5 Säulen vom Islam und 10 Gebote vom Christentum vergleichbar?
Ich bin grade am überlegen ob die 5 Säulen vom Islam und die 10 Gebote vom Christentum miteinander vergleichbar sind. Ich komme nicht so richtig zu einem Ergebnis, weil ich zum einen denke nein, sind sie nicht da die Inhalte sich schon sehr unterscheiden aber zum anderen auch ja schon, weil beides für die jeweilige Religion ein Leitfaden ist / sein sollte.
Sind sie vergleichbar??
Ich bitte um hilfreiche antworten!
LG,
TheSouthFace
12 Antworten
Überhaupt nicht vergleichbar.
Diese fünf Säulen sind größtenteils äußerliche Regeln, formale Regeln: genaue Zahl von Gebeten, genauer Ort, an dem man gewesen sein muss. Das Fasten ist eigentlich kein Fasten, sondern ein in die Nacht verschobenes (Viel-)Essen. All das ist unabhängig vom seelischen Erleben.
Die Zehn Gebote enthalten eine Ethik, sie betreffen den inneren Menschen. Sie sind wesentlich anspruchsvoller.
Nein.
Die 5 Säulen des Islams sind die Pflichten eines Muslims, die er in seinem Leben erfüllen soll. (Glaubensbekenntnis, 5 mal am Tag beten, Zekat (Almosenspende), Ramadan und die Hac (Pilgerfahrt nach Mekka).
Es gibt auch im Koran die 10 Gebote, aber sie sind verstreut. Nicht wie bei Christentum auf seine Seite gebündelt.
Also von der Prominenz her könnte man sie schon vergleichen, ansonsten aber eher nicht. Dahinter steckt auch ein unterschiedliches Verständnis, wer eigentlich zur Religion gehört:
Die 10 Gebote stammen aus dem Judentum, das sich in dieser Zeit vor allem als "Volk" gesehen hat. In dieses Volk wird man hineingeboren, ob man will oder nicht. Die 10 Gebote sind der Überliefung zufolge ein Angebot Gottes an das Volk: Wenn Ihr diese Gebote haltet, dann wird es Euch gut gehen. (es gibt noch andere Interpretationen, aber das ist erstmal die unumstittendste ;) )
Der Islam dagegen sieht sich in erster Linie als Glaubensgemeinschaft, um die man sich aktiv bemühen muss, und die Minimalvoraussetzung dafür ist die Einhaltung der fünf Säulen.
Ich werde sie einmal im Einzelnen durchgehen, dann kannst du selbst entscheiden:
- Glaubensbekenntnis: Im Islam ist das eine Formel, durch die man Muslim wird - Unter Christen gibt es das gar nicht, das das Leben eigentlich den Glauben bekennen soll. Christliche Kirchen habe das dann eingeführt, um sich von anderen Kirchen zu unterscheiden. Aber es ist kein Zauberspruch, durch den man Christ oder Mitglied einer Denomination wird.
- Gebet: Im Islam ist das das herunterleiern einer festgelegten Formel, die man nicht einmal verstehen muss, da sie auf arabisch aufgesagt wird, und die in einem Ablauf gymnastischer Übungen eingebettet ist - Im Christentum ist das Gebet ein Gespräch mit Gott und an keine Form gebunden. Es keine bestimmte Gebteshaltung. Du kannst sogar im Kopfstand beten. Ich kann das nicht, weil ich keinen Kopfstand kann.
- Fasten: Verzicht auf Essen und Trinken ist für gesunde Muslime im Monat Ramadan von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang vorgeschrieben. Da es anscheinend außerhalb des Wissens Allahs liegt, dass an manchen Gegenden zu manchen Zeiten die Sonne überhaupt nicht auf- oder untergeht mussten dann menschliche Sonderregelungen getroffen werden. Ob das an dieses Fasten anschließende abendliche Fressgelage gut ist, lasse ich dahingestellt - Für Christen ist Fasten zu jeder Zeit möglich und kann auch den Verzicht auf viel mehr umfassen. Die Festlegung gewisser Kirchen auf bestimmte 'Fastenzeiten' und 'Fastengebote' hat mit dem Christentum nichts zu tun, sondern ist auf die Übernahme heidnischer bzw. jüdischer Rituale zurückzuführen.
- Sozialabgeben: Muslime, die nicht hoch verschuldet sind oder unter dem Existezminimum leben müssen 2,5% (die Zahl schwankt ziemlich in den einzelnen Gruppen) den Armen geben - Die Bibel wendet sich aber entschieden gegeen solche Kaufmannsentscheidungen, sonder legt einfach fest, dass Gott einen fröhlichen Geber lieb hat.
- Pilgerfahrt nach Mekka: Sie ist für jeden Muslim, der es sich leisten kann einmal im Leben vorgeschrieben - Bei Christen gibt es keine vorgeschriebenen Pilgerreisen. Wenn die verreisen wollen, wenden sie sich an Neckermann oder einen anderen Reiseveranstalter.
Die Zehn Gebote sind aber viel umfassender. Das Verbot der Begierde kommt z.B. in den fünf Säulen überhaupt nicht vor und widerspricht dem Islam als solchem.
Nein.
Die 10 Gebote stehen als solche in der Bibel und gelten im Juden- und Christentum als die einzigen Gebote, die direkt von Gott in dieser Form gegeben wurden. Alles andere sind menschliche und daher zeitgebundene Gesetze (mosaische usw.).
Die 5 Säulen stehen nicht als "5 Säulen" im Koran. Sie stehen zwar als Empfehlungen oder Gebote dort (wobei nie von fünfmaligem täglichen Gebet die Rede war), aber unter anderen. Sie wurden von den "Gelehrten" später herausgepickt, komplettiert und zu den wichtigsten erklärt. Also zu den "5 Säulen".
Nachtrag: Man könnte die 5 Säulen - und die ganze Sunnah - mit der Kirchenlehre vergleichen, die zusätzlich zur Bibel von den verschiedenen Kirchen erstellt wurde.
@oelbart: Eine Quelle dafür, dass sie in Juden- und Christentum als einzige direkte Gottesworte gelten? Das ist die Lehre dieser Religionen selbst, bzw. das Resultat ihrer Exegesen.
Das unterscheidet ja die Bibel vom Koran: Dass sie nicht als direktes Diktat Gottes verstanden wird, sondern als eine Sammlung von Erzählungen und Glaubensbezeugnissen über Gott.
Ausser in der Erzählung über die 10 Gebote: hier spricht Gott in Ich-Form. Er kündigt sich mit Rauch und Donner an und wendet sich an das Volk Israel, stellt sich vor "Ich bin der Herr, dein Gott...." und zählt dann seine Gebote auf. Ausserdem hat er sie - gemäss der Bibel - höchstpersönlich in Stein geritzt und diese "Schriften" Moses übergeben! Eindeutiger geht's ja nun nicht.
Während Sätze wie "der Herr sprach zu Moses" wieder wie Erzählungen aus dritter Hand formuliert sind. Ganz abgesehen davon, dass der Ausdruck "Herr" in der Bibel nicht immer eindeutig ist, unsere biblischen Ahnväter scheinen mit der Vergabe der Titulierung "Herr" ziemlich grosszügig umgegangen zu sein. So lief Abraham bei den Eichen von Mamre, als er drei Männer sah, diesen entgegen, warf sich vor ihnen nieder und betitelte sie mit "Herr" (Einzahl!)
Auch kommt in der Bibel der Ausdruck "10 Worte" in Bezug auf die 10 Gebote explizit vor, während der Ausdruck "5 Säulen" im Koran nicht erwähnt wird.
Aber ich bin kein Bibelexeget. Wenn du's detaillierter wissen willst, wende dich an die jüdischen und christlichen Exegeten, die werden dir nuanciert erklären, nach welchen Kriterien sie die Texte in "göttliche Botschaft", "menschliche Glaubensbezeugnisse" und andere Kategorien einteilen.
Hast Du dafür eine Quelle? In Levitikus steht über den meisten Absätzen "der Herr sprach zu Mose", selbst an den Stellen, in denen es um das Öl für den Leuchter geht (Kapitel 24)