Bibel: Vergebung erst nach Entschuldigung?

15 Antworten

Könntest du dir vorstellen, einem Kinderschänder oder Massenmörder zu verzeihen???

Dieses "denn sie wissen nicht, was sie tun" trifft ja bei weitem, nein: für die Mehrheit der Straftäter eben nicht zu.

Kann ich entschuldigen, dass sie anderen Menschen das Leben nehmen?

"Ent"-schuldigen heißt - ich nehme die Schuld von jemandem. Kann ich das???

Und wenn es mir (respektive einer Gesellschaft) nicht zusteht, einen Menschen zu bestrafen, dann ist es zumindest die Aufgabe eines Staates, seine Mitglieder vor solchen Menschen zu schützen.

xxxBerlinxxx 
Fragesteller
 20.02.2013, 15:32

Oje, das sind je schwere Geschütze. Mir ging es eigentlich nur um einen Streit.

Vergeben kann ich natürlich nur das, was MIR angetan wurde. Wenn andere Leute geschädigt wurden, müssen diese eine Lösung für sich finden.

Du hast natürlich vollkommen recht, dass Strafe sein muss. Auch wenn manche im Vergleich zu den Taten eher niedlich ausfallen:/

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waldfrosch2  21.02.2013, 20:48

Natürlich trifft das auch auf diese zu . Du kannst nicht in deren Herz sehen ,das kann einzig und alleine nur Gott selbst !

Was willst du nun der Richter über einen andern sein ?

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Jesus ist von seinen Jüngern mal gefragt wurde, wie oft man jemandem vergeben muss. Und Jesus antwortete darauf 7 x 70 mal. Damit meinte er immer, zumindest in sehr hohem Maße. Da ist keine Rede davon, dass der andere Mensch sich zuvor zu entschuldigen hat. Ein ales Sprichwort sagt "der Klügere gibt nach". Wenn jeder zuerst auf die Entschuldigung es anderen wartet, wird oft nichts passieren. Geh du die ersten Schritte, sprecht euch aus und dann wirst du an den Worten des anderen zumindest eine versteckte Enschuldigung sehen, auch wenn sie nicht direkt als soche formuliert ist.

Einen Bruder im HERRN kann man sich nicht heraussuchen! Das erste ''Gesetz'' der Liebe ist Demut - wie sonst kann man den Anderen höher achten als sich selbst (Philipper 2,3)? Niemand von uns könnte ein gottgefälliges Leben führen ohne Unterstützung und Begegnung mit anderen Glaubensgeschwistern. Vielleicht auch mit ganz besonderen Geschwistern, die uns möglicherweise noch nicht einmal symphatisch sind? Wir brauchen einander um nicht merkwürdig, gesetzlich, hartherzig, unwissend, verbittert und hochmütig zu werden. Paulus hat oft und immer wieder, öffentlich und in Briefen Gott für seine Geschwister gedankt. Er hat sie geliebt und geschätzt und hatte sie in seinem Herzen. Das war ihm sehr wichtig weil er wusste, daß er das braucht. Wir müssen lernen uns anzunehmen, ein echtes ''Ja'' füreinander zu finden. Auch gerade dann, wenn wir mit der Zeit erkennen, wie sie wirklich sind mit allen Schwächen und Stärken. Römer 15,7: ''Darum nehmt einander an, gleichwie auch Christus uns angenommen hat, zur Ehre Gottes''!). Das ist ein Lernprozess, das ist Liebe und Verantwortung. Wir sollen niemanden verachten (Titus 2,15) und zulassen daß Bitterkeit in unsere Herzen hineinkommt (Epheser 4,31). Darum müssen wir auch vergeben und die Dinge auch offen miteinander besprechen. Gott hat uns auch vergeben! Alles Gute.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – EBTC Internationale Bibelschule Berlin, Autor
xxxBerlinxxx 
Fragesteller
 20.02.2013, 20:30

Okay. Das ist also die Bibel-Seite. Vielen Dank, dass Du die Zitate herausgesucht hast!

Aber nun muss ich unbedingt aus Interesse nachfragen:) Wie handhabst DU das? Nehmen wir an, wir beide streiten uns bis aufs Blut. Ich hole noch ein paar olle Kamellen raus und wir beide sind auf 180. Wie gehts denn dann für Dich weiter? Wenn ich die nächsten Tage drauf beharre, im Recht zu sein und überhaupt alles nur Deine Schuld war - kommt da absolut kein Groll in Dir auf? Machst Du weiter als wäre nichts gewesen?

Genau an DIESEM Punkt bräuchte ich eine Entschuldigung, um wieder ein normales Miteinander zu haben. Du nicht?

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joergbauer  20.02.2013, 21:28
@xxxBerlinxxx

Ja, wenn beide auf ihr Recht beharren oder meinen, der andere ist schuld, dann muss man sich zur Not erstmal aus dem Weg gehen und sich vielleicht mit anderen Gläubigen unterhalten bzw. einen Vermittler suchen. Jeder muss sich dann auch an die eigene Nase fassen, Gott um Hilfe bitten, und sich aussprechen und auch seine eigene Schuld an der Situation sehen und den anderen in seiner Wut verstehen. Danach kann man sich dann die Hand geben, sich in die Augen sehen und sich von Herzen vergeben, sowie aus der ganzen Sache etwas lernen.

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Es ist eine Grundforderung der christlichen Lehre, Vergebung auch dann zu gewähren, wenn sich jemand nicht explizit darum bemüht. Daß es eine Grundforderung ist, heißt aber nicht, daß Du so viel seelische Kraft haben MUSST, das überall und immer zu können. Es gibt sicher viele schwere Konflikte oder Erfahrungen, in denen einem Menschen nicht möglich ist, zu vergeben, auch wenn er Christ ist und es gerne möchte. Eine Grundforderung ist kein Gesetz, man sündigt nicht, wenn man sie nicht erfüllen KANN. Ein Christ soll sich bemühen, verstehen und vergeben zu können. Ein Christ wird sich auch darum bemühen. Aber keiner muß verzweifeln, wenn er es nicht kann. Denn Gott sieht in das Herz hinein und weiß, daß einem manche Dinge nicht möglich sind oder daß man viel mehr Zeit braucht, um sie möglich zu machen. Jeder Christ kann darum beten, verzeihen zu können und tut es auch, z. B. im Vater Unser, das ein Grundgebet ist: "... und vergib uns unsere Schuld wie auch wir vergeben unseren Schuldigern." Wem das nicht möglich ist, der kann auch dabei denken "... wie auch wir vergeben lernen mögen unseren Schuldigern."

Das hat übrigens nichts mit Sturheit zu tun und nichts mit "Ausnützenlassen". Es hat mit der Entwicklung von Mitgefühl zu tun, mit der Vorstellung, daß Gott von Haus aus jeden Menschen liebt, auch den, der mir Gewalt antut. Er ist - auch wenn mir das nicht gefällt - ein Mensch wie ich, auch wenn er Böses tut. Wenn ich akzeptiere, daß Gott mich liebt, akzeptiere ich auch, daß Gott alle anderen Menschen liebt, auch die, die Böses tun. Gott freut sich sicher nicht, daß jemand mir etwas antut. Aber er sieht auch in das Herz des anderen Menschen hinein und erkennt die Tragik zwischen den Menschen aus einer Perspektive, in die wir nicht hineinsehen können. Deshalb überlassen Christen das Richten nach Möglichkeit auch Gott - und ich meine nicht die weltlichen Gerichte, die sich um die Straftäter und die Gerechtigkeit kümmern. Das endgültige Urteil über einen Menschen gebührt Gott allein, weil wir die Menschen nicht so sehen können wie er. Gruß, q.

xxxBerlinxxx 
Fragesteller
 21.02.2013, 07:56

Herzlichen Dank. Sehr bodenständig und lebensnah!

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quopiam  22.02.2013, 11:02
@xxxBerlinxxx

Danke für Dein Lob, aber das muß ich weiterreichen: Ich denke, Jesus war bereits bodenständig und lebensnah. ;-)) Schönen Tag noch, q.

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Gott hat in seinem Wort genau festgelegt, was er von einem Sünder erwartet, bevor ihm die Sünden vergeben werden. Der Missetäter muss

  • seine Sünde ohne Umschweife zugeben (Psalm 35:2)
  • zutiefst bereuen
  • Entschlossenheit zeigen, die verkehrte Handlung nicht zu wiederholen
  • alles ihm mögliche unternehmen, um den Schaden wieder gut zu machen
  • Gott auf der Grundlage des Loskaufsopfers Jesu Christi um Vergebung bitten (Epheser 1:7).

Christen sind verpflichtet zu vergeben, ganz gleich wie oft jemand gegen sie gesündigt hat. Luk 17:3, 4 sagt:

3Gebt acht auf euch selbst. Wenn dein Bruder eine Sünde begeht, so erteile ihm einen Verweis, und wenn er bereut, so vergib ihm.4Auch wenn er siebenmal am Tag gegen dich sündigt, und er kommt siebenmal zu dir zurück und sagt: ‚Ich bereue‘, sollst du ihm vergeben.“

Jesus zeigt im "Vater unser" , dass von unserer Bereitschaft einem reuigen Sünder zu vergeben abhängt, ob Gott uns unsere Sünden vergibt. laut Matthäus 6:9-15:

Ihr sollt daher auf folgende Weise beten:

,Unser Vater in den Himmeln, dein Name werde geheiligt.10Dein Königreich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auch auf der Erde.11Gib uns heute unser Brot für diesen Tag;12und vergib uns unsere Schulden, wie auch wir unseren Schuldnern vergeben haben.13Und bringe uns nicht in Versuchung, sondern befreie uns von dem, der böse ist.‘

14Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben;15wenn ihr aber den Menschen ihre Verfehlungen nicht vergebt, wird euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.

Andererseits wird von Christen nicht verlangt, daß sie Personen vergeben, die böswillig und absichtlich Sünde treiben und nicht bereuen. Dazu erklärt Hebräer 10:26:

26Denn wenn wir willentlich Sünde treiben, nachdem wir die genaue Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, so bleibt kein Schlachtopfer für Sünden mehr übrig.