Was darf man beim Bestatter Praktikum alles mit 15 machen?

1 Antwort

Ich BIN Bestatterin von Beruf und vielleicht kann ich Dir ja helfen.

Wenn Du ein gutes Praktikum bei einem Bestatter machen möchtest, dann suche Dir einen, der möglichst viele Leistungen selber anbietet. das heißt, ein Bestatter mit eigenen Fahrzeugen, Aufbahrungsräumen, vielleicht auch einer eigenen Trauerhalle und wirklich qualifizierten Mitarbeitern. Achte auf das Fachzeichen des Bestatterverbandes. Am besten sollte das Unternehmen auch noch ISO-zertifiziert sein und von einem Bestattermeister/ einer Bestattermeisterin geführt, dann hast Du die Gewissheit, dass dort ordentlich gearbeitet wird. Denn leider gibt es in unserer Branche eine ganze Menge Unternehmen, in denen nicht einer der  dort Arbeitenden den Beruf auch wirklich gelernt hat und dementsprechend ist mancherorts leider auch die Qualität der Arbeit. Sicherlich gibt es auch Quereinsteiger, die einen guten Job machen. Doch die sind leider die Ausnahme.

In einem gut geführten Bestattungshaus macht ein Praktikum durchaus Sinn, will man den Beruf kennen lernen. Vor allem, wenn man in viele Teilbereiche "reinschnuppern" kann und sich ein Bild davon machen will, ob man diesen Beruf einmal anstreben soll oder nicht.

Landet man bei einem Bestatter, der selber keine Überführungen von Verstorbenen durchführt, sondern damit einen externen Unternehmer beauftragt, fällt dieser Bereich schon einmal komplett weg. Mit Verstorbenen hat man dann so gut wie gar nichts zu tun.

Ist es dann auch noch ein recht kleines Unternehmen, kann es durchaus sein, dass man in den 2-3 Wochen eines Praktikums vielleicht nur 2 Beerdigungen/ Trauerfeiern miterlebt und das auch sonst nicht viel los ist. Und wenn der Bestatter dann auch noch den Trauerdruck und die Gestaltung der Zeitungsanzeigen nicht selber macht, dann fällt auch noch dieser recht interessante Teil weg und es bleibt nicht mehr viel, außer dem Bürokram und der Verwaltung von Sterbefällen.

Wir haben im Laufe eines Jahres immer wieder mal Praktikanten. Auch Schülerpraktikanten. Meist sind sie um die 16 Jahre alt und momentan überwiegend weiblich. Scheint recht angesagt zu sein, bei einem Bestatter arbeiten zu wollen. Obwohl ich an dieser Stelle warnen möchte: Viele Firmen stellen Lehrlinge ein, ohne die Absicht zu haben, diese einmal zu übernehmen. Lieber nehmen sie den nächsten Lehrling als billige Arbeitskraft, ist der alte Lehrling mit der Ausbildung fertig. Und dann stellen viele Bestattungsfachkräfte mitunter fest, dass sie zwar nun eine Ausbildung haben, es aber nicht einfach ist, eine geeignete Stelle für eine Festanstellung zu finden, weil es da nicht so viele freie Stellen gibt, wie es fertige Bestattungsfachkräfte gibt. In der Berufsschulklasse unseres Sohnes wurden nur ein einstelliger Prozentsatz der Schüler in den Betrieben übernommen. Der Restt orientiert sich mittlerweile um oder hat noch nichts neues gefunden.

Unsere Praktikanten werden behutsam an Verstorbene herangeführt. Das heißt, sie dürfen z.B. bei der hygienischen Grundversorgung Verstorbener zugucken, wenn sie das möchten. Haben aber die Möglichkeit jederzeit aus dem Hygieneraum rausgehen zu können, wenn das zu hart für sie ist. Je nachdem, wie der Praktikant drauf ist, darf er im Laufe der Wochen auch mal assistieren, bei Überführungen mitfahren und auch richtig mitarbeiten - wenn er das denn mental kann. Ansonsten gibt es eine Menge Dinge, die er bei uns im Haus kennenlernt - die notwendigen Behördengänge, die Verwaltung von Sterbefällen, Organisation und Gestaltung von Trauerfeiern und Begräbnissen. Er oder sie darf mit auf die Friedhöfe, in die Kirchen, zum Krematorium, oder auch mal etwas bei Kunden abgeben. Unsere Praktikanten bekommen einen Einblick in viele Bereiche unseres Berufes - allerdings haben sie kaum wirklich direkten Kundenkontakt - außer vielleicht bei Trauerfeiern, wenn sie an der Garderobe helfen. Doch direkten Kundenkontakt versuchen wir zu vermeiden, weil das einen Praktikanten doch schnell überfordern könnte, wenn es Fragen gibt und wir natürlich auch nicht möchten, dass Angehörige irgendwelche unqualifizierten Falschinformationen bekommen, die ein Praktikant gar nicht wissen kann.

Wir gucken uns mögliche Praktikanten immer sehr genau an. Labilen, unsicheren oder zu sensiblen jungen Menschen raten wir ab und würden sie auch nicht nehmen. Das gleiche gilt für optisch zu extreme Jugendliche, die speziell unsere ältere Klientel nur verschrecken würde. Nasenringe, Halstattoos, Grufti- oder Punkaufmachung, etc. passen nicht zu unserem Haus und fallen damit auch durchs Raster. Ein junger Mensch muss schon ein sehr gefestigten Eindruck auf uns machen, dass wir ihm zutrauen, bei uns zu arbeiten. Denn auch der Anblick eines ganz normalen, friedlich verstorbenen kann sensiblere Gemüte schwer erschüttern.

Wow! Danke für die ausführliche Antwort :) ich werde mich mal in meiner Stadt  umsehen und auf die Kriterien achten.  Ich werde persönlich vorbei gehen und nachfragen ob ein Praktikum möglich ist.

Vielen Dank! 

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