macht frei kennt wohl jeder, aber die wenigsten wissen, dass dieser positive römische Rechtsgrundsatz "Ehrenhaft leben, niemanden verletzen, jedem das Seine gewähren" von den Nazis missbraucht wurde.
(https://www.deutschlandfunkkultur.de/kz-gedenkstaette-buchenwald-jedem-das-seine-100.html)
Interessant dazu auch: https://www.bpb.de/themen/parteien/sprache-und-politik/42761/jedem-das-seine-zur-aufarbeitung-des-lexikalischen-ns-erbes/
AstridDerPu
Wenn du "soll jeder tun, was er möchte/mag" meinst, dann sag doch einfach "Jeder wie er mag".
"Jedem das Seine" ist auch ohne Berücksichtigung von Buchenwald ein Prinzip rechter Gesinnung. Es ist eine Art Tautologie, es sagt ähnliches wie "Wer hat, der hat". Wenn jemand etwas hat (das Seine), dann gehört ihm das zu recht, es darf nicht angetastet werden. Egal wie er dazu gekommen ist. Wenn jemand nichts hat, ist das auch seine Sache, er hat dann auch nicht das Recht auf etwas.
Es rechtfertigt jede Ungleichbehandlung, dem Einen prassenden Wohlstand, dem Anderen Tod und Verderben (wie den Insassen von Buchenwald).
Es wird zwar manche innerlich zusammenzucken lassen, aber dürfen darf man.
Allerdings gibt es genügend andere Möglichkeiten, dies zu formulieren, wie du hier lesen kannst.
Ich fühle mich mit den Alternativen wohler.
Wenn es danach geht, die Nazis haben auch Mathe benutz, Wasser getrunken und Wäsche gewaschen. Sollen wir das jetzt auch sein lassen?
Wie schlimm ein Spruch bzw. eine Aussage ist kann immer nur der Empfänger für sich selber beantworten. Die Nutzung sollte natürlich im Kontext der nichts mit nationalsozialistischem Gedankengut zu tun hat erfolgen
Bin schon paar Jahrzehnte hier, aber noch nie gehört, dass das was schlechtes sein soll.
Ja, hab ich jetzt in diesem Thread mitbekommen. Wie gesagt, ist mir neu.
Kann man nur hoffen, dass nicht an irgendeinem KZ-Eingang ein Schild "Eingang" hängt.
Steht genau so wie "Arbeit macht frei" an einem KZ-Eingangstor....