Austritt aus Freikirche - Erfahrungen?

13 Antworten

Bei Deinem Freund steht der emotionale Ablösungsprozess an. In seinem Fall läuft er über die Mitgliedschaft in diesem Verein. 

Ich stimme Dir zu:

Halbe Sachen werden ihn nur noch tiefer in diese vorhandene emotionale Abhängigkeit führen. Zudem sind solch halbe Sachen unchristlich. 

Ich würde ihm die Frage stellen, wen er eigentlich anlügt, wenn er behauptet, sich gegen die Mitgliedschaft dort entschieden zu haben und dann eben doch hingeht. 

Es wäre ansonsten neu, dass das Verhalten einer anderen Person bei einem Menschen Auslöser für eine organische Erkrankung ist. Körperverletzung natürlich ausgenommen. 

An Deiner Stelle würde ich mal nach Sektenbeauftragte schauen. Ob so ein Mensch hier hilfreich sein kann bzw. eine Selbsthilfegruppe kann ich natürlich mit den wenigen Informationen nicht beurteilen. 

beccs1510 
Fragesteller
 01.03.2017, 23:42

danke für deine Antwort, die ist bisher mit Anstand die hilfreichste. Ich habe bereits darüber nachgedacht einmal zu einer Hilfestelle zu gehen. Für eine Selbsthilfegruppe ist unsere Stadt zu klein, aber die Caritas bieten etwas in die Richtung an. Das werde ich enger ins Auge fassen.

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teafferman  01.03.2017, 23:45
@beccs1510

Meines Wissens und nach meiner Erfahrung kannst Du da ganz einfach Kontakt zu aufnehmen und erst mal ein unverbindliches Beratungsgespräch führen.

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Weil er ja nicht nur mit dem Denken und Handeln dieser Freikirche aufwuchs, und weil er nach wie vor das Kind seiner Eltern ist - und wer mag schon die eigenen Eltern/ Freunde/ Verwandte komplett enttäuschen? Vor allem wenn eigentlich sonst alles okay ist zwischen ihnen.

Ihm muss wohl erst noch klar werden das er offenbar nicht beides haben kann: Austreten/ von dem üblichen Gemeindekram abwenden... und daheim mit der Familie Friede Freude Eierkuchen.

Mein bester Freund entschied sich auch für einen Austritt und zog es durch sobald er volljährig war. Er verlor viele Kontakte dadurch, aber ein paar hielten im Laufe der folgenden Jahre dennoch zu ihm. Zu anderen hat er wohl nur noch sporadisch Kontakt. Aber er ist glücklich mit seiner Entscheidung.

Die Motivation deines Freundes geht aus deiner Frage nicht hervor. Ist er nicht mehr gläubig? Oder ist er weiterhin gläubig und möchte nur keiner Kirche mehr angehören? Oder zu einer anderen Kirche wechseln? Das könnte für seine Eltern durchaus einen Unterschied machen. Wahrscheinlich könnten sie den Wechsel zu einer anderen Kirche besser verkraften als einen Abfall vom Glauben.

Was das Problem mit den anderen Kirchenmitgliedern betrifft, ist die Lösung einfach: wenn dein Freund nicht mehr hingeht, können sie nicht mehr auf ihn einreden. Problem gelöst.

Was seine Eltern betrifft, ist es etwas komplizierter. Natürlich ist die sentimentale Erpressung, die sie auf ihn ausüben, verwerflich. Aber sie scheinen wirklich sehr gläubig zu sein und sind wahrscheinlich überzeugt, dass ihr Sohn zur Hölle verdammt ist, wenn er den Glauben/die Gemeinde verlässt, was für sie natürlich schwer zu ertragen ist. Und ihr Sohn liebt seine Eltern vielleicht und will ihnen diesen Schmerz nicht antun?

Aber wie auch immer, es gibt nur zwei Möglichkeiten: entweder er zieht es jetzt mit allen Konsequenzen durch - besser ein Ende mit dem Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Oder er wartet noch 1-2 Jahre, um seine Eltern zu schonen, und zieht dann von zuhause aus. Vielleicht indem er ein Studium wählt, für das er einige 100 km wegziehen muss. Dort kann er seine religiöse Praxis so gestalten, wie er möchte, ohne seinen Eltern detailliert darüber Auskunft zu geben.

Eine Bemerkung deinerseits lässt mich allerdings aufhorchen: wieso tut er DIR mit seiner Schadensbegrenzung "unheimlich weh"?? Das wirft die Frage auf: wessen Wunsch ist es eigentlich, dass er aus seiner Kirche austritt- seiner oder deiner? Übst du etwa deinerseits Druck auf ihn aus, nur in die andere Richtung als seine Eltern?

Wenn es dein Wunsch ist, dass er austritt, wäre es ganz schön dreist von dir, etwas von seinen Eltern zu verlangen, was du selbst nicht bereit bist, ihm zu geben: das Recht, selbst und frei von Druck zu entscheiden.

Ich würde nicht zu einem Sekten-Beauftragten gehen . Der wäre zuständig , wenn die Gemeindeleitung der Freikirche bei einem Austritt Schwierigkeiten machen würde , aber das tut eine Freikirche nicht . Es ist viel mehr ein familiäres Problem - verständlich , daß die Familie traurig  ist , wenn dein Freund weggeht . Dein Freund soll aber nicht heucheln . Das macht die Sache  nur schwerer . Er soll frei dazu stehen , wie er denkt - und zu den Eltern würde ich sagen : Lasst ihn frei - betet für ihn und überlasst ihn Gott . 

Ist dein Freund ein bekennender Christ ?  Oder ist ihm das nur durch die Erziehung eine Pflicht ? 

Fünf (Pflicht-)Veranstaltungen pro Woche sind schon eine ganze Menge. Ich kann verstehen, wenn man sich da ein bisschen mehr Raum für Aktivitäten außerhalb des Gemeindelebens wünscht. Einen solchen Terminplan kenne ich als praktizierender Katholik überhaupt nicht.

Die Frage ist ja: Wie sehr ist deinem Freund sein Glaube ein Anliegen? Könnte er in der Gemeinde nur noch ein- bis zweimal die Woche kommen, ohne gleich schräg angeguckt zu werden? Oder geht das in der Gemeinde gar nicht?

Wenn es nicht geht und ihm die Bindung an diese Gemeinde zu eng ist, er aber andererseits schon Wert auf den Glauben legt, dann ist die Frage, ob er sich eine andere kirchliche Heimat außerhalb seiner Freikirche suchen möchte, zum Beispiel in deiner Konfession. Inwiefern das seine Eltern trösten könnte, weiß ich nicht.

Wenn er dem Glauben eigentlich gar nichts abgewinnen kann und nur den Eltern zuliebe immer mitgeht, dann ist natürlich die Frage, wie lange er das noch mitmachen will. Er ist nahezu erwachsen, und gerade Freikirchen legen doch eigentlich immer auf die persönliche Entscheidung jedes Einzelnen Wert. Natürlich wünscht sich die Gemeinde, dass diese Entscheidung ein Ja ist. Aber auch ein Nein müsste sie eigentlich respektieren.