Asperger in der Kirche
Gibt es hier jemanden, dem es auch wichtig ist, sonntags die (katholische) Messe zu besuchen und es aber zunehmend schwieriger wird mit seinem autistischen Kind (Asperger Syndrom), das sich gerade dort total daneben benimmt? Hat jemand Erfahrung, welche Lösungen es da gibt? Sollen wir es lieber lassen und später probieren. Auf stillere Messen ausweichen? Oder ausschließlich Kindermessen, die nebenan stattfinden? Oder weiter mit Beschäftigung "ruhig stellen", denn das eigentliche Mitmachen zieht nicht. Er ist jetzt fast 7 und da wird es von normalen Kindern schon erwartet, dass sie wenigstens sitzen, während er unter der Bank wuselt - still zwar, aber doch nicht ganz angemessen. Würde mich sehr über Eure Erfahrungsberichte freuen! Danke
9 Antworten
Mein Bruder ist Asperger-Autist und mit ihm gibt es keine Probleme in der Kirche. Jeder weiß Bescheid und nimmt dementsprechend Rücksicht.
Deswegen ist es wichtig, dass du auch Rücksicht nimmst und von ihm nicht zu viel verlangst. Lass ihn ruhig sitzen, wenn er will und hab nicht all zu große Sorge, dass er sich nicht "angemessen" vehalten könnte.
Danke, ich glaube, das ist der springende Punkt. Bei uns ist es so, dass zwar der Pfarrer bescheid weiß, aber die Gemeinde, wenn man sie so nennen kann, ständig neue und wechselnde Besucher hat, sodass sich immer welche finden, die uns "Giftpfeile" in den Rücken schießen. Denn ich habe tatsächlich festgestellt, dass er in Gegenwart von "Wohlgesonnenen" ganz ausgeglichen ist.
ein offenes Gespräch mit dem Pfarrer könnte doch helfen, oder? In der Kirche ist ausdrücklich jeder willkommen. Vielleicht kann der Pfarrer der Gemeinde durch ein paar einleitende oder erklärende Sätze das Verständnis für eure spezielle Situation erleichtern.
Ich bin selber Asperger Autist und musste früher oft in die Kirche mitgehen.
Meiner Erfahrung nach beinhalten gerade katholische Gottesdienste viele Rituale, die eingehalten werden sollten und daher die Konzentration erfordern. Asperger Autisten suchen sich lieber selbst aus, worauf sie sich konzentrieren. Ich denke, dort liegt also das Problem.
Ich schlage vor, ihn von den Ritualen zu entbinden, sofern er still bleibt. Dass er also nicht aufstehen muss, wenn die anderen Leute aufstehen und nicht mitsingen oder mitbeten muss. Wenn er unter der Bank sitzen will soll er eben unter der Bank sitzen.
Vielleicht sind ihm aber auch einige Stellen zu laut oder zu hektisch. Orgeln können sehr laut sein und viele Autisten sind auditiv hypersensibel. Wenn er unruhig wird, sich wehrt, schaukelt oder zu fliehen versucht hat er wohl einen Overload. Dann braucht er dringend Ruhe! In diesem Fall rate ich, mit ihm vor die Tür zu gehen, oder ihn gleich zuhause zu lassen.
Meiner findet Kirche und alles Spirituelle doof. Er ist eher rational ausgerichtet. Darum frage ich mich ob ich ihn nicht ganz aus der Kirche nehmen soll... Er will in der Zeit lieber spielen oder TV schauen. Bringt ihm Religion überhaupt was?
Ich seh gerade, dass einige das "wuseln" als Overload interpretieren. Das kann schon sein. Wie verhält er sich denn genau?
Sorry - aber auf mich wirkt deine Frage gerade so was von heuchlerisch, dass ich einen dicken Hals kriege.
Boah nee - das geht auf keine Kuhhaut, wie du dich über dein Kind gerade auslässt.
Es ist KEIN Danebenbenehmen, sondern Anzeichen eines Overloads, wenn das Kind in bestimmten Situationen "austilt". Asperger-Autisten haben oft Schwierigkeiten mit großer Menschenmenge sowie mit der Lautstärke und bestimmten Tonlagen. Was sich in Kirchen während einer Messe nicht vermeiden lässt.
Herrgottsakranochmal! Dein Kind ist eben nicht "normal" (um es mit deinen Worten zu beschreiben).
Da ich selbst ein Kind mit Asperger habe, würde ich nie verlangen, es solle eine Messe in der Kirche besuchen.
Angemessen? Die einzige Person, die sich nicht angemessen verhält bist du, weil du noch nicht kapiert hast, dass dein Sohn nix dafür kein.
Erstaunlich, dass Jesus höchstselbst da nicht drauf kommt....
Den Christen raus hängen lassen, durch (regelmäßige) Kirchenbesuche und gleichzeitig Unverständnis für das "spezielle" Verhalten seines Asperger-Kindes zeigen.
Und ein katholischer Christ zu sein, bedeutet auch nicht, sich mit der eigenen Religion auszukennen, geschweige mit der Katholischen Kirche.
Oft ist das Handeln der Gläubigen (egal welcher Religion) meilenweit von dem Kern ihres Glaubens entfernt oder sie sind in ihrer religiösen Entwicklung noch ein kleines Kind.
Sollten nicht gerade Christen akzeptieren, dass nicht jeder Mensch gleich ist?
Mich macht das traurig. Verhalten nicht angemessen ... :-(
Überleg mal, woran es ggf. liegen könnte.
Mal abgesehen davon, dass ein leises Kind, das ein bisschen "rumwuselt" eigentlich kaum jemanden stören sollte, kann es aber sein, dass dein Sohn schlicht überfordert ist.
Muss er unbedingt in die Kirche? Sind diese Rituale zwingend nötig, um zu glauben?
Mehr Feedback von Menschen, die auch wirklich im Thema sind, bekommst du in Boards, wo sich Eltern von Autisten austauschen. Aber auch, und das finde ich für Eltern autistischer Kinder besonders wichtig, in Boards, wo sich erwachsene Autisten austauschen. Eltern schauen ihren Kindern auch nur vor den Kopf. Erwachsene Autisten waren selbst mal Kinder und können ihre Kindheit reflektieren und so Eltern von Autisten helfen, ihr Kind zu verstehen.
Sollten nicht gerade Christen akzeptieren, dass nicht jeder Mensch gleich ist?
Ja, das jedenfalls. Ein grundlegender Gedanke der Schöpfung ist ja Vielfalt. Die Schuld schlechthin besteht ja gerade darin, dass Vielfalt vernichtet wird und dass die Vielfalt in der Gewalt untergeht.
Autisten und Autistinnen können die Welt bereichern. Vielleicht sind sie sogar eine Anzeige dafür, wie weit Christen und Christinnen wirklich den Glauben leben, in dem sie Autisten liebevoll aufnehmen und gerade nicht diskriminieren. =)
@kiniro
Was genau ist denn an dieser Frage heuchlerisch ?