Bestatter werden wie ist das?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Moin,

mit Deinem Alter hast Du schon einmal eine gute Voraussetzung - Bestatter bilden lieber "reifere" junge Leute aus, die dann auch schon ein wenig mehr Lebenserfahrung haben....

Zum Berufsbild gehört:

  • Abholung der Verstorbenen am Sterbeort (Wohnung/Krankenhaus) oder aus der Rechtsmedizin - das heißt schon einmal - schwere körperliche Arbeit
  • Bestattungsberatung mit den Angehörigen - sehr anspruchsvolle psychische UND Verkaufsarbeit (wie soll bestattet werden, wo, mit welchen Ritualen etc., Verkauf der passenden Handelswaren (Sarg, Urne, Trauerkarten, ggf. Blumen u.ä.m) und der Dienstleistungen (die eigenen z.B. Kondolenzdienst, Dekoration der Trauerhalle sowie möglicherweise Redner, Musiker, Traueranzeigen in Zeitungen...))
  • hygienische Grundversorgung (säubern - z.B. von Ausscheidungen, reinigen und verschließen SÄMTLICHER Körperöffnungen - Nase, Ohren, Mund (wird zugenäht), After, Scheide und Harnröhre bei Frauen werden tamponiert, Penis abgebunden - einsetzen von Augenschalen (damit diese beim Austrocknen nicht einfallen)), ggf. tanatopraktische Maßnahmen wie Gesichtsrekonstruktion nach Unfällen und bekleiden mit Talar oder eigener Kleidung (wenn noch möglich - bei Unfallopfern nicht generell gegeben),
  • herrichten des Sarges - also auskleiden mit Sargausschlag, anbringen der Griffe und Verschlüsse
  • einbetten in den Sarg
  • Transport desselben zum Friedhof oder Krematorium
  • auf dem Friedhof ggf. Grabmacherarbeiten - öffnen der Gruft (bei Erdbestattung auch schon mal mit dem Spaten oder einem Kleinbagger, abstützen der Seitenwände etc.), senken von Sarg oder Urne, schließen der Gruft
  • vorher bzw. parallel: Todesanzeige bei den Meldebehörden, einholen der Bestattungsgenehmigung, je nach dem, wie weit der Service reicht - abmelden von Renten, Krankenkasse, Zeitungsabos etc.
  • nach der Beisetzung ansprechen der Angehörigen auf Danksagungskarten
  • Abrechnung des Trauerfallauftrages und falls nötig (sehr selten) Einleitung gerichtlicher Schritte, wenn nicht gezahlt wird
  • außerhalb dieses ganzen Kapitels gehört dazu natürlich auch die Beratung zu Lebzeiten, wenn jemand für sich selbst die Bestattung schon regeln will (Bestattungsvorsorgevertrag) einschließlich der Beratung zur Finanzierung desselben und ggf. der Abschluß einer Sterbegeldversicherung

Die beruflichen Anforderungen sind besonders in Kleinstädten/Dörfern besonders breit gefächert. In Großstädten gibt es auch Bestattungsfuhrunternehmen und ähnliche Dienstleister, die den Part "direkte Arbeit am/mit dem Verstorbenen und dem Sarg", sowie das Gruften anbieten, so daß der Bestatter dann "nur" die Beratungs- und Organisationsaufgaben sowie alles rund um die Trauerfeierlichkeiten übernimmt.

Paß also auf, daß Du beim Praktikum ALLE Facetten des Berufes erlebst....

Wie Du dann mit allem umgehst, ob Du Albträume bekommst oder es "gut wegsteckst", liegt ganz maßgeblich daran, wie weit Du in der Lage bist, zu realisieren, daß es nicht DEIN Angehöriger ist, um den es geht - Hinterbliebene wollen gar nicht, daß Du mit ihnen mittrauerst - wäre auch unglaubwürdig - sie möchten freundlich und kompetent beraten sowie nicht "über'n Tisch gezogen" werden - bekommst Du das hin, sind sie Dir regelrecht dankbar und es kommt vor, daß sie Dich noch wegen Deiner schweren Arbeit bedauern, obwohl sie gerade den Trauerfall haben....

Viel Erfolg!

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
FlorianLeon97 
Fragesteller
 23.09.2019, 17:34

Vielen Dank für die umfangreiche Antwort, ich bin sowieso ein ehr weniger emphatischer Mensch, sprich ich trauere auch nicht mit anderen wirklich mit, sehe das alles sehr neutral und ehr abgeklärt. Ich suche sowieso einen facettenreichen Job der nicht so schnell langweilig wird. Bin mit der Kirche und den Bräuchen vertraut. Weiß jetzt natürlich noch nicht wie man darauf reagiert, in wie weit einem das doch nachgeht. Ich wohne in einem kleinen Ort in dem jeder jeden kennt, kann auch gut mit fremden und baue schnell eine Vertrauensbasis auf.

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Frage doch einfach mal bei einem Bestattungsunternehmen nach, ob du nicht ein Praktikum machen kannst. Vielleicht beantwortet dies einige deiner Fragen. Außerdem werden die Angestellten des Unternehmens dir sicherlich mehr Auskunft geben können.

FlorianLeon97 
Fragesteller
 21.09.2019, 01:02

Ja nach dem Tod meines Opas bin ich das erste Mal damit in Berührung gekommen, hab auch schon mit einem Bestatter geredet. Aber ist schließlich kein alltäglicher Beruf, sodass man gerne mehr Meinungen hören will. Ein Praktikum will ich schon machen, einfach um zu sehen ob man für so einen Beruf geeignet ist.

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mondfaenger  21.09.2019, 01:06
@FlorianLeon97

Nach dem Praktikum wirst du mehr wissen! Es ist kein Beruf wie jeder andere, darum sollte man sich genau prüfen, ob man dazu in der Lage ist. Ich selbst könnte es nicht, aber alle Leute, die das können, haben meine vollste Hochachtung!

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Man darf es nicht an sich ranlassen, ich persönlich kann damit umgehen beschäftige mich aber auch nicht mit dem Umständen. Ich amache meinen Job.

Es ist ein toller und abwechslungsreicher Beruf. Der immer wieder hohes Maß an Konzentration benötigt, z.b beim nähen etc.

Aber alles in allem kann ixj diesen Beruf denjenigen die die Umstände etc abschalten können empfehlen. Das mag herzlos klingeln, i know aber so ist nun mal die Wahrheit.

Du wirst echt mit Dingen konfrontiert die kein Mensch sehen möchte..

Bist du psychisch stark genug?

FlorianLeon97 
Fragesteller
 21.09.2019, 01:05

Das ist mir bewusst, ich denke die Frage kann man erst nach einem Praktikum final beantworten. Mir geht es auch darum Leute bei der Trauer zu begleiten, ist denke ich mein Ding, mache ich auch heute schon im Freundeskreis und mir macht es Freude wenn ich anderen zur Seite stehen kann.

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FlorianLeon97 
Fragesteller
 21.09.2019, 01:12
@mondfaenger

Ich war auch schon in Ausstellungen wie Körperwelten, klar ist das am Anfang komisch aber man gewöhnt sich schnell daran. Bin auch ein sehr kreativer Mensch der eine gewisse Liebe zum morbidem pflegt. Ich denke die größte Überwindung werden Ausflüsse sein

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FlorianLeon97 
Fragesteller
 21.09.2019, 01:15
@Gedankenpolizei

Das ist mir schon klar, aber ich denke das ist der Punkt der die meiste Überwindung kosten wird. Aber vermutlich wird es mit jedem Mal besser.

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mrbart  21.09.2019, 01:16
@Gedankenpolizei

Wie entleeren? Und wie kommt es das schonmal eine person lebendig außversehen begraben worden ist? Das Check ich nicht

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FlorianLeon97 
Fragesteller
 21.09.2019, 01:20
@Gedankenpolizei

Na das denk ich ja auch und was ich so aus dem Bekanntenkreis gehört habe, haben die sich schnell dran gewöhnt.

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Gedankenpolizei  21.09.2019, 01:23
@mrbart

Deutsch gesprochen: Man pinkelt und kotet noch einmal nach dem Tod.

Eine zweite Leichenschau verhindert deine Horrorvision des "lebendig begraben" werdens, wenn man dann den Grad der Verwesung sieht.

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SacreVacheSacre  21.09.2019, 03:06
@Gedankenpolizei

Um es nochmal ganz korrekt zu sagen: Alle Muskeln des Körpers entspannen sich (es gibt schließlich keine Signale mehr, die den Muskeln sagen, dass sie sich anspannen sollen), dadurch kann alles frei rausfließen

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DerPJ2112  19.03.2020, 10:46

Also ich arbeite als bestatter und würde das so nicht sehen, es kommt drauf an ob ihr Polizeidienst fahrt oder nicht aber alles in allem ist es absolut nicht schlimm

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