An die Atheisten unter euch: Wie denkt ihr über Gott?

16 Antworten

Hallo Shadow,

Kurze Zusammenfassung des religiösen Glaubens:

a) Die Grundlagen

Wenn ein religiöser Mensch sein Leben betrachtet, kommt er üblicherweise zum Schluss, dass es recht mittelmäßig ist. Dieses Wort sollte er sich auf der Zunge zergehen lassen: Es hängt eben sehr von den Mitteln ab, die er besitzt. Nun könnte er versuchen daran etwas zu ändern – für seine Arbeit einen höheren Lohn bekommen zum Beispiel. Der religiöse Mensch macht es sich nun aber recht bequem in seiner Lage und leistet sich stattdessen einen folgenreichen gedanklichen Luxus: Er versucht hinter alledem, wie immer es auch sei, einen höheren Sinn zu entdecken. Dies mit einer sehr populären Frage: Das Ganze muss doch irgendeinen Sinn haben!

Diese Frage lässt sich übrigens schnell beantworten: Du bist auf Erden, um das Kapital deiner Firma, die Einkünfte des Einzelhandels und die Macht deiner politischen Herrschaft zu mehren.

Mit dieser Antwort ist der religiöse Mensch aber unzufrieden. Viel zu profan! Denn es ist doch ein höherer Sinn gefragt. So schwingt er sich zu der luftigen Höhe auf, überhaupt nichts mehr auseinanderzuhalten, sondern geistig alles in einen großen Topf zu werfen und den Inhalt dann als für sich unerklärbar und damit vor allem unverfügbar zu erklären. Und hier muss man leider sagen: Er erklärt sich selbst damit für dumm und macht sich damit auch dumm.

Sehr beliebt ist jedenfalls der Gedanke, das menschliche Leben sei ein profanes Erdendasein, in dem letztlich kein frei gesetzter Lebenszweck aufgehen kann, vielmehr Unberechenbarkeit und Ungerechtigkeit walten, an denen man nichts ändern kann. Schlimmer noch: Am Ende steht unweigerlich der Tod. Über diesen kann der Mensch zwar nachdenken, aber abwenden kann er ihn nicht.

Auch hier wieder eine profane Antwort: Auch wenn wir den Tod gedanklich reflektieren können – er ist nun mal im Preis mit drin, und durchzudrehen braucht man daran nicht. (Immerhin hat es die Wissenschaft ja auch schon ermöglicht – übrigens lange gegen den Widerstand der Religion, dass die 70jährigen Grauköpfe noch aus dem Ausflugsbus hüpfen wie nichts Gutes, um im Kaffeelokal den besten Platz zu erhaschen.)

Ein religiöser Mensch leistet sich aber auch hier wieder einen verheerenden Fehlschluss: Seine selbst erklärte Überforderung mit den ihm gegebenen Verhältnissen lastet er sich nun selbst an: Er bezichtigt sich nur ein Mensch zu sein. Sein Unverständnis und seine Sterblichkeit blamieren sich an dem höheren Sinn des Ganzen, den er nicht versteht. Und hier erfindet er sich nun eine Kraft oder eine Macht, die anbetrachts der Komplexität der Welt schlechterdings allmächtig und allwissend sein muss. Eine Macht, die die Welt ja geschaffen haben muss und damit auch ihn. Und auch wiederum seinen Tod. Und nun wird es schön einfach: Eine Krankheit oder auch eine Kündigung werden dem religiösen Menschen alle gleichermaßen zu einem Schicksal, nämlich ein Ereignis, das ihm diese Allmacht herabgeschickt hat. (Daher das Wort Schicksal.) Er erklärt sich nun seine eigene Mangelhaftigkeit als Strafe dieses Gottes.

Kleiner Gedankensprung viele Jahre zurück: In den Primitivreligionen haben die Menschen noch all die Götter angebetet, die noch in den Dingen und Naturphänomenen steckten: Den Baumgott, auf dass der Baum wachse, den Regengott, auf dass es regnet. „Was haben wir bloß verbrochen, dass es nicht regnet? Zürnt der Regengott mit uns?“ Die damaligen schlauen Gründer der großen Moralreligionen Christentum und Islam haben nun diese vielen Götter abgeschafft und einen alleinigen und wirklich allmächtigen Gott installiert. Die ganzen Schicksale – Wuchs des Baums, Regen, Gesundheit - nun als Belohnung, genauer gesagt als Gnade für Tugend und Wohlverhalten, und als Strafe für Sündhaftigkeit. Denn wer sündigt nicht? Der Mensch ist ein Sünder von Jugend auf, und das Leben ist eine immerwährende Prüfung. Der Mensch kann mithin nur auf Vergebung all seiner Sünden hoffen, die sich nie ganz vermeiden lassen. Ist sein Tugend-/Sündenkonto – im Islam „Hasanatkonto“ - unterm Strich positiv, darf der Gläubige auf eine gewaltige Kompensation hoffen: Das Paradies. Alternativ die Hölle. Ein Mittelding gibt es nicht, der Allmächtige ist unerbittlich.

Der gläubige Mensch hat es nun aber gedanklich schön einfach. Er erklärt sich mit seinem Leben für grundsätzlich überfordert. Ein gewisses Verständnis kann man übrigens dafür haben. Die ganze gegenwärtige Porno-Glitzerwelt ist eine mehr oder weniger riesige Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Die Küstenstraßen in der Reklame, die die Familienväter mit ihrem Audi A 6 Blue Efficiency Sport Elegance befahren, sind immer frei von Gegenverkehr.

b) Der – trostlose - Trost des Glaubens;

Aber der – natürlich ebenso neidvolle - religiöse Mensch ist nun darüber erhaben. Dies ist für ihn nur niederer Materialismus. Seine Welt ist einfach: Meine Religion gibt mir Sinn, Halt und Orientierung. Brav mitspielen bei den Ansprüchen, die ihm aufgemacht werden, die Fettnäpfe der Sünde meiden, und dann sollte der totalen Kompensation hintenraus, dem Paradies nichts im Wege stehen. Nebenbemerkung: Solch brave Untertanen sind dem Bürgerlichen Staat etwas wert, und so zieht dieser als Dienstleistung für seine Christlichen Kirchen gleich die Kirchensteuer vom Lohn ein.

Die Selbstsicherheit des Glaubens, die sich der gläubige Mensch nun zugelegt hat, wandelt sich nicht selten in Selbstgerechtigkeit. Er will seinen Glauben nun als allen übrigen Leuten ebenso anstehende Gesinnung wissen. Indem er andere Leute missioniert, tut er ihnen einen Gefallen in ihrer bisherigen Unwissenheit, denn er hat ja die große und allumfassende Erkenntnis. Ansonsten schaut er mit gewisser Überheblichkeit auf die Welt hinab: Schau mal, wie alle ihrem falschen und vergänglichen Glück hinterherrennen.

UnterhaltungNRW  10.07.2023, 23:23

Klasse. meine Gedanke perfekt beschrieben

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Denkt ihr Gott ist eine Erfindung des Menschen?

Ja. Wie Schneewittchen, oder Drachen.

Diese Figuren werden genutzt, um Geschichten zu erzählen, die Werte, Ideale oder Konzepte vermitteln. Eine Figur ist nicht schlecht, nur weil sie erfunden wurde, um mit ihrer Hilfe eine Geschichte zu erzählen.

Man sollte eben nur im Hinterkopf behalten, dass diese Geschichten nur das sind: Geschichten. Sie als wissenschaftlichen Fakt zu verstehen, oder davon auszugehen, dass die durch diese Geschichten vermittelten Werte die einzig richtigen Werte sind, oder zu behaupten, ohne diese Geschichten vermittelt zu bekommen könne man als Mensch nicht moralisch richtig handeln, ist hirnrissig.

 Es gibt keinen Gott! Das ist alles nur ein Gedankenkonstrukt von schlauen Menschen damals (vor mehreren tausend Jahren) um die dummen Idioten unter Kontrolle zu bringen.

Ich meine vor 2000 Jahren konnte sich niemand erklären warum es donnert und blitzt. Ganz klar, das man an ein übernatürliches Wesen glaubt. Aber heute noch an so etwas fest zu halten finde ich wirklich erbärmlich.

Aber selbst wenn es stimmen würde, möchtest Du wirklich einen imaginären Massenmörder (siehe Türkei) anbeten, der kein halt davor macht kleine Kinder von tonnenschweren Bauschutt zerquetschen zu lassen?

Für mich gibt es definitiv keinen Gott und wenn doch, dann ist das ein gewissenloses Arxxxloch, das meiner Anbetung nicht wert ist. ;)

Gott ist das Wort für das, was der Mensch icht versteht. Es ist ein kompliziertes Konstrukt, das die Antwort auf alles sein kein. Etwas übermächtiges, das Menschen das Gefühl gibt, dass alles einen Sinn hat.

Der Mensch hat nicht erfunden, was er nicht versteht. Der Mensch dichtet dieser Sache vielleicht ein Bewusstsein an und spricht sie Heilig.

Ja, ist es. Für Menschen ist der Gedanke, dass nach dem Tod nichts mehr ist, unerträglich. Also denkt man sich einen Gott aus, ebenso wie ein Leben nach dem Tod, um den Gedanken des Todes erträglicher zu machen.