Ausbildung abbrechen als Erzieher?
Guten Tag.
Ich stelle mich kurz vor. Bin der Paul, 17 und habe am 01.08 meine Ausbildung als staatlich anerkannten Erzieher gestartet. Ich habe diese Ausbildung gewählt, weil ich im Praktikum gute Kenntnisse sammeln konnte und mir die Arbeit sehr viel Freude bereitet. Das Praktikum war in der 9. Klasse.
Soweit so gut, also habe ich mich entschieden, den Beruf Erzieher zu lernen. Ich musste nur die 10. Klasse bestehen und darf dann als Erzieher anfangen.
Ich hatte nach meinem Abschluss viel Zeit und habe mich sehr gefreut auf die Ausbildung, insbesondere auch auf die Kinder.
Dann kam der erste Tag:
Es war der 01.08 und ich bin in die Krippe gekommen, wo ich noch nie Erfahrungen gesammelt habe. Ich wurde von der Leiterin in meine Gruppe gebracht und dort hat meine Mentorin mich in die Gruppe aufgenommen. Doch dann empfande ich einen seelischen Druck.
Als die Kinder geweint haben, musste ich auf die Toilette rennen und musste auch weinen. Ich habe bestimmt 5x mal auf der Toilette geweint. Als ich Abends nach Hause kam, hatte ich keine Lust, wieder in die Krippe zu gehen. Es war alles neu für mich, das weiss ich auch, aber ich habe mich nicht so wohl gefühlt. Vor allem ich wirklich emotional reagiert habe. Dies hat über eine Woche angedauert.
Ich habe schon am ersten Tag gesagt, ich will abbrechen. Ich will aber nicht die Flinte ins Korn werfen und habe mich zusammengerissen. Nach der einen Woche musste ich nicht mehr weinen und es ging mir seelisch viel besser, was ich persönlich sehr gut finde.
Jetzt ist über ein Monat vergangen und ich merke selber, das die Krippe nichts für mich ist. Ich muss aber noch über ein Jahr warten, bis ich in den KiGa darf. KiGa lief bei mir deutlich besser, als Krippe.
Ich bin nämlich gerade nur am verzweifeln. Ich gehe nur zur Arbeit, um Geld zu verdienen. Die Arbeit macht etwas Spaß, aber ich quäle mich schon ein bisschen. Ich weiss auch nicht, wie ich das noch 13 Wochen durchstehen soll.
Ich muss jeden Tag 9 Stunden arbeiten. Was sehr hart für mich ist, ich habe mich aber schon daran gewöhnt.
Meine Frage lautet: Soll ich abbrechen? Mir fällt es sehr schwer und ich hätte gerne andere Meinungen zu meiner Frage. Ich quäle mich momentan zur Arbeit. Ich weiss nicht, was ich tun soll.
Woanders Bewerben kann ich mich auch erst nächstes Jahr.
Ich hätte zwar andere Berufe zur Auswahl, aber dort ist bereits Bewerbungsschluss.
Kann mir jemand helfen?
Ich bedanke mich im Vorraus schon an alle Antworten.
Liebe Grüße
Paul :)
8 Antworten
Dass du täglich so lange arbeiten musst ist völlig normal. Acht Stunden täglich plus pause ist in jeden Beruf die Norm, sehr oft wirst du in fast jeder Tätigkeit Überstunden leisten müssen, das wird überall verlangt. Einfach aufhören halte ich für falsch, du merkst selbst bereits, dass du mit deinen Aufgaben wächst. Gib dir die Zeit dazu, du schaffst das!
- Was am Weinen der Kinder stört Dich?
- Was kannst Du tun, damit sie nicht so viel weinen?
Kinder weinen ja nicht nur, sie lachen auch. Manchmal wechselt das von einer Sekunde zur nächsten. Abbrechen einer Ausbildung nach so kurzer Zeit, in der Du ja nicht einmal ansatzweise erlebt hat, worum es geht, würde ich sehr merkwürdig finden. Was wäre denn die Alternative für Dich? Was würdest Du machen, wenn Du tatsächlich abbrechen würdest? Hättest Du eine andere Lehrstelle? Falls ja, wann beginnt diese?
Ich denke ja, manchmal muß man auch einfach die Backen zusammenkneifen und eine Durststrecke überstehen. Ach ja, und 9 Stunden Arbeit (Pausen eingeschlossen) sind die normale Arbeitszeit. Das ist so, wenn man mit der Schule fertig ist... Man benötigt halt Geld zum Leben, das muß irgendwoher kommen.
"...aber im Kindergarten bist du garantiert der Held für die Kleinen! " - Das kann ich bestätigen! Wir hatten im Kindergarten unserer Kinder zwei männliche Erzieher, und das war ein Segen! Vor allem die Jungs haben eine viel bessere Identifizierungsmöglichkeit, und mancher Raufbold war durch einen Mann einfach besser ansprechbar. Die Erzieher haben auch eine Holzwerkstatt eingerichtet, in der sie mit interessierten Kindern (ja, auch Mädchen!) gewerkelt haben. Das war der Hit!
Das, was Du gerade erlebst, nennt sich Praxisschock.
Neun Stunden (Acht Stunden Arbeit, eine Stunde Pause) ist normal für eine Vollzeittätigkeit. Das ist in jedem Beruf so.
Ich an Deiner Stelle würde die Zähne zusammen beißen und weiter machen. Gib Dir selbst doch die Chance, zu wachsen.
Babys sind sicher nicht jedermanns Sache, zumal Du vorher wahrscheinlich auch nie intensiv damit zu tun hattest. Das gilt aber auch für die meisten Mütter - vieles kann man lernen. Genau dazu ist die Ausbildung da.
Wenn Du bis Jahresende merkst, dass das wirklich nicht Dein Ding ist, kannst Du Dir überlegen, was Du machst. Solltest Du dann 18 sein, fällt die Schulpflicht weg, Du kannst also bis zum nächsten Ausbildungstermin auch erst mal arbeiten oder Praktika machen.
Du kannst aber auch versuchen, noch einen anderen Ausbildungsplatz zu bekommen. Hier kann Dir das Arbeitsamt helfen oder auch die Handwerks- und Handelskammern. Es gibt immer noch freie Plätze, allerdings wirst Du Schulstoff nachholen müssen.
Du musst darüber nachdenken ob das der Beruf ist, den du dein Leben lang machen willst. Wenn du im Kindergarten arbeiten möchtest, dann reiß dich zusammen, denn auch die Zeit in der Krippe geht vorrüber.
Ich hab mich im März gegen den Beruf der staatlich anerkannten Erzieherin entschieden und die Ausbildung abgebrochen. Jetzt habe ich mich für nächstes Jahr April für eine andere Ausbildung beworben und habe den Platz bekommen. Also auch selbst wenn du abbrechen würdest, gubt es immer Möglichkeiten, etwas anderes zu machen.
Solange du nichts Anderes hast und auch nicht mal richtig weißt, was du überhaupt willst, solltest du nicht abbrechen. Auch anderswo wirst du Druck haben und arbeiten müssen. Das ist nunmal so im Erwachsenenleben.
Eine sehr gute Antwort! Ich stimme spelman voll und ganz zu. Weißt du, die Umstellung von Schule zu einer Ausbildung ist hart. Das geht an sehr vielen nicht spurlos vorbei. Manche brauchen einfach länger, sich an die neue Situation zu gewöhnen. Wirf die Flinte nicht ins Korn. Anfangs ist jede Ausbildung schwer. Mit der Zeit lernst du immer mehr dazu, kannst die Situationen mit den Kleinen besser einschätzen (weint das Kind aus Kummer, Schmerz oder weil es seinen Willen nicht bekommt ...). Das schreien muss nicht daran liegen, dass du etwas falsch gemacht hast. ;-) Beobachte oder frage wie die Kollegen in solchen Situationen handeln. Learning by doing. Schritt für Schritt. Einen männlichen Erzieher finden die Kinder sicher ganz besonders toll, da es davon viel zu wenige gibt und sie oft bis zur weiterführenden Schule nur von Frauen umgeben sind. O.k., in der Krippe sind sie noch sehr klein, aber im Kindergarten bist du garantiert der Held für die Kleinen! Jetzt die Ausbildung aufzugeben halte ich für einen Fehler. Du wirst auf die Schnelle keinen Ersatz finden und im Lebenslauf macht es sich auch nicht gut. Gib dir selbst einfach noch Zeit den Beruf im Alltag besser kennen zu lernen. Ich wünsche dir ganz viel Glück.