Ein solcher Superstaat hätte auf internationaler Ebene deutlich mehr politischen, wirtschaftlichen, militärischen und kulturellen Einfluss als ein EU-Mitgliedsstaat alleine. Die USE wären nach Indien und China das drittbevölkerungsreichste Land und hinsichtlich nominellem BIP nach den USA und China die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt.
Ein solcher Schritt wäre die einzige Möglichkeit, sich langfristig außenpolitisch gegen den Machtanspruch von (potenziellen) Supermächten wie den USA, Russland, China und in Zukunft möglicherweise auch Indien und Brasilien zu wehren. Wenn die Mehrheit der EU-Staaten finanziell und militärisch von besagten Ländern abhängig sind, ist es zu spät.
Ich persönlich halte die USE vor diesem Hintergrund für ein ambitioniertes Vorhaben, deren Realisierung jedoch in mittelfristiger Zukunft auf jeden Fall angestrebt werden sollte. Ich halte die Entstehung der USE bis Mitte dieses Jahrhunderts definitiv für umsetzbar, und ihre kulturelle Identität würden die jetzigen EU-Länder auch nicht verlieren, wenn sie zu Bundesstaaten werden würden, siehe USA. Die Amtssprache würde natürlich Englisch und möglicherweise Deutsch und Französisch (meistgesprochene Sprachen in Europa) als Nebensprachen werden.
Deutschland hat als bevölkerungsreichstes Land der EU gerade einmal knapp 85 Millionen Einwohner. China und Indien gehen beide auf die 1,5-Milliarden-Marke zu, in den USA sind es über 330 Millionen, in Indonesien, Brasilien, Pakistan und Nigeria jeweils weit über 200 Millionen.
Die EU-Länder werden ihren Vorsprung, den sie sich in den letzten Jahrhunderten erarbeitet haben, nicht ewig halten können. In Zeiten, in denen der überwiegende Teil der Weltbevölkerung alphabetisiert ist, die Welt global und digital vernetzt ist, der Erwerb und die Verbreitung von Wissen nahezu in Echtzeit vonstatten gehen und wir für die moderneren Industrien auch auf keinen begehrten Schlüsselrohstoffen mehr sitzen, ist klar, dass andere Länder zunehmend aufholen und uns irgendwann schließlich auch überholen werden.