Bald Geschwindigkeitsbegrenzung auf deutschen Autobahnen?

Das Ergebnis basiert auf 26 Abstimmungen

Richtig beschissen 69%
Endlich 27%
Ist mir egal 4%

9 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Richtig beschissen

Es gibt KEINE einzige sinnvolle Begründung für ein TL! Es gibt aber hunderte dagegen

Ich habe schon in einigen Fragen hier dazu Stellung genommen, kopiere meine Antwort mit vielen Argumenten nochmal hier rein:

Diese Phantomdebatte gibt es seit weit über 40 Jahren. Damals gab es kein Argument für ein TL und heute in Zeiten modernster Fahrzeuge erst recht nicht mehr. Für ein TL spricht rein gar nichts! Befürworter bedienen sich allesamt populistischer "Argumente" die keiner Prüfung stand halten.Gegen ein TL spricht alles was man sich nur vorstellen kann: hier eine kleine Auswahl:

vorweg zum Thema Klimaschutz: ein Tempolimit von 130 km/h würde 0,1 % - 0,2 % weniger CO2 in Deutschland produzieren. Ein Wert, der also kaum messbar ist! Die Ökolobby spricht immer von 1 bis 2 Millionen Tonnen CO2 und hofft dass sich das nach sehr viel anhört und möglichst wenige das hinterfragen – und genau diese 1 bis 2 Millionen Tonnen, das sind eben nur 0,1 – 0,2 % da unser Gesamtausstoß bei über 800 Millionen Tonnen liegt.

Hierbei ist noch nicht berücksichtigt, dass sich dann der Einspareffekt sogar umkehren könnte: es könnte nämlich so kommen wie in den USA: wenn ohnehin nicht mehr schnell gefahren werden darf, dann ist der Spritverbrauch beim Fahrzeugkauf vollkommen egal. Denn heute schauen viele dass das Fahrzeug einigermaßen sparsam fährt um sich auch hohe Geschwindigkeiten leisten zu können. Bei langsamem Fahren verbraucht man ohnehin weniger also werden Spritfresser zunehmend attraktiv. Zudem könnte dann mehr auf Inlandsflüge ausgewichen werden.

Nun aber zum Wesentlichen:

·        die Freiheit selbst die Geschwindigkeit zu entscheiden führt nicht nur zu mehr Zufriedenheit der einzelnen Fahrer sondern auch zu mehr Sicherheit - klingt vielleicht auf den ersten Blick paradox, ist aber so: dadurch dass jeder - z. B. beim Spurwechsel - mit anderen Geschwindigkeiten rechnen muss, erfordert dies viel mehr Aufmerksamkeit beim Fahren. Die Konzentration muss viel höher sein selbst bei denen die langsamer fahren weil sie mit schnelleren Teilnehmern rechnen müssen. Dass wir mit hohen Geschwindigkeiten umzugehen erlernen müssen, trägt maßgeblich zur Sicherheit im gesamten Straßenverkehr teil. Dies beginnt schon bei der notwendigen besseren Fahrschulausbildung.

 

·        Ein TL würde ein eintöniges und somit ermüdendes Fahren ergeben – zu Lasten der Sicherheit; zudem wird schon instinktiv viel öfter auf den Tacho geschaut, somit der Blick von der Straße genommen um nicht geblitzt zu werden - wieder zu Lasten der Sicherheit

·        unsere persönliche Freiheit

·        hochentwickelte Automobiltechnik kann auch genutzt werden und steht nicht nur auf dem Papier

·        die Motoren der Fahrzeuge können freigefahren werden (wenn sie nie gefordert werden, bilden sich Ablagerungen, was zu mehr Spritverbrauch und weniger Leistung führt)

·        Autohersteller würden ganz sicher anfangen zu sparen, wenn es nicht mehr notwendig ist Motoren und Materialien zu verwenden, die hohen Geschwindigkeiten standhalten - diese verminderte Qualität würden am Ende ALLE (also auch die die aktuell nur 120 km/h fahren) bemerken in der Lebensdauer und vorzeitigen Verschleißanfälligkeit der Fahrzeuge.

·        schau Dir limitierte Länder an: z. B. Belgien (2,65 Tote pro 1 Mrd Autobahnkilometer), Italien (3,84), USA (3,57), Frankreich (1,98) und sehr viele andere - alle haben eine schlechtere Unfallstatistik auf Autobahnen - und das bei weniger Verkehr! Dies belegt ebenfalls dass Deutschland (1,75) hier richtig liegt. (Quelle IRTAD).

·        98 % der Unfälle passieren bei Ausgangsgeschwindigkeiten von unter 100 km/h.

·        Von 409 Verkehrstoten (glaube Stand 2017) auf Autobahnen waren 189 in limitierten Bereichen, also mehr als 46 %. Es sind aber nur ca. 30 % limitiert. Das heißt, obwohl bei temporären Limitierungen, wie bei uns, der Ermüdungs-/Eintönigkeitseffekt bei weitem nicht so auftritt wie bei einem generellen TL, geschehen in limitierten Bereichen mehr Unfälle. Und selbst bei den Unfällen die im freien Bereich geschehen sind ja bei den wenigsten Fahrzeuge mit hohen Geschwindigkeiten beteiligt.

·        Ein TL passt einfach nicht ins digitale Zeitalter - alles soll moderner, schneller besser werden und dann die Geschwindigkeit limitieren auf ein Niveau das auch Autos in den 50igern schon fahren konnten?

·        moderne Verkehrsleitsysteme regeln da wo es nötig ist die Geschwindigkeit flexibel und geben sie frei sobald es wieder möglich ist, so wird der Verkehrsfluss auf das individuell bestmögliche Maximum erhöht und die nötige Begrenzungen auch besser eingehalten da sich die Sinnhaftigkeit besser erschließt da sie nur bei Notwendigkeit geschalten werden. (Hier kannst Du die Einhaltung im Vergleich zu anderen Ländern sehen: https://www.130-danke-nein.de/old/img/10_reasons/10_reasons_clip_image009.gif

 

·        deutsche Autos verkaufen sich im Ausland auch deswegen so gut, WEIL sie mit dem Zertifikat „Autobahn tested“ werben können! Das bringt uns enorme wirtschaftliche Vorteile! Selbst DISKUSSIONEN um ein TL schaden den Verkäufen häufig schon! - Für einen Ausländer ist es eben sehr beruhigend ein Auto zu kaufen, von dem er weiß, dass es in seinem Heimatland mit hoher Geschwindigkeit sicher bewegt werden kann. Er fühlt sich dann bei seinen niedrigen Geschwindigkeiten subjektiv noch sicherer und hat immer das Gefühl in einem Auto zu sitzen das nicht nur für hohe Geschwindigkeiten gebaut ist, sondern dieses auch tagtäglich in Deutschland beweisen muss.

·        Der hohe Sicherheitsstandard, den heutige Fahrzeuge haben, ist ganz sicher zu einem großen Teil der deutschen Autobahn geschuldet. Denn jeder Hersteller, der in Deutschland ausliefern will, muss sich daran messen und seine Fahrzeuge für die deutsche Autobahn auslegen. Dass solche Fahrzeuge dann auch bei niedrigeren Geschwindigkeiten sicherer sind, als Fahrzeuge, die gar nicht den hohen Standard erfüllen müssen, ist höchstwahrscheinlich. Davon profitieren die Menschen weltweit!

·        weltweit haben deutsche Autobahnen ein ganz besonderes Image - es gibt sogar viele Touristen die sich so etwas einmal im Leben ansehen möchten und kommen von weit her aus der ganzen Welt - auch wenn es das Wort „Autobahn“ im Englischen nicht gibt, so benutzen es z. B. Amerikaner oftmals doch, wenn sie die DEUTSCHE Autobahn meinen – verbunden mit einem ganz besonderen Leuchten in den Augen

·        möglicherweise wird sogar der Straßenbau auf Autobahnen dann minderwertiger betrieben da keine so hohen Anforderungen mehr da sind. Ergo wäre so eine Entscheidung dann quasi eine für immer - kaum mehr umdrehbar

und im Übrigen: wenn ich im Ausland fahre, suche ich nach Möglichkeit die nächste Abfahrt, denn etwas grausameres als dieses eintönige limitierte Fahren gibt es kaum. Da fahre ich lieber Passstraßen o. ä. Aber jedem das Seine – und genau das ist ja auch das Schöne – hier darf jeder selbst entscheiden – ergo auch die die langsamer fahren möchten! – Somit sollte auch umgekehrt jeder so fair sein auch diejenigen, die schneller fahren möchten selbst entscheiden zu lassen ! Was mir einfach nicht in den Kopf geht: wir haben ein sehr gut funktionierendes System – warum gibt es trotzdem immer wieder Leute die das mit aller Gewalt kaputt machen wollen?

 

allocigar78  11.07.2020, 17:35

Vielen Dank für die Auszeichnung!

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Endlich

Ich fände es gut.

Dass man dabei viele Unfälle und damit die Anzahl an Schwerverletzten und Toten reduzieren könnte, ist denke ich trivial zu erklären.

Es wäre auch sinnvoll im Hinblick auf Klimaschutz, weil dann CO2-Emissionen eingespart werden könnten. Ein generelles Tempolimit gehört zu den wenigen schnell und günstig umsetzbaren Maßnahmen, um konsequent, nachhaltig, effizient und sicher das Klima zu schützen.

Außerdem würde ein TL die Lärmbelastung von Autobahnanwohnern reduzieren.

Auch stellen die großen Geschwindigkeitsunterschiede unter den Verkehrsteilnehmer bedingt durch das nicht vorhandene Tempolimit ein Problem für selbstfahrende Autos dar. "Das ist Zukunftsmusik", mag der ein oder andere jetzt sagen, doch bereits heute hindert das die Forschung und Entwicklung an autonomen Fahrzeugen in Deutschland.

Gegner des TL behaupten oft, dass dieses einen Eingriff in ihre Freiheit darstelle. Dieses Argument ist selbstverständlich zu 100% subjektiv und das am wenigsten rationale. Man könnte genauso argumentieren, dass es viele Autofahrer gibt, die Fahrten mit einem Tempolimit entspannter finden.

Auch wird oft gegen ein TL argumentiert, dass man mit diesem länger bräuchte, um sein Ziel zu erreichen. Laut vielen Stauforschern würde sich jedoch mit einem TL durch gleichmäßigere Fahrtgeschwindigkeiten der Verkehrsfluss erheblich verbessern und die Straßenkapazität erhöhen, weil der Platz zwischen den Fahrzeugen effizienter genutzt würde. Ja, mag sein, dass man auf einer perfekten Strecke unter idealen Bedingungen ohne Staus und Baustellen ohne TL schneller an sein Ziel ankommt. In der Realität wird man allerdings, so paradox es auch klingt, langfristig gesehen im Durchschnitt wohl sogar schneller mit TL ankommen.

Oft liest man die unbelegte Theoriefindung, dass ein TL dem Absatz von schnellen Fahrzeugen und dem internationalen Ruf der deutschen Automobilindustrie schaden würde, da sich die Autos dann nicht mehr voll ausfahren ließen. Doch für diese Behauptung gibt es keine seriösen Beweise, im Gegenteil: In die USA und China beispielsweise, auf deren Autobahnen ein generelles TL gilt, werden viele deutsche Fahrzeuge exportiert. Und wenn der gute Ruf der deutschen Automobilindustrie wirklich nur oder zum Großteil darauf beruht, dass man deutsche Fahrzeuge mit dem Zertifikat "Autobahn tested" verkaufen kann, sagt das sehr viel über ihre Innovation aus...

Die Argumente für ein Tempolimit überwiegen m. M. n. stark und das scheint die Mehrheit der deutschen Bevölkerung genauso zu sehen.

Leider gibt es einen User auf gutefrage.net, der immer den selben Kommentar unter Fragen zum Tempolimit postet, der – gelinde gesagt – sehr polemisch verfasst ist und eine Menge populistisch formulierte subjektive Behauptungen, dafür jedoch kein einziges auf nachprüfbaren Tatsachen beruhendes Argument enthält. Argumente für ein Tempolimit werden von ihm heruntergeredet, durch Whataboutisms wird von zentralen Punkten abgelenkt und Theoriefindungen, die auf seine Thesen zurechtgelegt sind, für die es keine Belege gibt, erfunden.

Hier werden in Antworten anderen Nutzer all seine Punkte widerlegt bzw. Argumente entlarvt: https://www.gutefrage.net/frage/tempolimit-oder-weiter-unbegrenzt

Ja, ich weiß selbst, dass es nicht gerade die feine Art ist, in einer öffentlichen Antwort darauf aufmerksam zu machen, doch in diesem Fall sehe ich mich mehr oder weniger dazu gezwungen. Jeder kann und soll selbstverständlich seine eigene Meinung zu bestimmten Themen haben und diese öffentlich kundtun dürfen, aber wenn diese nicht auf nachprüfbaren Argumenten, sondern (zugegebenermaßen nicht immer schnell und einfach erkennbarer) manipulierender Polemik basieren, wird es gefährlich und darauf sollte man andere denke ich zumindest aufmerksam machen.

Endlich

Ist sicherer, ist leiser, ist besser für die Umwelt.

Es gibt eigentlich keine Argumente gegen die Einführung einer Geschwindigkeitsbegrenzung.

Userhm  05.06.2020, 15:34

Dann bitte die Argumente DAFÜR...

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Userhm  05.06.2020, 15:41
@Vorstadtorakel

Sicher....ich fahre dienstlich jährlich ca.80.000km- und würde irgendwann am Steuer einschlafen, mein Pensum nicht schaffen...Und Umwelt- für die " Rettung" ist D allein zuständig?

Wenn nur 3 Luxus- Kreuzfahrtschiffe mit ihrem Schwerlastdiesel NICHT fahren würden- dann wäre es UMWELTSCHUTZ. Die machen den gleichen Müll wie hunderttausende Autos....

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maxeto0910838  18.06.2021, 00:29
@Userhm

Immer mit dem Finger auf andere zeigen und mit Whataboutisms ablenken ... Na so wird das was mit dem Klimawandel!

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Richtig beschissen

Ich fahre meistens ca 130 auf der freien Autobahn, und selten schneller als 150 ... würde also bei Tempo 130 kaum anders fahren ..

trotzdem bin ich gegen ein Tempolimit, weil .. wehret den Anfängen !, es ein Schritt in Unfreiheit und in immer mehr Einschränkungen und Reglementierungen wäre. Es muss auch erlaubt sein, etwas unvernünftiges zu machen, wie z.B. schnell fahren.

Die Frage ist nicht: ob es vernünftig ist, sondern wie verhältnismässig ein Verbot wäre. Ich finde zum Menschenrecht der freien Persönlichkeitsentfaltung gehört es elementar, auch "unvernünftige" Dinge zu machen, die z.B. gesundheitlich nicht optimal sind, oder ein Verletzungs oder Infektionsrisiko bedeuten. Oder Energie verbrauchen ohne lebensnotwendiges dabei zu machen.

Seltsam dass ich gleich auf Corona komme .. jetzt wo man den Bürgern so lange viele Freiheiten genommen hat, kommen die Moralisten und dehnen das auf andere Dinge aus. Aber dann müsste man auch Cola, Alc, Zigaretten verbieten. Oder Motorradfahren .. das scheint ja die nächste Attacke auf unsere Freiheit zu sein...

maxeto0910838  18.06.2021, 00:31

Auf der Autobahn gefährdet man eben auch andere Menschen. Insofern ist der staatliche Schutzauftrag hier gerechtfertigt. Auf einer Rennstrecke sehe es anders aus.

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juergen63225  18.06.2021, 11:42
@maxeto0910838

Auf den Autobahnen passieren die wenigsten Unfälle, und die Unfälle die passieren haben zu 99% ein Verkehrsvergehen als Ursache, nicht schnelles Fahren bei übersichlicher Strecke, eingehaltenen Geschwindigkeitsbeschränkungen, Abstandsregeln, verkehrssicheren Fahrzeugen.

Natürlich kann man auch fordern JEDE Gefährdung auszuschliessen, dann darf man gar nicht mehr Auto fahren. Und wegen möglicher Viren die Wohnung gar nicht mehr verlassen.

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maxeto0910838  19.06.2021, 12:47
@juergen63225

1. Autobahnen haben einen Teil der Probleme, die unfallträchtig sind, dort gar nicht. Keine Radfahrer, keine Fußgänger, keinen Kreuzungsverkehr, kaum direkten Gegenverkehr. Insofern wundert es nicht, dass die Autobahnen relativ sichere Straßen sind. Allerdings enden Unfälle dort besonders oft tödlich.

2. Verhältnismäßigkeit.

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Richtig beschissen

Es steht diesbezüglich noch nichts fest. Und so ambivalent unsere Regierung und vor allem unser Verkehrsminister ist würde ich mich auch keine Prognose zutrauen.

Ich persönlich fahre zwar auch wegen des Verbrauchs meist die 130 km/h (also richtige 130, nicht die Tacho-130), aber wenn ich ne Blechlawine LKWs und Transporter vor mir habe, möchte ich die ganz gerne doch n bissl schneller überholen können.