Bin ich unfair?
Hallo zusammen,
mein Freund (47) und ich (36) sind seit fast vier Jahren zusammen. Wir haben beide bereits eine Ehe hinter uns und haben jeweils ein Kind (11 und 6).
Nun geht es um das Thema Heiraten und zusammenziehen.
Da er eine kleine Wohnung hat (Eigentum) und ich eine große (zur Miete), wäre es naheliegend, dass wir in meine Wohnung ziehen. Der Bezug einer neuen Wohnung ist nicht Thema, da meine Wohnung wirklich toll und vergleichsweise günstig ist. Außerdem haben wir meine Wohnung von Anfang an zusammen aufgebaut.
Das Diskussionsthema ist, dass er seine Wohnung nicht aufgeben, und diese als „Büro“ (er arbeitet 1x pro Woche im Homeoffice) nutzen, und als Rückzugsort für sich und seinen Sohn nutzen möchte.
Für mich ist das ein absolutes no go, aus folgenden Gründen:
- In den letzten vier Jahren gab es logischerweise auch mal Streit zwischen uns, meistens ging es aber um Kleinigkeiten. Da er sehr impulsiv ist und kaum eine Streitkultur kennt und lieber wegläuft, statt eine Lösung zu finden, war es in den Jahren sehr oft so, dass er fluchtartig meine Wohnung verlassen hat (auch am Abend oder Nachts) und in seine Wohnung „geflüchtet“ ist. Meistens hat er sich dann erst am nächsten Tag oder manchmal erst nach mehreren Tagen gemeldet. Ich verstehe, dass Menschen sich zurückziehen wollen, wenn sie wütend sind, aber muss man dann gleich die ganze Wohnung verlassen? Okay, auch dass verstehe ich, dass man Luft schnappen möchte, aber wieso kommt man nicht zurück, um die Situation aufzuklären und schläft stattdessen getrennt? Vor allem für Lapalien?! Ich weiß ganz genau, dass er, wenn wir verheiratet wären genau das gleiche machen würde, aber genau das finde ich sehr bedenklich. Meine Wohnung ist groß genug und hat genug Rückzugsorte, wenn er mal seine Ruhe haben möchte. Außerdem wünsche ich mir, dass er Zeit mit seinem Sohn in unserer gemeinsamen Wohnung verbringt und nicht separat in seiner Wohnung. Das ist doch das normalste der Welt?!
- Die Wohnung über seiner Eigentumswohnung gehört seiner Exfrau. Diese ist vor ca. einem Jahr wieder mit seinem Sohn dort eingezogen. Weil die Wohnung zu klein ist, hat sie die Wohnung unter der Wohnung meines Freundes auch noch angemietet. D.h. sie hat meinen Freund mit ihren Wohnungen umzingelt. Das stößt mir sehr unangenehm auf und ich kann mich einfach nicht damit abfinden! Zumal ich mir sicher bin, dass sie bewusst dahin gezogen ist, damit der Sohn ständig zum Vater kann und er somit nicht zu mir kann (sie ist eifersüchtig und versucht meinem Freund durch Instrumentalisierung des Sohnes immer wieder das Leben schwer zu machen). Denn sie erlaubt ihrem Sohn nicht bei mir zu schlafen, sodass es ständig ein Dilemma gibt und mein Freund sich immer zwischen einem von uns entscheiden muss. Ich sitze hier jeden Abend und frage mich, ob er heute kommt, oder ob der Sohn wieder bei ihm bleiben will. Diese Unstetigkeit macht mich wahnsinnig! Wenn mein Freund dann wieder bei Streit in seine Wohnung flüchtet, bekommt die Ex das mit und wird sich ins Fäustchen lachen. Das ist für mich nicht tragbar.
Egal wie ich es drehe und wende, die Idee, dass er seine Wohnung behält geht für mich absolut gar nicht. Ich möchte nicht egoistisch sein, aber ich sehe, dass es uns schaden wird, das tut es ja jetzt schon!
Ich verlange ja nicht, dass er seine Wohnung verkaufen soll. Er kann sie vermieten oder leer stehen lassen, aber es sollte kein Fluchtort für ihn sein, und dafür gehört die Wohnung eben vermietet oder leergeräumt.
Mein Freund kann dafür absolut kein Verständnis aufbringen und beharrt darauf, dass wir dann „zwei Wohnungen“ haben und er die Wohnung als Büro und Chillort für sich und seinen Sohn nutzt.
Ich fange an, an mir selbst zu zweifeln. Sehe ich die Situation falsch?
Herzlichen Dank.
8 Antworten
Ein Rückzugsort ist wichtig, wir leben seit 12 Jahren auf 60qm in einer Dreiraumwohnung, vor 10 Jahren kam unser Kind dazu... Unsere jeweiligen Familien leben hunderte Kilometer weit weg... Du kannst dir vorstellen, wie schlimm es ist, wenn man immer auf dem kleinen Raum zusammenhockt, auch wenn man sich mal zankt? Ich würde töten für eine zweite Wohnung oder deutlich mehr Raum! Zumal ich auch sehr gerne ein Büro hätte um mal in Ruhe zu arbeiten...
Und nun stell dir mal vor, wie das eskaliert, wenn er weiterhin vor Streit flüchtet und KEINEN Rückzugsort hat.
An deiner Eifersucht gegenüber der Ex musst du arbeiten. Ich wäre als Elternteil froh, wenn ich häufig Kontakt zu meinem Kind haben könnte und mein Expartner mir den Kontakt nicht unnötig erschwert. Versetz dich doch mal in seine Situation und sei nicht so egoistisch.
Abgesehen davon, es ist SEIN Eigentum, er kann damit machen, was ER will.
Egal wie ich es drehe und wende, die Idee, dass er seine Wohnung behält geht für mich absolut gar nicht. Ich möchte nicht egoistisch sein, aber ich sehe, dass es uns schaden wird, das tut es ja jetzt schon!
Ich glaube, eure Beziehung ist noch nicht reif genug für einen Zusammenzug.
Wenn er vor Streit wegläuft, dann ist das Problem nicht, dass er die Wohnung hat, sondern eben seine (deiner Ansicht nach nicht vorhandene) Streitkultur.
Da liegt auch dein Problem... daran wird sich aber nichts ändern, wenn du ihm die Wohnung wegnimmst. Damit würdest du ihn im Endeffekt nur dazu zwingen in einer Situation zu bleiben, mit der er nicht umgehen kann und der er sich eigentlich entziehen möchte... wofür er wohl immer einen Weg finden wird, durchaus auch in einer Wohnung, die offiziell leersteht oder ggf. auch bei der Ex, in einem Hotel oder sonstwo.
Dasselbe gilt für die Probleme mit der Exfrau und den Umstand, dass der Freund 'hin und her' gerissen sein wird zwischen dir und seiner Ex.
Insofern:
Klärt besser das, bevor ihr zusammenzieht. Die Wohnung als solche ist aber NICHT das Problem und ihm die wegzunehmen wird auch nichts lösen.
Ich kann dich sehr gut verstehen, ich bin M20 und kann somit nicht auf alle Punkte eingehen, da mich manche noch nie betroffen hatten. Doch was die Gefühle angeht, kann ich dir bzw. euch nur raten, klärt dies, oder heirate nicht. Denn damit Leben willst du sicherlich nicht. Du kommst ja so nicht mehr zu Ruhe, das ist ein Punkt, den du unbedingt eliminieren musst in deinem Kopf zusammen mit deinem Partner, sonst kannst du gar nicht wirklich glücklich werden. Das ist meine Meinung, ich hoffe ich konnte dir etwas weiterhelfen.
Du verlagerst ein zwishcenmenschliches Problem auf ein Symptom. Die Eigentumswohnung haben oder nicht haben verändert weder etwas an seinem Streitverhalten (das ist übrigens im Rahmen eher konstruktiv finde als destruktiv), noch daran, wie die Ex mit ihm umgeht und er es geschehen lässt.
Die Wohnung ist nicht euer Problem und auch nicht eure Lösung.
Da ich sein Rückzugsverhalten nach Streit eigentlich auch nicht als so problematisch einschätze, bleibt eignetlich nur der Umgang mit der Exfrau. Und da liegt es an ihm, Grenzen zu ziehen. Seine Pläne nicht zu verschieben. Wenn sie lernt, dass er nicht der kostenlose Babysitter ist und sich beide Seiten an Absprachen bezüglich des Sohnes halten müssen, dann wird sie auch nicht mehr damit durchkommen, das Kind nach Lust und Laune zu ihm zu schicken. Ein Strick kann sie ihm daraus bezüglich Jugendamt/Gericht und Umgangszeiten eigentlich nicht drehen. Und da er ein Aufenthaltsbestimmungsrecht hat, bestimmt sie nicht alleine darüber, ob Sohn gmeinsam mit Vater bei dir übernachtet oder nicht. Es geht also darum, ob er bereit ist, seiner Ex mehr Grenzen aufzuzeigen und sich dahingehend ein Rückgrat wachsen zu lassen. Klärt das vorher!
Bist du sicher, dass du ihn heiraten möchtest? Ich würde mir das unter diesen Umständen gut überlegen. Man kann auch in getrennten Wohnungen ohne Trauschein zusammen bleiben.
Ich möchte ihm die Wohnung nicht wegnehmen, sondern dafür sorgen, dass er versteht, dass es unserer Beziehung schadet und nach einer Heirat weiter schaden wird. Ich wünsche mir, dass er ein Bewusstsein dafür entwickelt und nicht aus Angst handelt. Solange er auf diese Wohnung beharrt, werde ich ihn nicht heiraten. Diesen Entschluss habe ich bereits gefasst.