Berufe für Autisten?
Hallo zusammen,
ich frage in diesem Falle mal für einen guten Freund von mir.
Er ist 22 Jahre halt, Autist und im Moment arbeitslos. Allerdings hat er es so allmählich satt und möchte endlich mal arbeiten gehen. Nun hat er neben dem Autismus aber noch einige andere Probleme, welche es ihm schwer machen einen geeigneten Beruf zu finden.
Bspw. besitzt er keinen Schulabschluss..
Andere Gründe kann ich auf Nachfrage gerne nennen.
Er liebt Musik, ist sprachlich sehr gut begabt und zockt auch gerne am PC. Er hat auch schon ein wenig eigene Musik gemacht.. nur hatte er damit nie einen Durchbruch. Auch hat er es mit Streamen versucht, kam damit aber auch nicht weiter.
Ich möchte ihm gerne helfen. Finde aber nichts Gescheites im Internet... Bei ihm hatte ich zum Beispiel an den Beruf Übersetzer gedacht. Allerdings bin ich mir unsicher, wie er da als Quereinsteiger rein kommen soll.. und vor allem wo.
Könnt ihr mir helfen? Habt ihr Ideen was da möglich wäre?
Dass er einen Abschluss nachholen kann, hab ich auch bedacht. Aber ich weiß nicht inwieweit, dass seine (finanzielle) Situation zulässt.
Liebe Grüße
5 Antworten
Eine Ausbildung im geschützen Rahmen könnte ihm vielleicht helfen. Ich selbst mache eine solche Ausbildung, da ich psychische Probleme habe und auf dem ersten Arbeitsmarkt nicht ausbildungsfähig bin.
Wie ich darauf komme? In dem BerufsBildungsWerk in welchem ich bin, gibt es auch viele Autisten. Hier könnte er falls er noch nicht weiß, was er machen will und vor allem auch kann, auch eine Berufsfindung und Berufsvorbereitung machen. Ich meine es gibt auch die Möglichkeit einen Schulabschluss nachzuholen.
Ist denke ich eine gute Sache und vor allem weitaus toleranter als auf dem ersten Arbeitsmarkt in dem es im Grunde nach dem Friss-oder-Stirb-Prinzip läuft.
Aus welchem Bundesland kommt ihr den? Erkundigt euch doch mal ob es sowas bei euch in der Region auch gibt. Wobei da wo ich bin, sind Leute aus ganz Deutschland.
Es muss aber auch gesagt sein, dass es jetzt nicht unbedingt leichter ist. Es ist eine andere Form der Ausbildung die je nach Bereich wohl nicht ganz dem normalen Rahmen entspricht und kann später dann auf dem ersten Arbeitsmarkt zu Schwierigkeiten führen. Allerdings sind es richtige und auch anerkannte Ausbildungen und nicht weniger wert. Hinzu kommt eben, dass man je nach seiner Problematik eben auch Unterstützung bekommt, das fällt auf dem ersten Markt oft komplett weg.
Was er mitbringen muss ist halt vor allem ein WIlle es auch tatsächlich durchzuziehen. Er muss mitziehen... aber wie so oft schon gesagt, weitaus toleranter als auf dem ersten Arbeitsmarkt, wo es bei der kleinsten Verfehlung schon oft Game Over heißt.
Warum den nicht? Autisten sind häufig extrem intelligente Menschen die über ihre eigene Füße stolpern und mit Unterstützung und dem Willen dazu, können sie es weit bringen im Leben.
Auf der anderen Seite will ich auch nicht alle über einen Kamm scheren... für gewöhnlich sind mir Autisten vor allem als sozialinkompetente Menschen bekannt ob das aber auf alle zutrifft weiß ich nicht. Ist im übrigen auch nicht böse oder negativ gemeint. Sie haben halt sehr häufig Probleme insbesondere im Umgang mit anderen Menschen. WIe gesagt... sind so einige da wo auch ich bin. Zwar sind wir alle ziemlich schräge Vögel, aber sie stechen dadurch nocheinmal extra raus ^^
Solche Sachen gibt es auch für Menschen mit geistigen Einschränkungen. Also nicht nur psychisch... Ich weiß nicht inwiefern Autismus jetzt in welchen Bereich fällt... ist ja auch eine große Bandbreite.
Er hat nebenbei auch gesundheitliche Probleme mit bspw. dem Rücken. Da er weder einen Führerschein hat noch so gerne mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fährt, bereitet ihm der Weg dort hin eben Sorgen.
Er sagt, es würde ihn niemanden dort hin bringen, er könne sich nicht überwinden mit den Öffis zu fahren und er hat Angst aufgrund des Schwindels schon auf dem Wege umzukippen.
Am liebsten wäre ihm deshalb Heimarbeit. Obwohl er andererseits auch sagt, sein Traum ist es selbstständiger Unternehmer zu sein.
Naja... auch wenn es oft heißt, die Welt stünde einem offen. Ist es meist ganz anders.
Wie gesagt das ist nur ein Vorschlag und man kann immer Gründe finden, warum man es nicht tun will, aber dann ist die Frage will man oder will man nicht oder will man den überhaupt? Ich wohne dort vor Ort in einer vom BBW bereitgestellten Wohnung. Es gibt hier bspw. Intenatunterbringung, AußenWohnGruppen, oder Einzelwohnungen mit absteigender Reihenfolge, was Betreuung und Unterstützungsbedarf angeht. Es gibt hier bspw. auch schwerbehinderte Menschen. Rollstuhlfahrer, Leute mit Muskelschwäche, Leute mit nur einem Bein usw. und was halt nicht geht, das geht nicht und da wird eine Lösung gefunden.
Es ist halt nicht so, dass man da einfach hingehen kann und sagt, hier bin ich und let's go. Das wird vom Arbeitsamt gezahlt.
Daher wäre der erste Schritt generell mal zum Arbeitsamt zu gehen und mal in der RehaAbteilung sich beraten zu lassen und zu schauen, was man machen kann und was überhaupt möglich ist.
Man kann es auch ganz bleiben lassen, aber dann wird halt auch wohl oder übel alles so bleiben wie es ist. So hart es auch klingt, es ist die Realität, kein Hahn kräht nach mir, dir, ihm oder sonst wem, der sich nicht auch anstrengt und leistet.
Ich wäre der Letzte der jetzt urteilt, aber er muss es selbst wissen. Seine Zufriedenheit wird es nicht steigern, wenn er auf Dauer arbeitslos bleibt. Im Endeffekt wird er noch depressiv falls er es nicht schon ist.
Man muss klein anfangen und kann nicht gleich nach der Krone greifen.
Vom Tellerwäscher zum Millionär ist ein weiter Weg ^^
Viel Glück und Erfolg für ihn ;)
In den meisten Berufsbildungswerken gibt es auch die Möglichkeit, direkt vor Ort zu wohnen.
Dies gibt es auch in verschiedenen Unterstützungsstufen - von der HZE-Gruppe, bei der fast 24/7 mindestens ein Betreuer da ist, über "normale" Internatswohngruppen, wo diese Betreuer nur Nachmittags da sind, bis hin zu selbstständigen Wohngruppen, bei denen nur ab und zu jemand vorbeischaut. Es gibt dort viele Berufe, die auch gut für Autisten geeignet sind. Und das ist nicht immer die Tätigkeit des Programmierers.
Auch die Tätigkeit eines Elektronikers für Geräte und Systeme könnte z.B. für ihn passen.
Für diesen Beruf habe ich mich entschieden (bin auch aktuell in einem BBW, und ebenfalls Autist) und bin mit der Entscheidung ziemlich zufrieden. Das Feld, auf das man sich spezialisieren kann, ist ziemlich weit, man kann aber auch ziemlich in die Tiefe gehen.
Außerdem hat man meist einen geregelten Tagesablauf (kommt auf die Firma an, in manchen Produktionsstätten wird auch im Schichtbetrieb gearbeitet) und mit Abschluss der Ausbildung verdient man auch nicht schlecht. (Man startet mit einem Monatsgehalt von etwa 2,400€)
Es ist auch möglich, ganz für sich, d.h. ohne oder mit minimalen Kunden-/Mitarbeiterkontakt zu arbeiten, z.B. wenn man in der Produktion die Platinen auf Fehler überprüft und diese Platinen korrigiert.
Elektronikers für Geräte und Systeme
Für diesen Beruf habe ich mich entschieden
Guten Tag Her Kollege xD
Ach auch EGS'ler?
P.S. Das mit "Zahlt die Arbeitsagentur" stimmt nicht ganz. Ich bin z.B. in einer Internatsform, die von 2 Kostenträgern getragen wird, der Arbeitsagentur (für Ausbildung) und bis zu meinem 21. Geburtstag das Jugendamt(Wohnen), bzw. übernimmt diese Aufgabe seitdem der Bezirk.
Wie wird das eigentlich bei euch in der Cov19-Zeit gehandhabt?
Bei uns sind seit etwa 5 Wochen die Ausbildung und die Wohngruppen geschlossen und wir werden daheim unterrichtet - bis auf wenige Ausnahmen. Ich bin z.B. seit 1 Woche wieder auf der Gruppe, weil mir daheim einfach die Struktur gefehlt hat. (Und bin total froh darüber, dass unsere Gruppe trotzdem offen hat)
Kenn ich und ja, auch EGSler 2. Ausbildungsjahr :3
Also bei mir war es von Anfang an nur das Arbeitsamt. Kommt aber denke ich auch auf den Einzelfall an. Es gibt auch Leute bei denen ist es glaube ich sogar die Rentenkasse, Jugendamt oder Krankenkasse...
Ich sitze jetzt seit ca. fünf Wochen zu Hause und es wird versucht die Ausbildung online weiterzuführen. In den ersten zwei Wochen hat das im Grunde gar nicht funktioniert. Und ganz rund geht es noch immer nicht... also ist nicht so optimal mit dem Corona :l aber naja, ist wie es ist... Bei uns geht es möglicherweise in der zweiten MaiWoche weiter... aber alles noch unklar.
Ich könnte zurück in meine Wohngruppe... aber ob ich da überhaupt arbeiten könnte ist unklar. Für Online brauch man Internet und ob das mittlerweile in meiner AWG läuft ist auch unklar.
Ich muss mich Gott sei Dank nicht so stark mit MS Teams rumschlagen, sondern konnte mein Praktikum 3 Wochen früher anfangen, da die Theorieprüfung ja ins Wasser gefallen ist.
Jetzt bin ich seit ca. 5 Wochen bei einem 1-Mann-Betrieb, der von Leiterplattenlayout über Bestückung bis hin zum Testen, Ausliefern und Reparieren der Leiterplatten alles selbst macht(ausgenommen der Leiterplattenherstellung).
Dort habe ich das erste Mal eine SMD-Bestückungsanlage gesehen und Betrieben, das erste Mal einen Reflow-Ofen betrieben und auch das erste Mal eine Lötwelle betrieben.
Das macht man ja kaum in der Ausbildung im BBW, da die Stückzahlen der hergestellten Leiterplatten für die Anschaffung dieser Geräte viel zu gering sind.
Wir haben auch in der Ausbildungswerkstatt meistens auf Lochrasterplatinen (EC320) gearbeitet.
In welchem BBW bist du eigentlich?
Ich bin im BBW Waldwinkel.
Ich hatte noch kein Praktika und es wird interessant wie das jetzt überhaupt laufen soll... weil bei uns ist die Zwischenprüfung durch Corona halbwegs verschoben worden. Neuer Termin fällt in diese Praktikaphase, aber wir konnten uns noch nicht einmal mit dem Thema Praktikum auseinandersetzen. Wird noch... interessant.
Also bei uns ist es halt wie in der Schule. Wir haben praktischen und theoretischen Unterricht. im Grunde so 2/5 Praxis, 2/5 Theorie und 1/5 Berufschule bzw. Allgemeinbildung. Ich hatte auch mal eine reguläre Ausbildung in einem anderen Bereich angefangen, aber meine Psyche hat das nicht mitgemacht. Weil bei mir ist es nicht Autismus sondern mehrere psychische Leiden die eine Ausbildung auf dem ersten Arbeitsmarkt im Grunde unmöglich macht. Auch im geschützten Rahmen läuft es alles andere als gut für mich, aber es ist einfach weitaus toleranter und es gibt weitaus mehr Unterstützung.
Naja, aber ich hör mal auf hier die Antwort und Frage mit meinem Mist zu unterwandern ':D
Also ich glaube wenn er vielleicht ein bisschen an seinem Abschluss arbeitet oder vielleicht sogar eine gute Noten in Mathematik hat und sehr gutes logisches Denken hat viel Erfahrung am PC hat könnte er als Programmierer arbeiten dort hat er nicht viel mit Menschen zu tun und kann in deiner eigenen Welt sein natürlich muss man auf seine Chefs hören aber trotzdem ist der Beruf sehr gut geeignet für Menschen die eher Rückzug brauchen aber trotzdem klug sind, im besten Fall kann er es sogar selbst lernen ohne eine Ausbildung er kann seine eigene Programme erstellen und die verkaufen
Bei ihm hatte ich zum Beispiel an den Beruf Übersetzer gedacht.
Bspw. besitzt er keinen Schulabschluss..
Dolmetscher und Übersetzer haben üblicherweise ein abgeschlossenes Studium. Ohne Schulabschluss, ohne Ausbildung ist es schon für einen "gesunden" schwierig Fuß zu fassen.
Er sollte an seiner Schulbildung weiter arbeiten und sich eine Lehrstelle suchen. Geeignet kann grundsätzlich alles sein. Autist ist nicht gleich Autist. Jeder hat andere Probleme in anderen Bereichen und anderen Intensitäten.
Es wäre auch sinnvoll zu überprüfen in wie weit er auf dem 1. Arbeitsmarkt überhaupt bestehen kann oder ob eine Tageseinrichtung oder ein Berufsbildungswerk besser wäre.
Ich könnte mir gut vorstellen, dass er im Bereich Programmierung oder ähnliches arbeiten könnte. Seinen Schulabschluss kann er auch über einen Fernkurs nachholen. Das dürfte in seinem Fall sogar gefördert werden
Vielleicht im Technikbereich? Vielleicht könnte es sich mal über Berufe dort informieren und dann einfach mal anfragen verschicken für ein Praktikum.
Da er technisch affin zu sein scheint und man bei solchen berufen meist eher wenig mit Mitmenschen interagieren muss.
Vielen Dank für deine Antwort.
Ich habe mal eben bei uns nachgeschaut und es gibt tatsächlich so ein Werk in der Nähe, welche auch Arbeitserpobungen anbieten.
Leider ist er der Meinung, dass er das meiste nicht schaffen würde..